Children Of Bodom - Leipzig

11.02.2009 | 21:30

31.01.2009, Haus Auensee

Auf die Fresse, fertig, los!

Tourtag zwei des teuflischen Trios bricht an. Heute gastieren die Giftzwerge und die Dampfwalze in Leipzig. Als wir am Auensee ankommen, sieht man sofort, wer im Moment die Massen anzieht. Dass CHILDREN OF BODOM weniger Fans anlocken als VOLBEAT am Vortag, ist zwar schade für die Band, aber super für die Fans, die sich wenigstens etwas bewegen können. So hat man nie das Gefühl, ersticken zu müssen, und man kann jederzeit und ohne Verletzungsgefahr die Bar anvisieren. Daumen hoch.

Gegen 20.00 Uhr geht es los. Die Finnen von DIABLO holen die Thrash-Keule raus. Aber wer an rumpeliges Geschredder denkt, sieht sich getäuscht. Sehr melodisch, sehr filigran und mit Gespür für eingängige Melodien, beschallen sie das halb volle Auensee.

Kein Wunder, dass die Jungs in ihrer Heimat schon eine Nummer-eins-Single und ein Nummer-eins-Album erzielt haben. Sofort geht der Sound ins Ohr und lässt die ersten Nacken kreisen. Songs wie 'Living Dead Superstar' (vom aktuellen Album "Icaros") kann man nach wenigen Minuten bestens mitsingen, und mit 'Read My Scars' zeigen sie uns auch den mit Spannung erwarteten Chartbreaker. Das Publikum ist recht angetan, und so widmet Sänger Rainer Nygard 'Queen Of Entity' einem Mädel in der ersten Reihe. Nach etwas mehr als einer halben Stunde beenden DIABLO ihr Set, und ich bin mal wieder in meiner Meinung bestätigt worden, dass Finnland einfach die besten Bands hervorbringt. Toller Start in den Abend.

Jetzt sollte es um eine Ecke brutaler und roher werden. Das Auensee hat sich nun gefüllt und wartet gespannt auf den Corpsegrinder und seine Schlächter. Mit ihrem neuen Album konnten sie nicht nur mich endlich überzeugen, sondern auch Spiegel Online. Das man so was noch erleben darf?

Als die Amerikaner endlich die Bühne betreten, wird es richtig laut. Die "CANNIBAL CORPSE!"-Rufe werden sofort zermahlen, denn mit 'The Time To Kill Is Now' geht es gleich in die Vollen. Der Corpsegrinder grunzt wie ein Berserker, während der Rest um die Wette headbangt. Auch Frontsau Fisher lässt sich das nicht zweimal sagen und zeigt uns seine Version des Hubschraubers. Da Fisher fast nur aus Hals besteht, kann man hier ohne Übertreibung von einem Hals mit Rotor sprechen. Aber auch das Publikum hält sich nicht zurück und flippt völlig aus. Die Halle wackelt, als Songs wie 'Pit Of Zombies' und 'Born In A Casket' den Putz von den Wänden dreschen.

Aber für die Kannibalen ist das noch lange nix: "Wollt ihr es ein bisschen schneller?" – geile Frage! Die ersten Crowdsufer sind auch unterwegs – was will man mehr? Bei 'Make Them Suffer' entsteht ein ultragemeiner Moshpit. Beine, Arme, Köpfe und andere Körperpartien werden durch die Luft gewirbelt – so muss es sich im Fleischwolf anfühlen.

Mit 'Evisceration Plague' und 'Priest Of Sodom' kommen auch zwei Songs vom neuen Album an den Start, die in ihrer Intensität locker mit den alten Meisterwerken mithalten können. Dennoch dürfen 'Hammer Smashed Face' sowie 'Stripped, Raped and Strangled' das Set nach rund 45 Minuten abschließen.

01. The Time To Kill Is Now
02. Death Walking Terror
03. Disfigured
04. Evisceration Plague
05. Pit Of Zombies
06. Covered With Sores
07. Born In A Casket
08. Make Them Suffer
09. Priest Of Sodom
10. Devoured By Vermin
11. Hammer Smashed Face
12. Stripped, Raped and Strangled

Das ging an die Substanz – also schnell eine Erfrischung. Na schau an: Menderes von DSDS ist auch hier. Wahnsinn! Ob da die Jungs von CHILDREN OF BODOM mithalten können? Ihr aktuelles Album "Blooddrunk" stieß nicht überall auf Gegenliebe – zu wenige echte Knaller und zu viele Selbstkopien. Aber live gehen die trinkfreudigen Finnen immer ab – da soll es heute keine Ausnahme geben.

Das Auensee ist mittlerweile zu gut zwei Dritteln gefüllt - angenehm im Gegensatz zum Vortag. Die Fans flippen völlig aus, als Alexi "Wildchild" Laiho die Bretter betritt. Mit Gift im Becher und in den Augen wird 'Hellhounds On My Trail' in die ersten Reihen geschossen. Die Meute geht nun völlig aus sich raus, schreit mit, springt rum und bangt sich die letzten Haare vom Kopf. Ohne zu zögern wird mit 'Living Dead Beat' der nächste Hassfetzen durch die Reihen gejagt, die reichlich in Bewegung sind und wie aufgedreht wirken.

Alexi grüßt die Leipziger Hate Crew (wie immer mit jeder Menge "Fuck" – muss sein!), bevor es mit 'Sixpounder' messerscharf weitergeht. Besonders fällt auf, dass der Sound echt klasse um die Ecke kommt. Das war vor Jahren im Auensee undenkbar – aber auch die Bodom-Jungs haben mittlerweile einen anständigen Live-Sound, was bei der Musik der Finnen nicht immer einfach ist. Doch bisher haben alle ihre Instrumente im Griff und zocken jede Menge Soli.

Mit 'Smile Pretty For The Devil' folgt gleich der zweite neue Track. Doch man merkt, dass man auf Konzerten vermehrt die Klassiker hören möchte. Und so ruft Alexi zu einem fetten Moshpit auf, denn es folgt 'Silent Night, Bodom Night'. Das lassen sich die Fans nicht zweimal sagen und starten den Fleischwolf.

Nun ist erstmal ein wenig Erholung angesagt. Obwohl das bei CHILDREN OF BODOM nicht wirklich klappt, nimmt man bei 'Banned From Heaven' ein wenig Gas raus. Denn die Leipziger Hate Crew braucht Energie für das folgende 'Hate Me!'. Energie der ganz anderen Art brauchen zwei Leutchen neben mir – nicht mit mir! Schnell sind die Hippies verscheucht. Ob der Gestank bis auf die Bühne dringt, bleibt ungeklärt, jedenfalls kündigt Alexi, der wie immer mit Keyboarder Janne seine Späße macht, nun 'Children Of Decadence' an. Nach wenigen Sekunden herrscht plötzlich Stille – was ist los? Ach so, falscher Song. Schuld haben bestimmt die Blumenkinder – FUCK!

Zweiter Versuch, und diesmal erklingt tatsächlich 'Children Of Decadence'. Ohne Pause wird sofort und für das menschliche Ohr kaum wahrnehmbar in 'Bodom After Midnight' gewechselt. Die Jungs bleiben beim unmenschlich guten "Follow The Reaper" und präsentieren auch noch den atmosphärischen Titeltrack. "This next song ist about drinking too much – welcome to my life!" 'Blooddrunk' ertönt, was Keyboarder Janne mal wieder die Gelegenheit gibt, sich ein Bierchen zu zischen. Klar, was willst du sonst machen, wenn mal grad keine Keyboard-Action angesagt ist?

Durst hat wohl auch Drummer Jaska, denn beim folgenden 'In Your Face' ist er teilweise schneller als alle anderen. Er braucht sicher eine Pause. Doch die gibt es nicht. Mit 'Angels Don't Kill' wird es etwas langsamer, bevor mit 'Lake Bodom' (geballte Klatsch-Action) und 'Bodom Beach Terror' nochmals kräftig in den Arsch getreten wird. Da kann sich auch der Schreiberling nicht mehr zurückhalten und kreiselt, was das Zeug hält. 'Downfall' erschüttert die Halle. Ist denn jetzt schon Schluss? Sonst ertönt der Song doch immer als Rausschmeißer. Was soll's. Ab geht die Post!

Die Jungs verlassen die Bühne, und die "Zugabe!"-Rufe kommen die Decke lang gekrochen. Keyboarder Janne kehrt als Erster zurück und fragt, was denn die "Zugabe!"-Rufe bedeuten? Er kenne dieses Wort nicht. Sofort stimmt die Meute in "We want more!"-Rufe ein. Jetzt versteht auch Janne, und 'Bed Of Razors' erklingt. Alexi und Janne machen sich wieder mal gegenseitig an, und Janne wechselt ohne ersichtlichen Grund sein Shirt. Alexi bemerkt es und schimpft über Jannes rasierten Körper – den Mädels scheint es zu gefallen. Alexi bedankt sich für die fantastische Unterstützung der Fans und schickt uns alle mit 'Hate Crew Deathroll' nach Hause. See you next time – FUCK!

01. Hellhounds On My Trail
02. Living Dead Beat
03. Sixpounder
04. Smile Pretty For The Devil
05. Silent Night, Bodom Night
06. Banned From Heaven
07. Hate Me!
08. Children Of Decadence/Bodom After Midnight
09. Follow The Reaper
10. Blooddrunk
11. In Your Face
12. Angels Don't Kill
13. Lake Bodom/Bodom Beach Terror
14. Downfall
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15. Bed Of Razors
16. Hate Crew Deathroll

Redakteur:
Enrico Ahlig

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