THOBBE ENGLUND: Interview mit ihm persönlich

09.03.2018 | 08:12

Auf der faulen Haut ruht sich Workaholic THOBBE ENGLUND definitiv nicht aus. Denn nur ein knappes Jahr nach seinem letzten Studioalbum folgte mit "The Draining Of Vergelmer" direkt der nächste Streich des ehemaligen SABATON-Musikers. Dieser stand uns auch in einem kurzen Gespräch Rede und Antwort, in dem es natürlich primär um seinen aktuellen Rundling geht.

Doch trotz der Tatsache, dass THOBBE ENGLUND schon ein erfahrener Hase im Musikbusiness ist, ist ihm die leichte Nervosität hinsichtlich der Taten, die da folgen, doch ein wenig anzumerken. "Ich bin unheimlich aufgeregt hinsichtlich des Releases des neuen Albums, langsam kommt alles zum Ende." Man könnte schon fast meinen, dass die Tage im Leben eines THOBBE ENGLUND 48 Stunden haben. Denn anstatt sich auf seinen Lorbeeren, die der Vorgänger vom Baum schüttelte, auszuruhen, gibt es gleich den nächsten Schlag, doch das Multitalent aus dem hohen Norden hat dafür eine recht einfache Begründung. "Eigentlich hat mein Tag 56 Stunden, hehe. Aber Spaß beiseite - ich befinde mich im regelrechten Inspirationsflow und habe natürlich jetzt auch viel mehr Gelegenheit zum Reflektieren. Jetzt, wo ich nicht mehr 270 Tage im Jahr auf Tour bin, das ist natürlich Balsam für meine Kreativität. Zwar liegt "Sold My Soul" nur ein Jahr zurück, was jedoch nicht heißt, dass ich mit der neuen Platte etwas überstürzt hätte. Ich bin es eigentlich noch nie ruhig angegangen und momentan genieße ich jede einzelne Minute. Meine Tage beginnen mit einer großen Tasse Kaffee und meiner Gitarre, das ist für mich die pure Freude. Und man sollte auch nicht vergessen, dass die großen Bands wie IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST in der guten, alten Zeit auch ein Album im Jahr an den Mann brachten."

Wahre Worte, die der Schwede da an den Tag legt. Und so ließen wir uns auch die Frage nicht nehmen, wie er persönlich sein neues Album - musikalisch und konzeptionell - in sein bisheriges Schaffen im Allgemeinen einordnet. "Ich denke auch, dass das Album ein ziemlich starkes geworden ist - viele Hooks, eine Menge Gitarrenarbeit und schwere Elemente. Mein Ziel war es, den Fokus ein wenig mehr auf die Soli zu legen und ein wenig heavier an die Sache heranzugehen. Und thematisch war ich schon immer fasziniert von der nordischen Mythologie und ich dachte mir bei der aktuellen Scheibe, dass ich das einfach aufgreifen müsste. Damals bei meiner alten Band WINTERLONG habe ich sehr viele Texte über Mythologie und Wikinger geschrieben, aber diesmal standen die Planeten derart in einer Reihe, dass ich einfach das beste Album über die Krieger des Nordens erschaffen musste, das ich konnte."

Den langjährigen Fans ist aufgefallen, dass THOBBE ENGLUND nicht das gleiche Album drei-, viermal veröffentlicht, sondern stets kleine Nuancen ändert, immer mit einer anderen Zielsetzung an die jeweilen Arbeiten geht und sich dadurch die Alben in sich unterscheiden. Wir fragten nach seinen Zielsetzungen vor den Arbeiten zum aktuellen Rundling. "Bei "Sold My Soul" wollte ich ein wenig mehr zu den Wurzeln der Heavy-Rock-Musik zurückkehren. Natürlich hatte die Platte auch schon einige Soli, ich habe sie aber damals ein wenig im Zaum gehalten. Da habe ich mich musikalisch sehr viel mit Bands wie RAINBOW, BLACK SABBATH und den alten JUDAS PRIEST auseinandergesetzt. Und bei "Before The Storm" wollte ich sämtliche Regeln über Bord werfen und mich schlicht und ergreifend auf gute Musik fokussieren. Eigentlich habe ich all diese Stücke bereits in den letzten zehn Jahren geschrieben. "The Draining Of Vergelmer" ist nicht wie die beiden Alben in dem Sinne ausgelegt, dass ich musikalisch in der Zeit zurückreise oder Regeln nicht beachte. Ich fokussiere mich auch hier auf richtig guten Heavy Metal mit einer noch moderneren Produktion und schnelleren, lauteren und höheren Ausdrücken."

Heraus sticht vor allem das interessante Artwork, das auch sicherlich eine direkte Verbindung zum Konzept der neuen Scheibe hat, oder Thobbe? "Das Artwork hat mein langjähriger Kumpan Chris Rörland von SABATON entworfen. Es symbolisiert die tatsächliche Entleerung des Lebensbrunnens (Vergelmer). Die Symbolik ist so zu verstehen, wie wir unseren Planeten, unser Land und unseren Boden behandeln, wie wir vergessen haben, die Welt zu ehren, die uns seit Anbeginn der Zeit ernährt. Wir verkauften unsere Seelen für sofortiges Vergnügen in Form von hirnlosem Verbrauch, um das schwarze Loch in unserer Seele zu füllen, das aus dem Gefühl entstand, ohne feste Absicht oder Zielsetzung auf der Welt zu sein."

Wie geht es bei THOBBE ENGLUND nach der Veröffentlichung seiner neuen Scheibe weiter? Wird man ihn mit selbiger dieses Jahr live bewundern können? "Momentan arbeiten wir mit Hochdruck an einer Europatour im Herbst, aber da werden die Informationen sicherlich noch rechtzeitig auf euch zukommen, momentan ist das noch nicht dingfest. Eine Tour durch Schweden war bereits seit längerem bekannt, musste aber leider gecancelt werden. Das war sehr schade. Das Beste daran, Musik zu machen, besteht natürlich darin, die neuen Songs, an denen man saß, auch live zu performen. Von daher hoffe ich sehr, dass das auch bald passieren wird."

So ließ er es sich auch nicht nehmen, mit den Worten "Meine lieben Fans aus Deutschland: Bleibt wie ihr seid! Prost!" uns auch hierzulande zu grüßen. Mit der neuen Platte im Gepäck darf man gespannt sein, wohin die Reise THOBBE ENGLUNDs in den kommenden Jahren gehen wird.

Redakteur:
Marcel Rapp

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