[SOON] - Interview mit Eric

06.08.2014 | 08:32

Richtig, "Dead-End Street" hat schon einige Monate auf dem Buckel, aber gut Ding will Weile haben. Und ihr habt auch Recht, wenn ihr meint, dass dieses Düster-Werk nicht gerade in den warmen Sonnenstrahl des Sommers passt. Aber dieses lesenswerte Interview möchten wir euch dennoch nicht vorenthalten. Besser spät als nie sprachen wir also mit [SOON]-Sprachrohr Eric über das noch aktuelle Album, dessen Hintergründe und die Zukunft einer der wohl interessantesten Bands, die derzeit (noch) im musikalischen Underground ihr Unwesen treibt.

Hallo Eric. Schön, dass es mit dem Interview geklappt hat, vielen Dank. Wie geht es euch momentan in Anbetracht der "Dead-End Street"-Veröffentlichung vor einigen Monaten?

Momentan liegt die Veröffentlichung von "Dead-End Street" ja schon ein paar Wochen zurück, aber nach wie vor haben wir das Gefühl, dass auf dem Album vieles sehr rund ist. Nach unserer Einschätzung ist uns zum Beispiel die Verbindung von musikalischer Härte und melodischen Elementen auf diesem Album so gut wie noch nie zuvor geglückt.

Trotz eurer bisher zehnjährigen Bandhistorie geistern da draußen noch einige Unwissende herum. Könnt ihr die letzte Dekade von [SOON] noch einmal Revue passieren und die Highlights herausfischen?

Dann versuche ich mal ein paar Eckdaten aus den ersten zehn Jahren [SOON] kurz zusammenzufassen. Unser Gitarrist Lenny und ich haben die Band 2003 gegründet. Wenige Wochen danach haben wir unseren ersten Gig am 31. Oktober gespielt und dieses Datum dann im letzten Jahr kurzerhand zum Band-Jubiläum erklärt! Wir spielen gern und regelmäßig live und sind inzwischen bei weit über 300 Konzerten angekommen. Absolute Highlights waren für uns die Veröffentlichungen unserer insgesamt vier Alben. Im April 2006 ist unser Debüt "End Isolation" erschienen und 2007 dann bereits der Nachfolger "Without A Trace". Bis zum dritten Album ("Lonely Way") hat es dann bis zum Jahr 2011 gedauert. Ende 2013 ist dann unser aktuelles Album "Dead-End Street" veröffentlicht worden. Eure Leser finden übrigens zu allen vier Alben auch Rezensionen auf POWERMETAL.de, wer also mag, kann sich dort gern noch etwas über uns informieren!

Das stimmt! Wie bereits angedeutet, wurde euer aktuelles Album "Dead-End Street" Ende Oktober des vergangenen Jahres auf die Menschheit losgelassen. Ich habe für solch eine triste, düstere Jahreszeit, die der Herbst eben ist, selten einen passenderen Soundtrack gehört. In wie weit habt ihr Mitsprache- bzw. Bestimmungsrecht, wenn es um den Zeitpunkt der Veröffentlichung geht?

Es stand schon länger fest, dass wir im November 2013 unsere erste eigene Headliner-Tournee mit [SOON] spielen würden, insofern war es ein großes Ziel, dass das Album im Oktober in den Läden steht. Wir sind sehr froh, dass das zeitlich alles hingehauen hat (da wir das nur teilweise beeinflussen können). Allerdings hatten ja alle unsere vier Alben bisher eine eher düstere Atmosphäre, sind aber tatsächlich zu völlig unterschiedlichen Jahreszeiten bzw. in ganz verschiedenen Monaten erschienen (April, August, November und jetzt Oktober).

Dabei wird auf dem Album eine enorm dichte Atmosphäre erschaffen. Was war euch bei diesem Album das wichtigste? Die Atmosphäre, die einzelnen Songs oder die Botschaft dahinter?

Wer von euren Lesern seinen Metal düster, melancholisch und gleichzeitig kraftvoll und melodisch mag, könnte in der Tat an der Musik von [SOON] Gefallen finden. Falls jemand dieses Interview liest und noch keinen Song von "Dead-End Street" gehört hat, dann möge er sich doch bitte ein paar Minuten Zeit nehmen und unter www.soonmusic.net/player/ kurz in ein paar Stücke rein hören. Die Songs stehen für uns immer im Mittelpunkt und wir versuchen, jeweils das Maximum aus ihnen herauszuholen. Wenn wir selber irgendwann das Gefühl haben, dass ein Song uns emotional berührt und dabei schlüssig in sich ist, dann sind wir zufrieden damit. Allerdings ist es bis dahin in aller Regel ein längerer Weg, da wir relativ kritisch mit unseren eigenen Ideen sind. Die Atmosphäre entsteht oft im Verlauf dieser Entwicklung. Wir versuchen dabei, Musik und Text möglichst zu einer kompakten Einheit zu verbinden, so dass dadurch jeweils eine bestimmte Botschaft transportiert wird.

Wenn es um Einflüsse geht, kommen mir sofort Namen wie PARADISE LOST, KATATONIA oder auch DEPECHE MODE in den Sinn. Wo siehst du die Einflüsse von [SOON]? Welche Bands haben euch wohl am meisten geprägt und inspiriert?

Mit den Namen liegst Du durchaus richtig. Besonders PARADISE LOST (z.B. das Album "Draconian Times") haben uns sehr beeinflusst, TYPE O NEGATIVE sicher ebenfalls. Parallelen zu DEPECHE MODE sehe ich ausschließlich im Gesangsbereich, [SOON] sind ja eindeutig eine Gitarrenband! Vergleiche mit KATATONIA gibt es immer wieder, allerdings haben wir diese Band deutlich später entdeckt (eher in den letzten Jahren). Neben diesen Bands aus dem Gothic Metal hatten wir allerdings auch immer ein Faible für progressive Metal-Bands (z.B. PSYCHOTIC WALTZ). Zu Beginn haben uns diese musikalischen Vorbilder dazu inspiriert, selber Musik zu machen. Die Songs dieser großartigen, genannten Bands haben uns motiviert, uns unseren eigenen Stil zu suchen, der sich letztendlich als eine Mischung aus diesen Genres beschreiben lässt.

Ich hatte auch das Glück, euer Vorgängeralbum "Lonely Way" zu rezensieren und bemerkte gleich beim jungfräulichen Durchlauf der neuen Platte einen abermaligen Qualitätsschub und eine nicht zu verkennende Weiterentwicklung. Was hat sich zwischen den beiden Veröffentlichungen bei euch wohl am meisten verändert?

Das ist für mich gar nicht so leicht zu beantworten, da ich ja Teil des Systems bin. Es freut mich auf jeden Fall, dass Du eine Weiterentwicklung bei [SOON] erkennst. Wir versuchen tatsächlich, uns weiter zu verbessern, sowohl als Musiker und auch beim Komponieren. Unser Ziel ist es auch, die Musik von [SOON] immer frisch und lebendig zu halten. Ich habe großen Respekt vor Bands, die im Metal-Bereich einen ganz eigenen Stil oder Sound geschaffen haben, in den letzten Jahren waren da für mich GOJIRA ein gutes Beispiel, ein paar Jahre vorher beispielsweise SYSTEM OF A DOWN. Letztendlich sind wir mit [SOON] auf einer musikalischen Reise, und auch wenn wir ganz anders klingen als die beiden gerade genannten Bands, versuchen wir doch auch, einen eigenen, besonderen Stil zu erschaffen. Wenn wir dabei zwischen "Lonely Way" und "Dead-End Street" wieder ein Stück weiter gekommen sind, ist das großartig.

Mit 'In My Memory', 'Still Searching', 'Bitter Cold' und 'A Different Way' stehen meine Favoriten felsenfest. Welche Songs ragen für dich auf dem neuen Album heraus und warum? Welche fassen für dich den besonderen Klang von [SOON] am ehesten zusammen?

Mir gefallen auch 'In My Memory' und 'Still Searching' wirklich gut, allerdings finde ich auch 'Pressure' sehr rund. Nach meiner Einschätzung gibt keinen "Ausfall" auf dem Album (was mir wichtig ist) und das war bisher auch das Fazit der verschiedenen Rezensionen. Für mein Gefühl betont jeder Song auf dem Album spezielle Facetten unseres Sounds. Zum Beispiel sind 'A Different Way' und 'Means To An End' die härtesten Songs auf der CD. Bei dem schon erwähnten 'In My Memory' finde ich den Wechsel zwischen den schweren, schiebenden Strophen und dem sehr fließenden und emotionalen Refrain cool. 'Still Searching' bietet eine extrem atmosphärische Strophe, einen mächtigen Ohrwurm-Refrain und eine überraschende Bridge. Bei 'Pressure' gibt es ebenfalls wieder starke Kontraste mit den Stakkato-Strophen, einer ziemlich schnellen Bridge und einem Refrain mit toller Gitarrenarbeit. Es ist immer extrem schwer, Musik in Worte zu fassen, aber vielleicht konnte ich damit den Klang oder Sound von [SOON] zumindest ein wenig andeuten.

[SOON] legte heuer wie auch in der Vergangenheit großen Wert auf Emotionen und Gefühle. Bist du privat auch eher ein gefühlsorientierter Mensch oder blickst du mit gewissem Abstand auf die Ereignisse rund um die neue Platte?

In meinem Privatleben versuche ich, eine gute Balance zwischen rationalen und emotionalen Momenten zu finden. Ich würde mich schon als gefühlsorientiert bezeichnen, allerdings gibt es im Alltag auch reichlich Situationen, in denen nach meiner Einschätzung eher rationale Entscheidungen notwendig sind. Die Themen, über die ich in den Songs singe, liegen mir sehr am Herzen und sind für mich emotional oft aufwühlend. Freut mich übrigens sehr, dass diese Gefühle beim Hörer offensichtlich ankommen, denn wir wollen unsere Fans natürlich unbedingt emotional erreichen. Ich finde, wenn das mit einem Song gelingt, ist das toll und wir haben unser Ziel erreicht.

Was steht nach dieser Veröffentlichung an? Mit welchen Zukunftsplänen plagst du dich gerade rum?

In den Wochen unmittelbar vor und direkt nach dem Release haben wir Stück für Stück immer mehr Songs des Albums in unser Live-Set integriert. Das war bei den vier Alben jeweils etwas unterschiedlich, aber bis zum Release der aktuellen CD hatten wir tatsächlich noch keinen Song von "Dead-End Street" unseren Fans bei einem Konzert präsentiert. Dann stand ja Ende 2013 auch unsere erste eigene Tour auf dem Programm. Wir hatten zwar bis dahin schon über 300 Auftritte gespielt, aber noch keine eigene Headliner-Tour! Das war erfolgreich und hat uns tierisch Spaß gemacht, so dass es da sicher 2014 eine Fortsetzung geben wird.

Sodann wäre ich auch mit meinen Fragen am Ende und bedanke mich nochmals für eure Zeit und dieses fabelhafte Stück Musik. Die letzten Worte gebühren natürlich dir. Was magst du euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?

Ich würde mich einfach sehr freuen, wenn eure Leser mal in die Musik von [SOON] rein hören und falls ihnen die zusagt, zu einem Konzert von uns kommen. Wir sind bundesweit aktiv, sollten also über kurz oder lang in jedem Bundesland mal wieder vorbei kommen. Für den November ist erneut eine Headliner-Tournee in Planung - haltet gern nach den Terminen Ausschau (z.B. auf unserer Seite www.soonmusic.net oder www.facebook.com/soonfans). Ich hoffe, wir sehen uns!

Redakteur:
Marcel Rapp

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