Bolt Thrower / Fleshcrawl - Holland / Deutschland

15.04.2001 | 14:30

10.01.2001, Tourbericht

Bevor\'s in die Vollen geht und ich Euch über sämtliche schlüpfrigen Details und „Sex, Drugs & Rock\'n\'Roll-Ausschweifungen“ auf der Mitte Januar stattgefundenen Mini-Tour mit BOLT THROWER & FLESHCRAWL aufkläre, verliere ich noch ein paar Worte zu meiner Person, damit das Verbrochene auch einem Übeltäter zugeordnet werden kann ...
Meine Wenigkeit, Oliver oder auch Luis, wie ich zu meinem Leidwesen von den FLESHCRAWLern vor Jahren getauft wurde, bin seit ca. 8 Jahren Drumtech beim derzeitigen Aushängeschild und Flakschiff der deutschen Death Metal Bewegung (stimmt doch, oder!?). Somit wurde mir schon mehrfach die \"Ehre\" zuteil auf diversen Euro-Touren der Jungs mit dabei zu sein und so eben auch auf dieser \"Zwergen-Tour\", die trotz nur 5 Dates doch für uns alle was ganz besonderes darstellte, da BOLT THROWER doch schon fast Helden in ihrem Metier sind. Aber gut, immer der Reihe nach ...

10.1.01 Rotterdam – Baroeg

Los ging’s nach einer mehr oder minder schlaflosen Nacht irgendwann zwischen gut und böse (soll heißen, early in the morning) an einem arschkalten Mittwoch Richtung Rotterdam. Der Umstand, daß ich Nächtens nicht viel gepennt und auch diverse Dosenbiere zum Frühstück hatte, ließ mich nicht allzu viel von der Fahrt mitbekommen … ergo, war ich erst wieder auf Deck als unser Schiff (Mercedes Sprinter) in den Hafen von Rotterdam einlief. Nach kurzer, ungewollter Stadtrundfahrt – wer suchet der findet! – trudelten wir gegen 13 Uhr am bestens, von diversen Touren davor, bekannten Venue ein, wo logischerweise noch niemand am Start war. Also Beine in die Hand genommen und die müden Knochen auf der gegenüberliegenden „Einkaufsmeile“ vertreten. Irgendwann gingen dann doch die Pforten des „Baroeg“ auf, die ersten Biere wurden verteilt und auch die Kollegen Headliner marschierten so langsam aber sicher ein. Nach eher zurückhaltendem anfänglichen Beschnuppern kam die erste Überraschung des Tages … das Ausladen. So waren wir es doch von vergangenen Touren her gewohnt den meisten Kram selber auszuladen, während die Herren Rockstars (fast ohne Ausnahmen) es vorzogen kaltschalenippend den schweißtreibenden „Da-heb-ich-mir-´nen-Bruch“-Aktionen zuzuschauen. Nicht so die Kollegen von BOLT THROWER. Kaum ging die Tür ihres Transporters auf, stürzte sich die gesamte Mannschaft – Band, Manager, Tontechniker, Guitartech – auf das zu verladende Equipment und beförderte dies, natürlich mit unserer Hilfe, Richtung Bühne. Ruck-Zuck stand der Kram; noch diverse Details bzgl. BOLT THROWER Set-Up geklärt (für die ich auf dieser Tour ebenfalls aushalf) und schon konnte es mit dem Soundcheck für beide Kapellen losgehen. Wer schon mal auf Tour war, der weiß sicherlich das die meiste Zeit damit verbracht wird … zu warten und zu warten und zu warten … bis es endlich losgeht. So auch an diesem Abend, was der Einfachheit halber mit diversen „Hertog Jans“ & Jägermeistern überbrückt wurde … dementsprechend „gut gelaunt“ war ich dann auch, als die zweite Überraschung über mich hereinbrach. Sold out! 400 Nasen im ach so winzigen wie kultigen „Baroeg“. Tja und wenn ich ehrlich bin, so klein die Biere auch waren, die Menge macht’s schließlich … kann mich nicht mehr allzu gut an die Gigs an dem Abend erinnern, obwohl ich bei beiden Sets direkt neben den Kollegen Drummern saß … außer, daß es Set-technisch keine Probleme gab (die kamen erst später), die Leute beide Bands geil abfeierten, `ne Menge holländischer Szene-Mucker am Start waren (THANATOS, SINISTER, CALLENISH CIRCLE …) und das war‘s …
So schnell das komplette Equipment ausgeladen und aufgebaut wurde, so schnell war’s dann auch wieder verladen, wobei ich mich angeblich sehr angeregt mit BTs Gavin „unterhalten“ habe. Dieser stellte tags drauf dann auch ironischerweise fest, daß FLESHCRAWL keinen Drumtech mitgebracht hätten, sondern einen Drunktech … ohne Worte! Jaja, mittlerweile wurde man langsam warm untereinander (bitte nicht falsch verstehen) …
Und dann war auch komplett Sendeschluß …

11.01.01 Enschede – Atak

… ah, ich lebe noch. Wo bin ich? Wer liegt da neben mir? Ja, ich lebe in der Tat noch. Bin in irgend einem Hotel. Sven (F’Crawl-Sänger) neben, Tobs (F’Crawl Bassist) über mir (ein Schelm wer böses denkt) im Stockbett, das er wohl nach diversen Schnarchattacken von Stefan (F’Crawl Gitarrist) bezogen hat.
Ja, so lustig war das Erwachen am nächsten Morgen; dementsprechend fühlte ich mich auch. Nichtsdestotrotz … the show must go on!
Nach `ner weiteren ereignislosen Autobahnfahrt + plus unfreiwilliger Stadtrundfahrt gepaart mit einem garstigen Kater kamen wir gegen Spätnachmittag an dem etwas abgefuckt wirkenden Auftrittsort für den heutigen Donnerstag an .. auch this time vor den headlinenden Inselbewohnern. Wie auch der äußere, so ist auch der Eindruck von innen der gleiche … der Laden hat definitiv schon bessere Zeiten erlebt. Was soll’s, man hat schon wesentlich schlimmere Clubs (Bruchbuden) erlebt bzw. überlebt.
Anyway, erst mal was einwerfen gehen und noch ein oder zwei Biere zur Stärkung hinterher, dann übersteht man auch diesen Tag … kaum ausgeführt, marschieren auch die in fast ausnahmslos, während der gesamten Tour in Militärkluft gewandeten Kollegen von BOLT THROWER ein. Nach diversen Smalltalks, Bieren & Jägermeistern startete der Reigen mal wieder von vorne. Ausladen! Dies ging, wie auch am Vortag, recht flott, lediglich mit dem Aufbau hatten es die Damen und Herren unter dem Union Jack nicht allzu eilig. Die beengten Platzverhältnisse, sowie das Bestreben nach einer perfekten Show, ließen die 5 ein ums andere mal an ihrem Equipment rütteln, zupfen und machen … und nicht nur an diesem Tag. Dies hatte zur Folge, daß FLESHCRAWL genau dann zum Soundcheck „gebeten“ wurden, als Essenfassen angesagt war … keine leichte Entscheidung … die Backen füllen oder Soundmensch Mari warten lassen … aufgrund der doch etwas bescheidenen Kochkünste des Kochlöffelschwingers zogen es die Gebrüder Hanus & Co. dann doch vor mal kurzzeitig ihre Instrumente zu quälen, um alles für den Abend zu fixen.
Dieser ging dann auch pünktlich um 21 Uhr für die CRAWLER los. Trotz „Sold out again“ (ca. 300 Nasen), war die Stimmung eher mittelprächtig, was sich auch bei BOLT THROWER nicht wesentlich zu steigern vermochte. Dies lag mit Sicherheit nicht an den Bands, die sich wie jeden Abend mächtig ins Zeug legten und dem Publikum Show für Show die totale Breitseite verpaßten. Da ich mich alkoholtechnisch an dem Abend nicht ganz so verausgabte bzw. mich langsam wieder an dessen Wirkung gewöhnt hatte, bekam ich auch endlich mal was vom ganzen Geschehen auf der Bühne mit, wobei vor allem BT im Besonderen meinem Interesse galt … sorry, F’Crawl aber nach fast 100000000 Gigs „Under The Banner Of Death“ ist es doch mal ganz interessant wenn die Insel-„Mercenarys“ ihren „4th Crusade“ antreten. Speziell auf Sangesmeister Mr. Dave Ingram warf ich ein besonderes Auge (rein musikalischer Natur versteht sich), der mir zu BENEDICTION Zeiten eher quer im Magen lag aufgrund seiner „hundegebellartigen“ Vox. Tja und was soll ich sagen, Mr. Ingram ist einfach ein Meister seines Faches, der sich perfekt auf die jeweilige Situation einstellen kann - tiefe Growls … in bester Martin van Drunen und Karl Willetts Manier – perfekt! Einen weiteren Pluspunkt sammelte der Wahldäne im Umgang mit dem Publikum. Souverän und mit einer unglaublich sympathischen Ausstrahlung dirigierte er Tag für Tag die Meute. Nicht zu vergessen dessen Nebenmänner(frau) die „The Warmachine“ erst so richtig ins Rollen bringt … unglaublich mit welcher Wucht Song für Song auf das Publikum losgefeuert wird … BT ein Weltkrieg im Kleinen!
Trotz eher verhaltenem Publikum, war die Stimmung im gesamten Tourtroß hinterher, wie auch an jedem anderen Tag, äußerst gut, was sicherlich nicht nur an den vielen Fantas und Kaugummizigaretten lag … auch Kamerad Jägermeister, den Martin (BOLT THROWER) als „Paintstripper“ seines Geschmacks wegen bezeichnete (Banause), und Daves Kalvados (säuberlichst in `nem stilechten Flachmann abgefüllt, aber wahrscheinlich nicht richtig geschrieben ... sorry, kenn mich mit Alk nicht allzu gut aus!!!!) erfüllten ihren Zweck und zauberten das ein oder andere Lächeln nicht nur auf mein Gesicht, das ich anschließend wieder auf die weichen Kissen des Formel 1 Hotels in Bochum betten durfte … sweet Dreams!

Redakteur:
Oliver Kast

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