SLEEPINGODSLIE: Interview mit David

01.01.1970 | 01:00

SLEEPINGODSLIE sind ein gutes Beispiel für eine Band, die zwar die Musikgeschichte nicht neu erfindet, indem sie jedoch Reggae, Rock, Punk und Metal auf ihre unnachahmliche Art und Weise in ihren Sound integrieren, sich in einer noch nicht ausgetretene Nische einnisten. Das Besondere bei ihrer aktuellen CD "Phlegma" ist, dass es an jeder Ecke knallt, aber auch Platz bietet für ruhige Momente, um so die Intensität des berühmten Laut/Leise-Schemas auf ein hohes Level zu führen.

Zeitwechsel. Exakt eine Woche vor Heiligabend, genauer gesagt am 17.12., klingelt zu bester Tagesschauzeit um 20 Uhr der Hörer und am anderen Ende der Leitung ist David "donpablo" Eggersh, der mir bestens aufgelegt Rede und Antwort steht. Wobei es auch von meiner Seite her gereicht hätte nur ein paar Stichworte einzustreuen, denn der Redefluss des Mannes ist ungebrochen, quasi der "KING DIAMOND des Crossovers", was aber immer noch besser ist, als die Antworten einzeln aus der Nase zu ziehen. Aber lest selbst.


Tolga:
Wie sind bisher die Reaktionen auf euer Album? Was ich bisher so im Internet überflogen hab, hat sich recht gut angehört.

David:
Mehrheitlich super! Also, wir haben damit überhaupt nicht gerechnet. Die Meisten sind ja eher so die Webzines, ja. Das ist überraschend super ausgefallen, klar gibt's da immer ein paar, die nicht soviel damit anfangen können.

Tolga:
Das ist normal.

David:
Aber wir haben da in Italien einen Verriss. Der Chris, unser Gitarrist, der kann zwar ein bisschen Italienisch und hat es im Internet durch babelfish gejagt, und das war einer, der ist so richtig abgegangen. Der meinte so ungefähr, das wäre der letzte Dreck! Aber, mei, ich sag jetzt mal, im Schnitt neun von zehn Reviews sind geil, also, was will man mehr!

Tolga:
Ich finde es ganz interessant, i.d.R. sind wir bei Powermetal.de mit Reviews ein bisschen schneller. Die beim Rock Hard fanden euer Album auch ganz gut.

David:
Rock Hard war ganz gut und Visions war auch ganz okay. Die gingen so ein bisschen drauf ein, so nachdem Motto: "Schauen wir mal, ob die überhaupt noch ne Platte rausbringen, mit dem Mix der nicht gerade schubladenfreundlich ist". Am Ende kann es einen sogar noch adeln, wenn man sagt, wir sind nicht so tief in einer Schublade drin und unterliegen auch nicht irgendwelchen Trends oder so. Und das fand ich eigentlich am Ende ganz okay, dafür dass sie recht verhalten sind, was metalangehauchte Musik angeht oder so. Alles in allem echt super!

Tolga:
Visions ist ja eh so ein spezieller Fall, also, von daher…

David:
(Lacht) Immerhin haben wir's nicht an die Spex geschickt. Entweder man hätte den Artikel überhaupt nicht verstanden, hätte sich gefragt "Was ging denn dem jungen Herren durch den Kopf", oder sie hätten es halt zerrissen. Keine Ahnung, vielleicht wär's auch ein Versuch wert. Aber jetzt schauen wir erst einmal, wie auf herkömmlichem Wege alles vorangeht.

Tolga:
Eure Info war klein, aber fein. Da stand ja auch, dass die Aufnahmen zu eurer CD unter einem schlechten Stern standen. Wie konntet ihr euch denn, trotz der Rückschläge, motivieren die Aufnahmen doch durchzuziehen, denn ihr habt ja noch neben euren "normalen" Jobs nachts aufgenommen.

David:
Genau so. Das war der Vorgänger zu der Platte, das war ja so ein Vier-Track-Demo. Und, ähm, da hieß es damals schon irgendwie: "Wow, das wird der totale Bringer!" Und kam in Hände, sag ich mal, der unteren Chargen der Musikindustrie. Und wie's in diesem Business so ist, es wird halt wahnsinnig viel gelabert. Ein fiesestes Namedropping findet statt, mit den Dingen "Leute kümmert euch nicht drum, ich kenn den Blablabla, weißt du, immer nur Vornamen. Man kennt den nicht, sagt sich "Wer ist denn das schon wieder? Ja, der hat den Soundso abgemischt und den kontaktier ich mal." Wir haben die ganze Zeit nachgefragt: "Wollen wir jetzt mal nicht schauen, das wir damit ein Deal rankriegen." Dann hieß es immer: "Nee, nee, lass uns mal machen!" Und so hat es sich echt über Jahre hingezogen. Ich meine, es war auch eine gute Schule, du hast halt gemerkt, dass im Grunde genommen auf gar niemanden Verlass ist. Sie haben uns gesagt: "Ja, das wird so ein GUANO APES-Ding!" Wir am Anfang noch, leicht händereibend: "Vielleicht kommt ja doch noch irgendwie der Tag in dem wir nicht mehr in unsere regulären Jobs gehen müssen." Kam natürlich nie und am Ende ist es auch wunderbar so. Trotz allem waren wir so genervt: "Wir haben Material und wollen damit jetzt raus." Und dann ist uns ja zum Glück Silverdust noch zuvorgekommen, und das sind eigentlich diejenigen, die uns nochmal in den Arsch getreten haben.
Wir haben das ganze Packet mal versucht alleine unter den Mann zu bringen: Alleine Auftritte ranzukarren usw. Das kannst du neben der Arbeit nicht machen, bei einigen von uns auch Familie und so, da kam nicht viel zusammen. Jetzt haben wir das ja alles unter Dach und Fach. Jetzt haben wir jemanden, der sich darum kümmert. So diese ganzen kleinen Erfolge; obwohl, auf dem Summer Breeze 2004 damals spielen zu können, war schon mal der Hammer! Wir haben jetzt so mit unseren Füßen gescharrt um endlich mal dieses Ding rauszubringen. Ich weiß nicht, was da hätte passieren müssen, damit wir unsere Motiviation verloren hätten. Ich glaub, es hätte eigentlich nie stattgefunden.

Tolga:
Ist ja schon recht löblich! Ich hab euch damals auf dem SUMMER BREEZE zum ersten Mal gesehen und in meiner Einleitung geschrieben, dass es meiner Meinung nach ein nicht so erfolgsgekrönten Auftritt war, weil die Publikumsreaktionen waren ja ein bisschen mau…

David:
(Lacht) Yo!

Tolga:
…war ja neben der unchristlichen Zeit, auch die Komplexität eures Songmaterials. Wie bewertet ihr im Nachhinein euren Auftritt auf dem SUMMER BREEZE, und haben noch andere Gründe eine Rolle gespielt, warum das Publikum nicht so abging?

David:
Nee, ich glaub, da hast du's ziemlich gut getroffen, also das Review war eh ziemlich geil, weil es sehr viel getroffen hat. Wir dachten uns eh schon, jemand mit der Scheibe, der das kurz reviewt, also ich hab auch mal für ein Webzine Sachen rezensiert. Es kommen da Momente, da hast du tatsächlich fünf bis zehn Minuten Zeit, und dann schiebst du die Platte rein, und die ist einfach nicht dazu da sie kurz reinzuschieben und zu verkonsumieren. Und wenn der Bekanntheitsgrad höher wäre, dann würden auch auf jeden Fall wirklich mehr Leute drauf abgehen. Unsere Quote auf Konzerten ist auch nicht wirklich groß. Wir haben ja total oft Konzerte, wo wir nicht Headliner sind, und das ist ja auch noch so ein Ding mit unserem Sound: Zu wem passen wir denn? Wir kommen dann zu einer Punkband, zu einer Metalband oder zu irgendeiner Band, die ein totales Brett fährt, ja, und dann wir vorher. Es ist kein Wunder, dass die Leute da stehen und fragen: "Was ist das denn?". Und dann ist es so eine Sache mit der Stimme, entweder du magst sie oder du magst sie nicht.

Tolga:
Ist ja mit vielen Bands so.

David:
So ging's mir ja z. B. damals mit KYUSS, die hab ich ja vergöttert bis zum Wahnsinn. Und da hab ich die das erste Mal gehört, dachten ich mir: "Wäh, was heult denn der hier so rum?". Zweite Mal angehört: Wow, Hammer! Seitdem natürlich Die-Hard-Fan von denen. Und so von dem Schema wird es recht ähnlich sein, was z. B. die Stimme angeht. Wie du sagst, wir schreiben Musikgeschichte nicht neu, dass wir jetzt musikalisch total kompliziert wären, aber so einfach machen wir es dann auch wieder nicht, indem wir von den Klischees weg gehen oder von einem großen Klischee. Und somit ist es halt schwierig. Andererseits macht es einen, wie ich schon vorhin sagte, unabhängig von Trends. Bei der Flut von Metalcore oder dem ganzen Gothic-Zeug, naja, das wird auch wieder weg sein. Wie es damals mit Death Metal war, wo wir es gehört haben und man jetzt merkt: "Aha, jetzt kriechen sie alle aus ihren Löchern und nehmen wieder irgendwelche Alben auf, oder Best-Of oder so, weil erst jetzt wieder die Zeit dafür reif war. Da wollen wir uns jetzt über die Grenzen hinwegsetzen und das auch nicht aus Berechnung, sondern weil es aus einem rauskommt, das ist eigentlich das Schöne dabei.

Tolga:
Ich habe in meiner Rezi eure Musik folgendermaßen beschrieben: "Der Sound von PEARL JAM gepaart mit Reggaegesang, den Beats und Schreiattacken von RAGE AGAINST THE MACHINE und zu guter Letzt der Intensität von TOOL."
Kannst du mit der Umschreibung eures Musikstils was anfangen und wenn nicht, wie würdest du jemandem, der noch keinen Song von euch gehört hat, euren Stil umschreiben?

David:
Das ist immer die fiese Frage! Mit der Beschreibung kann ich größtenteils sehr viel anfangen. Sagen wir mal so: Am Ende räkel ich mich, weil es mir schon schmeichelt. Wenn man jetzt sagt okay, es sind nicht irgendwelche Kackbands, es sind auch noch Bands, die ich mag, kann ich super damit leben. Nur ist es so, wenn man sich die ganzen Reviews anschaut, es hört jeder was anderes.

Tolga:
Klar, natürlich!

David:
Es ist eine Palette, wo wir tatsächlich manchmal dasitzen und lachen müssen, aber jetzt nicht böse, sondern: "Ach was, du vergleichst es damit, da wäre ich nie drauf gekommen!" Wie würde ich es umschreiben, das ist echt schwierig, ich will ja nicht ins Schwallen abgleiten. Ich sage mal, wir spielen Rock mit Einflüssen von blablabla. Ansonsten kann ich dir da gar nicht viel sagen, ich halte es immer schön einfach, die Leute sind danach eh verwirrt genug und haben sowieso keinen Plan, was wir da machen. Also sagst du dann: Rock und bisserl Metal, bisserl Punk, bisserl Reggae ist da noch drin und dann ist da noch ist ein bisschen da und da drin und die Leute sind genauso schlau wie vorher.

Tolga:
Kennst du ANODYNE-29, weil ich aktuell zwei Sachen von denen hatte?

David:
(Total euphorisch) Ja, ja, ja, ja, ja! Die hatte ich auch mal für ne Rezi. Das war in so einer DVD-Box drin.

Tolga:
Ich wollte eigentlich die da reinschreiben, aber da die nicht soo bekannt sind… Aber damit würde ich's auch schon fast vergleichen.

David:
Die gehen da schon ran, wobei die den Reggae wirklich noch mehr reinbingen, ich würde sogar sagen, schon fast besser. Ich mach Ragga! Ragga-Ragga, im Sinne von schulgenauer Raggamusik. Was ja bei uns passiert ist, dass ich ja den Sound wahnsinnig gern höre, so ziemlich als einziger in der Band. Und dann versuche ich einen leichten Kompromiss reinzubringen, dass unser Gitarrist Chris nicht anfängt zu schreien: "Oh, Gott, bitte, Reggae? Was soll denn das?" Sondern, dass ich da subtiler was einstreu. Aber so in die Richtung auf jeden Fall.

Tolga:
Da kann ich das Inti schreiben, dann ist euch beiden geholfen.

David:
Ja, auf jeden Fall. Den gönn ich es auch voll!

Tolga:
Um nochmal auf die CD zurück zu kommen: Mein persönliches Highlight auf der CD ist 'Higher Grounds', das mit einem wirklich genialen Riff anfängt und auch sonst ist es schwer bei dem Stück ruhig sitzen zu bleiben.

David:
Hehe. Cool!

Tolga:
Ohne Spaß. Als ich das Lied gehört habe, dachte ich: Hammer! Haben sich Songs herauskristallisiert, die ihr im Nachhinein anders aufnehmen würdet oder seid ihr zufrieden, so wie es ist?

David:
Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich denke mal schon, dass die anderen eine ähnliche Meinung haben. Ich kann damit voll und ganz leben. Es ergeht Bands meistens so, wenn sie im Studio sind, das Ding schon zum tausendsten Mal gehört haben: Die kotzen ab! Mir persönlich z. B. geht's so, ich kann es mir immer wieder anhören. Jetzt nicht, weil ich mir darauf einen runterhole. Nee, es ist echt ein feines Ding. Klar, haste ein bisschen mehr Kohle, könntest du natürlich da und dort ein bisschen mehr rausholen. Aber für das, was wir so zur Verfügung hatten, ist es genial, also anders mag ich es gar nicht mehr haben.

Tolga:
Die meisten Bands, die frisch mit nem Album fertig sind, haben auch nicht diesen Abstand, aber im Nachhinein mosern sie alle rum.

David:
Hier und da auf jeden Fall, z. B. bei der Stimme, wenn du genau hinhörst, wirst du ein paar Unterschiede von einem Lied zum anderen hören. Irgendwann mal hatte ich einen rauen Hals, dann merkst du so, wenn du ne Tages-Session gemacht hast irgendwie von Mittag an bis zum Abend, hörst du dann im Studio wieder "Fuck, die Stimme ist wieder rauer geworden!". Aber am Ende hat es sich immer eingefügt! Bei dem Lied, wo die Raue hingehört, war sie dann auch rauer, aber auf natürliche Weise. Und somit mag ich mich da gar nicht beschweren. Ich bin ja nicht Goldkehlchen oder so. Von meiner Seite aus: wunderbar!

Tolga:
Um nochmal auf die Texte zu sprechen zu kommen, das eine, wo es sich herauskristallisiert hat, war z. B. bei 'War Song', was offensichtlich ein Anti-Kriegs-Lied ist. Und was ich auch recht gut fand war, dass du dich auf dem Summer Breeze gegen Nazis ausgesprochen hast, gerade wenn man andere Festivals wie das WFF sieht, die haben ja jetzt nicht mehr so, aber früher hatten die schon Probleme damit. Kannst du mir vielleicht ganz kurz erklären, wovon die übrigen Songs handeln? Sind die eher persönlicher Natur?

David:
Es ist eine Mischung, die sind schon sehr persönlich, aber es sind Erfahrungen, wo ich davon ausgehe, dass die andere Menschen auch gehabt haben. Ich halte es eigentlich eher generell, z. B. bei 'Babylon', wo ich sage, die Welt mag sich uns ziemlich scheiße darstellen, am Ende ist die Welt wunderbar und man möge doch dankbar sein in unserer westlichen Welt groß geworden zu sein, weil wir es nicht so hart haben wie andere.
Dann hast du 'Higher Grounds'. Ich hab mich ne Zeit lang sehr mit Religion auseinandergesetzt. Ich bin nicht getauft und somit des Teufels knusprige Beute und hab halt mal eine Zeit lang wirklich mal geschaut, was wird hier gesagt, was wird da gesagt.
Oder 'Forever Gone Today' handelt davon, wenn eine Beziehung vorbei ist oder es kann auch der Tod einer Person sein. Sie ist zwar weg, aber nicht für immer. Am Ende bleibt vielleicht eine schöne Erinnerung oder eine gute Freundschaft.
'Knows Everything' ist auch so eine Sache, wo ich in Indien und Marokko unterwegs war, und gesehen hab, wie die Ärmsten der Armen mit den Dingen klar kommen. Die dann immer sagen: "Gott weiß halt alles"! Und ich mit meiner nichtreligiösen Erziehung beneide sie schon fast darum, weil es einem wahnsinnig die Schwere wegnimmt.
Es geht um die Kraft, die in den Leuten drinsteckt, dessen sie sich total selten bewusst sind. Es geht um Leute, die sich sehr klein machen, also auch mir inklusive im Alltagsleben. Aber im Grunde ist man ein sehr starker Mensch.
'Deep Inside' zu guter Letzt ist dann auch so ein bisschen gesellschaftskritisch.

Tolga:
Was noch in eurer Info stand, so hab ich's zumindest verstanden, dass die Plattenfirmen aus euch die deutsche Antwort auf KORN formen wollten.

David:
Das war in der Zeit nach dem Demo.

Tolga:
Wie lief das da genau ab?

David:
Wir wurden hin- und hergereicht. Es hieß irgendwann mal BMG (Bertelsmann Music Group, d.Verf) hätte eventuell Interesse. Dann kam von BMG die Frage "Na gibt's denn in der Band einen Süßen, so'n Ladykiller?" Kein Chickmate in der Band - also uninteressant! Bei den anderen kam dann irgendeine ganz komische Person, die uns in so schwarze Ledermäntel reinstecken und uns schwarze Dreadies verpassen wollte, so ne Art "Metal-Boy-Group". Es wurde immer grotesker. Am Ende war wirklich die mit den Ledermäntelchen und einer Weste unten drunter. Das sollte sowas wie ne Mischung aus "bärtig und schick" sein. Völlig daneben!
Das war dann auch noch ne Person, die von der Musik überhaupt keinen Plan hatte. Aber wir dachten uns: "Hey, die texten so krass auf, die werden uns schon was ans Land ziehen können." Genauso lief das dann immer. Irgendwelche Klischees, in die man versucht einen reinzustopfen. Das geht halt einfach nicht!
Ich hätte vielleicht noch eher Konzession gemacht. Hätte gesagt: "Wisst ihr was, wenn ich mir aussuchen kann, was ich anziehe, dann zieh ich's auch an. Also schickt mich in irgendwelche Läden und ich lauf da rum und hab da immer ne neue Jacke oder was." Z. B. mit dem René, mit dem der's aufgenommen hat, dem Bassisten, geht gar nicht. Der sagt: "Du spinnst ja. Ich zieh mich so an wie ich mich anziehen will." Das sagen am Ende die anderen auch alle. Und ist ja auch völlig richtig so. Klar geht's um Verkauf, aber man ist ja noch realistisch. Ich weiß nicht, ob ich LINKIN PARK sein werde und sein will! Ich will ja auch nicht irgendwann den Spaß an dem ganzen Ding verlieren.

Tolga:
Habt ihr zur Zeit das nächste Album in Planung oder legt ihr zur Zeit die Priorität auf Konzerte?

David:
Jetzt muss erst mal die Priorität auf Konzerten liegen. Also auf jeden Fall ist angepeilt, dass wir Ende des Jahres wieder ins Studio gehen, aber bis dahin können auch wieder tausend Sachen passieren. Somit gehen wir's erst mal, was die Aufnahme angeht, piano an. Peilen schon was an, schauen aber erst mal, dass wir das Ding bekannt machen mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.

Tolga:
Wie schaut's mit Festivalauftritten im nächsten Jahr aus oder habt ihr einen Supportslot im Auge?

David:
Nee, haben wir nicht! Leider nicht. Die ganze Maschinerie ist zwar am rollen, aber mit dem Releasetermin wurde es auch nix, da ich Papa geworden bin. Der ganze private Schmonsens halt, der einem einen Strich durch die Rechnung machen kann, wenn man einfach abhängig von seinem Job ist. So mit Freiberuflern, drei Stück in der Band. Die müssen auch schauen, der eine hat auch zwei Kinder, die müssen ernährt werden. Da liegt die Priorität!

Tolga:
Stimmt, du bist ja Graphiker, René ist Tontechniker… Du hast ja auch das Cover gestaltet.

David:
Ja!

Tolga:
Ja, ist ja auch ungewöhnlich, was nicht unbedingt heißen muss, dass es negativ ist.

David:
Nö, nö, so nehm ich das auch gar nicht.

Tolga:
Mal was anderes, sonst immer nur Blut und Splatter…

David:
Ja genau, genau. Ziel war das Ganze so indifferent zu halten wie den Sound. Klar behindert das vielleicht schon wieder den Verkauf, aber du schaust es dir an und denkst dir: "Mmh, was ist das?" Vielleicht finden es die Leute um so interessanter, vielleicht haut es andere Leute einfach nur weg!

Tolga:
Ich hör immer wieder Gepolter im Hintergrund. Bist du zu Hause?

David:
Ich bin daheim. Die Katzen freaken nur gerade rum.

Tolga:
Ich bin dann auch schon am Ende angelangt und wollte fragen, ob du deinen Fans noch was mitzuteilen hast, außer dass sie eure Homepage besuchen, eure CD kaufen und eines eurer Konzerte besuchen sollen?

David:
Auf jeden Fall würde ich den Leuten nahe legen sich bisschen mehr die Münchner Szene näher anzuschauen. Sind zwar sehr undergroundig alles, man hört ja sehr selten, dass etwas aus München kommt, aber es sind so schöne, tolle und krasse Bands hier, dass ich jedem nur raten kann, vielleicht auf http://www.southbase.de zu schauen, das ist so ein Internetportal für Hardcore, Punk und solche Mucke. Da kann man ein bisschen rumstöbern, was es für Bands aus München gibt, die sind einfach unterstützenswert. Auf jeden Fall!

Tolga:
Spontan fällt mir ALEV ein!

David:
(Ein bisschen verwundert) Oho!

Tolga:
Die haben auch auf dem Summer Breeze gespielt.

David:
Ach, ALEV! ALEV zum Beispiel.

Tolga:
Die waren halt ein bisschen mainstreamiger, so ein bisschen eine rockigen Version von ALANIS MORISETTE. Bei den gingen die Leute gleich ab, weil das ging gleich ins Ohr.

David:
Das sind so welche von denen, die ein bisschen mehr gepusht werden. Meine Message zusammengefasst ist: "Unterstützt die kleinen Bands, ohne die gäb's die großen nicht."

Eine sehr schöne Abschluss-Message, die man ohne jegliche Widerworte stehen lassen kann. Wir haben uns danach noch ein bisschen weiter unterhalten, u. a. über seine Lieblingsband KYUSS, die er damals auf dem DYNAMO verpasst hat, die Reunion von OBITUARY, dass die kleinen Festivals uns eher zusagen als die megagroßen Events, und und und...
Als Resümee kann man sagen, das ich selten ein so entspanntes Interview geführt habe, und wenn der Rest der Jungs nur halb so sympathisch ist wie David, dann gönne ich ihnen den Erfolg voll und ganz. Für wen Scheuklappen ein Fremdwort darstellen oder das Glück hat, demnächst die Jungs auf Tour zu sichten, sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen. Und falls ihr Probleme mit ihrer CD habt: Lasst euch nicht entmutigen, denn das Teil lässt sich nicht nebenbei verkonsumieren, sondern braucht ein paar Anläufe, bis es "zündet".

Redakteur:
Tolga Karabagli

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