Amon Amarth - Hamburg

22.05.2011 | 11:43

18.05.2011, Große Freiheit 36

Ein gelungener Death-Metal-Abend in einer zur Wochenmitte ausverkauften Halle.

Manche Bands brauchen diesen ganzen Trubel nicht – AMON AMARTH touren, veröffentlichen mal eben "Surtur Rising" und touren dann wieder. Kein Hick-Hack, keine Auflösungsgerüchte und die leidige Diskussion, ob sie nun Death Metal, Viking Metal oder Pagan Metal spielen, haben sie selbst beendet mit dem Statement: "Wir spielen Death Metal. Keyboard und Frauengesang kommt bei uns nicht vor. Nur die Textthematik beschäftigt sich mit den Wikingern, nicht die Musik." Und obwohl das neue Werk nichts Neues bietet, die Band aber mit konstanter Qualität besticht, verkaufen AMON AMARTH mal eben die Große Freiheit 36 aus.

Das Vorprogramm mit den Landsmännern EVOCATION kann sich sehen lassen. Das Quintett spielt trockenen, rhythmusbetonten Death Metal und schon laufen die ersten Haarrotoren heiß. Sänger Thomas werkelt mittlerweile eifrig an seiner Matte – die Mähne fällt ihm ab und zu schelmisch ins Gesicht. 'Silence Sleep', 'Angel Of Torment' und Thomas' unermüdliche Anheizversuche brechen schließlich das Eis und der Saal feuert die Truppe an. Es kommt doch recht selten vor, dass fast die gesamte Halle – die auch schon recht voll ist – den Opener derart bejubelt: Das Headbang-Fieber verbreitet sich, auch oben auf dem Rang gehen die Arme hoch. EVOCATION wollen hier auch wirklich was reißen, posen, laufen viel und Thomas klettert sogar auf die hohen Boxen am Bühnenrand. 'Psychosis Warfare' und der Titeltrack des aktuellen Albums "Apocalyptic", sowie das obligatorische 'Tomorrow Has No Sunrise' werden ordentlich, für einen Opener sogar frenetisch abgefeiert.

Darauf folgt ein ziemlich krasser Break: THE BLACK DAHLIA MURDER sind in die amerikanische Core-Ecke einzuordnen. Wie das mit europäischem Death Metal zusammenpasst? Gar nicht. Entsprechend gelangweilt ist auch etwa die Hälfte des Publikums, das altermäßig eine Spanne von bestimmt 40 Jahren umfasst. Doch als Core-Act tut das Quintett, was ein Core-Act nun mal tut: Richtig abgehen, die Fans anheizen, rennen, rennen, nochmals rennen und hüpfen. Das steckt an! Sänger Trevor hätte allerdings gerne sein T-Shirt anbehalten können. Ein paar Menschen segeln schon über die Köpfe der anderen hinweg und ein bisschen geschubst wird auch. Offensichtlich sind mehrere Fans eigens für THE BLACK DAHLIA MURDER angereist. Die Amis treten ordentlich Arsch, überzeugen aber nur Wenige.

AMON AMARTH brauchen nicht mehr viel machen: Das Licht geht aus, die Halle jubelt, die Musiker kommen langsam auf die Bühne. Ein Hit nach dem anderen donnert überdurchschnittlich laut aus den Boxen: Schon der zweite Titel ist das ältere 'With Oden On Our Side', das mächtig abgefeiert wird. Die Schweden sind also doch keine Modeerscheinung, sondern haben sich über die Jahre eine ordentliche Fanbasis erspielt. Der Hit des aktuellen Albums, 'Destroyer Of The Universe', rüttelt den Letzten wach und die Party erreicht ihren Höhenpunkt. Körper segeln durch die Luft, dazwischen fliegen die Haare und auf der Bühne traben AMON AMARTH gemütlich von einem Ende zum anderen.

Die Show hat dadurch zwar Dynamik, richtig steil gehen die Mannen um Sänger Johan Hegg allerdings nicht. Die Performance lebt stärker von den Lichteffekten und dem Nebel: In allen möglichen Farben erstrahlt die Bühne, teilweise blendet das schon zu stark. Johan übt sich ein wenig in Deutsch bei seinen Ansagen – Hamburg sei immer ein gutes Pflaster für AMON AMARTH. Einen Rülpser kommentiert er trocken mit: "Deutsches Bier." Da verzeiht man ihm doch alles! Weiter geht die Party mit dem epischen 'Live For The Kill' und dem Dauerbrenner 'Guardians Of Asgaard'. Selbst auf den Rängen wird geheadbangt, als gäbe es kein Morgen.

Ein bisschen Blasphemie wollen die Schweden mit 'God, His Son And Holy Whore' verbreiten. Das Triple 'Victorious March'/ 'Gods Of War Arise'/ 'Death In Fire' kommt aber weitaus besser an. Dann verlassen AMON AMARTH die Bühne, um mit 'Twilight Of The Thunder God' stark in die Zugabe zu segeln. Obwohl es mitten in der Woche ist, kocht die Große Freiheit 36. Drei starke Auftritte machen den Abend für Viele unvergesslich.

Setlist:
War Of The Gods
With Oden On Our Side
Destroyer Of The Universe
Masters Of War
Live For The Kill
Guardians Of Asgaard
Doom Over Dead Man
Slaves To Fear
God, His Son And Holy Whore
Varyags Of Miklagaard
For Victory Or Death
Victorious March/Gods Of War Arise/Death In Fire
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Twilight Of The Thunder God
Runes To My Memory
The Pursuit Of Vikings

 

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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