WITHOUT FACE: Interview mit Juliette

01.01.1970 | 01:00

WITHOUT FACE schicken sich aus ihrer Heimat Ungarn an, die Welt mit ihrer musikalischen Mixtur aus Gothic, Progressive Metal und Thrash zu erobern. Ob die noch junge Band das schaffen wird, wird die Zukunft zeigen, aber schon jetzt verrät Sängerin Juliette so einiges über die Band, das aktuelle Album "Deep Inside" und die momentanen Zustände in der ungarischen Gothic- und Metalszene. Viel Spaß beim Lesen.


Kathy:
Da WITHOUT FACE in Deutschland noch ziemlich unbekannt sind, würde ich dich zuerst gerne bitten, euch und euren musikalischen Hintergrund vorzustellen.

Juliette:
WITHOUT FACE ist eine Goth-Prog Metal Band mit jeweils gleichwertigen männlichen und weiblichen Vocals. Unsere Band-Karriere begann so 1997-98, aber erst seit 2001 sieht es wirklich so aus, dass die Ziele, die wir uns gesteckt haben, nicht unerreichbar sind und dass wir, wenn wir nur hart genug darum kämpfen, alles erreichen können, was wir gerne wollen. Wir haben mit großartigen Band wie THE KOVENANT, THE GATHERING oder ANATHEMA gespielt, aber natürlich war das Beste, was uns passierte, unser Vertrag mit dem Label Dark Symphonies und der Re-Release unseres Albums "Deep Inside" am 10. Dezember.
Wir sind jetzt nur noch sechs Bandmitglieder, da einer unserer Gitarristen nach Belgien umziehen musste, und nach langer Zeit erfolglosem Suchens nach einem Ersatz für ihn gaben wir auf und beschlossen, das Line-Up so beizubehalten. Somit setzen sich WITHOUT FACE nun wie folgt zusammen: Sasza - Keyboards, Süto - Drums, Roomy - Gitarren, Ákos - Bass, Andras - Gesang und ich, Juliette, ebenfalls Gesang.

Kathy:
Warum habt ihr den Bandnamen WITHOUT FACE gewählt? Hat er eine spezielle Bedeutung?

Juliette:
Zuerst werde ich dir die wahre Geschichte erzählen :-) : Unser Drummer sah den Film "Man Without Face" (oder sowas in der Art) (wohl "Der Mann ohne Gesicht" mit Mel Gibson, Anm. d. Verf.), und als er beim Vorspann den Titel auf dem Bildschirm sah, dachte er, was für ein genialer Bandname das doch wäre..., und so wurde er es dann auch.
Die andere Geschichte ist, dass wir niemals als Goth oder Power oder wie auch immer stilisierte Band abgestempelt werden wollten. Wir wollten niemals hören: die sind wie THE SISTERS OF MERCY oder KING DIAMOND oder DREAM THEATER oder sonstirgendwas. Klar, auch wir haben unsere Einflüsse, aber wir haben schon immer unseren eigenen Stil kreieren wollen. Wir sind "without face" - "ohne Gesicht". Wir denken, dass dieser Name die Farbenfreude und Vielseitigkeit der Musik, die wir machen, am gelungendsten wiedergibt und wir auch keinen besseren Namen hätten finden können.

Kathy:
Hat jemand von euch vor WITHOUT FACE schon bei anderen Bands mitgespielt?

Juliette:
Ja, aber das war nichts Ernstes..., wir alle waren in diversen anderen Bands bevor WITHOUT FACE entstand, aber dies ist die erste Band, die wir wirklich als solche fühlen können. Vorher haben wir in Thrash-, Grind Core-, Jazz- und Stoner-Bands gespielt, aber wie ich schon erwähnte, das war alles nichts Ernstes.

Kathy:
Lass uns über euer Debüt-Album "Deep Inside" sprechen: Es wurde bereits im Juni 2000 veröffentlicht, warum wurde es Ende 2001 nochmal re-released?

Juliette:
Im Jahr 2000 wurde das Album nur in Ungarn veröffentlicht und wurde im Ausland weder promoted noch verkauft. Aber wir wollten es überall erhältlich machen, da wir denken, dass das Album wirklich klasse ist und der ganzen Welt gezeigt werden sollte. Wir möchten Leute in der ganzen Welt erreichen und ich hoffe, dass unsere Musik jedermanns Herz erreichen wird, der diese Art von Musik mag. Als 2001 unser Vertrag mit Hammer Music Prod. auslief und wir neu bei Dark Symphonies unterschrieben (diese Zusammenarbeit ist mittlerweile ebenfalls beendet worden, da WITHOUT FACE erst vor wenigen Tagen einen Deal bei Elitist Records unterschrieben haben, Anm. d. Verf.), dachten wir daran, "Deep Inside" zu remastern und einen CDR-Part und ein neues Cover hinzuzufügen. Das Label mochte die Idee, und so haben wir es dann auch schließlich gemacht.

Kathy:
Wie seid ihr seinerzeit an ein amerikanisches Label wie Dark Symphonies herangekommen?

Juliette:
Wir haben halt nach einer Plattenfirma gesucht, und wir haben wie verrückt Päckchen mit Demos an viele Labels in vielen Länder geschickt. Aber überall gab's die gleiche Antwort: "Eure Musik ist wirklich toll, aber wir vertreiben solche Musik nicht. Sorry! Viel Glück!" Aber da wir eine Band sind, die niemals aufgibt, machten wir weiter und verschickten noch mehr unserer CDs, bis wir schließlich eine sehr nette Antwort von Erika von Dark Symphonies bekamen. Sie erzählte, dass sie unser Album wirklich lieben würde und man sehr glücklich wäre, uns unter Vertrag zu nehmen. Und das waren wir natürlich auch!

Kathy:
Eure Musik ist eine Mischung aus Gothic-, Progressive- und Thrash-Elementen. Wer von euch ist denn fürs Komponieren verantwortlich, wer schreibt die Songs und die Lyrics?

Juliette:
Wir schreiben die Musik immer gemeinsam. Jeder bringt seine Ideen mit ein, und wir fügen sie dann zusammen, ich denke, dass dies die Musik auf ihre Art und Weise einzigartig macht. Alle von uns haben verschiedene Vorstellungen was ein (musikalisches) Thema angeht, und so kann es in manchen Fällen vorkommen, dass am Ende das gesamte Thema total anders aussieht bzw. sich ganz anders anhört als am Anfang! Ein paar der Texte auf "Deep Inside" hat Andras geschrieben, aber normalerweise schreibe ich die Lyrics, besonders beim neuen Material.

Kathy:
Da wir gerade von euren Lyrics sprechen: Sie sind nicht unerheblich beeinflusst von Autoren wie Poe, Lovecraft und Longfellow. Warum? Liebt ihr alle diese Art der fantastischen und düsteren Literatur?

Juliette:
Nein, nicht alle von uns, ich glaube, nur Andras und ich mögen diese Schriftsteller. Was wir beide an ihren Werken lieben, sind natürlich die Geschichten, aber ich denke, das Wichtigste für uns ist die Atmosphäre dieser Texte, dieses Gefühl, das und packt und inspiriert. Sie lassen unsere Seelen erschaudern, und wir wollen dieses Schaudern, diese tiefsitzende Furcht, in unserer Musik wiedergeben. WITHOUT FACE hat sich seit den Anfängen immer damit beschäftigt. Diejenigen, die Poe oder Lovecraft lesen, die werden wissen, was ich meine. Wenn sie sich "Deep Inside" anhören und dabei genau dieses gleiche Schaudern fühlen, dann können wir sagen, dass wir unsere Arbeit gut gemacht haben.

Kathy:
Bezieht der Albumtitel "Deep Inside" sich somit auf eure Texte, da sie sich ja wie schon angesprochen alle um die menschliche Psyche, Emotionen etc. drehen? So, als wäre man "deep inside" - "tief drinne" - in den Gedanken einer Person?

Juliette:
Ja, absolut. Die menschliche Psyche ist ein zentrales Thema in den Lyrics. Oder, um genauer zu sein, handeln sie vom Kollaps der Psyche, wenn man nicht mehr weiß, ob das, was man sieht, Traum oder Realität ist, wenn man am Rande des Wahnsinns steht, aber noch nicht vollkommen dem Irrsinn verfallen ist... . Ein simpler Wahnsinn, aber einer der Art, der Angst auslöst, die Angst, die im Menschen verborgen liegt, auch in dir und in mir...

Kathy:
Die CD enthält auch einen Videoclip von euch, und zwar zu dem Song "I And I". Wo habt das Video gedreht und warum habt ihr euch gerade diesen Song für einen Clip ausgesucht?

Juliette:
Wir haben es in unserer Heimatstadt gedreht, im Theater, eine Nacht lang. Wir haben diesen Song ausgewählt, da, als wir nach dem beenden der Studioaufnahmen etwa 20 bis 30 Leuten das Album vorspielten, 98% davon meinten, "I And I" wäre der beste Song und wir dazu ein Video machen sollten, da dieses Stück am besten zeigt, was für eine schizophrene Band wir doch sind :-).

Kathy:
Gibt es einen Musiksender in eurem Heimatland Ungarn, der dieses Video auch spielt?

Juliette:
Ja, das Video wird konstant von den ungarischen Musiksendern gezeigt.

Kathy:
Wie steht es mit eurem zweiten Album, wann wird es voraussichtlich fertig sein und wie wird es sich anhören?

Juliette:
Wir werden am 18. Januar ins Studio gehen. Ich denke, dass das neue Material wirklich aufregend ausfallen wird. Es wird etwas härter und komplexer als "Deep Inside" sein, aber auch etwas weicher an bestimmten Stellen, möglichst vielschichtiger und auch besser komponiert. Zwar werden wir auch weiterhin den Gesangsstil von "Deep Inside" verwenden, aber wir experimentieren zusätzlich noch mit vielen neuen Dingen. Trotzdem werden die neuen Songs auch echte WITHOUT FACE-Songs sein.

Kathy:
Was kannst du uns über die ungarische Metal- und/oder Gothic-Szene erzählen?

Juliette:
Ich denke, wir haben viele gute Bands. Ich wünschte, dass ungarische Metal-Bands besser promoted werden könnten, denn es warten hier so viele tolle Bands auf hilfreiche Labels. Glücklicherweise gibt es immer mehr und mehr Gruppen, die ihr Glück im Ausland versuchen, und viele von ihnen haben Erfolg damit. Da gäbe es z.B. SEAR BLISS, die sind jetzt auch bei einem amerikanischen Label, oder EVENSONG, sie waren bei der Plattenfirma Displeased, aber sie warten weiterhin auf größere Möglichkeiten. Zu den Labels: Es gibt nur wenige, die sich mit dem Underground abgeben, und sie kümmern sich auch nicht gerade um Möglichkeiten im Ausland..., sie promoten die Bands auch nicht wirklich, das schmälert deren Möglichkeiten, da die meisten Gruppen kein Geld haben, um ihre CDs selbst zu promoten. Aber zum Glück gibt es viele großartige Fanzines, für deren selbstlose Hilfe wir sehr dankbar sind.

Kathy:
Wie du schon am Anfang erzählt hast, habt ihr bereits mit Bands wie THE KOVENANT, ZEROMANCER, THE GATHERING und ANATHEMA zusammengespielt. Gibt es eine bestimmte Band, mit der ihr 2002 gerne Touren würdet?

Juliette:
Die Entscheidung, mit wem wir touren werden, liegt bei unserem Label, aber es gäbe wirklich sehr viele Bands, mit denen wir gerne gemeinsam auf Achse gehen würden.

Kathy:
Werdet ihr auch in Deutschland spielen?

Juliette:
Ja, natürlich würden wir gerne eine komplette Deutschland-Tour machen oder auf Festivals spielen..., wir hoffen, dass wir das bald können!

Kathy:
Was sind eure weiteren Pläne für das Jahr 2002?

Juliette:
Wie ich schon erwähnte werden wir am 18. Januar für einen Monat ins Studio gehen, um unser neues Album aufzunehmen, welches wohl im späten Frühling unter dem Namen "Astronomicon" veröffentlicht werden wird. Und im Sommer würden wir gerne auf vielen Festivals und Konzerten spielen, wir erhoffen eine Tour... .

Kathy:
Habt ihr abschließend noch irgendwelche speziellen Wünsche für die Zukunft?

Juliette:
Nichts Spezielles, nur viele Konzerte spielen, Touren, Reisen,..., das ist alles!

Kathy:
Vielen Dank für das Interview.

Redakteur:
Kathy Schütte

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