Demon - Innsbruck/A

03.03.2002 | 10:43

23.02.2002, Hades

Um 19:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit fanden sich etwa sage und schreibe 80 (!) Metalfans im Innsbrucker Hades (ein neuer Veranstaltungsraum im Innsbrucker Hafen) ein. Das Hades ist ein kleinerer Saal, was wiederum den Vorteil hat, dass man hier die Bands hautnah erleben kann. Support the underground! Ein bisschen erschrocken über die leere, sonst gut besuchte Location, holte ich mir erst einmal ein Bier.


Den Anfang machten Newcomer aus Vorarlberg/A, ART OF FEAR, die leider kein Mensch kannte, und das Publikum, soweit man das so nennen kann, verhielt sich auch dementsprechend. ART OF FEAR konnten absolut nix dafür, dass man fast im Stehen einschlief. Der Sound war zu eintönig und eben, wie oben erwähnt, einschläfernd. Sie rissen sich ihren Arsch umsonst auf, man wollte endlich CHINCHILLA sehen.

Jetzt kam Freude auf. CHINCHILLA, die Power-Metaller aus Böblingen bei Stuttgart, gaben da schon anders Gas. Sie präsentierten ihr neues Album "Madness", gebraut nach abwechslungsreicher Rezeptur, am ehesten zu vergleichen mit PRETTY MAIDS, nur mit mehr Zunder. Ein weiteres Plus ist der Sänger Thomas Laasch; dem gelang es, das anfänglich zurückhaltende Publikum nach zwei bis drei Songs zu begeistern, bis die Menge tobte. Haudegen wie "Fight", "Nightrain Of Death", "Queen Of The Rain", "Demons We Call", "Father Forgive Me", "I Stole Your Love" und "The Highest Price" verwandelten das Hades in einen brodelnden Hexenkessel. Einziges Manko: das Keyboard war kaum zu hören. Sie vermittelten einen Hauch dessen, was in der großen Welt des Heavy Metal wirklich Bedeutung hat. Alles in Allem haben sie ihr Set staub- und rostfrei abgezockt. Zugabe wurde gebrüllt, aber da die CHINCHIs eh schon Zeit überzogen hatten, mußten sie leider von der Bühne abtreten.

TAD MOROSE enterten die Bühne, und die wussten die Leute zu unterhalten: eine geile Nummer nach der anderen wurde heruntergepeitscht. Allesamt lagen die Songs auf dem gleichen hohen Niveau, so dass es keinen, wie sonst so oft auf Konzerten üblichen, Durchhänger gab. Ich befand mich vom ersten Ton an in einem schier unlösbaren Dilemma: Die Musik lebt von der Spannung dieser Gegensätze, die Schweden jedoch zelebrierten ihren Sound voller Perfektion und mit unbändiger Spielfreude. Powermetal, stellenweise mit Progeinflüssen. Manche Breaks füllte der Drummer mit irgendwelchen Tierlauten aus (*g*). TAD MOROSE feierte mit dem Publikum, es wurde gebangt, was das Zeug hielt. Auch ihr neues Album katapultierte sich aus dem Schatten der Power-Metal-Größen. Songs wie "Another Time", "Where The Sun", "Miracle" und "Matters" waren die totalen Fetzer. Die Fans hatten ihre helle Freude an dem Auftritt der Band und auch die Musiker waren einfach ein sympathischer Haufen. Da wirkte nichts aufgesetzt oder künstlich. Als letzten Song gab es noch ein Cover von KISS, "I Was Made For Lovin You".

So gegen kurz vor halb zwölf tauchten dann die Headliner DEMON auf der Bühne auf und versuchten, dem sparsamen Publikum einzuheizen. DEMON hatten hier eindeutig einen schweren Stand, denn bei all den harten Klängen musste man sich doch erst mal wieder an die weichen, rockigen Klängen der alten Herren gewöhnen. Frontmann Dave Hill versuchte zu überzeugen: Die Songauswahl war vermischt mit alten Klassikern und Sachen vom aktuellen Output, wie "Spaced Out Monkey", "Night Of The Demon", "Sign Of A Madman", "Follow The Blind", "Life Of The Dead", "Remembrance Day" und "One Helluva Night". Wenn´s nach mir gegangen wäre, hätte man dann Songs wie "Wonderland" doch eher aus dem Set kicken können.
Die Briten spielten ihr Set runter, konnten aber in meinen Augen nicht richtig überzeugen. Nach einigen Nummern fingen die alten Jungs an zu langweilen und konnten mich auch bis zum Schluss ihres Auftrittes nicht mehr begeistern. Im wahrsten Sinne des Wortes: Die Leute hauten ab! Draußen im Foyer war mehr los als drinnen. Eine insgesamt zu eintönige und immer nach dem gleichen Muster ablaufende Sache. Gut, um wieder seriös zu werden: Schlecht waren DEMON nicht, aber total überflüssig! In 30 Sekunden passierte in einem TAD-MOROSE-Song mehr als in 60 Minuten DEMON.


Unter dem Strich trotz Allem ein gelungener Abend, obwohl der eigentliche Sieger des Abends erwartungsgemäß TAD MOROSE hieß.

Petra Roilo

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