Bringer Of Death Fest IX - Giebelstadt

18.03.2007 | 13:34

03.03.2007, I-Park im Klingholz

Grind-Konzerte sind doch immer wieder lustig. Jedes Mal gibt es einen Trupp Chaoten, der die merkwürdigsten Dinge vor und auf der Bühne anstellt, und währenddessen werden die Gehörgänge von den kränksten Tönen freigesprengt. Dieses Mal gab's diese Kulisse als geballte Ladung in Form eines Festivals: das "Bringer Of Death Fest IX" am 03.03.2007 in Giebelstadt.

Das Billing an sich war schon der Hammer:

PROSTITUTE DISFIGUREMENT
ROMPEPROP
PIGSTY
JIG AI
DYSEMBRIOMA
BÖSEDEATH
PROVOCATION

Ich persönlich hatte mich schon lange speziell auf PROSTITUTE DISFIGUREMENT, ROMPEPROP und JIG-AI gefreut. Und nicht nur die haben sich gelohnt.

Angefangen hat das ganze Chaos mit den jungen Brutal-Death-Grindern PROVOCATION. Diese Jungs prügelten sich sofort in die blutigen Herzen des Publikums und begeisterten mit einer mitreißenden Bühnenpräsenz. Technisch spitzenmäßig wurden die Äxte zersägt, die Felle weggeblastet und die Kehle des Frontgrunzers vergewaltigt. Anfangs war der Sound leider noch nicht so prickelnd, dies änderte sich aber später zum Besseren. Ganz zur Freude der Moshpit-Brigade vor der Bühne. Fröhlich tanzten die Gasmaskenträger und verteilten so eine Menge blaue Flecken. Auf gut Deutsch: Der Opener machte Spaß und hatte wirklich eine höhere Spielposition verdient.

Setlist:
Perverse World Domination
Naziscum
There Doesn't Wait A Bunch Of Maidens
Torturekiller
Son Of A Bitch
Provocation
Revenge Of Kyoto
Towards Total Annihilation
To Life A Lie
Eat And Destroy

Als nächstes waren BÖSEDEATH mit ihrem Spaß-Death-Metal an der Reihe. Doch irgendwie wollten mir die Buben nicht so ganz gefallen. Sicher haben sie geile Blast-Attacken und nette Groove-Parts auf die Meute losgelassen, aber vor allem die nervige Stimme hat mich gestört. Zumindest der Keif-Anteil darin, welcher mich ein wenig an ein zickiges Mädchen erinnerte, das ihren Lutscher nicht bekommen hat. Das Growling hingegen war schön tief und fies. Aufgefallen ist die Band durch ihre Perücken, die doch sehr albern aussahen. Aber ich denke dass das durchaus gewollt war. ;-)

Insgesamt ein mittelmäßiger Auftritt, wenn man bedenkt, dass BÖSEDEATH in manch kleinen Gegenden schon Kultstatus besitzen und nicht mal ihren bekanntesten Song 'Der Haas ist tot' zum Besten gaben. Nächstes Mal bitte besser machen.

Setlist:
S.B.
Handseife
Wochenendsatanis
Happy Weekend
Panzer
No Gnade
Fistfucked To Death
Brutal Brutality
Stirb Or Die
Chainsaw Buttfuck

Jetzt wurde es wieder ein bisschen ernster. Und zwar mit DYSEMBRIOMA inklusive Gitarrist Dani (ex-DEBAUCHERY). Nach einem sehr growligen Intro startete die Band mit richtig fiesem Hammer-Geblaste aus einem kleinen, aber sehr effektiven Schlagzeug und holzte mit dem typischen Grind-Stakkato und der Snare-Vergewaltigung so ziemlich jeden Wald ab, der in der Nähe war. Dem Technikfanatiker dürften vor allem das schöne Gitarrengefrickel, die coolen Riffs und die schön gesetzten Breaks aufgefallen sein. Deathgrind, wie er sich gehört! Der gleichen Meinung war auch das Publikum, welches ungeachtet des ziemlich schlechten Sounds abging wie Schnitzel. Darunter mal wieder unsere lieben Gasmaskenfreunde. Mit "schlechter Sound" meine ich die sehr übersteuerte Stimmverstärkung, die bei jedem starken Ausatmen des Froschteich-Imitators zu einem gehörigen Knacken in den Boxen führte. Auch insgesamt war die Stimme sehr leise. Trotzdem ein straighter Gig, der außer den schon genannten Punkten nicht viel zu wünschen übrig ließ.

Setlist:
Intro
Bloodspree
Subsconsious Cruelty
Catalysts Of Demise
Effigy Of The Dead
Cognition In Beyond
Bleed For Me
Hunt, Fuck, Kill, Devour

Nun zum ersten richtig kranken Goregrind-Hammer des Festivals: JIG-AI. So was Verrücktes habe ich selten gesehen. Drei junge Tschechen bolzten ein Blastgewitter herunter, dass einen schier die Luft wegblieb. Der Moshpit tobte in gewaltigen Ausmaßen und rammte einige darin verwickelte Prügelknaben mehrfach zu Boden. So viele Stagediver wie bei jenem Gig gibt es aber auch verdammt selten. Nie war nur die Band auf der Bühne, und alle paar Sekunden flog ein Fan durch die Luft. Und dann noch diese Stimmen. JIG-AI selber hatten dieses spezielle "pfeifende" Keifen, das wie ein abgestochenes Urzeittier klingt, drauf wie kaum jemand anderes. Und das, wenn ich meinem Gehör Glauben schenken durfte, ganz ohne Verzerrung. Nebenbei wurde jenes Keifen von einem sehr schweineartigen Gegrunze des zweiten Frontmannes unterstützt. Einmal wurden sogar einige Fans ans Mikro gelassen, die auch nicht gerade schlecht waren. Zu toppen waren JIG-AI trotzdem nicht.

Besonders interessant fand ich noch die schön groovigen Parts, die immer wieder vorkamen und dem Krach einen besonderen Touch verpassten. Genau wie der Riesenpinguin, der dauernd quer durchs Publikum geworfen wurde. Ein traumhafter Auftritt also, welcher der Band noch ein CD-Review meinerseits hier auf POWERMETAL.de bescheren wird. Ach ja: Ihr habt richtig gehört: ein Riesenpinguin. ;-)

Setlist (so ziemlich das gesamte Album in richtiger Reihenfolge):
Japanese Gut Cake
Geishas Sucks European Cocks
HN–Islam
Ninja Gangbang
Adventure On The Boat
Injectator Kruto
Fresh Manga Flesh
Vogelgrippe-N
Pec Nam Spadla Vs. Skakal Pes
Phimosiectomy Made By Scrubslasher
Suffocated Between Gigantic Udders
Extruding Testicles Through Garlic Press
Gourmet's Specialities Of Necrozoophil

Weiter ging's mit dem Sauhaufen PIGSTY und ihrer Goregrind/Crust/Hardcore-Mischung. Wie der Name schon sagt, klangen die Kerle, die allesamt abwechselnd oder sogar gleichzeitig ihre Stimmbänder misshandelten, wie kleine aufgespießte Ferkel. Zur Abwechslung gab es eine Mischung aus Shout-, Growl- und Brüllattacken, die auf das weiterhin moshende Publikum niederrasselte. Wieder gab es tolle Blastbeats und schön schnelles Gebolze. Und einer war nicht totzukriegen: der allgegenwärtige Riesenpinguin of death! Aber was soll's? Der Pinguin ist cool, und den Grindschädeln im Saal hat's gefallen. Mir aber nicht so sehr wie den anderen. Ich steh dann doch eher auf das reine Geprügel ohne zu starke Hardcore-Einflüsse. ;-) Ein weiteres Problem war, dass ich keine Setlist bekommen habe.

Jetzt musste ich erst mal ein schönes großes Stück Fleisch und ein Bier verdrücken. Verdammt, tat das gut! Vor allem das Steak im Brötchen hat gerockt wie Sau. Steaks wie diese machen jedes Metallerherz glücklich und sollte es definitiv öfter geben. Schon allein der Preis von gerade mal 2,50 Euro war lächerlich. Bier gab es dann aber aus dem Auto.

Auf zur vorletzten Runde und zur mit am meisten erwarteten Combo des Abends: die Tulpenfeld-niedermäh-Goregrind-Sickos ROMPEPROP. Die erste Überraschung gab's schon gleich am Anfang. Denn die Band bestand diesmal nur aus zwei Mitgliedern, und zwar dem Frontgrunzer samt Gitarre und dem Flak-Schützen. Der Rest der Bande wurde aus wahrscheinlich unerfindlichen Gründen (*g*) auf einer deutschen Autobahn festgenommen und saß zum Zeitpunkt des Konzertes im Knast. Die Folge war, dass keine Kostüme vorhanden waren und sich der Sänger lauthals mit den Worten "Thank you, motherfuckers!" bedankte. Aber selbst zu zweit gingen ROMPEPROP ab wie 'n Trupp Japaner im Fotoladen. Kranke runtergepitchte Harmonizer-Growls in Verbindung mit groovigen Gitarrenparts und dem typischen Topfschlag-Grind-Drumming brachten die Menge zum Kochen. Einige Fans ließen es sich auch nicht nehmen, prompt die Hosen runterzulassen und mit gewissen Körperteilen auf der Bühne rumzuwedeln. Mal waren es Einzelne, dann zwei, dann sogar drei auf einmal. Nicht unbedingt das, was ich auf so einem Konzert sehen wollte. ;-) Lustig war's trotzdem.

Setlist:
Vaginal Luftwaffe
Embryoyo
*nicht identifizierbar*
Swarming Of The Cysts
Vulcanic Eskimo
I Am The Dolphin Sprayhole Fucker
Crash Test Faggots
As She Licks My Only Ball ...
Pelikanelul
Dislocated Purple Stoma
Coughin' Coffin
We Want Gore
Zuilzalf
Anal Sushi (GUT-Cover)
Hellcock's Pornflakes

Das Highlight des Abends waren aber letzten Endes ROMPEPROPs Landskollegen PROSTITUTE DISFIGUREMENT. Die Deathgrinder bestachen mit spielerischem Können auf höchstem Niveau und frickelten traumhafte Riffs und Soli aus ihren Äxten, die von gnadenlos ballernden Drums unterlegt waren. Der Mitbangfaktor war also extrem hoch und wurde vom Publikum bis ins letzte Eck ausgenutzt. Besonders das brutale Growling des Frontmannes machte Laune, auch wenn es vom Froschteich-Gesang ihrer CDs abwich. Typisch für die Holländer sind auch die vielen Breaks in den Songs, die jedes Mal klasse eingesetzt wurden und zum Spitzen-Sound beitrugen. Man merkte sofort, dass die Jungs live sogar einen Deut besser klingen als auf CD. Ich will übrigens nicht wissen, wie viele Langhaarträger auf den Bassisten neidisch waren, dessen Haare bis unter den Arsch gingen. Ich gehörte definitiv dazu. ;-) Nur mal so als Nebenbemerkung. Auch der Riesenpinguin war wieder am Start und bahnte sich seinen Weg durch das Meer aus Pommesgabeln. Wunderbar und immer wieder erwähnenswert. Ein Traumgig einfach.

Setlist:
Postmortal Devirginized
Left In Grisly Fashion
The Corpse Garden
Insides To Expose
Torn In Bloated Form
Bluedrum Torso
Bloodlust Redemption
Body To Ravage
She's Not Coming Home Tonight
Victims Of The Absurd
Killing For Company
Disemboweled
Freaking On The Mutilated

Als dann Schluss war, wusste ich sofort, wo ich meinen Hintern im Mai hinschleppen werde. Und zwar zum "Bringer Of Death Fest X". Denn so geile Bands auf einem Fleck sieht man echt selten. Die Chance sollte man sich also nicht entgehen lassen. Schon der Steaks wegen!

Redakteur:
Sebastian Schneider

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