Wir, die Szene - Zu Besuch in der "Rangierbar Flörsheim"

17.05.2019 | 23:28

Mit dieser Rubrik möchten wir all den verschiedenen Menschen eine Plattform bieten, die einen aktiven Beitrag zu unserer florierenden Metal-Szene leisten, ohne dabei selbst im Rampenlicht zu stehen. In den Gesprächen mit unseren Redakteuren plaudern viele illustre Persönlichkeiten aus dem Nähkästchen und versorgen euch mit so manchen interessanten und witzigen Anekdoten als auch Hintergrundinfos und gewähren seltene Einblicke hinter die Kulissen unserer Metal-Welt.

Maggy und Sebastian vom Verein Krake e. V. halten in Flörsheim am Main die Fahne des Metals hoch


Die Gemeinde Flörsheim am Main, im Main-Taunus-Kreis gelegen, ist nicht gerade als Metal-Mekka bekannt und dennoch finden Metalfans direkt am S-Bahnhof eine kleine versteckte Kultstätte, die alles bereit hält, was das Metalherz begehrt: Live-Konzerte und Metal-Karaoke, eine gemütliche Kneipe mit kalten Getränken sowie Rock- und Metalmucke aus den Boxen. An einem Donnerstagabend im April will ich mir mal näher ansehen, was sich dort abspielt.

Direkt im verlängerten Bahnhofsgebäude, dem sogenannten Güterschuppen, befindet sich eine im Jugendzentrumsstil hergerichtete, kleine kultige Kneipe, die mehrfach im Monat vom Verein Krake e. V. für Rock- und Metal-Veranstaltungen genutzt wird. Der Verein mietet die Räumlichkeiten von der Stadt Flörsheim. Dort also bin ich mit den Geschwistern Maggy und Sebastian verabredet, die zum ehrenamtlichen Krake e.V.-Team gehören. Ihr Anliegen ist es, auch abseits der Rhein-Main-Metropole Frankfurt im beschaulichen Flörsheim Raum für Metal- und Rockfans zu bieten sowie Underground-Bands eine Konzertbühne zur Verfügung zu stellen.

In diesem Sinne werden die Türen des Güterschuppens jeden Donnerstagabend für die Veranstaltungsreihe Rangierbar geöffnet, einen Kneipenabend, der die Gäste bei  eher ruhiger Rockmusik zum Quatschen einlädt. Härter geht es dann schon an jedem ersten Freitag und jedem zweiten Samstag eines Monats zu, wenn das Moshpit zu sämtlichen Spielarten des Heavy-Metal-, Hardrock- und Core-Bereichs einlädt. Beim Moshpit kommt die Musik aber nicht nur aus dem CD-Player, sondern samstags auch live von der Bühne.

"Der Verein Krake e. V. hat sich 2013 gegründet", berichtet Maggy, "er ist aus dem Verein Old Company e. V. hervorgegangen. Die Old Company existiert schon seit den 70er Jahren und ist Veranstalter des Flörsheimer Open Airs, eines Festivals, das jeden Sommer stattfindet, seinen Schwerpunkt aber nicht im Metalbereich setzt."

Foto: v. l.: Vereinsvorstand Sebastian, Krake e.V. Mitglieder Jonny und Maggy

Sebastian ergänzt: "Wie das so ist: Wenn es etwas noch nicht gibt, was man gerne haben möchte, macht man es am besten selbst. Wir wollten für Metal-Veranstaltungen nicht immer bis Frankfurt, Mainz oder Wiesbaden fahren."

Die Räumlichkeit im Güterschuppen bietet Platz für etwa 80 Leute. Während die Rangierbar an diesem Abend im April eher bescheiden besucht ist, können sich Maggy und Sebastian über mangelndes Publikum bei den Live-Konzerten nicht beklagen. Auch an interessierten Bands mangelt es nicht. Zumeist bewerben sich Underground-Bands aus dem Rhein-Main-Gebiet, aber inzwischen gibt es sogar auch schon mal eine Anfrage aus dem benachbarten Ausland. "Das mixen wir irgendwie, damit Publikum kommt", erläutert Sebastian, "wenn die Leute eine Band nicht kennen, lockt man sie nicht so leicht hinter ihrem Spotify-Handy hervor." Über den Eintrittspreis wird eine Gage für die Bands erwirtschaftet. "Manche Bands sind überrascht, dass sie überhaupt eine Gage bekommen", lacht Maggy. Bands, die sich für das Moshpit bewerben möchten, finden Infos dazu über die Homepage von Krake e. V.

Unter dem Dach des Moshpits findet darüber hinaus in regelmäßigen Abständen das Burning Burrito Fest statt, das als Indoor Festival bis zu sechs Bands präsentiert. Natürlich gibt es auch Burritos, die von Maggy selbst liebevoll in veganer Variante hergestellt werden. "Läuft gut", grinst Sebastian, "da kannst du jeden mit abholen!"

Ich frage die beiden nach besonderen Schwierigkeiten, die sie als Veranstalter erleben. "Mir fällt es zunehmend schwer, bis morgens um fünf hier Thekendienst zu schieben", lacht Maggy, während Sebastian darauf verweist, dass ein paar jüngere Leute, die das Organisationsteam unterstützen, durchaus willkommen wären. Offensichtlich ereilen den Krake e.V. an dieser Stelle die gleichen Nachwuchssorgen, die viele Vereine haben. Ansonsten blicken Sebastian und Maggy aber ziemlich entspannt auf ihre Aktivitäten. "Beim Equipment sind wir ganz gut ausgestattet", erklärt Maggy. "Ein paar neue stapelbare Stühle könnten wir allerdings gebrauchen", sagt sie und verweist auf einen Tisch mit Stühlen, die noch den Charme der 80er Jahre versprühen. Dann zeigt Maggy mir das Obergeschoss der Räumlichkeit. Dort sind die Wände mit allerlei Metal-Postern verziert. Außerdem gibt es einen Tisch-Kicker und das Deko-Material der letzten Halloween-Party, die unter dem Titel "Haunted - Der Gruselschuppen" in der Rangierbar ausgerichtet wurde.

Wer sich für die Veranstaltungen des Krake e. V. interessiert, kann sich über Flyer und Plakate, aber vor allem über Facebook oder Instagram (#moshpitfloersheim #rangierbarfloersheim) informieren. Aufgrund der doch recht übersichtlichen Größe des Güterschuppens finden in der warmen Jahreszeit keine Live-Konzerte statt. Aber zum Ende des Sommers sollten die Metaller im Rhein-Main-Gebiet wieder die Augen offen halten, um den nächsten Live-Moshpit nicht zu verpassen.

Redakteur:
Erika Becker

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