DAVID GARRETT - Frankfurt

12.11.2014 | 21:58

05.10.2014, Festhalle

Crossover mit Geige, Orchester, Band und Ballett.

Heute habe ich das Vergnügen, DAVID GARRETT in Frankfurt zu sehen. Eigentlich ist das schon der Zusatztermin, weil der erste Termin so schnell ausverkauft war. Aber auch an diesem Samstag ist die Festhalle so gut wie ausverkauft.

Wie wir später von ihm selbst erfahren, hätte es eigentlich ein "Best Of"-Konzert werden sollen. Aber weil Herr Garrett so viel neues Material hatte, hat er kurzerhand ein "Classic Revolution" Konzert daraus gemacht. Gut, der eine oder andere mag jetzt wieder aufschreien, dass jemand, der klassische Geige spielt, doch nicht Pop-, Rock- oder womöglich sogar Metalsongs spielen darf. Aber er steht ja nun nicht als einziger Künstler da, der sich in diese Gefilde wagt, obwohl er eigentlich aus dem klassischen Bereich kommt. Ich denke da spontan an APOCALYPTICA und HEAVATAR.

Doch zurück zu DAVID GARRETT. Während sich die Besucher zu ihren Plätzen begeben, gibt es auf einer Videowand hinter der Bühne ein paar biographische Schmankerl aus Davids Leben zu sehen und zu hören. Pünktlich um 20 Uhr zeigt sich auf der Leinwand ein riesiger Mond, blaue Laserstrahlen zucken durch die Halle, das erste Pyro wird aufgefahren und unter den Klängen von Richard Strauss' 'Also Sprach Zarathustra' geht die Sonne auf und David schwebt über die Köpfe der Zuschauer Geige spielend auf die Bühne. Das gibt schon den ersten frenetischen Beifall.
Mit dem nachfolgenden 'Let Me Entertain You' zeigt er klar auf, was er, gemeinsam mit seiner Band, der Neuen Philharmonie Frankfurt und – jawohl! – dem Deutschen Fernsehballett möchte: Sein Publikum unterhalten. Und das gelingt ihm vortrefflich.

Gekonnt mixt er Klassik von Mozart, Orff, Beethoven und Verdi mit Pop und Rock weltbekannter Künstler. Dazwischen gibt es auch Eigenkompositionen, die er zusammen mit dem Gitarristen Franck van der Heijden geschrieben hat. Eine davon hat er für ANDREA BOCELLI geschrieben: 'Ma Dove Sei'. Während Bocelli in einem imaginären Theatersaal singt, spielt David dazu live auf der Bühne, bis der ebenfalls imaginäre Vorhang fällt.

Die Pyroeffekte während der Show heizen auch dem Publikum ganz ordentlich ein. Sein Kommentar: "Das nenne ich mal Warmspielen auf der Bühne!" Überhaupt hat DAVID GARRETT eine ausgesprochen charmante Art, kleine Geschichten aus seinem Leben und dem Touralltag zu zum Besten zu geben.
Zu BON JOVI's 'Living On A Prayer' erzählt er etwa von seinem alten Golf 3, den er immer noch hat: "Er läuft und läuft und läuft." Er klärt uns auch darüber auf, warum er der schnellste Geiger der Welt ist. Auf Tour in Korea schafft er es in drei Sekunden von der Garderobe auf die Bühne – gerade noch rechtzeitig zu seinem Einsatz. Oder auf US-Tour: Tolles Hotel, supertoller Strand – aber schlafen geht nur mit Ohrstöpseln, weil dummerweise genau zu diesem Zeitpunkt der Jahreskongress der amerikanischen DJs stattfindet. Mit entsprechend lauten Veranstaltungen. Und dann natürlich noch die Story, als seine Mutter einmal in New York einige Tage in seiner Wohnung ist und ihm eine SMS schickt, mit den Worten: "Junge, man merkt, dass Du schon seit einiger Zeit keine Freundin hast. Die Butter im Kühlschrank ist seit über einem Jahr abgelaufen."

Egal, ob diese Geschichten jetzt wahr sind oder nicht, sie lockern die Show auf oder leiten zu dem nächsten Musikstück über. Außerdem gibt es zu jedem Song den passenden Hintergrund auf der riesigen Leinwand, teilweise auch unterstützt durch das entsprechend gestylte Ballett. Im ersten Teil der Show können wir uns an seinen Arrangemants u.a. von 'Born In The USA', 'New York, New York', 'I Have A Dream' und als Schlussakkord 'Living On A Prayer' erfreuen. Als dann nach etwa 30 Minuten Pause die Show weitergeht, läuft David quer durchs Publikum zur Bühne und sogar seine Geige sprüht rote Funken zu 'Well Dressed Guitar' von Steve Morse. Ob er für diesen Gag wirklich seine teure Stradivari benutzt hat?

Natürlich geht auch bei diesem Konzert nichts ohne ein bisschen Fußball-WM. Zu 'We Are The Champions' darf sich das Ballett, die Deutschlandfahne schwenkend, austoben. Es ergeht auch eine Aufforderung ans Publikum, doch bitte kräftig mitzusingen, was dieses sich natürlich nicht zweimal sagen lässt.

Für eine junge Dame aus dem Publikum kommt dann die Krönung des Abends: Davids Tourmanager hat sie ausgesucht und geleitet sie auf die Bühne. Dort darf sie auf einem Stuhl Platz nehmen und DAVID GARRETT hautnah erleben. Er "umgeigt" sie mit 'Your Song' von ELTON JOHN, nachdem er ein wenig mit ihr geplaudert hat und hofft, dass sie keine Berührungsängste hat. Zuerst ist die junge Dame noch ein wenig aufgeregt, aber dann genießt sie das Ständchen doch sehr – was man auf der großen Leinwand sehr schön sehen kann. Charmant verabschiedet er sie dann mit Küsschen und ich glaube, darum haben sie viele Damen in der Festhalle beneidet.

Ganz klar äußert er sich auch über seine Einstellung zur Musik: "Musikrichtungen sind mir egal. Eine tolle Komposition bleibt eine tolle Komposition." Darauf folgt 'Wrecking Ball' von Miley Cyrus, ein Nr. 1 Hit aus dem Jahr 2013. Zum Ende der Show heizt er den Fans zu 'Paradise' (von COLDPLAY) erst mit Goldflitterregen und zu einem Medley aus den letzten sieben Jahren mit jeder Menge Pyro noch einmal mächtig ein, bevor er sich verabschiedet. Ein bisschen wehmütig, aber doch irgendwie auch passend, klingt das Konzert mit 'You Are Always On My Mind' von ELVIS PRESLEY als letzte Zugabe aus.

Ich kann nur sagen, dass diese Show mächtig Spaß gemacht hat und einen phantastischen Geigenvirtuosen gezeigt hat, der es schafft, das Publikum mit Charme und sehr viel Können in seinen Bann zu ziehen. Der ein toller Entertainer ist und genau weiß, was seine Fans wollen und es ihnen bietet. Und wenn die Fans mit leuchtenden Augen und einem strahlenden Lächeln den Saal verlassen – dann ist das doch wunderbar. Genau so sollte ein Konzert enden.

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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