WOLFEN: Interview mit Andreas von Lipinski

26.06.2018 | 13:18

Hungrig wie Wölfe nur sein können. So könnte man Andreas von Lipinski, seines Zeichens Frontmann von WOLFEN, durchaus beschreiben. Mit "Rise Of The Lycans" steht ein sehr ambitioniertes und forsches Stück Metall in der Pipeline und wartet nur darauf, von der hungrigen Meute verspeist zu werden. Dass manche Wege zum Ziel durchaus steinig sein können und manchmal der Platz für die volle Ausbreitung toller Ideen nicht reicht, erklärt uns der WOLFEN-Sänger im folgenden Interview.

Andreas, schöne Grüße aus dem nicht so weit entfernten Grevenbroich und vielen Dank für das Interview. Bevor es ans Eingemachte geht: Wie geht es euch und wie ist die Stimmung im WOLFEN-Lager?

Hi, die Stimmung ist in der Tat sehr gut, denn nach viel Vorbereitungsarbeit bzgl. Merch, Coverentwurf usw. ist jetzt alles am Start, die Platte kann kommen und wir können es kaum erwarten, wieder auf die Bühne zu kommen.

Seit eurem letzten Album "Evilution" sind knapp vier Jahre ins Land gezogen. Gib uns doch ein kleines Update, was in der Zwischenzeit so passiert ist.

Oh, das würde wahrscheinlich den Rahmen hier sprengen, ich versuche es mal kurz zu halten: Nachdem unsere letzte Scheibe "Evilution" sehr gut angekommen ist und wir eine äußerst erfolgreiche Europatour mit GRAVE DIGGER beendet hatten, war das Ziel, die erarbeitete Anerkennung zu nutzen und sofort nachzulegen, nachdem wir 2014 bis Anfang 2016 fast 50 Gigs gespielt hatten. Wir hatten Anfang 2016 schon drei neue Songs fast fertig, merkten aber schnell, dass innerhalb der Band nicht mehr das gleiche Feuer brannte wie während der Tour.

Zu allem Überfluss verließ unser Drummer Holger nach vier Alben die Band, er wollte sich halt mehr seiner Stoner-Band und vor allem seiner anwachsenden Familie widmen. Es macht keinen Sinn mehr zusammen zu arbeiten, wenn nicht alle an einem Strang ziehen.

In Siggi Grütz hatten wir jedoch schnell Ersatz gefunden, er hatte uns damals schon mal auf einer Tour ausgeholfen, jedoch ist sein Druming ein vollkommen anderes als Holgers: weniger technisch, dafür viel druckvoller und präziser. Das verändert natürlich auch das Songwriting, aber wir machten uns wieder an die Arbeit um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Aber es wäre nicht WOLFEN, wenn nicht wieder neue Steine auf unserem Weg auftauchen würden: Zum einen wurden einige Festivals abgesagt, die wir zwischenzeitlich spielen wollten, die für unser Weiterkommen sehr hilfreich gewesen wären. Zum anderen wollten wir nun Anfang 2017 endlich alle Songs fertig machen, als unser Gitarrist Björn krankheitsbedingt ausfiel und zusätzlich eine Menge privater Probleme bei ihm auftauchten. Daraufhin verließ auch er die Band.

Die Suche nach einem neuen Gitarristen war erstaunlich kurz, ich glaube, Andy war der Zweite, den wir antesteten. Damals haben wir noch nicht geahnt, was für ein Glücksfall und Bereicherung er für unsere Band ist. Naja, zuerst hieß es dann: Das ganze Liveprogramm draufschaffen, bevor wir an neuem Material arbeiten konnten.

Euer neues, nunmehr sechstes Studioalbum hört auf den klangvollen Titel "Rise Of The Lycans". Steckt ein spezielles Konzept oder eine besondere Geschichte hinter dem Album oder einigen Songs, die du uns nicht vorenthalten möchtest? Im Promo-Schreiben war die Rede von einer 4-Track-Utopie-Story.

Schon während der GRAVE DIGGER-Tour hatte ich die Idee für ein Konzeptalbum. Die komplette Geschichte war bereits fertig in meinem Kopf nach Ende der Tour. Während des Songwritings merkten wir, dass diese Geschichte den Rahmen sprengen würde und Platz für drei Alben benötigte. Außerdem hätten wir uns musikalisch zu sehr auf die einzelnen Textelemente konzentrieren müssen. Das wäre dann alles zu konstruiert gewesen. Und man hätte auch viele ruhige Passagen usw. einbauen müssen. Gerade nach dem ganzen Frust hatten wir nur Lust einfach drauflos zu ballern, hehe.

Trotzdem haben wir uns darauf geeinigt die Story auf vier Songs ansatzweise zu verewigen: "The Genesis Project" besteht nun aus 'Rebirth Of The Regulators', 'Genetic Sleepers', 'Science & Religion' und 'New World Order'. Ganz grob geht es um Religionen, Menschheitsschöpfung und Schöpfer aus dem All, die auf der Erde, einem ihrer Projekte, mal ein bisschen aufräumen. Sowas kann einem auch ohne Drogen einfallen.

Als wir das jetzige Cover fertig hatten, wollten wir das Album eigentlich schlicht "Wolfen" nennen, haben das dann jedoch verworfen, weil es ja doch schwierig ist, wenn der geneigte Fan das Album im Internet oder sonstwo sucht. Da wir auf jedem Output ein Wolfthema hatten, bot sich diesmal einfach der Titel "Rise Of The Lycans" an. Was jedoch keiner auf dem Schirm hatte, war, dass es einen "Underworld"-Film genau mit dem Titel gibt, was wir jedoch zu spät gemerkt haben. Im Grunde ist das auch egal, weil der Titel ja wirklich eine Art Wiedergeburt unserer Band ist.

Wie lange habt ihr insgesamt an der neuen Platte gearbeitet und worin unterscheidet sie sich deiner Meinung nach musikalisch vom Vorgänger "Evilution"?

Auf Grund der personellen Veränderungen innerhalb der Band hatten wir dann letztendlich nur ca. 30 Probetage zusätzlich der Zeiten, die jeder zu Hause damit verbracht hatte. Das klingt zwar kurz, aber wir waren immer gut, wenn wir unter Druck standen, nur dann klingt ein Album aus einem Guss. Das war damals mit "The Truth Behind" genauso wie mit "Evilution". Man fängt einfach mehr die Situation oder Gemütslage der Band ein.

Man könnte eigentlich sagen: Jetzt klingt WOLFEN so, wie die Band klingen muss. Ich denke, dass die Grenze zwischen Power Metal, Thrash Metal und Heavy Metal aufgehoben ist, wo wir sonst schon mal etwas seltsam klangen. Durch die Vermischung der Genres ist jetzt eine unglaublich frische, zackige Scheibe entstanden, selbst wenn viele Songs recht lang sind. So empfinden die meisten Leute sie eher als kurzweilig. Nach den ganzen steinigen Wegen der letzten vier Jahre hätte ich selber nicht dran gedacht, dass wir so ein spielfreudiges Album in nur so kurzer Zeit einzimmern, was jedoch vor allem an den Einflüssen von Andy liegt, und natürlich unserer timingfesten Drummaschine Siggi.

Seit eurem Debüt "Don't Trust The White" ist sehr viel passiert. Wie glaubst du hat sich der WOLFEN-Stil in all den Jahren - 19 an der Zahl - verändert und ist zu dem geworden, den wir heute mit "Rise Of The Lycans" kennen?

Das ist als Beteiligter immer schwer zu beantworten. Es ist natürlich unglaublich viel passiert, gerade auch personell in einer so langen Zeit. Im Grunde klangen wir auf jeder Scheibe anders, aber trotzdem immer nach WOLFEN. Der Unterschied zum neuen Album ist, dass Frank und ich uns diesmal alleine musikalisch durchgesetzt haben - natürlich mit dem Input von Andi, der aber irgendwie musikalisch wie die besagte Faust aufs Auge gepasst hat.

Wie konnten sich Andy the wicked und Drummer Siegfried in die Arbeiten und das Songwriting für die neue WOLFEN-Platte integrieren?

Ohne die beiden wäre so ein Album wohl nicht möglich gewesen. Andi hat einen Song komplett alleine geschrieben und bei allen anderen war er genauso beteiligt. Bei Siggi war es so, dass wir seinen Stil ja nun kannten und wir die Songs schon ein wenig auf ihn zugeschnitten haben. Daraufhin hat er auch in Rekordzeit die Tracks im Studio eingetrümmert.

Auf der Platte habt ihr auch einen namhaften Gast an Land ziehen können. Kam die Zusammenarbeit mit GRAVE DIGGER-Chris nach der gemeinsamen Tour vor einigen Jahren zustande?

Im Grunde halten wir gar nicht so viel von Gastauftritten, weil wir uns einfach nicht mit bekannten Namen schmücken wollen. Aber als ich den Text bzw. die Gesangsmelodie für 'Timekeeper' arrangiert habe, fiel mir sofort die Stimme von Herrn Boltendahl ein, da diverse Textpassagen wie für ihn gemacht schienen.

Außerdem bin ich mit Chris schon seit fast zehn Jahren privat befreundet ohne irgendwelche musikalischen Hintergründe. Da ich aber auf den letzten drei GRAVE DIGGER-Scheiben die Backings und die Chöre gesungen habe, war es mal Zeit für eine Revanche.

Wie wird es nach "Rise Of The Lycans" weitergehen? Videoclips und/oder eine ausgiebige Tour geplant?

Also am 22. Juni kommt das Album auf CD und Digital Download, ich denke im Juli dann als Doppel Coloured Vinyl. Wir hatten leider keine Zeit und Kohle für ein vernünftiges Video. Es wird jedoch ein Promo-Video von 'Genetic Sleepers' geben und später dann doch nochmal ein professionelleres. Ab Juni haben wir dann erstmal acht Shows und nächstes Jahr werden bestimmt noch 10-15 Shows dazukommen.

Andreas, damit wäre ich mit meinen Fragen auch am Ende. Dir noch einmal ein herzliches Dankeschön und viel Erfolg mit "Rise Of The Lycans". Möchtest du noch etwas an unsere Leser richten?

Erstmal vielen Dank für euer Interesse und an alle Metal-Fans da draußen: Unterstützt mehr Underground-Festivals und lokale Gigs, da bekommt man in der Regel für wenig Geld viel mehr geboten. Und unterstützt eure Local Heroes und kauft deren Merch und Tonträger, damit die Metalszene nicht stirbt. Es sind noch eine Menge geile Bands da draußen, die ihr entdecken könnt. Und kauft euch die neue WOLFEN-Scheibe, hehe.

Redakteur:
Marcel Rapp

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