BETWEEN THE BURIED AND ME - Hamburg

23.09.2011 | 09:39

15.09.2011, Logo

Die Genrebrecher BETWEEN THE BURIED AND ME gehen auf die "The Parallax: Hypersleep Dialogues-Tour" mit DOYLE und ANIMAL AS LEADERS im Gepäck.

Den Anfang des gut besuchten Konzertes im Hamburger Logo, machen die Franzosen von DOYLE. Geboten wird sehr gewöhnungsbedürftiger Screamo/Metalcore mit einem tonal relativ unsicheren Sänger. Dass er sich um cleane Gesangspassagen bemüht ist zwar sehr löblich, aber wenn kaum ein Ton getroffen wird, sollte besser drauf verzichtet werden. DOYLE können aber mit einer energiegeladenen Show punkten, in dem sie das gesamte Logo zur Bühne umfunktionieren und durch die Location turnen. Regelmäßig wird die Bühne verlassen, um aus dem Publikum weiter zu schreien, der Mikrofonständer willkürlich irgendwo hingehängt oder mitten im Raum stehen gelassen.

Der Funke springt aber trotz der vielen Verrenkungen und Interaktionsversuchen nicht über, Zugaben werden nicht gefordert. Als Openingact für eine Band eines Kalibers wie BETWEEN THE BURIED AND ME scheinen DOYLE heute zumindest ungeeignet.

Da fügen sich ANIMAL AS LEADERS um einiges besser in den Abend ein. Rein instrumental, mit zwei verrückten Gitarristen, die jeweils acht Saiten bespielen, und einem irrsinnigen Drummer kommt der vertonte Wahnsinn ins Logo. Hier wird gefrickelt um des Frickelns Willen, krumme Takte wechseln sich mit irrwitzigen Breaks ab. In Prinzip bietet das Trio nichts Innovatives - da können PLANET X oder jede beliebige Progressive-Metal-Friemelgruppe herangezogen werden - aber trotzdem ein intensives Live-Erlebnis.

 

Nach erneuter Umbaupause - alle Drummer hatten ein eigenes Drumset zum Auf- und Abbauen mitgebracht - ist es endlich soweit: BETWEEN THE BURIED AND ME betreten unter Jubel die Bühne während das Intro von 'Specular Reflection' ertönt. Tommy verliebt sich sofort in den berühmt-berüchtigten Pfeiler in der Mitte der Bühne und soll mit ihm im Verlauf der Show noch des Öfteren Versteckspiele spielen. Eröffnet wird die Show also erwartungsgemäß mit den ersten zwei Songs der aktuellen EP "The Parallax: Hypersleep Dialogues", wobei 'Lunar Wilderness' ausgelassen wird.

Ich ertappe mich mehrere Male mit offener Kinnlade, meinen Ohren nicht trauend, so überwältigt bin ich von der Perfektion und Präzision, die diese Band präsentiert. Jeder Schlag und jeder Ton stimmen, seien es die vertracktesten Rhythmen oder Leads, auch die wunderbaren Klargesänge meistert Tommy mit Bravour und einiger Gänsehaut.  Zwei Songs - beziehungsweise ca. zwanzig Minuten später - folgen mit 'Obfuscation' und 'Disease, Injury, Madness' zwei Stücke von der letzten LP "The Great Misdirect". Das Logo beginnt zu Kochen und die ersten Moshpits lösen das letzte Staunen ab. Die harten Parts kommen noch intensiver, die ruhigen Parts noch besinnlicher als auf CD, womit 'Disease, Injury, Madness' für mich den dynamischen Höhepunkt des Abends darstellt.

Die Logobühne stellt sich schnell als viel zu klein für die Amerikaner dar, die Gitarristen Paul und Dustie können beispielsweise nicht aus ihren Ecken kommen, nehmen aber oft Kontakt mit dem Publikum auf. Das nächste Doppelpack folgt mit dem meditativen 'Viridian' und dem mächtigen 'White Walls' von dem großartigem "Colors"-Album. Wer nicht vergessen hat zu Atmen wegen des Notenregens, der auf einen niederprasselt, kommt in Bewegung bis sich die Energie mit "White Walls!"-Rufen entlädt, bevor das tolle Solo den Abschluss vor der Zugabe macht.
Bevor es dazu kommt, fängt Dustie an, das Riff von 'Smells Like Teen Spirit' zu schrammeln, woraufhin alle spontan einsteigen, das Lachen ist natürlich groß! Nach dem Refrain ist aber Schluss und weiter geht's kurz mit WEEZER und einem weiteren, mir unbekannten Songschnipsel. Großartig! Den ehrwürdigen Abschluss macht das obligatorische 'Selkies' vom "Alaska"-Album und holt noch mal alles aus den Fans und der Band raus.

BETWEEN THE BURIED AND ME zeigen wie wahrhaftiger progressiver Metal zu klingen hat und erlebt werden kann und hinterlassen nach 90 Minuten viele zufriedene Gesichter in die Nacht.

Setlist BETWEEN THE BURIED AND ME:

1. Specular Reflection
2. Augment Of Rebirth
3. Obfuscation
4. Disease, Injury, Madness
5. Viridian
6. White Walls
7. Selkies: The Endless Obsession

Vielen Dank an meine Fotografin Aglaja Brix, die sich in jeden Moshpit gestürzt hat, um die besten Fotos zu machen!

Weitere Bilder vom Abend findet ihr hier!

Redakteur:
Jakob Ehmke

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