ANNIHILATOR, ARCHER NATION - Zagreb

19.11.2019 | 17:10

18.11.2019, Boogaloo Club

Das lange Warten hat sich gelohnt!

Ihr habt es hier vielleicht schon gelesen: ANNIHILATOR live begeistert die Redaktion (zum den Berichten von Frank Jäger und Marcel Rapp). Fast anderthalb Jahre haben wir gewartet, denn die Tour war schon für Ende 2018 angesagt, aber aus diversen Gründen dann verschoben. Zuvor wurden wir Zeugen von zwei fantastischen, ungezwungenenen Rehearsal-Shows im Münchner Backstage, wo wir Gelegenheit hatten, kurz mit den Musikern Archer Nation Zagreb 2019zu palavern, vor allem mit Haarmonster Rich Hinks (AEON ZEN). Dabei haben wir ihnen auch ans Herz gelegt, in Kroatien zu spielen. Et voilá: Hier sind sie, lebendig und livehaftig im Boogaloo Club zu Zagreb. Aber warum ausgerechnet Boogaloo? Der Club hat keinen guten Ruf wegen seiner schlechten Akustik, für manche Einheimische gar ein Grund, gar nicht zu kommen.

Doch der Ruf des Jeff Waters ist lauter und es wird so richtig voll. Die Thrash-Legende lockt wohl alle versteckten Metaller auf dem Balkan aus ihren Löchern. Und anscheinend war ANNIHILATOR schon lange nicht mehr hier. Jeff Waters erzählt während des Gigs von der Tour mit JUDAS PRIEST und PANTERA. Das war am 26. Februar 1991!

Die letzte Stunde des Wartens füllt ARCHER NATION (früher ARCHER). Hier schließe ich mich der Meinung meiner Vorredner in Sachen ANNIHILATOR-Tour an. Die Kalifornier um Frontmann und Flitzefinger Dylan Rose sind ein Garant für guten Heavy Metal, der mich nicht nur einmal an MEGADETH (alle Phasen) erinnert. Die Gitarrensoli sind ganz schön begnadet und werden ähnlich lässig runter gezockt wie von Meister Waters. Zu meiner Freude ist auch der Sound nicht so übel wie erwartet, alles ist gut zu hören, wenn auch etwas zu laut. Das verdirbt mir aber keineswegs den Spaß, auch nicht das etwas schale kroatische Bier. Die Band macht viel Laune und Alarm auf der Bühne und ein kleiner Mob an jungen Bangern hat jetzt schon einen Heidenspaß.

Während der Umbaupause, in der unter anderem alte Klassiker von JUDAS PRIEST und ANGEL WITCH gespielt werden, füllt sich der Club mehr und mehr, also heißt es, sich eine guten Platz zu ergattern. Und dann kommen sie endlich, mit viel Nebel und in blutrotem Licht: ANNIHILATOR. Die Menge ist schon beim ersten Song 'Betrayed' begeistert, und dann feuert Waters sogleich 'King Of The Kill' nach. Das sitzt. Die ganze Band zeigt sich agil, bewegungsfreudig, und Jeffs Mimik ist auch heute noch unvergleichlich. Alles top also?

Eigentlich schon. Jeffs Soundmännern gelingt es, auch in diesem Club einen ordentlichen Klang zu generieren, auch wenn er lang noch nicht optimal ist. Insofern war die reine Hörerfahrung bei den Rehearsal-Shows doch nochmal eine andere. Gut, aber nicht optimal finde ich auch die Songauswahl. Natürlich ist mir klar, dass ANNIHILATOR insgesamt 16 Alben veröffentlicht hat und man dann nicht nur Material der ersten vier bringen kann. Einige der aktuelleren Songs treten auch ordentlich Ärsche. Doch auch Jeff gibt es unumwunden zu: Besser als Anfang/Mitte der Neunziger war er nie und wird es wohl auch nie wieder sein, auch wenn seine aktuelle Band ihn ziemlich tritt, endlich mal wieder einen Klassiker zu schreiben. Vielleicht ja das 2020 erscheinende "Ballistic, Sadistic"? Wir werden sehen. Die größte Freude bereitet uns der Meister aber wie immer mit dem alten Kram, 'Knight Jumps Queen', dem 'Schizos'-Duo und vor allem dem Zugaben-Teil mit den "Alice In Hell"-Evergreens. Hier gibt es auch eine Würdigung des leider früh verstorbenen Randy Rampage. Wir erfahren, dass er 'Alison Hell' nicht mochte, weil es für ihn "Mainstream-Metal" war, wir erfahren, dass sein Liebling auf den Namen 'Burns Like A Buzzsaw Blade' hörte und wir erfahren, dass Duff McKagan (ex-GUNS 'N' ROSES) ein großer Anhänger der ersten ANNIHILATOR-Rampensau war. Apropos: wisst ihr noch, wie der zweite Sänger hieß? Na? Mit ihm geht es nächstes Jahr auf eine Tour, die sich voll und ganz "Never Neverland" widmet. Freuen wir uns? Na klar!

Redakteur:
Thomas Becker

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