DEF LEPPARD - Köln

22.06.2015 | 21:52

28.05.2015, Palladium

Nach 13 Jahren kehrt DEF LEPPARD endlich auf deutsche Bühnen zurück. Vor gut 3000 Fans gibt die Band ein bärenstarkes Livecomeback!

Dass ich DEF LEPPARD jemals live sehen würde, hätte ich nicht (mehr) gedacht. Die letzte Tour durch Deutschland war 2002 mit SKID ROW. Seitdem hat die Band immerhin ein Studioalbum sowie zwei Livealben veröffentlicht, diverse Songs neu aufgenommen und bei iTunes als Singles verkauft und ist unzählige Male durch das UK und die USA getourt. Das europäische Festland zog da deutlich den Kürzeren. Immerhin kommen die britischen Superstars der 1980er Jahre nun doch noch einmal nach Deutschland.

Das Kölner Palladium ist bei weitem nicht ausverkauft. Die zweite Etage wird nicht einmal geöffnet, weil das hintere Hallendrittel schon recht spärlich besiedelt ist. Wenn 3000 Fans in der Halle sind, dann kann sich DEF LEPPARD wohl noch freuen. Das benachbarte E-Werk hätte wohl völlig ausgereicht. Die BLACK STAR RIDERS können sich dafür über nicht viel weniger Publikum freuen als DEF LEPPARD nach ihnen. Die THIN LIZZY-Nachfolger rocken sich über 40 Minuten solide durch ihre beiden Werke sowie den ein oder anderen Klassiker der "Vorgängerband". 'Bound For Glory' vom Debüt "All Hell Breaks Loose" eröffnet den heutigen Konzertabend. Die Anwesenden haben sichtlich Spaß mit der Gruppe. Besonders Sänger und Gitarrist Ricky Warwick punktet durch sein lässiges Rock 'n' Roll-Image und hat stimmlich einiges zu bieten. Auch das THIN LIZZY-Material kann der Sänger gut rüberbringen. Erstes Beispiel dafür ist bereits der zweite Song des Sets, 'Jailbreak'. Es ist auffällig, dass besonders dieses Material an unsterblichen Rockklassikern von den Fans extrem gut aufgenommen wird. Über die bandeigenen Kompositionen freut man sich zwar auch, doch sind die Reaktionen bei 'The Rocker' (welches von DEF LEPPARD-Gitarrist Vivian Campbell unterstützt wird), 'The Boys Are Back In Town' oder dem abschließenden 'Whisky In The Jar' schlicht euphorischer.

DEF LEPPARD muss sich keine Sorgen um die Begeisterung des Publikums machen. Nach dem Intro legt die englische Hard Rock-Gruppe mit 'Rock! Rock! (Till You Drop)' los und erfreut so wirklich jeden Fan mit dem "Pyromania"-Track. Sänger Joe Elliot klingt erstaunlich gut, Vivian Campbell macht nach seiner Krebstherapie auch einen vitalen und lebensfrohen Eindruck, Rick Savage post in bester 80er-Manier im zu knappen Glitzer-Shirt und Drummer Rick Allen sieht man hinter seinem riesigen Schlagzeug kaum. Gesondert Erwähnung finden muss wohl Gitarrist Phil Collen, der die Bühne stilecht oberkörperfrei betritt und mit mindestens drei Flaschen Öl übergossen wurde, damit die Frauen in den ersten Reihen etwas für ihr Geld geboten bekommen.

Das Set der Rocker besteht zum Großteil aus den Hits von "Pyromania" und "Hysteria". Erstaunlich ist, dass man direkt zwei "Euphoria"-Nummern spielt. Obwohl die LP nicht zu den stärksten innerhalb der DEF LEPPARD-Diskographie zählt, sind 'Promises' und 'Paper Sun' zwei ordentliche Songs, die sich bestens in das Set integrieren. Meiner Meinung nach hätte das Debüt auch in der Setlist vertreten sein können, aber nun ja, das Volk will eh nur die Hits hören. Und diese liefert DEF LEPPARD auch. Besonders gut ist 'Two Steps Behind', welches Joe Elliot ganz alleine mit seiner Akustikgitarre performt. Im Refrain wird der Sänger ordentlich vom Publikum unterstützt, was für Gänsehaut am ganzen Körper sorgt.

Nach dem gigantisch guten Trio 'Hysteria', 'Let's Get Rocked' (leider der einzige "Adrenalize"-Song des Sets) und dem obligatorischen Partykracher 'Pour Some Sugar On Me' verabschieden sich die Briten von ihren Fans. Jedoch erscheint man weniger Augenblick später für eine Zugabe. Natürlich darf 'Rock of Ages' nicht fehlen, welcher von den Fans mit viel Begeisterung aufgenommen wird. 'Photograph' ist anschließend der finale Song des Abends. Die Livedarbietung dieses Hits macht deutlich, dass es bis 1983 wohl keinen besseren Refrain in der Musikgeschichte gab und auch danach konnten nur wenige Songs an dieses Magnum Opus heranreichen. Erstklassig! Lange nachdem der letzte Ton verklungen ist, lässt sich DEF LEPPARD noch von den Fans feiern. Man verspricht, ja beteuert nahezu, dass man bald wieder kommen werde. Schön wäre dies, da ich heute noch zwei, drei Songs im Set vermisst habe, aber besonders, weil das Konzert grandios war!

Redakteur:
Sebastian Berning

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