Bolt Thrower, Benediction - Halle

17.01.2002 | 07:35

14.01.2002, Easy Schorre

Ich breche mal mit einem ungeschriebenen Gesetz und stelle das Fazit gleich an den Anfang des Berichts. Diese deutsch-britische Zusammenstellung sollte nämlich das wahr werden lassen, was die Namen bereits versprachen - ein Konzert der Extraklasse. Nebenbei gabs auch noch vier mal eine unterschiedliche Interpretation von Death Metal, also auch für Abwechslung war gesorgt. Und da alle vier Bands beileibe keine Schlechten sind, ist es nur um so bemerkenswerter, dass der Eintrittspreis mit 13 Euro (umgerechnet 25,43 DM) im absolut niedrigen Bereich lag. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, kostete eine der Shows in Holland sogar nur 8 Euro. Sehr, sehr fair dem gemeinen Fan gegenüber.
Nachdem ich einen kurzen Plausch mit dem Roadie von FLESHCRAWL (welches nämlich niemand anderes als Redaktionskollege Oli war) gehalten hatte, legten DISBELIEF los, wobei sich lediglich eine Hand voll Leute vor der Bühne versammelt hatten. Das lag aber eher an dem frühen Beginn (die Easy Schorre liegt mitten im Wohngebiet und muss somit vor um zwölf den Lärm einstellen) als an den Bands, da spätestens bei BENEDICTION der Laden doch ordentlich gefüllt war. Schade war's trotzdem, denn DISBELIEF legten eine sehr gute Vorstellung hin. Zum Einstieg gab's "Misery" von der noch aktuellen "Worst Enemy"-Scheibe (der Nachfolger "Shine" erscheint im März). Der etwas langsamere Stil der Band mit dem depressiven, leicht doomigen Einschlag war wirklich nicht zu verachten. Trotzdem hatten die Jungs echt Spaß auf der Bühne, z.B. als der Sänger aus Versehen den falschen Song ansagte. Weitere Kostproben waren "All Or Nothing", "God Master" von der Debütscheibe, "Assasinate The Scars" und "Infected" vom gleichnamigen zweiten Bandalbum. Sehr schön.
Schön war auch, Oli in der Umbaupause bei der Arbeit zu beobachten ohne selbst einen Finger krumm machen zu müssen (außer den Becher Bier ab und an zum Mund zu führen). Dass er seine Sache gut machte, beweist der Umstand, dass (wie auch vor BENEDICTION) die Pause weniger als eine Viertelstunde betrug. Selten solch einen schnellen Umbau erlebt.
Als nächstes waren dann eben FLESHCRAWL an der Reihe, die ja nun doch ein wenig mehr auf die Tube drücken als DISBELIEF. Auch deren aggressives Songmaterial war durchaus hörbar, seien es "Carved In Flesh" und "Breeding The Dead" vom sehr guten, neuen Album "Soulskinner" oder ältere Kaliber wie "As Blood Rains From The Sky" und "Under The Banner Of Death". Natürlich kreiste der Hammer ohne Erbarmen und ohne Unterlass (das ist ja auch das, worauf es live ankommt), allerdings fehlten doch irgendwie ein paar auflockernde Elemente (um den Nacken auch mal einen Moment ausruhen zu können). Zum Abschluss gabs noch mal neue Kost mit "Rotten", wobei ich nach dem Live-Genuß des Songs Oli absolut verstehen kann, der dieses Stück im Review mal eben zum "exorbitanten Wurf" adelte. Wie DISBELIEF waren auch FLESHCRAWL dreißig Minuten unterwegs gewesen, im Gegensatz zu den Ungläubigen war mir das Material aber einen Tick zu eintönig.
Die Stimmung wuchs doch ein ganzes Stücklein an, als dann BENEDICTION die Bühne enterten. Deren Sänger Dave Hunt (übrigens der Nachfolger vom jetzigen BOLT THROWER-Sänger Dave Ingram) war sehr kräftig bei Stimme und überraschte mit in perfektem Deutsch vorgetragenen Ansagen. Schon ab dem ersten Song "Agonised" von der "Grind Bastard" war in der Halle fröhliche Bewegungstherapie zu Old School-DM angesagt. Von der aktuellen Scheibe "Organized Chaos" wurden u.a. "Stigmata" und "Suicide Rebellion" vorgestellt, aber richtig ab ging's eigentlich bei den alten Schinken wie "Nightfear" vom 93iger "Transcend The Rubicon"-Album. Der letzte, ganz simpel "I" betitelte Song wurde dem jüngst verstorbenen Chuck Schuldiner gewidmet und dann wurden BENEDICTION nach immerhin 55 Minuten wieder entlassen. Obwohl nicht wenige sich lautstark eine Zugabe wünschten.
Ja, und der letzte Streich blieb den einzigartigen BOLT THROWER vorbehalten. Was jetzt kam, war einfach nur der Hammer. Die Halle bebte und BT bebten mit. Von den ersten Tönen von "Contact Wait Out" an, gehörte das zum Besten, was man sich von einem Live-Auftritt nur vorstellen kann. Und bei den Songs können BOLT THROWER ja auch nicht allzu viel falsch machen. Neben dem erwähnten "Contact Wait Out" gab es von der neuen Scheibe noch "Inside The Wire", "Honour" und "Pride" zu hören. Glücklicherweise wurden auch von meinem persönlichen Liebling "Mercenary" vier Song gespielt - nämlich "Laid To Waste", der Titeltrack, "To The Last..." und als Zugabe noch "Powder Burns". Und da ich ja immer (manchmal) was zu meckern habe, sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass ich "No Guts, No Glory" schröcklich vermisst habe. Hoffentlich beim nächsten Mal wieder. Klassiker gab es auch so genug, es seien hier stellvertretend nur noch "Silent Demise", "The Fourth Crusade" und "...For Victory" erwähnt. Dass sie ohne Zugabe nicht davonkommen würden, war klar und so wurden zum Abschied noch das geniale "Cenotaph" und eben "Powder Burns" abgefeuert. Natürlich waren die 70 Minuten Spielzeit nicht nur mir viiieeel zu wenig. Da müssen die Steinschmeißer eben bald mal wieder kommen.
Bleiben abschließend noch zwei Dinge zu bemerken. Erstens, dass Sänger Dave Ingram nun wirklich perfekt in die Band involviert ist und zweitens, dass BT einfach eine Klasse für sich sind. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich diesem Auftritt eine glatte 12 geben. Die anderen drei Bands konnten dagegen natürlich nicht anstinken, aber auch sie boten eine Topvorstellung, wobei ich persönlich von DISBELIEF etwas mehr angetan war als von FLESHCRAWL und BENEDICTION. Trotzdem, wenn diese Tour nicht schon das vorweggenommene Highlight des Jahres war, dann weiß ich echt nicht, was da noch kommen soll.

Ach und eh ich es vergesse: Danke für's Bier, Oli!


Setlist BOLT THROWER:

Contact Wait Out
When Glory Beckons
Silent Demise
Inside The Wire
Forever Fallen
The Fourth Crusade
Honour
Laid To Waste
Pride
Mercenary
To The Last
...For Victory
------
Cenotaph
Powder Burns

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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