WAKEN EYES: Tom Frelek im Interview

17.11.2015 | 17:14

Das Musikjahr 2015 ist bereits weit fortgeschritten, trotzdem hat auch das letzte Quartal noch einige faustdicke Überraschungen in petto. Eine davon ist das Debütalbum "Exodus" des Prog-Metal-Projekts WAKEN EYES, wobei Initiator Tom Frelek hierfür mit Marco Minnemann, Mike LePond und Henrik Bath einige absolute Größen des Prog-Genres versammelte. Nachdem mich das Album voll und ganz begeistern konnte, hatte ich nun die Gelgenheit mit Tom über die Hintergründe des Projekts, den Aufnahmeprozess und vor allem die Zukunft von WAKEN EYES zu plaudern.

Hallo Tom und als erstes einmal Danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. "Exodus" ist ja gerade frisch auf den Markt gekommen, wie sind die Reaktionen auf das Album von Fans und Presse bisher? Seid ihr zufrieden damit, wie das Album bisher anläuft?

Hallo Tobias, also bisher sind wir mehr als begeistert davon, wie das Album aufgenommen wurde. Sowohl die bisherigen Rezensionen, als auch die Reaktionen der Hörer waren extrem positiv, was uns natürlich stolz macht. Außerdem würde ich gerne die Gelegenheit nutzen, um allen für den Support zu danken.

Bevor wir uns später mehr der Musik von "Exodus" widmen, würde ich gerne wissen, wie ursprünglich die Idee dazu enstanden ist, WAKEN EYES zu gründen?

Ich habe WAKEN EYES gegründet, weil ich es einfach liebe Musik zu machen. Es war schon immer meine Leidenschaft, meinen Gefühlen mit meinem Instrument Ausdruck zu verleihen. Das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, das mit nichts zu vergleichen ist. Gleichzeitig ist die Band allerdings auch das ambitionierteste Projekt, an dem ich bisher beteiligt war, gerade daher bin ich auch so glücklich damit, wie sich das Ganze bis hierher entwickelt hat.

In den ersten Monaten hast du ja ganz alleine am Material gearbeitet, das später zu eurem Debütalbum werden sollte. An welchem Punkt hast du entschieden, dass WAKEN EYES doch mehr werden sollte als ein reines Solo-Projekt?

Schon als ich mit den ersten Arbeiten am Material für WAKEN EYES begonnen habe, wusste ich, dass es kein Solo-Projekt werden würde. Ich bin ja nebenher auch noch in einer rein instrumentalen Band aktiv, doch mit der Zeit fehlten mir einfach die Möglichkeiten, die man mit einer kompletten Bandbesetzung hat. So habe ich dann auch von Anfang an Gesangsmelodien und auch Texte für die Songs verfasst. Ich liebe zwar rein instrumentale Musik (insbesondere Soundtracks), aber gerade bei WAKEN EYES ist der Gesang ein zentraler Bestandteil der Musik.



Mit Marco Minnemann und Mike LePond konntest zwei grandiose Musiker für die Arbeiten am Album gewinnen, die beide geradzu Helden der aktuellen Prog-Metal-Szene sind. Wie schwierig war es, die beiden davon zu überzeugen, bei WAKEN EYES mitzuwirken?

Marco und auch Mike sind absolute Profis und beide extrem nette Menschen, daher war es nicht so sehr das Problem, sie von einer Mitarbeit zu überzeugen. Am Ende mussten sie nur ihren Zeitplan so koordinieren, damit sie sich Zeit nehmen konnten, um die Songs zu lernen und ihre Parts im Studio einzuspielen.

Den Gesang auf "Exodus" hat Henrik Bath übernommen, dessen Hauptband DARKWATER mir bisher vollkommen unbekannt war. Seine gesangliche Leistung ist allerdings absolut herausragend. Wie bist du auf die Idee gekommen, Henrik zu kontaktieren und ihn zur Stimme von WAKEN EYES zu machen?

Also erst einmal muss ich dir zustimmen, Henrik ist ein grandioser Sänger und gerade auf dem Album hat er eine perfekte Leistung abgeliefert. Einfach unglaublich professionell und cool. Auf die Idee Henrik zu kontaktieren, brachte mich ein Freund, der mir einige Platten von DARKWATER empfohlen hat. Ich war sofort begeistert von Henriks Art zu singen und habe mich dann schnell entschieden, ihn zu kontaktieren. Der Rest ist Geschichte.

Da ja alle Beteiligten eigentlich mit ihren Hauptbands sehr aktiv sind, wie haben denn die Aufnahmen stattgefunden? Habt ihr euch überhaupt persönlich getroffen, oder war es mehr ein Kontakt übers Internet, wobei jeder in verschiedenen Studios seine Spuren aufgenommen hat?

Was die Aufnahmen anbelangt, so hat jeder in einem Studio in der Nähe seines jeweiligen Wohnortes aufgenommen. Vorher hatten wir die Songs im Demo-Stadium allerdings bereits so genau ausgearbeitet, dass es nicht nötig war, die Jungs bei den Aufnahmen anzuleiten. Dementsprechend haben wir uns persönlich gar nicht getroffen, aber alle kannten die Richtung, in die es gehen sollte und haben das dann auch so umgesetzt. Marco habe ich allerdings letztes Jahr doch noch getroffen. Er war mit STEVEN WILSON in meiner Nähe auf Tour und wir hatten die Gelegenheit uns nach der Show persönlich kennenzulernen.

Kommen wir aber nochmal zurück zum Album. "Exodus" liefert einerseits technisch tolles Handwerk, du hast es aber geschafft, dass dabei das Songwriting nicht auf der Stecke bleibt. Zwar hört man einige Anleihen an Größen des Genres wie SYMPHONY X oder DREAM THEATER, trotzdem ist es euch gelungen, dem Ganzen einen ganz eigenen Sound zu verpassen. Was sind denn für dich persönlich die größten musikalischen Einflüsse?

Erst einmal Danke für das Lob! Die grundlegende Idee war es, ein wirklich ehrliches Album zu machen. Das Endergebnis ist dementsprechend dann auch eine Mixtur aus den Bands, die mich in der Vergangenheit beeinflusst haben. Dabei sind meine persönlichen Einflüsse sehr weit gefächert. Das Spektrum geht von Klassik wie Mozart oder Chopin, über Filmusik von James Newton Howard oder Danny Elfman, bis hin zu eher klassischen Rock- und Metalbands wie JIMI HENDRIX, DEEP PURPLE, METALLICA, IRON MAIDEN, KANSAS, STEVIE RAY VAUGHAN oder SAM COKE. Außerdem wären da dann noch die progressiveren und härteren Metalbands wie PAGAN'S MIND, IN FLAMES, DREAM THEATER, SYMPHONY X oder RUSH, deren Musik mich auch beeinflusst hat. Ich glaube ich könnte ewig mit dieser Liste weitermachen, aber das würde den Rahmen hier sprengen.

Die Musik für "Exodus" hast du ja praktisch im Alleingang komponiert. Wie sieht es denn mit den Texten aus? Stammen die Lyrics auch aus deiner Feder, oder hat auch Henrik Ideen beigesteuert. Außerdem würde mich interessieren, ob es ein textlichen Konzept zur der Platte gibt?

Der Großteil der Texte stammt von mir, wobei Henrik und ich bei zwei Songs auch zusammengarbeitet haben. Aber auch bei den bereits fertigen Lyrics hat Henrik natürlich seine Ideen eingebracht. Er hat hier und da einzelne Phrasen abgeändert oder auch mal einige Textzeilen ergänzt, sodass der Text am Ende zur Melodie passte, die uns für die jeweilige Passage vorschwebte.
Was das Konzept angeht, so dreht sich das gesamte Album um die Themen Angst und Furchtlosigkeit. Eigentlich beschäftigt sich jeder Song direkt oder indirekt mit dem Thema Angst, egal ob es dabei um die Angst geht, die von den Medien und der Regierung verbreitet wird, um die Angst vor menschlichen Bindungen oder um die Angst vor der Umsetzung der eigenen Träume. Ich denke, dass dies ein wichtiges Thema ist, mit dem sich jeder, was auch mich mit einschließt, täglich auseinandersetzen muss. Das sorgt dann dafür, dass die Hörer einen direkten Bezug zum Thema haben, was mir sehr wichtig war.

Da ich selbst auch Gitarrist bin, muss ich die nächste Frage einfach stellen. Wenn ich mir dein Gitarrenspiel genauer anhöre, dann würde ich darauf tippen, dass John Petrucci ein großer Einfluss für dich war, einfach weil eure grundlegenden Ansätze sehr ähnlich sind. Liege ich da richtig, oder gibt es für dich persönlich andere Gitarren-Helden?

Da hast du auf jeden Fall recht! John Petrucci ist ein großer Einfluss für mich. Seine Melodien und seine präzise Alternate-Picking-Technik haben mich zu dem Gitarristen gemacht, der ich heute bin. Ich habe Tage mit dem Studium von "Six Degrees Of Inner Turbulence" und "Metropolis Pt.2: Scenes From A Memory" [beide von DREAM THEATER - TD] verbracht.
Aber es gab für mich auch andere Einflüsse. Als ich ungefähr 14 Jahre alt war, waren vor allem Kirk Hammet und Slash meine Vorbilder in Bezug auf die Lead-Gitarrre. Aber je älter ich wurde, umso mehr Musik habe ich für mich entdeckt. Eine lange Zeit waren dann vor allem technische Gitarristen wie Paul Gilbert und Joe Satriani meine großen Helden. Aber ich liebe auch Jorn Viggo von PAGAN'S MIND. Er ist ein grandioser und extrem melodischer Gitarrist, der eigentlich viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt gegenüber den großen Namen des Genres.

Jetzt wo das Album bereits seit einigen Wochen auf dem Markt ist, würde ich gerne wissen, wie es um die Zukunft von WAKEN EYES bestellt ist? Gibt es schon Pläne für einen Nachfolger? Und wenn ja, möchtest du auch weiterhin mit der aktuellen Besetzung zusammenarbeiten oder siehst du WAKEN EYES eher als ein Projekt mit wechselnder Besetzung?

Ich denke, dass es einen Nachfolger geben wird, da ich aktuell bereits wieder an neuer Musik arbeite. Sofern es der Zeitplan von uns allen zulässt, würde ich auch gerne wieder mit der gleichen Besetzung zusammenarbeiten. Sollte das allerdings nicht möglich sein, dann wird man über Besetzungswechsel nachdenken müssen. Aber das wird die Zeit zeigen. Aktuell läuft alles hervorragend und wir genießen jetzt erst einmal die Reaktionen auf den aktuellen Longplayer.

Damit sind wir auch schon am Ende angekommen. Ich möchte mich nochmal bei dir bedanken und überlasse die letzten Worte wie immer dir. Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchtest?


Erst einmal vielen Dank für das Interview, es hat mir viel Spaß gemacht. Ich denke, dass die Leser auf jeden Fall ein Auge auf unsere Facebook-Seite haben sollten, denn wir haben in den kommenden Wochen noch einige Überraschungen vorbereitet. Und vielleicht haben wir in ein paar Monaten sogar noch Größeres zu verkünden. Ansonsten: "Keep on shreddin'!"

Redakteur:
Tobias Dahs

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