Black Trolls Over Europe III - Bruchsal

13.02.2012 | 17:59

15.11.2011, Fabrik

Die schwarzen Trolle reisen nun schon zum dritten Mal durch Deuschland. Einen Zwischenstopp machen SUIDAKRA, XIV DARK CENTURIES und Konsorten in Bruchsal. Drei Mal das selbe? Wir kennen die Antwort...

Es gibt Konzerte die stehen einfach unter keinem guten Vorzeichen. Unter diese gesellt sich auch das Gastspiel der "Black Trolls Over Europe III"-Tour in Bruchsal. Wir schreiben den 15. November 2011. Das Länderspiel der deutschen Fussball-Nationalmannschaft gegen den Erzrivalen Holland ist am selben Abend, der Tourtermin am Tag davor in Kassel fiel aus, weil die Zustände dort offenbar unzumutbar waren und Bruchsal mag als vieles bekannt sein, aber nicht als Metal-Hochburg. So hat es etwas gespenstisches, als wir im dichten Nebel und mit deutlicher Verspätung vor der "Fabrik" parken. Das Industriegebiet in Bruchsal ist menschenleer und ohne den Nightliner vor der Tür könnte man fast glauben, man wäre falsch.

Im Club befinden sich außer uns noch enttäuschende 36 handgezählte Besucher, was weder die Bands noch die eigentlich schöne Location verdient hätten. Zudem haben wir die erste Band CHAIN OF DOGS wegen des Nebels auf der Autobahn leider schon verpasst.

Die Tschechen von CRUADALACH beginnen gerade zu spielen. Beinahe scheint die Bühne etwas zu klein für die sechs Mannen und zwei Damen, so dass es sich Sänger Radalf nicht nehmen lässt, ausführliche Ausflüge ins Publikum zu unternehmen. Doch die Stimmung bleibt zunächst eher zurückhaltend, trotz des eigenlich rech zugänglichen Celtic Pagan Metals der Truppe. Schade, denn die Songs vom ersten Album der Band "Lead - Not Follow" wissen durchaus zu gefallen, auch wenn es der jungen Band natürlich noch an Bühnenpräsenz mangelt. Zudem macht es ihnen die mangelnde Masse an Zuhörern nicht besonders leicht. Alles in allem bieten sie aber einen couragierten Auftritt.

Deutlich mehr Routine haben die Nordiren von WAYLANDER in die Waagschale zu werfen. Sänger Ard Chieftain O'Hagan und seine Mannen lassen es mit ihrem keltisch geprägten 80er-Jahre-Metal ordentlich krachen und bringen das Publikum schon etwas mehr in Wallung. Der Auftritt ist routiniert und die Jungs haben in ihren drei bisher erschienen Alben genug starke Nummern, um einen gleichbleibend starken Auftritt abzuliefern. Besonders 'As The Deities Clash' entpuppt sich als klasse Livenummer und das erste Mal ist so etwas wie Stimmung im Club.

Diese wissen die Thüringer von ODROERIR geschickt aufrecht zu erhalten und weiter anzufachen. Man merkt ihnen einfach ihre Routine an, die sie sich über die Jahre erspielt haben. Da verwundert es schon ein wenig, dass Sänger Stickel nach dem ersten Stück, dem selbstbetitelten 'Odorier', feststellt, dass sie vorher noch nie in Baden gespielt haben. Allerdings scheinen es ihnen die Badener nicht übel zu nehmen, denn selbst die wenigen Verwegen, die sich an diesem Abend eingefunden haben, zeigen sich auch bei den weiteren Stücken wie 'Zwergenschmiede' und 'Menosgada' erstaunlich textsicher. ODROERIR spielen ihr Set im Gegenzug dafür auch mit so viel Freude, als wäre das Haus bis auf den letzten Platz ausverkauft. Als die Band dann nach 'Des Thors Hammer Heimholung' die Bühne verlässt, erschallen das erste Mal an diesem Abend "Zugabe"-Rufe. Völlig zu Recht, denn was wäre ein Auftritt von ODROERIR ohne 'Zur Taverne'? Und so bildet eben jener Song die Zugabe und einen gelungenen Abschluss eines tollen, wenn auch leider sehr kurzen Auftrittes.

Setlist ODROERIR: Odroerir, Skadis Rache, Zwergenschmiede, Menosgada, Des Thors Hammer Heimholung, Zur Taverne

Anschließend übernehmen XIV DARK CENTURIES die Bühne und es wird eine deutliche Schippe Härte und Geschwindigkeit draufgelegt. Das Publikum nimmt den aggressiveren Pagan Metal begeistert an und endlich beginnen auch einige Nacken zu kreisen. Das Sextett, welches ebenfalls aus Thüringen stammt, legt mit Songs wie 'Zeit der Rache' , 'Schlachtengesang' oder 'Hinauf zum Goldenen Tor' die Latte für SUIDAKRA ordentlich hoch. Überhaupt merkt man auch hier der Band in keinster Weise Enttäuschung über den beinahe leeren Club an: Sie zocken ein astreines Set und die Stimmung ist auf einmal prächtig. Sänger Michel heizt der bangenden Meute mit 'Falsche Propheten'
und 'Brennen soll das alte Leiden' noch weiter ein, so dass auch nach der Zugabe 'Auf zur Schlacht' vergeblich weitere Zugaben gefordert werden.

Setlist XIV DARK CENTURIES: Intro Westwärts, Zeit der Rache, Schlachtengesang, Runnibergun, Hinauf zum Gold`nen Tor, Surtur Erwacht, Falsche Propheten, Brennen soll das alte Leiden, Auf zur Schlacht

Nach der obligatorischen kurzen Umbauphase kündigt das Intro 'Over Nine Waves' den Auftritt des Headliners SUIDAKRA an. Mit 'Dowth 2059' gibt es gleich melodischen Death Metal vom feinsten auf die Ohren, dem man einfach eine unglaubliche Spielfreude anhört. Man merkt sofort, dass die vier Jungs heute wirklich gut drauf sind. Nach dem genialen 'The IXth Legion' fängt Frontmann Arkadius an, seine Späße mit den Besuchern zu treiben. Doch die Frage, ob sie hier in Schwaben wären und der völlig berechtigte Ärger darauf, kann mit weiteren Songs wie 'Baldr', 'Dead Man's Real' oder 'Isle Oft Skye' wieder besänftigt werden. Aber nicht nur das, denn auf einmal ist die Stimmung erstklassig. Eine Polonaise zieht durch den Club, laut Arkadius die erste seit dem Bestehen der Band, und die Mitglieder der anderen Bands füllen die Reihen der Besucher auf und zeigen sich ebenfalls in absoluter Partylaune. So hat wirklich jeder der wenigen Anwesenden das Gefühl an diesem Abend zu einer auserwählen Gruppe zu gehören, wie es mir bisher nur selten passiert ist.

SUIDAKRA haben aber auch einen besonders guten Abend erwischt. Als ich sie vor kurzem als Support von ONSLAUGHT gesehen habe, waren sie zwar gut, aber heute Abend spielen die Düsseldorfer mit so einem Elan, dass selbst der Tourmanager zugeben muss, "dass sie heute besonders gut drauf sind". Die außergewöhnliche Stimmung hält sich, angefacht von verschiedenen Ausflügen der Band ins Publikum und dank einer ausgesprochen gut gemischten Setlist, die eine gute Balance aus altem und neuem Material hält, bis zum Ende. Und so bildet 'Wartunes' den Abschluss eines wirklich magischen Abends. Selten habe ich ein Konzert so dermaßen begeistert verlassen. Respekt, wie sich alle Bands trotz der vielen schlechten Vorzeichen ins Zeug gelegt und allen Besuchern ein einmaliges Erlebnis geboten haben. Aber ein ganz kleines bisschen Wehmut bleib auch bei mir zurück, denn den klaren 3:0 Sieg von Deutschland gegen Holland habe ich leider verpasst. Allerdings kann das an dem Abend wohl jeder Besucher verschmerzen. Alle 36.

Setlist SUIDAKRA: Intro Over Nine Waves, Dowth 2059, The IXth Legion, Balor, Dead Man's Reel, Isle Of Skye, Stone Of The Seven Suns, Gates Of Nevermore, Shattering Swords, Pendragons Fall, Darkane Times, Wartunes



Redakteur:
Martin Schneider

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