DIE HAPPY - KA-Durlach

23.12.2003 | 09:29

18.12.2003, Festhalle

Die Happy

Mit Ihrem dritten Album “Weight Of Circumstances“ haben sich die vier Ulmer endgültig in der Spitzengruppe der deutschen New Rock/Crossover-Liga etabliert. Während sie zu Anfang immer wieder mit den GUANO APES verglichen wurden und man sie oft als Kopie derselbigen bezeichnet hat, gelang es der Band aufgrund zahlreicher Konzerte und guter Kompositionen sich in die Herzen der Fans zu spielen. Immerhin gibt es DIE HAPPY schon seit zehn Jahren und ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Warum auch? Mit der letzten Veröffentlichung gelang wohl der endgültige Durchbruch. Trotz allen Erfolges ist das sympathische Quartett immer noch nicht abgehoben, auch wenn der Einstieg in die Show allen Grund zum Abheben geben könnte.

Mit dem Opener ’Your Soul Is A Pilot’ vom aktuellen Album beginnen die ersten Fans mit ihrem Flugunterricht und starten auf Händen getragen den Flug in Richtung Bühne. Die Stimmung ist von Anbeginn außergewöhnlich gut, was jedoch nichts Neues für mich darstellt, da ich schon mehreren Shows von DIE HAPPY beiwohnen durfte und auch schon zu Zeiten dabei war, in denen die Ulmer zum Geheimtipp in der Szene zählten und auf dem Unifest oder im Substage in Karlsruhe aufspielten. Dass sie durchstarten würden, war mir von Anfang an klar, auch wenn es überraschenderweise nicht gleich mit dem ersten Anlauf in Form von “Supersonic Speed“ gelungen ist.

Nachdem der Mob vor der Bühne so richtig heißgelaufen ist, kocht die gesamte Halle spätestens bei der ersten Singleauskopplung ’Big Boy’ vom neuen Album, ehe diese wenig später bei ’Not That Kind Of Girl’ und ’Go For It’ einem Tollhaus gleicht und es vor der Bühne wie in einer Hüpfburg zugeht. Nach all den kraftzehrenden Stücken kommt es mit einer kleinen Akustikeinlage zu einer kurzen Verschnaufpause. Diese kann auch die Band gut vertragen, war man doch noch am Mittag zu einem Climbing-Workshop eingeladen, der besonders an den Kräften von Sängerin Marta gezehrt zu haben scheint, denn die kleine Tschechin wirkte danach recht ausgepowert. Auf der Bühne merkt man ihr jedoch von den mittäglichen Anstrengungen nichts an. Mit der akustischen Umsetzung der Stücke ’Slow Day’ und ’Now Or Never’ folgt ein kleiner Vorgeschmack auf die bevorstehende Unplugged-Tour im März, auf die man schon gespannt sein darf. Mir persönlich ist der halbstündige Akustik-Auftritt auf der Musikmesse in Frankfurt vor ein paar Jahren noch in bester Erinnerung und wird mit Sicherheit einige Überraschungen bieten.

Marta und der Rest der Band sind wie immer bestens aufgelegt. Immer wieder erläutert die kleine Frontfrau den Inhalt und die Handlung der Lieder bzw. widmet diese bestimmten Personen oder Gruppen wie z.B. allen Arschlöchern dieser Welt (’Mannequin’). Na ja, ich fühle mich da mal nicht angesprochen. Mit dem wohl bekanntesten Stück ’Goodbye’, dass durch sein überaus ironischen Video die Aufmerksamkeit der Massen und der Medien erregte, leitet Marta einen ersten Mitsingkontest ein. Gewinner des Ganzen ist, wer lauter singen kann - die Band oder das Publikum. Der erste Preis ist ein Abendessen mit der Band. Nach dieser Einlage dürfte mindestens eine Freirunde Frikadellen oder paniertes Pressfleisch im Brötchen (Schnitzel) an der Theke fällig sein. Das Finale wird dann mit ’Supersponic Speed’ eingeleitet, das mit einer kleiner AC/DC-Einlage in Form von ’Hells Bells’ und dem Dank an die Technik und dem Support gestreckt wird, ehe nach fünfundsiebzig Minuten das normale Programm beendet ist.

Wer die Ulmer kennt, der weiß, dass diese sich nicht lange bitten lassen und so geht es mit ’Like A Flower’ weiter. Auch hier gibt es wieder eine kleine Einlage, die jedoch vom Publikum total verpeilt wurde, was zu einer kleinen Erklärung und einem Neustart führte. Mit dem letzten Stück ’Wrong ’ ist dann aber auch in Karlsruhe nach neunzig Minuten Feierabend und Marta verabschiedet die Fans mit der Message “Jede Art von Musik - mit der Einschränkung Techno - sollte akzeptiert werden, so lang diese von Herzen kommt. Tut euch allen und uns einen Gefallen und scheißt auf die f***ing Casting Shows“. Jawollja, und am Rand sei hier nur angemerkt, dass die sympathische Sängerin seit kurzem mit dem Popbarden Sasha liiert ist. Ich freu mich unterdessen schon auf das Frühjahr und die bevorstehende Unplugged-Tour.

Ach so! Als Support waren am heutigen Abend auch noch SERAFIN mit von der Partie, die ihr Debütalbum “No Push Collide“ einer breiten Öffentlichkeit vorstellen möchten. Irgendwie waren die vierzig Minuten schon ein bisschen seltsam. Keine einzige Ansage der Titel oder überhaupt mal eine Äußerung über die Herkunft der Band wollte aus dem Munde des Sängers Ben Fox erklingen. Tja, wer nicht bekannt werden will, der hat schon. Auch wenn man äußerst agil zu Werke ging, kann ich persönlich nicht allzu viel mit dem Material der Briten anfangen. Das Material schlägt mir zu sehr auf das Gemüt und erinnert mich ein wenig an einen SMASHING PUMPKINS-Abklatsch, wobei ich hier von den schwächeren Stücken der Pumpkins spreche. Sorry, Jungs.


Setlist DIE HAPPY:
Your Soul Is A Pilot
Leaving You
Get Up
Big Boy
Not That Kind Of Girl
Go 4 It
Slow Day
Now Or Never
Take You On A Ride
Sleeping Time
Mannequin
Cry For More
Goodbye
Supersonic Speed
------------------
Like A Flower
Weekend
Wrong

(Danke Thorsten!)

Redakteur:
Frank Hameister

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