Bloodhound Gang - Potsdam

27.07.2007 | 10:43

24.07.2007, Waschhaus (Schinkelhalle)

Achtung! Dieser Bericht enthält Kraftausdrücke. Für einen Text über ein Konzert der BLOODHOUND GANG ist das unvermeidlich. Denn die Rocker aus Philadelphia konzentrieren sich bei ihrem Konzert an jenem Dienstag, dem 24. Juli, in der Schinkelhalle des Potsdamer Waschhaus-Clubs vor allem auf drei Sachen: Sie schweinigeln mit Alkoholika herum, labern über Sex und verarschen ihr Publikum. Einmal erbricht Bassist Evil Jared Hasselhoff, nachdem er Glas Bier getrunken hat, in seinen Becher - und säuft das Gesöff noch einmal.

Provokationen für Otto-Normal-Bürger und Jugendschützer haben die BLOODHOUND GANG berühmt gemacht - und zum Teil auch ihre Musik, solche Hits wie 'Along Comes Mary' und 'The Bad Touch'. Zu ihrem Potsdamer Konzert sind rund 600 Zuschauer gekommen. Die meisten um die 18 bis 20 Jahre alt, die Anfänge der Band haben deshalb viele wegen ihres jungen Alters nicht mitbekommen. Seit 1992 lärmen die Amis durch die Welt. Der Durchbruch für ihren flotten Crossover aus Metal, Hip Hop und Punk kam um 1997 herum, als sie mit ihrer Single 'Fire Water Burn' und ihrem unkonventionellen Verhalten bekannt wurden. Damals konnte es durchaus passieren, dass die Bandmitglieder auf der Bühne urinierten. Solche für ihre frühen Fans legendären Momente sind heute allerdings nicht mehr zu beobachten.

Chorknaben sind die fünf Jungs der BLOODHOUND GANG - angekündigt als "übelriechendste Band der Welt" - deswegen noch nicht. Gleich zu Beginn geht eine Flasche Jägermeister auf der Bühne herum, Bierbecher landen im Publikum. Während ihrer Show tauchen auf einer Leinwand im Hintergrund immer wieder neue Nachrichten auf: "Wir sind Alfred Biolek" oder "Wir suchen deutsche Muschis". Später bemerkt Sänger Jimmy Pop Ali, dass es als Band mit Viva-Videos verdammt einfach ist, sehr viele Frauen ins Bett zu bekommen. Mädels in der ersten Reihe kreischen nicht nur in diesem Moment.

Und so besitzt die BLOODHOUND GANG trotz des Proletentums auch jede Menge Eigenhumor und den Sinn dafür, ihr Publikum nicht allzu ernst zu nehmen. So werden immer wieder Anspielungen auf den amerikanischen Präsidenten George W. Bush gemacht, wegen dem sie ja inzwischen in Berlin wohnen, weil sie ihn nach eigenen Angaben nicht mehr sehen können. Und die Bush-Karte funktioniert: Bei jeder Erwähnung von George oder der USA brüllt das Publikum wütende "Buh-Buh-Buuuuhs!". Ebenso pfeift es, als der Sänger über andere US–Stars wie Britney Spears oder Paris Hilton lästert. Doch plötzlich erwähnt Jimmy Pop Ali ganz trocken, dass die Vereinigten Staaten den Fans trotzdem auch Kulturgüter wie die Simpsons oder McDonald's beschert haben. Die Pfeifwelle bricht zusammen. Ähnlich geht es auch anders herum: Da lässt die BLOODHOUND GANG das Publikum einmal die Deutschland-Hymne absingen. Alle johlen mit. Der Kommentar des Sängers: "Kein Wunder, dass Deutschland nicht die WM gewonnen hat."

Rund 90 Minuten lang hagelt es solche Einlagen. Die erwähnten großen Hits, inklusive 'The Ballad of Chasey Lain', der Band - immer noch werden sie in jeder Rock-Disko gespielt - sind beinahe nur Nebensache, die Truppe labert fast mehr als das sie spielt. Und das Ende wird fast verpatzt. Da sollen Jägermeister-Ballons auf das Publikum fallen, die auf einer riesigen Plane unter der Decke liegen. Doch etwas klemmt, der Stoff gibt nicht ganz nach. Auf dem Rücken eines Fans schafft es ein anderer Besucher, das große Stoffteil herunter zu reißen, nachdem der lange Stab eines Ordners nur zur Hälfte erfolgreich an der Plane herumstocherte. Für solche Heldentaten gibt es eine letzte Beschimpfung in Richtung der Jubelmasse: "Ihr erinnert mich an das Publikum der No Angels". Die Fans feiern trotzdem weiter. Die Musiker spucken sich noch einmal gegenseitig an. Und Hasselhoff zieht die Hosen runter, reißt seinen Slip weg, der sich als zusammen gefaltete Deutschland-Flagge entpuppt. Nur nicht ernst nehmen: Diese Jungs haben keine Botschaft.

Redakteur:
Henri Kramer

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