Bands Battle 2004 - Stavenhagen

03.06.2004 | 13:28

13.05.2004, Tankhaus

Freitag, 14.05.2004

ENDLESS DISTRUST

Als erste Band durften am Freitag die Death Metaller von ENDLESS DISTRUST auf die Bühne. Trotz der recht späten Anfangszeit herrschte noch gähnende Leere im Tankhaus. Und obwohl knallharter Death Metal zum Aufwachen nicht unbedingt das Beste ist, zog sich das Trio doch recht achtbar aus der Affäre. Der Sound war annehmbar, und die hörbar von amerikanischen Vertretern beeinflussten Songs kamen auch recht gut rüber, wobei das Niveau zum Ende hin hörbar anstieg. Am Anfang rauschten die Lieder noch zu einfallslos und vorhersehbar aus den Boxen, um wirklich zu begeistern. Die Jungs gaben sich zwar Mühe, aber im Endeffekt rauschte der Gig doch etwas an mir vorbei. Die übrigen Anwesenden zeigten auch keine wirkliche Begeisterung, so dass ENDLESS DISTRUST zwar ein recht netter Opener waren, mehr aber auch nicht.
(Herbert Chwalek)


GOREZONE

Bei einem Namen wie GOREZONE kann man sich Fragen nach dem Stil der Band wohl sparen. Und auch textlich sollte man keine hochgeistigen Ergüsse erwarten. Insofern passte ein Titel wie 'Fuck You' ziemlich gut zum Deathgrind der Truppe. Es wurde jedenfalls munter drauflosgeholzt, wobei die Band durchaus bewies, dass sie Ahnung von dem haben, was sie machen. Die Blastparts waren in Ordnung, die Breaks kamen zum richtigen Zeitpunkt und GOREZONE selber zeigten auch, dass sie keine Standmetaller sind. Das einzige, was bei Songs wie 'Panzerterror', 'Feeding The Insane' oder 'Brutalized' fehlte, war der letzte Killerinstinkt, den die Größen des Genres nunmal besitzen. Die Riffs oder Parts, die einen vor lauter Geilheit ausrasten lassen oder sich im Gehirn des Hörers festfräsen, haben GOREZONE (noch) nicht. Aber auch so war es ein guter Auftritt, was die Anwesenden auch dementsprechend würdigten. Den Namen der Band sollte man sich auf jeden Fall merken, aus denen kann noch was werden.
(Herbert Chwalek)


SAVALLION DAWN

Freitag nachmittag. Nach den doch etwas härteren Tönen von GOREZONE schickten sich SAVALLION DAWN aus Oldenburg an, den ca. zehn gleichmäßig im Zuschauerraum verteilten (oder verirrten?) Besuchern ein wenig Powermetal zu kredenzen. Insgesamt leider ein wenig zu gesichtslos dümpelten die ersten Songs recht nett und unspektakulär vor sich hin. Klassische Riffs und wenig Aufmerksamkeit erregende Gesangslinien holten hier niemanden aus der Reserve. Erst ab dem Song "Set Me Free" vom "The Charge"-Demo wurde der steile Weg in die obere Mittelklasse in Angriff genommen. Insgesamt leider zu wenig, um sich im Gehirn festzusetzen, auch wenn SAVALLION DAWN beim Auftritt sichtlich ihren Spaß hatten und einen symphatischen Eindruck machten.
(Christian Debes)


AMOK VEDAR

Zu AMOK VEDAR will mir eigentlich nicht wirklich etwas einfallen. War eben Black Metal mit Keyboards und melodischen Einflüssen, aber das ist nun nichts Besonderes mehr. AMOK VEDAR zeigten sich zwar engagiert, aber mehr als handwerklich solide war das nicht. Es ist halt nicht wirklich spannend, Sachen, die man so, oder so ähnlich schon ein paarmal gehört hat, nochmals vorgesetzt zu bekommen. Das Songwriting, die Riffs, die aufgesetzte Bösartigkeit und die nervigen Keys, alles schonmal dagewesen und alles nicht wirklich brauchbar. Klar, die Band gab ihr Bestes, für den teilweise grottigen Sound können sie auch nichts und auch die Reaktionen waren beileibe nicht übel, aber sonst? Ob nun 'Schwarze Flut' oder 'Glaubensfluch' aus den Boxen schallte, war egal, spannend war das alles nicht gerade. Fazit: handwerklich solide, musikalisch Durchschnitt, insgesamt langweilig.
(Herbert Chwalek)


ANTAGONIST

In diesem Jahr haben ANTAGONIST endlich den Sprung auf die Tankhaus-Bühne geschafft. Da es in den beiden Vorjahren schon nicht geklappt hat, war ich dieses Mal ganz besonders gespannt. Als es hieß, dass die Jungs im Stau stecken würden, gab es schon Befürchtungen, dass wieder etwas dazwischen kommen könnte. Aber ANTAGONIST kamen, sahen und siegten, obwohl es gegen halb sieben doch noch recht leer war. Das war wirklich schade, denn die Bremer Thrashköppe gehören nach wie vor zu dem Besten, was die Thrashszene momentan bietet.
Bereits mit ihrem ersten Song 'The Traveller' jagte ein Riffgewitter das nächste und Sänger Michael Simon grunzte und kreischte hochmotiviert mit einem solchen Zorn seine Texte, dass die halbe Stunde im Nu um war. Insbesondere die Gitarrenarbeit drängte einen Vergleich mit SEPULTURA förmlich auf. Nur leider liess der Sound zu wünschen übrig: Die Dominanz der Gitarren schob den Gesang des öfteren in den Hintergrund. Trotzdem: Superklasse!
(Katrin Müller)


VOODOMA

Zwar hat sich das BANDS BATTLE im Vergleich zum letzten Jahr in punkto Stilmischung gebessert, die Tatsache, dass die (relativ) großen Bands und Publikumsmagnete wie NOVEMBRE und EMINENZ in härten Gefielden ansässig sind, hat zur Folge, dass der klassische Metalbereich hier auch weiterhin ein Stiefmutterdasein fristet. Geheimtipps wie VOODOMA werden vom Publikum schlichtwegs ignoriert, so dass die Düsseldorfer zeitweise keinen einzigen Besucher vor der Bühne hatten. Bei einer Anfahrt von 800 km hätte man sich sicher mehr erhofft, als ein verstohlenes Klatschen nach jedem Song.
Umso erfreulicher war, dass VOODOMA ihren Auftritt mit viel Herzblut und Engagement durchzogen und die Zuschauerabstinenz mit viel Witz überspielten. Mit dem letzten Album "Dimension V" und dem sehr charismatischen Sänger Micha bewaffnet konnte nicht viel schief gehen, auch wenn der Auftritt mangels Zuschauer eher den Charme einer Bandprobe hatte. Nichtsdestotrotz: VOODOMA lieferten einen hervorragenden Eindruck, die Musik war erfrischend und die Songs eingängig und trotzdem nicht anspruchslos: Mehr davon!
(Christian Debes)


GUN BARREL

Äußerst agil präsentierten sich die Partyrocker von GUN BARREL. Mit Songs wie 'Powerdive' und 'Rain' gaben die Kölner mehrfach bewährtes Repertoire zum Besten, aber so recht glücklich schienen sie nicht. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass zu einer Party auch Leute gehören, die Party machen. Die fehlten zu diesem Zeitpunkt noch, obwohl gerade GUN BARREL mit vielen Leuten richtig Spaß machen und ihre Mischung aus 80er-und Rotzrock sich garantiert viele (Nicht-)Anwesende gern gegeben hätten. Die Herren Tanzius, Feldhausen, Pinciroli und Schulz aber nahmen es mit scheinbar gelassener Miene auf. Professionell lieferten sie dennoch ihre gewohnt mitreissende Performance.
Das unglaublich tighte Zusammenspiel mit Drummer Toni Pinciroli liess sogar einen AC/DC-Vergleich nicht abwegig erscheinen, GUN BARREL sind eine von den Bands, deren Sound auch in eine Zigarettenschachtel passen würde. These guys kick ass, hell yeah!
(Katrin Müller)


NOVEMBRE

NOVEMBRE - die Band, auf die ich am meisten gespannt war. Bisher kannte ich sie nur von ihrem 2002er-Output "Dreams D'Azur", was absolut vielversprechend, und qualitativ hochwertig ist. Nun sollte ich also Gelegenheit erhalten, sie auch live erleben zu können. Und kurzgesagt: ich wurde nicht enttäuscht. Ihre sphärischen Melodien zogen umgehend in ihren Bann, und schickten das gesamte Tankhaus auf eine dunkle Reise durch geheimnisvolle Träume und phantastische Welten. Die Musik der eher introvertierten Italiener hob sich deutlich vom restlichen Programm ab, was nicht zuletzt an ihrem abgedrehten Drumming gelegen hat. Denn neben ihrem Gitarreneinsatz, der weniger auf Technik, als auf Effekten basierte, war der Rhythmus des Schlagmanns einfach nur abgefahren. Mit Takten die einem nie einfallen würden, aber verdammt gut kamen, brillierte das Quartett über die Maßen.
NOVEMBRE gehörten zu den klaren Gewinnern des BANDS BATTLE 2004. Anspruchsvoll, hochmotiviert, mit glasklarem Sound gesegnet und einfach nur gut!
(Katrin Müller)

Nach GUN BARREL waren dann die zweiten Headliner, NOVEMBRE aus Italien an der Reihe. Die Beschreibung in der Running Order (Black/Death/Gothic/Doom Metal) klang zwar eher nach Durcheinander und auch ein Track, den ich mal auf einem Sampler gehört habe, klang laut meiner Erinnerung eher verzichtbar, aber NOVEMBRE waren im Endeffekt gar nicht übel. Mich erinnerte der Sound der Italiener dabei etwas an OPETH meets KATATONIA, also härtere Parts, die sich immer wieder mit schwermütigeren, melodischeren Passagen mischen, wobei die Jungs manches Mal sogar regelrecht fröhlich klangen. Ich jedenfalls fand durchaus Gefallen an Songs wie 'Flower', dem fast instrumental gehaltenen 'Valentine', 'Dream Of The Old Boats' oder 'My Starving Bambina', zumal ein Keyboard fehlte und Samples eher sparsam eingesetzt wurden. Es war zwar als Nichtkenner nicht einfach, den Songs immer vollends zu folgen, die verbreitete Stimmung war aber wirklich klasse. Man konnte richtiggehend in der Melancholie schwelgen, falls man nicht ungeduldig auf die nächste Knüppelkappelle wartete. Die Band selber spielte überzeugend auf, was die recht zahlreich anwesenden Zuschauer auch honorierten. Insgesamt ein gelungener Auftritt, der Appetit auf mehr machte.
(Herbert Chwalek)


BLOODSHED

Die Schweden von BLOODSHED waren mir vorher völlig unbekannt, aber wenn man die Legionen an schwedischen Bands sieht, kann das wohl schon mal passieren. Naja, als letzter Headliner stand jetzt Death und Black Metal auf dem Speiseplan, wobei die Band sich erstaunlich zwiespältig gab. Musikalisch gab es dabei nichts zu meckern. Kracher der Marke 'Death By Hanging', 'Shapeshifter Enemy', 'The Ultimate Overthrow', 'Dead Men Walking' oder die Bandhymne 'Bloodshed' boten fürstliches Gemetzel irgendwo zwischen Black und Death Metal. Die Songs waren eingängig, knallten und hätten eigentlich jeden dazu animieren müssen, auszurasten und abzugehen. Nur war der Auftritt der Band selber einfach nur Mist. Einfalls- und lustlos wurde der Set runtergezockt, ein paar Standardansagen, ein bißchen Alibibanging, das wars. Gut, die Band hatte einige Zeit vor dem Auftritt ein paar Besetzungswechsel, trotzdem war das einfach zu wenig, um zu überzeugen. So bleibt trotz der guten musikalischen Leistung - inklusive coolem 'Ace Of Spades'-Cover - ein zwiespältiger Eindruck. Ich will aber nicht verschweigen, dass die Fans gut reagierten und auch ich lasse mich in Zukunft gerne eines Besseren belehren, was die Livequalitäten von BLOODSHED angeht.
(Herbert Chwalek)


SECRETUM

Die Berliner SECRETUM waren nach BLOODSHED zumindest showmäßig das genaue Gegenteil. Der Sänger der Jungs gab dem durchgeknallten Irren, schüttete sich Bier über den Kopf, sang mit Latexmaske und gab auch sonst alles. Kein Herumstehen, sondern sich Aufreiben im Dienste der Show, so muss das sein! Glücklicherweise konnten die Berliner ihre Leistung auch mit ihren Songs untermauern. Die Mucke hing im Thrash Metal, mit Death-Metal-Blasts, einem modernen Anstrich versehen. Schön auch, dass die Riffs durch die Bank recht cool rüberkamen, da hat die Band ordentlich gearbeitet. So richtig eingängig waren Tracks wie 'Happy Happy Killing Time' oder 'The Metalpyromaniac' zwar nicht, Spass machten sie trotz allem. Das sahen auch die wenigen Anwesenden so und zollten SECRETUM den verdienten Applaus. War auf jeden Fall eine interessante und gute Show.
(Herbert Chwalek)


FATAL EMBRACE

Old school, old school, old school! Die Berliner Thrasher von FATAL EMBRACE ließen die seeligen Achtziger wieder lebendig werden. Auftreten und vor allem Outfit waren ganz klar an längst vergangene Zeiten angelehnt, der Basser war so old-schoolig, dass man das Gefühl hatte, er wäre direkt aus dem Jahre 1985 auf die Bühne des Bands Battle gebeamt worden. Aber eigentlich traf das auf die gesamte Band zu. Hier gab es keine modernen Anklänge, sondern SLAYER-Reminiszenzen en masse. Und man kann darüber denken, wie man will: Das, was FATAL EMBRACE machen, können sie. Und manchmal hat man halt Bock darauf, einfach nur die Rübe abmontiert zu bekommen, was Songs wie 'Trapped in A Violant Brain', der DEATH-Coverversion 'Evildead' oder dem alles vernichtenden 'The Ultimate Aggression' auch gut gelang. Das sah übrigens das Publikum genauso, so dass die Band trotz der späten Stunde noch zu zwei Zugaben zurückgebrüllt wurde, zum einem dem AC/DC-Cover 'Whole Lotta Rosie' und zum anderen 'Hate Remains'. Geile Thrash-Show, da kann man nicht meckern.
(Herbert Chwalek)


INFECTED BRAIN

Als letzte Band am Freitag durften nach satten zwei Stunden Verspätung INFECTED BRAIN auf die Bühne, als kurzfristiger Ersatz für die Doomer WELL OF SOULS. Es war kaum noch jemand da, so dass der fehlende Basser kaum auffiel. Musikalisch waren die Death Metaller ein hartes Stück Brot nach anstrengenden Stunden. Es wurde schön die neue Ami-Schule beschworen: Blastbeats en masse, der Sänger röchelte wie nichts Gutes und die Gitarristen zeigten mal, was sie konnten. Ist zwar nicht unbedingt originell, aber um wachzubleiben gab es nichts besseres. Der Riff- und Blastorkan sorgte dafür, dass man automatisch stehenblieb, egal, was da kommen mag. Da die Band aber schlauerweise auch auf Abwechslung Wert legte, war der Gig keinesfalls eine langweilige Knüppelorgie, sondern recht unterhaltsam. Ich geb zwar gerne zu, dass ich nicht mehr allzu fit war, aber irgendwie war das schon geil, was INFECTED BRAIN zu später Stunde so veranstalteten.
(Herbert Chwalek)

Redakteur:
Katrin Debes

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