SODOM: Listening-Session zu "Decision Day"

29.06.2016 | 12:09

Am Abend zuvor waren Tom Angelripper und Co. noch die Headliner des Rock Hard Festivals, am Folgetag luden sie ausgewählte Redakteure ins Maritim Hotel nach Gelsenkirchen ein. Der Grund war ein besonderer, denn SODOM präsentiert an diesem Tag die ersten Kostproben des am 26. August via SPV erscheinenden Albums "Decision Day". Natürlich war die Band vor Ort, um nach einem kleinen Plausch und dem einen oder anderen Bierchen samt anwesender Redaktionsschar ins nunmehr 14. SODOM-Album zu hören.

Gleich zu Beginn – es werden fleißig Getränke bestellt – fällt allen das für SODOM-Verhältnisse ungewöhnliche Artwork ins Auge, das "Decision Day" ziert. Der "Another Perfect Day"-ige, "Bomber"-eske und "Orgasmatron"-mäßige Charme kommt dabei nicht von ungefähr, wurde dieses imposante Artwork doch von niemand Geringerem als MOTÖRHEAD-Pinsler Joe Petagno entworfen. Die äußere Verpackung stimmt also schon einmal. Man darf sich also nun in den gemütlichen Sesseln des Maritim Hotels zurücklehnen und sieben der auf "Decision Day" befindlichen elf Songs lauschen.

Mit 'In Retribution' geht es gleich zu Beginn sehr gut los. Bei dieser Uptempo-Nummer keift sich Tom die Kehle aus dem Leib und Berneman die Finger wund, und dank leicht schwarzmetallischem Einfluss wird das Album in eine Ecke gedrückt, die SODOM anno 2016 nur zu Gute kommt.

Der Titeltrack 'Decision Day' folgt als nächstes und spätestens jetzt wird klar, dass Makka vollkommen in seinem Element ist. Mit ungemeiner Spielfreude verprügelt Makka sein Drumkit, als gäbe es kein Morgen mehr. Doch nicht nur seine Arbeit, sondern auch der leichte Hauch von Melodie macht diesen Song zu einem sehr guten Repräsentanten für das gesamte Album.

Danach folgen mit 'Caligula' und 'Who Is God?' absolute Monster, bei denen sich alle Redakteure angucken und zustimmend nicken. Ja, SODOM markiert die Albummitte mit zwei astreinen Hits, deren markante Refrains man trotz der ungemeinen Härte und Aggressivität nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Schnell, schneller, SODOM.

'Strange Lost World' hingegen ist eine Nummer, die wohl erst nach dem zweiten oder dritten Anlauf richtig zündet, sich dann aber als kleines Albumhighlight herauskristallisiert. Unaufhaltsam und brutal bahnt sich dieser Brecher seinen Weg, abermals keift Tom wie in ganz jungen SODOM-Tagen und nicht nur hier fällt auf, dass einige "Obsessed By Cruelty"- und "Persecution Mania"-Parallelen wohl kein Zufall sind.

Über den Titel 'Vaginal Born Evil' wurde im Vorfeld ein wenig geschmunzelt, doch aufgrund Kompromisslosigkeit einerseits und der sachten Melodie und dem prägnanten Refrain auf der anderen Seite mausert sich auch dieser Song zu einem absoluten Ohrwurm. Hier gibt es feinste SODOM-Kost, die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart kommt nicht nur hier zum Vorschein.

Und auch der Abschlusstrack 'Refused To Die' hat es in sich. SODOM verabschiedet sich auf diesem Album mit einem großen Knall und einem noch größeren Song. Ein leichter "M-16"-Flair ist auch hier nicht zufällig, und obwohl das Dreigestirn hinsichtlich Härte einen halben Gang zurückschaltet, prägt sich der durch und durch coole Abschluss tief in die Denkmurmel. Auf "Decision Day" regiert also nicht nur die faustdicke Schwere und Brutalität, sondern auch die Abwechslung, die den anwesenden Redakteuren unheimlich gut zu gefallen scheint.

So sind zumindest die Kostproben, die wir in mundgerechten Häppchen serviert bekommen, eine absolute Wohltat und zeigen SODOM in beeindruckender Form. Wenn die restlichen Stücke, zu denen sich auch 'Sacred Warpath', der Titelsong der 2014er EP, gesellt, auch nur annähernd dieses hohe Niveau halten können, darf man sich bei "Decision Day" auf den Thrash-Hammer des Jahres gefasst machen.

Redakteur:
Marcel Rapp

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