AMORPHIS - Jena

10.02.2012 | 10:30

26.12.2011, F-Haus

'Früher war mehr Lametta' – 'Dieses Jahr bleibt der Baum naturgrün...' Stopp jetzt! Wer genug von Family und Glotze hat, bewegt sich an diesem Weihnachtsabend nach Jena. Vorhang auf für AMORPHIS in dieser 'heiligen Nacht'...

Nachdem man sich nun diverse Ententeile und mehrere Male Weihnachten bei Hoppenstedt zu Gemüte geführt hat, wird es am Abend des 26. Dezembers Zeit, die faulen Glieder in Schwung zu bringen. Denn keine anderen als die finnischen Heroen des Melodic Metal AMORPHIS kehren an diesem heiligen Abend im F-Haus in Jena ein und haben ein paar ganz besondere Päckchen auf ihrem motorisierten Schlitten.

Schummrige und verträumte Stimmung verbreitet sich durch die mitgebrachten Supports THE MAN EATING TREE und LEPROUS. Gemütlich machen wir es uns zu Beginn dieser Nordlichtsause mit einigen Überbleibseln von SENTENCED. Ex-Schlagzeuger Vesa Ranta und Ex-Gitarrist Miika Tenkula riefen 2009 diese Formation ins Leben und rockten mit ihr das Land der 1000 Seen. Zugegeben, mit depressiver Stimmung sollte man dieser Band nicht gegenübertreten, doch wer frohen Mutes ist, lässt sich diese Band gut schmecken und wärmt seine Nackenmuskulatur auf.

Etwas rockiger wird es nun mit LEPROUS. Dieses norwegische Paket fesselt gnadenlos, piekst mit seinen Stacheln und wirft uns die Rute um die Ohren. Von rumpelig-rockig bis zu schwer melancholisch kann diese Band leicht der Grund für Stimmungs-schwankungen sein. Leider scheint das thüringische Publikum noch nicht ganz aufgetaut zu sein und lässt mit teils ausdrucksloser Mimik die Supports mehr über sich ergehen, als sie zu genießen. Schade drum, denn an der mangelnden Fähigkeit kann dies gewiss nicht liegen. Wahrscheinlich liegt der Gänsebraten einfach noch zu tief im Magen...

...Zumindest so lange bis die Haupt-Gladiatoren des heutigen Abends die Arena betreten. Das Volk in den ersten Reihen ist völlig geflashed und lässt zum Opener 'Battle of Light' die Haare kreisen. Tomi Joutsen, an diesem Weihnachtsabend bestens gelaunt, tut es seinen Fans gleich und lässt seine Dreads zum lebenden Ventilator werden. Es brettert, es kracht, der Schweiß rinnt schon in den ersten Minuten von der Stirn. So schön kann Weihnachten sein. Der nervige Nachbar wird plötzlich zum Verbündeten der selbigen Interessengemeinschaft und Weihnachten zum Fest der musikalischen Liebe. Ein Album, welches die Fans live nicht völlig zum Ausflippen bringt, wird es bei diesen Finnen hoffentlich niemals geben. So bricht das F-Haus bei Songs der aktuellen Platte "The Beginning Of Times" wie 'My Enemy' oder 'You I Need' völlig in seinen Mauern zusammen. Leidenschaftliche Melodien, gefühlvolle Riffs, tiefgehende Lyrics und beinharte Growls. Ob Tomi Songs der letzten Jahre vorträgt oder auch solche noch vor seiner Zeit – mit der Entscheidung ihn zum neuen Sänger zu ernennen, haben sich AMORPHIS selbst ein Denkmal gesetzt. Eine perfekte Kombination, die abwechselnd für Gänsehaut und Nackensport sorgt.

Der Orgasmus bringende Song 'The Smoke' lässt Glückshormone en masse ausströmen und auch das zwangsläufige Kuscheln mit dem Nachbarn spornt nun noch mehr an. Die Fotographen haben mit fliegenden Haaren der jubelnden Fans zu kämpfen, welche wiederum mit ihren Piercings und den anderen Fans zu kämpfen haben (So ne fremde Haarsträhne im Nasenbrückenpiercing braucht definitiv niemand.).

Weiter wichteln die Jungs mit dem nackenhaaraufstellenden 'Into Hiding', der heute mal wieder seinen Weg auf die Setlist gefunden hat. Erste Sahne und ab dafür! Auch das heroische 'Alone' lässt bei jedem Hören unsagbare Leidenschaft ausbrechen. Kommentarlos hebt das F-Haus ab und schwebt auf verlorenen Träumen und hoffnungsvollen Zukunftsblicken.

Der Zugabenblock hält noch eine weihnachtliche Extrawurst für uns bereit – extra scharf und besonders knackig: Mit dem gigantischen 'Silverbride', dem knisternden 'My Kantele' und dem

Oberkracher 'House Of Sleep' erschallt der Gnadenstoß in die Fresse und der Weihnachtsbaum fällt endlich vom Beistelltisch. Gewonnen hat, wer sich nicht mehr bewegen kann! Und wieder ziehen wir das selbe Fazit wie nach jedem Gig der Finnen: Im Lexikon sollte unter gefühlvolle, extrem belebende und genial komponierte Melodic Metal Band ein Eintrag zu AMORPHIS stehen!

SETLIST AMORPHIS:

  1. Battle For Light

  2. My Enemy

  3. The Smoke

  4. Against Widows

  5. Towards And Against

  6. You I need

  7. The Sky Is Mine

  8. Vurlgar Neerolaty

  9. Into Hiding

  10. Crack In The Stone

  11. Alone

  12. Sampo

 

13. Silver Bride

14. My Kantele

15. House Of Sleep

Redakteur:
Nadine Ahlig

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