BLACK SABBATH - Köln

19.01.2017 | 18:52

17.01.2017, Lanxess Arena

Abschied von einer echten Metal-Legende!

Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man vor der Lanxess Arena steht und weiß, dass in wenigen Stunden die Gründungsväter des gesamten Metal-Genres hier ihren Abschied von Deutschland feiern werden. Im Anschluss an die Show stehen nämlich nur noch einige Konzerte auf den britischen Inseln an, bevor am 4. Februar 2017 nach knapp 49 Jahren endgültig der Vorhang für BLACK SABBATH fällt. Für die Kölner wurde dabei der Abbruch des letzjährigen Rock Am Ring-Festivals zum wahren Glücksfall, denn eigentlich hätte dort die letzte Show der Schwermetall-Urgesteine im Westen Deutschlands stattfinden sollen. Doch die Unwetter ließen Mending im Schlamm versinken und so wird die Show nun garantiert ohne Wetterkapriolen heute nachgeholt.

Bevor aber die große Melancholie bei den 13.000 Anwesenden einsetzen kann, dürfen die US-Amerikaner RIVAL SONS dem Publikum ihren erdigen Retro-Rock präsentieren. Unbekannte sind die fünf Jungs aus Long Beach aber wahrlich nicht mehr, konnte sich die Truppe doch seit dem Debüt "Before The Fire" aus dem Jahr 2009 eine stetig wachsende Fangemeinde erspielen. Zu diesen Fans darf das Quintett offfensichtlich auch die Mannen von BLACK SABBATH zählen, denn immerhin wurden sie von Ozzy und Co. explizit dazu ausgesucht, auf der gesamten Abschiedstour als Support zu agieren. Dass das die vollkommen richtige Entscheidung war, wird heute durch die famose Show des Fünfers bestätigt, der direkt mit dem flotten 'Electric Man' bärenstark loslegt und mit seinen klassischen Rocksongs beim Publikum auf offene Ohren stößt. Da gibt es dann auch schon nach dem dritten Song 'Pressure And Time' erstmals tosenden Applaus aus dem bereits gut gefüllten Rund der Arena, was die Amerikaner noch einmal hörbar beflügelt und zu einer wahren Höchstleistung anstachelt. Leider ist die Spielzeit jedoch auf knappe 30 Minuten beschränkt, sodass die rivalisierenden Söhne nach gerade einmal sieben Songs mit dem famosen 'Keep On Swinging' wieder das Feld räumen müssen. Zurück bleibt ein hervorragender erster Eindruck und die Erkenntnis, dass man sich die Truppe auf der nächsten Clubtour auch mal in einer kleineren Location zu Gemüte führen sollte.

Im Anschluss wird es dann überraschend ruhig in der Lanxess Arena, während die Fans fast schon andächtig den Umbau der Bühne für BLACK SABBATH beobachten. Nicht selten gewinne ich dabei den Eindruck, dass viele Anwesende besonders konzentriert jeden Aspekt der letzten Show aufsaugen, einfach um keinen Teil dieses denkwürdigen Abends zu verpassen. Als schließlich um Punkt 21:00 Uhr das Saallicht erlischt und zu den ersten Tönen der Bandhymne 'Black Sabbath' das ikonische Sabbath-Logo auf der riesigen Leinwand erscheint, komme auch ich nicht um eine gewisse Nostalgie und Wehmut herum. Diese Gefühle verschwinden jedoch schnell, denn der Vierer bestätigt auch heute wieder einmal eindrucksvoll, dass er musikalisch noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Besonders deutlich wird das beim folgenden 'Fairies Wear Boots', das heute besonders druckvoll daherkommt und bei dem die Herren auch schnell den ersten donnernden Applaus des Kölner Publikums einfahren können. Noch frenetischer fallen die Reaktionen jedoch auf 'After Forever' und 'Under The Sun' aus, die in den letzten Jahren eher selten ihren Weg in die Setlist fanden und die dementsprechend gerade für alteingesessene Fans der Briten ein echtes Schmankerl darstellen.

Angesichts der bärenstarken Performance des Quartetts darf man sich da auch gerne fragen, warum die Herren denn überhaupt an einen Abschied denken. So ist Ozzy heute Abend wieder blendend bei Stimme und stachelt das Publikum in seiner symapthischen Art zu wahren Höchstleistung an, während Tony Iommi seine legendären Riffs mit eiserner Präzision abfeuert. Heimlicher Star ist für mich aber weiterhin Geezer Butler, der mit seinem groovigen und technisch anspruchsvollen Bassspiel den perfekten Kontrast zu Iommis bleiernen Gitarren-Salven bildet. Einzig Schlagzeuger Tommy Clufetos wirkt auf mich auch nach drei Jahren noch immer wie ein Fremdkörper im BLACK SABBATH-Gefüge. Natürlich ist der Mann ein sagenhafter Schlagzeuger, doch fehlt ihm stellenweise einfach das jazzige Feeling, das seinen Vorgänger Bill Ward ausgezeichnet hat. Angesichts der ansonsten packenden Performance fällt dieser Wermutstropfen jedoch nur leicht ins Gewicht und ist spätestens beim Klassiker-Dreierpack bestehend aus 'Into The Void', 'Snowblind' und 'War Pigs' schon wieder vergessen. Generell fällt heute Abend auf, dass die Truppe aus Birmingham auf ihrer letzten Tour in Sachen Setlist auf eine sichere Bank setzt. Das letzte Album "13" wird zum Beispiel komplett ausgeklammert und auch ansonsten liegt der Fokus auf den großen Klassikern der Bandgeschichte wie 'N.I.B.' und 'Iron Man', sowie auf feinen Perlen wie etwa 'Hand Of Doom'.

Doch so famos die Leistung des Vierers auch ist, der Zahn der Zeit und auch vielleicht die Krebserkranung Iommis zeigen bei der Länge der heutigen Show Wirkung. So endet das Konzert nach gerade einmal 90 Minuten mit dem Klassiker 'Children Of The Grave' für mich persönlich viel zu früh. Das Kölner Publikum sieht das ähnlich und feiert Ozzy und Co. auch nach dem Verlassen der Bühne mit Sprechchören. Nötig ist das eigentlich nicht, denn jeder weiß, dass der Fürst der Finsternis und seine Mitstreiter noch nicht fertig sind, immerhin wurde 'Paranoid' noch nicht gespielt. Mit diesem Meilenstein der Musikgeschichte findet dann schlussendlich dieses Konzert und damit auch die Bühnenkarriere von BLACK SABBATH in Deutschland ihr endgültiges Ende. Unter einem riesigen "The End"-Banner verweilen Ozzy, Tony und Geezer schließlich noch einige Minuten, um sich unter tosendem Beifall von ihren Anhängern zu verabschieden.

Setlist BLACK SABBATH: Black Sabbath, Fairies Wear Boots, Under The Sun, After Forever, Into The Void, Snowblind, War Pigs, Behind The Wall Of Sleep, N.I.B., Hand Of Doom, Rat Salad, Iron Man, Dirty Women, Children Of The Grave, Paranoid

Am Ende bleibt dank des tollen Konzert zum einen ein euphorisches Gefühl zurück, während sich sicher viele Zuhörer auf Grund des endgültigen Abschieds dieser Legenden auch die eine oder andere Träne verkneifen müssen. Trösten kann sich jeder Anwesende aber damit, dass er an diesem denkwürdigen Abend in Köln dabei war und dass BLACK SABBATH sich auf dem Höhepunkt verabschiedet hat. Immerhin hat der Vierer mit "13" noch einmal ein richtig starkes Album vorgelegt und hat auf den letzten beiden Touren auch auf der Bühne einen blitzsauberen Eindruck hinterlassen. Mir bleibt damit am Ende eigentlich nur, danke zu sagen. Danke Ozzy, Tony, Geezer und natürlich auch Bill für eure Songs und den gigantischen Beitrag, den ihr zur Geschichte unserer Szene und zur Kultur mehrerer Generationen geleistet habt!

Redakteur:
Tobias Dahs
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