ALICE COOPER - Bonn

29.06.2010 | 21:28

21.06.2010, Museumsplatz

Keiner meuchelt und stirbt so hingebungsvoll wie Alice!

Montag, Museumsplatz in Bonn. Es ist kurz vor 18.00 Uhr, und vor dem Eingang hat sich schon eine größere Menschenmenge eingefunden. Noch ist der Soundcheck von THE OTHER zu hören, aber kaum ist der vorbei, stürzen schon die ersten Fans nach vorne an die Bühne, um die besten Plätze zu ergattern.

Drinnen schaue ich mich erstmal ein bisschen um und muss auch gleich etwas Geld ausgeben: ein Livemitschnitt des Konzerts auf einem ALICE COOPER-USB-Stick. Mein Gewissen beruhige ich damit, dass ich dann den Bericht besser schreiben kann, weil ich mir die Setlist nicht merken muss. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich nur scharf auf den coolen Stick. Okay, die Musik darauf ist natürlich auch nicht gerade schlecht.

Auf THE OTHER, eine Horror-Punk-Band aus NRW, bin ich neugierig. Bis auf eine kurze Recherche im Internet habe ich von ihnen noch nichts gehört und bin gespannt, wie ihre Musik live so kommt. Ich muss sagen, THE OTHER überraschen mich angenehm. Outfit und Bühnenbild passen gut zur Musik. Die Texte sind teilweise auf Deutsch ('Der Tod steht dir gut' oder 'Hier kommt die Dunkelheit'), und Rod Usher kann mit seiner Stimme überzeugen. THE OTHER sind ein sehr guter Anheizer für Mr. Cooper und bekommen auch eine Menge Applaus.

Umbaupause für das "Theatre Of Death". Schon das Bühnenbanner ist beeindruckend und lässt die eine oder andere Todesart erahnen. Hinter dem Vorhang wird fleißig gewerkelt, und der Platz vor der Bühne füllt sich zusehends.

Endlich ist es so weit. Alice Cooper betritt die Bühne, und alle Reporter stürzen in den Graben. Wir dürfen ausnahmsweise sogar für vier Songs dort fotografieren. Würde man ihm nicht quasi Auge in Auge gegenüberstehen, nichts würde sein Alter verraten. Quirlig wie eh und je absolviert er seine Show. Kaum auf der Bühne hat er sein Publikum auch schon mit 'School's Out' voll im Griff. Vergessen ist die etwas lange Umbaupause, und die Post geht richtig ab. Alice bringt all das, was das Publikum gerne sehen und hören möchte: zum einen jede Menge Hits, eine tolle Show mit ausgefallenen Kostümen und jede Menge Action, zum anderen natürlich schaurig-schönes Gruseln. Egal, ob er durch die Guillotine, den Galgen, per Giftspritze oder durch eine Art Eiserne Jungfrau zu Tode kommt - das Publikum ist begeistert. Danach erscheint er "geläutert", nur um gleich wieder zu meucheln.

Bei 'Poison' gibt es wohl niemanden, der nicht mitsingt, 'Only Women Bleed' singt er unglaublich gefühlvoll, ohne auch nur ansatzweise schnulzig zu wirken. Auch die "Diamantenketten", die er während 'Dirty Diamonds' ins Publikum schleudert, finden reißenden Absatz und 'Feed My Frankenstein' ist natürlich wieder ein richtiger Mitgröler.

Zur ersten Zugabe 'Elected' schwenkt Alice Cooper - schick weiß gekleidet und mit Zylinder - eine deutsche Flagge. Der Textanfang lautet übrigens: "I'm your top prime cut of meat, I'm your choice, I wanna be elected." Hm, ob uns Mr. Cooper damit etwas sagen möchte?

Zum Schluss verabschiedet er sich mit 'School's Out', dabei werden riesige Ballons ins Publikum geworfen und fröhlich durch die Gegend geschleudert. Jedes Mal, wenn sich ein Ballon der Bühne nähert, wird er von Alice mit einem Schwert aufgespießt, und jede Menge Konfetti wird über den Zuschauern ausgeschüttet. Man sollte aber auch nicht seine Band vergessen. Allesamt tolle Musiker, ohne die er solch ein Programm nicht auf die Beine stellen könnte.

Fazit: ein gelungenes Konzerterlebnis, ein fröhliches Publikum und der Wunsch, dass Alice doch noch recht lange sein Unwesen auf der Bühne treiben möge.

Setlist:
Schools's Out
No More Mr. Nice Guy
I'm Eighteen
Wicked Young Man
Ballad Of Dwight Fry
Go To Hell
Guilty
Cold Ethyl
Poison
From The Inside
Nurse Rozetta
Be My Lover
Only Women Bleed
The Black Widow
Vengeance Is Mine
Dirty Diamonds
Billion Dollar Babies
Killer
I Love The Dead
Feed My Frankenstein
Under My Wheels
Elected
School's Out

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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