CANNIBAL CORPSE, DEVILDRIVER und THE BLACK DAHLIA MURDER - Köln

13.03.2013 | 12:07

20.02.2013, Essigfabrik

Die Kannibalen feiern ihren 25. Geburtstag.

CANNIBAL CORPSE sind die wohl größte, erfolgreichste und bekannteste Band, welche Death Metal in seiner reinen, harten und unangepassten Variante zelebriert. Dies hat im Laufe von 25 Jahren einen großen Haufen Fans (und annähernd genau so viele Feinde), satte zwölf Studioalben sowie einen nachhaltigen Einfluss auf die extreme Metalszene zur Folge. Nach einem Grund zur livehaftigen Feier muss man von daher nicht lange suchen. Als Gäste sind unter anderem DEVILDRIVER und THE BLACK DAHLIA MURDER geladen.

Da die symphonischen Deathcoreler von WINDS OF PLAGUE ihre Teilnahme an der Tour kurzfristig abgesagt haben, ist es an den Italiener von HOUR OF PENANCE, die Party ins Rollen zu bringen. Dass das Kölner Publikum noch nicht sonderlich zahlreich vertreten ist, stört die Römer allerdings nicht sonderlich, die kontinuierlich die flotte und technisch versierte Death-Metal-Schiene fahren. Das (ziemlich brutale) Material ist dabei durchaus kurzweilig und abwechslungsreich arrangiert, kann jedoch nur bei wenigen Anwesenden so richtig punkten – typische Symptome der undankbaren Eröffnungsaufgabe. Nichtsdestotrotz macht die Band ihre Sache als Anheizer gut und wird auch entsprechend gewürdigt.

Dass THE BLACK DAHLIA MURDER immer und überall für einen Abriss gut sind, dürfte der geneigte Fan des chaotischen Prügel-Metals bereits lange wissen. Als Vorband sollen sie in diesem Package wohl vor allem das jüngere Publikum ansprechen. Doch auch die ältere Fraktion springt sehr gut auf die Amis an, so dass die Essigfabrik im Laufe des Sets irgendwann rappelvoll ist. Es hat sich scheinbar herumgesprochen, dass der Fünfer um Frontwampe Trevor Strnad live Laune machen – und die Jungs halten Wort. Es ist ein herrliches Blastbeat-Riff-Knüppel-Infero, was hier in Form eines bunten Blumenstraußes der letzten vier Alben serviert wird. Trotz des technisch anspruchsvollen Materials und der Bühnenaction ist die Performance brutal auf den Punkt. Der Moshpit verzeichnet zwar noch keine übergroßen Ausmaße (was einen schon wundern darf), dennoch geht die Menge bei allen Spielchen mit und feiert die Band ziemlich amtlich ab. Ich muss allerdings zugeben, dass es beim heutigen Sound schwer sein könnte die Songs auseinanderzuhalten, wenn man sie nicht kennt. Daran scheint sich aber kaum jemand zu stören, genau so wenig wie am obligatorischen Sängerstriptease in der Mitte des Sets. In einem kleinen, dreckigen Club sind mir THE BLACK DAHLIA MURDER zwar noch lieber, aber viel besser kann man als zweite von vier Bands kaum abräumen, weshalb alle beide Daumen steil nach oben geben. Einzig die Tatsache, dass kein Song vom Debüt gespielt wird, finde ich etwas schade.

Setlist: A Shrine To Madness, Moonlight Equilibrium, Statutory Ape, Miasma, On Stirring Seas Of Salted Blood, What A Horrible Night To Have A Curse, Necropolis, Everything Went Black, I Will Return

Die zweite von drei Kombos aus den US of A macht heute irgendetwas ganz besonders richtig, denn die größte Feier des Abends findet binnen ihrer fast 60 Minuten statt. Da sie derzeit kein Album zu promoten haben (wie übrigens keine Band des Packages), grooven sich DEVILDRIVER durch ein Potpourri der ersten drei Alben, was vor allem viele alte, von den letzten Entwicklungen enttäuschte Fans, wieder versöhnlich stimmen wird. Das Publikum, das heute steil geht, dürfte die ersten Veröffentlichungen allerdings nicht direkt mitbekommen haben, ist es doch teilweise noch ziemlich jung. Nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen?) wirbelt ein ordentlicher Moshpit durch die Halle, den die Band um Frontsau Dez Fafara auch immer wieder anheizt. Überhaupt ist dieser blendend aufgelegt, redet eine Menge, stachelt den Mob zu Körper- und Gesangseinlagen an und strahlt nicht nur Selbstbewusstsein, sondern insbesondere eine Menge Freude aus. Und auch wenn die Musik dem ein oder anderen nicht so ganz reinlaufen mag: So etwas steckt an. Musikalisch überlässt man aber mit der Setlist selbstverständlich auch nichts dem Zufall ('Hold Back The Day' haut mal wieder alles kurz und klein!). Dass DEVILDRIVER derzeit auch noch extrem gut eingespielt sind, zeigt sich in der lustigen Begebenheit, dass man als Bassist scheinbar problemlos die Bühne verlassen und weiterspielen kann, ohne dass das in irgendeiner Art und Weise auffällt – zwei Minuten später ist er dann aber auch wieder sichtbar auf den Brettern. Wie dem auch sein: Das heute, ist die beste DEVILDRIVER-Show, die ich seit Jahren gesehen habe!

Setlist: End Of The Line, Cry For Me Sky (Eulogy Of The Scorned), Dead To Rights, These Fighting Words, Horn Of Betrayal, Head On To Heartache (Let Them Rot), Not All Who Wander Are Lost, I Could Care Less, Hold Back The Day, Clouds Over California, Meet The Wretched

Gibt es noch irgendeine etwas bekanntere Metalband auf dieser Welt, die ohne Intro und sonstige bedeutungsschwangere Inszenierungen auf die Bretter geht? Ich glaube nicht. Und so bin ich jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie ungeschminkt und direkt man Musik auch leben kann. Eine Wand aus Verstärkern und ein schlichtes Backdrop ist alles, was die Herren brauchen, die die voll ausgeleuchtete Bühne betreten, sich ihre Instrumente umschnallen und dann einfach loslegen: Reduzierung auf das Wesentliche. CANNIBAL CORPSE feuern in bekannter Manier ein Best-Of-Set ab, das alle Phasen so gut wie möglich abdeckt. Bei einer so großen Diskographie wie jener der Amerikaner wird jeder Fan zwangsläufig 2-3 seiner Lieblingswalzen vermissen, wirklich ankreiden muss man der Band aber nur das Fehlen von 'Fucked With A Knife'. Die Performance des Gespielten gibt indes keinen Anlass zur Kritik. Bei einem richtig wuchtigen Sound wird man von einer Death-Metal-Granate nach der nächsten verprügelt. (Nur) Zwei bis drei Dutzend Jungs drehen dazu ihre Runden im Moshpit, der Rest schüttelt die Mähne oder, was heute wirklich auffällig ist, guckt sich das bunte Treiben in Ruhe an. Dabei machen heute vor allem die Songs der "zweiten Reihe" so richtig Spaß (namentlich 'Priests Of Sodom', 'Pit Of Zomibes' oder 'Unleashing The Bloodthirsty'); von den Hits ist man das ja eh gewohnt.

Die Ansagen von George "Corpsegrinder" Fisher (bei dem man immer Sorge hat, dass dessen Headbanging zum Verlust seines Schädels führt) sind wie eh und je kühl, distanziert und etwas merkwürdig. Dazu passt auch, dass die Band sich nach jedem Song zu den Verstärkern begibt und somit komplett vom Publikum abwendet – aber auch das kennt man ja mittlerweile. Die Publikumsreaktionen sind am heutigen Abend gut, wenn auch nicht überragend. Auch ich fand die Kannibalen auf der Tour vor einem Jahr zwar noch etwas besser, von einer Enttäuschung kann man allerdings bei weitem nicht sprechen. Denn man kann es drehen und wenden, wie man will: CANNIBAL CORPSE sind CANNIBAL CORPSE sind CANNIBAL CORPSE. Take it or leave it.

Setlist: Demented Aggression, Sarcophagic Frenzy, Scorge Of Iron, Disfigured, Evisceration Plague, The Time To Kill Is Now, I Cum Blood, Encased In Concrete, Pit Of Zombies, A Skull Full Of Maggots, Priests Of Sodom, Unleashing The Bloodthirsty, Make Them Suffer, Hammer Smashed Face, Stripped, Raped and Strangled

Redakteur:
Oliver Paßgang

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