COPPELIUS - Frankfurt

19.01.2014 | 10:40

29.12.2013, Nachtleben

COPPELIUS kann auch andere Töne.

Kurz vor Jahresende hat die Kutsche der Herren von COPPELIUS noch einen letzten Halt in Frankfurt eingelegt. Viele adrett gewandete Damen und Herren stehen geduldig und gesittet in der Schlange, um unnötigen Ballast (Jacken, Mäntel) an der Garderobe zu hinterlassen, damit sie sich ungestört dem Konzertereignis widmen können. Soviel sei schon verraten, es ist wahrhaftig ein besonderes Ereignis - aber dafür sind die Herrschaften ja bekannt.

Während man sich hier und da unterhält und Mutmaßungen anstellt, wer denn diesmal den Auftritt der Herren anführen darf, erscheinen mit leichtem Tumult mehrere, durch Masken "unkenntlich" gemachte Gestalten auf der Bühne. Leider ist in meiner Ecke das Gelächter so laut, dass ich nicht wirklich etwas von der Ansage mitbekomme. Nur soviel, dass diesmal zwei Gruppen COPPELIUS auf ihrer Tour begleiten und das eine oder andere Stück vortragen werden.

Ich kann als einzigen den Herren mit der Häkelmütze und der Maske verstehen, weil er direkt vor mir steht. Dieser gibt voller Inbrunst 'Sah Ein Knab Ein Röslein Stehn' zum Besten und beweist dabei auch noch großartiges, schauspielerisches Talent. Auch wenn er - angeblich - den Text von so einem neumodischen Gerät names Smartphone ablesen muss. Früher hätte er dazu ein schönes Notenblatt benutzt. Aber ich schweife ab. Selbstredend wird seine Vorführung vom Publikum durch lang anhaltenden Applaus honoriert.

Als dann ein Herr im Hemd, mit einer Tüte über dem Kopf und einer Bierflasche in der Hand erscheint, tobt das Publikum wieder dermaßen, dass mir ebenfalls entgeht, was nämlicher Mensch zu sagen hat. Ich habe nur noch mitbekommen, dass er moniert, dass man kein Bier trinken kann, wenn man eine Tüte auf dem Kopf trägt. Nun denn... (das scheint ja eind enkwürdiges Konzert gewesen zu sein... FJ)

Nachdem die Bühne von den genannten Gestalten geräumt ist, lassen sich die Herren von COPPELIUS nicht lange bitten und eröffnen mit 'Rightful King' ihren Auftritt. Wie immer kümmert sich Butler Bastille aufopferungsvoll um seine Herrschaften und auch der Herr Professor wird gelegentlich auf der Bühne gesichtet, wenn er hier und da Kleinigkeiten richten muss.

Es folgen noch Darbietungen wie 'Der Handschuh', 'Mitten Ins Herz' oder 'Welt Im Wahn', bis wir eine andere Seite von COPPELIUS kennenlernen dürfen: Die Herrschaften spielen einige Lieder 'ohne Strom', auf neudeutsch "unplugged". Ein völlig neuer Hörgenuss, der die Zuhörerschaft entzückt. Dabei können wir einmal mehr Herrn Nobusama bewundern, der ausnahmsweise einmal nicht hinter seinem Schlagwerk versteckt ist, sondern auf einer Cajon sitzt und die Stücke als Percussionist begleitet. Diese Form der Darbietung kommt beim Publikum sehr gut an, was sich in schon fast exstatischem Applaus niederschlägt. Aber auch der Band scheint das Ganze sehr viel Spaß zu bereiten. COPPELIUS mal anders. Mir persönlich hat die 'Morgenstimmung' eine besondere Gänsehaut bereitet.

Als Comte Caspar das 'Gumbagubanga' anstimmt, wird es im Saal wieder sehr laut und es wird fröhlich mitgesungen, während bei 'Geschwind' einige Damen und Herren im Publikum wieder in den Genuss eines kleinen Gläschens Absinth kommen. Auch der 'Reichtum' lässt das Nachtleben ein wenig erbeben, weil bei diesem Lied wirklich fast jeder mitgrölt ("singen" ist entschieden zu wenig aussagekräftig).

Als Butler Bastille das wirklich letzte Lied ankündigt, erhebt sich selbstverständlich sofort lautstarker Protest und als die Herren nach den 'Schönen Augen' die Bühne verlassen, wird auf der Stelle sehr laut "da capo" verlangt. So laut, dass Bastille das Publikum auffordert, doch einmal ganz leise zu sein und nur zu flüstern. Diese Bitte wird natürlich sofort erfüllt und einige Minuten später erscheinen die anderen Herren wieder auf der Bühne. Dann ist es natürlich aus mit Leise. So kommen wir noch in den Genuss von 'Time - Zeit' und dem 'Phantom Of The Opera'.

Die Herrschaften verlassen danach die Bühne, Butler Bastille widmet sich der Reinigung des Cellos und des Kontrabasses, während vom Publikum unermüdliche "da capo"-Rufe erfolgen. Und sie werden ein weiteres Mal erhört. Ein wenig aufgelöst finden sich die Herren noch einmal auf der Bühne ein, um sich über die 'Habgier' auszulassen und danach gibt es wirklich das allerletzte Stück, bei dem es im Publikum noch einmal so richtig zur Sache geht. Mit 'Running Free' verabschiedet sich COPPELIUS von seinen Fans.

Wer noch ein wenig Zeit hat, kann später noch das eine oder andere Wort mit den Herren wechseln. Selbstverständlich gibt es auch Autogramme und es dürfen Fotos gemacht werden. Man sieht jede Menge strahlender Gesichter - wieder einmal ein ganz besonderer Abend. Und nicht vergessen, für alle gilt: "COPPELIUS hilft!"

Setliste: Rightful King, Risiko, Der Handschuh, Mitten Ins Herz, Welt Im Wahn, Coppelius Hilft!, I'd Change Everything, Black Is The Colour (Of My True Love's Hair), To My Creator, Morgenstimmung, Gumbagubanga, Klein Zaches, Locked Out, Geschwind, Reichtum, Bitten Danken Petitieren, Schöne Augen, Zugabe I: Time - Zeit, Phantom Of The Opera, Zugabe II: Habgier, Running Free

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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