ALT-J - Köln

15.02.2015 | 22:53

08.02.2015, Palladium

ALT-J ist im Moment der Hype schlechthin in der Schneise zwischen Indie, Pop und Ambient. Vor mit 4000 Fans ausverkauftem Haus stellen die Briten ihr zweites Album "This Is All Yours" vor.

Der Besuch des Konzerts von ALT-J gleicht für mich eher einem Experiment. Ich kenne das Debüt "An Awesome Wave" etwas, habe jedoch keinen Ton der zweiten Platte, dem 2014 erschienenen Werk "This Is All Yours", gehört. Dass das Quartett aus UK so erfolgreich ist und es scheinbar mühelos schafft, die 4000 Plätze des Kölner Palladiums recht schnell auszuverkaufen, hätte ich wirklich nicht gedacht. Zumal man bislang trotz kommerziell sehr gut laufenden Alben keine wirklichen Single-Hits verbuchen konnte, wie bei ähnlichen (und zum Teil kurzlebigen) Indie-Hypes der Marke THE NAKED AND THE FAMOUS, FOALS, BLOC PARTY oder THE XX.

Als ich das Palladium betrete, spielt die erste Band bereits ihren letzten Song. Diese war allerdings nirgendwo angekündigt und ich erfahre auch nicht ihren Namen. Somit geht es für mich erst mit den britischen Indie-Rockern WOLF ALICE los. Der stark an Alternative Rock (JANE'S ADDICTION) und Shoegaze (MY BLOODY VALENTINE) angelehnte Sound ist irgendwie schwer zu bewerten. Zum einen ist die Show total langweilig, weil in puncto Performance und den Song an sich nur wenig passiert. Zum anderen hingegen denke ich, dass diese Langeweile wie auch die wieder aufkommenden 90er Jahre samt Generation-X-Flair Bestandteil der Band sind. Wenn man WOLF ALICE so betrachtet, dann spielen sie ihre dauergelangweilte und desillusionierte Rolle mehr als gut. Erstaunlicherweise hat das Quartett im vorderen Hallendrittel ein paar Fans versammelt, die zwischen den Songs mächtig lärm für die Dame und drei Herren machen.

Als nach einer halbstündigen Umbaupause die Lichter ausgehen und ALT-J die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr. Naja, zumindest was den Applaus angeht. Viel Bewegung wird es heute nicht geben, außer zaghaft tanzende BWL-Studentinnen. Bewegung gibt es auf der Bühne genauso wenig. Hauptaugenmerk der Show ist die absolute geniale Lichtshow. Selten habe ich so eine stimmige, abwechslungsreiche und effektvolle Lichtshow gesehen. Dicke Lichtsäulen im Hintergrund sowie viele LED-Scheinwerfer/-Leuchten über den Musikern tauchen die Bühne von Song zu Song in eine andere Farbwelt. Da habe ich bei manch gestandener Arena-Band schon weniger gesehen.

Auch musikalisch kann mich ALT-J erfreuen. 'Hunger Of The Pine' eröffnet die Show. Die Bühne ist komplett in rot gehüllt und grelles Licht blinkt passend zum Rhythmus des Songs auf. Zwar ist besonders der Opener ein eher zurückhaltendes Stück, dennoch kommt bereits an diesem Punkt Euphorie im Publikum auf. Dem Applaus zufolge ist scheinbar jeder Track der ganz große Hit der Gruppe. Unterschiede in der Lautstärke lassen sich zumindest keine ausmachen - was sicherlich für die Indie-Popper und ihre Karriere spricht. Persönlich freue ich mich besonders über 'Dissolve Me' vom Debütalbum "An Awesome Wave", welches bereits im ersten Drittel des Konzerts zum Besten gegeben wird.

Nach dem ruhigeren 'The Gospel Of John Hurt' verabschieden sich die Briten zum ersten Mal. Nicht einmal 30 Sekunden später stürmt ALT-J erneut die Bühne für eine vier Song starke Zugabe. 'Lovely Day', ein Cover von BILL WITHERS und gleichzeitig Bonustrack von "This Is All Yours", eröffnet das Grande Finale des Gigs, worauf 'Nara' und 'Leaving Nara' folgen. Unter euphorischer Resonanz der Fans geht es dann auch sichtlich dem Ende engegen: Die Lichtshow gleicht einem Sonnenuntergang während ALT-J mit 'Breezeblocks' den letzten Song des gut 75 Minuten langen Sets anstimmt.

Ich muss gestehen, dass ich ohne jede Erwartung an das Konzert herangegangen bin. Am Ende bin ich allerdings mehr als positiv überrascht vom Aufritt von ALT-J, welcher sogar soundtechnisch ungewöhnlich gut und klar war für ein Konzert im Palladium.

Redakteur:
Sebastian Berning

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