BELPHEGOR, SUFFOCATION, GOD DETHRONED, NORDJEVEL, DARKRISE - Zwickau

01.05.2019 | 16:07

20.04.2019, Club Seilerstraße

Bei dieser unheiligen Allianz sind Nackenschmerzen vorprogrammiert.

Über die Osterfreiertage hat es der Metalfan in der Regel nicht leicht. Vor allem in Franken und Bayern, denn da sind solche Späße wie Tanzverbot meistens noch strenger implementiert als in anderen Bundesländern. Aber glücklicherweise ist ja Sachsen nicht weit, denn die Metal Infantry Saxony hat für den Ostersamstag ein äußerst delikates Bandpaket im Angebot. Im Rahmen der "Europe Under Black Death Metal Fire"-Tour sind DARKRISE, NORDJEVEL, GOD DETHRONED, SUFFOCATION und BELPHEGOR derzeit unterwegs, um diverse Bühnen in Schutt und Asche zu legen. Ziel des heutigen Abends ist der Club Seilerstraße in Zwickau, in dem ich schon so manches geile Konzert erleben durfte. Da bei Facebook noch am Mittag verkündet wurde, dass es noch genügend Tickets an der Abendkasse geben wird, überkommt mich kurz die Angst, dass vielleicht nicht viele Zuschauer anwesend sein werden. Angesichts dieses Lineups ist das jedoch nur schwer vorstellbar, deshalb lasse ich mich einfach überraschen. Da auch pünktlicher Beginn angekündigt wurde, bin ich rechtzeitig zum Einlass da und kann mir einen guten Platz direkt vor der Bühne sichern.

Den Anfang darf DARKRISE aus der Schweiz machen. Es wird auch nicht lange gefackelt, sondern gleich der sprichwörtliche Knüppel aus dem Sack gelassen. Brutalen Death Metal haben die Schweizer im Angebot, also gleich ein kerniger Einstieg. Dass die Jungs keine Anfänger sind, merkt man sofort. Seit 1998 existiert DARKRISE bereits und hat in all den Jahren insgesamt sechs Longplayer veröffentlicht. Das neueste Werk "Circles Of Failure" ist sogar erst seit Anfang April auf dem Markt. Der Club Seilerstraße ist schätzungsweise halb gefüllt, und der Bereich direkt vor der Bühne ist noch komplett leer. In den hinteren Reihen sieht man allerdings schon die ersten Matten kreisen, was bei diesem feinen Geprügel aber auch nicht verwundert. Ohne viel Zeit zu verschwenden knüppeln sich die Schweizer durch die Setliste, dem Publikum in Zwickau gefällt es. Leider dauert das Vergnügen nicht besonders lange, denn gefühlt viel zu früh wird schon der letzte Song angekündigt. Band und Publikum geben also nochmal alles und anschließend gibt es noch einmal großen Applaus für DARKRISE. Super Anfang, so darf es gerne weitergehen.

Jetzt wird es schwarz, denn mit NORDJEVEL aus Norwegen steht heute zum ersten Mal Black Metal auf dem Programm. Im Vergleich zu den anderen Bands sind die Norweger sozusagen die Jungspunde, denn NORDJEVEL ist erst seit 2015 existent. Ende März haben die Jungs ihre zweite Scheibe "Necrogenesis"veröffentlicht, welche sie dem Zwickauer Publikum natürlich vorstellen wollen. Stilecht mit Facepaint und Stachelnietenutensilien auf der Bühne, machen die Norweger gleich klar, dass es jetzt weder langsamer noch softer wird. Ich habe sogar den Eindruck, dass die meistens Songs noch deutlich schneller gespielt werden als auf der Platte. Was für ein schönes Gepolter. Für eine so junge Band wirkt NORDJEVEL sehr erfahren, die einzelnen Mitglieder waren und sind auch nebenbei in mehreren anderen Kapellen aktiv. In der Halle wird es jetzt auch zunehmend voller, alles andere hätte mich auch sehr gewundert. Leider währt auch dieses Schwarzmetallinferno nicht lange, was bei so vielen Bands pro Abend allerdings ein allgemeines Problem ist. Einen super Eindruck haben die Norweger aber allemal in Zwickau hinterlassen, das war ganz stark, was die hier abgeliefert haben.

Damit es nicht eintönig wird, gibt es jetzt wieder Todesblei. Und zwar von GOD DETHRONED. Ganze zehn Studioalben haben die Niederländer bereits auf der Habenseite, und auch live waren die Konzerte der Jungs bisher immer ein Genuss. Die Halle ist mittlerweile auch ziemlich voll und überall sieht man im Publikum die Haare fliegen. Die ersten beiden Bands haben auch wunderbar vorgelegt und GOD DETHRONED serviert dem Zwickauer Publikum ebenso einen Kracher nach dem Anderen. Auf der Bühne ist jetzt deutlich mehr Platz für Bewegungen, denn das zweite Schlagzeug wurde in der Pause abgebaut. GOD DETHRONED nutzt diesen auch und liefert eine wie immer sehr energiegeladene Bühnenshow ab. Das Publikum hat mittlerweile auch Blut geleckt und es bilden sich die ersten kleinen Pits vor der Bühne. Bei dieser Musik muss man einfach abgehen. GOD DETHRONED kann natürlich angesichts der umfangreichen Diskographie aus dem Vollen schöpfen und trotz der etwas längeren Spielzeit als die beiden Vorgänger ausschließlich Nackenbrecher servieren. Für mich ist das der bisherige Höhepunkt des Abends, meine Nackenmuskulatur ist da allerdings anderer Meinung, denn so sehr wie gerade musste sie heute noch nicht leiden. Egal, wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier. Als der letzte Song angekündigt wird, würde wohl so ziemlich jeder der Anwesenden am liebsten noch mehr hören, denn das macht gerade verdammt viel Laune. Auf die lautstark geforderte Zugabe muss leider aus Zeitgründen verzichtet werden, aber mein lieber Herr Gesangsverein, war das ein Abriss! Obwohl ich die beiden Vorgänger schon verdammt stark fand, muss ich sagen, dass GOD DETHRONED bisher mein persönliches Highlight des Abends war. Episch!

Jetzt wird es Zeit für den ersten der beiden Headliner des Abends, und zwar SUFFOCATION aus Long Island, New York. Das Publikum ist nach dem Abriss von GOD DETHRONES jetzt natürlich richtig heiß und so dauert es auch nicht lange, bis der erste Pit entsteht. Dass SUFFOCATION heute wieder einige Klassiker aus den genialen Alben "Effigy Of The Forgotten" und "Pierced From Within" dabei hat, kommt den Fans natürlich absolut gelegen. Immer ausgelassener wird es vor der Bühne und der Pit wird größer und will nicht mehr abreißen. Auf der Bühne fliegen die Haare ebenso wie im Publikum und SUFFOCATION gönnt den Fans nur zwischendurch (während der Ansagen zwischen den Songs) mal kurze Verschnaufpausen. Dabei wird deutlich, dass der Frontmann hörbar heiser zu sein scheint. Seine Growls haut er allerdings trotzdem raus, als wäre er kerngesund. Da heute etwa die Mitte der Tour ist, dürften ihm noch einige harte Auftritte bevorstehen, denn besser wird die Stimme durch das allabendliche Gegrunze und Gegrowle sicherlich nicht.

Solche Kleinigkeiten halten ihn jedoch nicht davon ab, bei jedem Song sein Bestes zu geben, was die Fans natürlich mit lautem Applaus anerkennend honorieren. Vor der Bühne wird das Chaos zunehmend größer und der Pit immer wilder. Müdigkeitserscheinungen sind bei den Fans absolut nicht zu spüren. SUFFOCATION bekommt das natürlich mit und heizt der Meute mit brutalem Death Metal weiter ein. Die älteren Songs werden vom Publikum natürlich noch mehr abgefeiert, aber auch zu neueren Stücken sagen die Fans in Zwickau nicht "nein". Hauptsache, es scheppert ordentlich und ist schnell. Und wer könnte damit dienen, wenn nicht SUFFOCATION. Eine Zugabe gibt leider auch von den Amerikanern nicht zu hören, aber es dürfte trotzdem jeder auf seine Kosten gekommen sein, denn der heutige Abend ist damit um eine weitere geile Show reicher. Pures Adrenalin ist dieses Package bis jetzt, anders kann man es echt nicht sagen.

BELPHEGOR lässt etwas länger auf sich warten, zur Einstimmung auf das folgende Ritual gibt es jedoch bereits mystische Hintergrundmusik und Räucherwerk. Die Bühne ist mit allerlei Utensilien wie Tierknochen, umgedrehten Kreuzen und Kerzen geschmückt. Das ohnehin schon dunkle Licht geht kurz komplett aus und begleitet zu den Klängen eines Intros kommt BELPGEGOR nun endlich auf die Bühne und das Ritual kann beginnen. Mit 'Totenkult – Exegesis Of Deterioration' gibt auch gleich den ersten Song von der aktuellen Scheibe "Totenritual". Dass bei BELPHEGOR auch auf den visuellen Aspekt großen Wert gelegt wird, erkennt man nicht nur an dem ganzen Brimborium auf der Bühne, es wurden auch einige zusätzliche Scheinwerfer installiert, so dass nun auch die Beleuchtung stimmt. Bei den Bands zuvor war das Licht meistens eher spärlich, was bei solcher Musik allerdings auch einen gewissen Charme hat. Einen Pit gibt es vor der Bühne jetzt auch nicht mehr, dafür sieht man umso mehr Köpfe kreisen und Haare fliegen.

Die Show der Österreicher ist wie immer mitreißend, BELPHEGOR kommuniziert über Mimik und Gestik sehr viel mit dem Publikum, was gelegentlich auch zu einigen unfreiwillig komischen Situationen führt, wenn Helmuth beispielsweise einem bestimmten Fan im Publikum kurz eine Grimasse zuwirft. Für sowas liebe ich die Jungs einfach. Die Ansagen zwischen den Songs werden wie gewohnt mit gequält klingender Stimme und entsprechender Mimik dargeboten, wodurch auch einige witzige Momente entstehen. Was das Songmaterial angeht, könnte BELPEGOR ebenfalls locker doppelt so lange spielen, denn auf den mittlerweile elf Studioalben sind natürlich auch die einen oder anderen Kracher enthalten. Gegen Ende gibt es aber immerhin 'Lucifer Incestus' und 'Baphomet'. Mit 'Gasmask Terror' wird dann auch endlich einmal der Wunsch nach einer Zugabe erfüllt, zum ersten Mal an diesem Abend. Wie bereits gesagt, straffe Zeitpläne und so. Mit Applaus geizen die Fans wie erwartet auch bei BELPGEGOR nicht und damit endet nicht nur das Ritual, sondern auch ein überaus interessanter Konzertabend.

Wow, was für ein Abend und vor allem was für ein Lineup. Ein Fest für alle Freunde von Black- und Death-Metal-Klängen, und zwar von Anfang bis Ende. Kein Wunder, dass die Hütte ausverkauft war bei diesen Krachern. Die Organisation im Club Seilerstraße war auch wieder hervorragend. Und wieder habe ich es nicht über mich gebracht, die angebotenen Pommes mit Zucker und Zimt zu probieren, vielleicht werde ich das beim nächsten Mal nachholen. Aber die herkömmliche Variante mit Ketchup hat auch geschmeckt. Insgesamt war das ein mehr als gelungener Ostersamstag.

Redakteur:
Hermann Wunner

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