EAT THE GUN - Köln

25.10.2015 | 15:41

15.10.2015, Underground

Knackiger Rock vor geringem Publikum.

Zugegeben, das neue EAT THE GUN-Album "Howlinwood" war nicht gerade das Gelbe vom Ei. Doch wie es sich für jede anständige Rockband gehört, sind auch Wippermann und Co. live eine absolute Größe, die selbst den poppigsten Song in ein Rock- und Rifffeuerwerk verwandeln kann. Unverständlicherweise sehen das nicht allzu viele Herr- und Frauschaften im Kölner Underground heute genauso, denn anders kann ich mir die geringe Teilnehmerzahl nicht erklären. Ob es der Promotion, dem neuen Album oder der Tatsache, dass die Jungs am bitterkalten Donnerstagabend in der Rheinstadt antreten dürfen, geschuldet ist, ich weiß es nicht. Fest steht jedoch, dass man sich auf ein wirklich persönliches und durch und durch tolles Konzerterlebnis freuen darf.

Doch bevor die Münsteraner dem Kölner Publikum einige Riffs um die Ohren pfeffern können, startet der Abend mit den Schweden von SATAN TAKES A HOLIDAY, die mit ihrem Garagen-/Alternative Rock als Anheizer nicht die schlechteste Wahl sind. Zwar ist das Trio um Frontrocker Fred Burman hierzulande noch recht unbekannt, konnte sich mit drei Alben jedoch bereits eine kleine Fanschar erspielen und zockt sich auch an diesem Abend locker-flockig durchs Set. Zwar gibt es bei Songs wie 'Time To Die!', 'More Is More' oder 'Never Let You Sleep' eher verhaltenen Applaus, doch dem recht übersichtlichen Zuschauerfeld scheint es stellenweise zu gefallen. SATAN TAKES A HOLIDAY gibt alles, legt sich mächtig ins Zeug und beendet schließlich mit 'Make It Rain' vom 2012er Album "Who Do You Voodoo" einen recht ordentlichen Auftritt.

Leider füllt sich das Underground auch beim eigentlichen Hauptact nur sehr spärlich, was in Anbetracht des folgenden Auftritts wirklich eine Schande ist. Im Zuge ihres nunmehr fünften Albums "Howlinwood", das bei genauerem Hinhören doch den einen oder anderen flockigen Ohrwurm innehat, ist Köln der EAT THE GUN-Tourstart, wobei ich mir für die Jungs in Bremen, Düsseldorf, München und den anderen Dates eine höhere Zuschauerquote wünsche. Gut rocken kann die Rheinstadt dennoch, was spätestens bei 'Addicted' und 'Made Of Stone' deutlich wird. Der Vorteil bei solch einer kleinen Menge ist jedoch auch, dass der Auftritt zu einer sehr persönlichen und herzlichen Angelegenheit wird. EAT THE GUN-Fronter Hendrik motiviert die Anwesenden, fordert sie immer wieder zum Tanzen auf und zeigt sich durch seine Ansagen von seiner sympathischsten Seite. Bei derart schmuckem Hardrock, den die Münsteraner wirklich amtlich und mit sehr viel Druck in den Kölner Nachthimmel stoßen, bleibt kein Bein unbewegt, neue Tracks wie 'Take It Away' und 'Falling' machen einen außerordentlichen guten Eindruck und Brecher wie ' Apocalyptic Blues', 'Bad Memories' oder das abschließende 'Won't Let You Down' kommen auch beim übersichtlichen Underground-Publikum sehr gut an. EAT THE GUN präsentiert sich als energiegeladene Rockwalze, die Riff für Riff, Refrain für Refrain zelebriert und keine Mühen scheut, jeden Anwesenden anzustecken. Auch wenn mein persönlicher Liebling "Super Pursuit Mode Aggressive Thrash Distortion" sowie scheinbar die gesamte Frühphase außen vor gelassen wird, ist die Songauswahl am Ende doch nicht die Schlechteste. Köln scheint es ziemlich gefallen zu haben, sodass 'Loner' und 'I Won't Back Down' diesem Abend den Rest geben.

EAT THE GUN hat das Beste aus diesem Abend gemacht und mit sehr viel Charisma, Energie und Elan dem überschaubaren Publikum in Köln einen denkwürdigen, da durch und durch gut rockenden Abend geschenkt. Auch wenn die Band auf Platte nicht ganz an ihre Stärken herankommt, zeigt sie live immer und immer wieder, dass mit ihnen im hiesigen Rockzirkus definitiv zu rechnen ist. Bleibt EATH THE GUN indes zu wünschen, dass die kommenden Auftritte etwas besser besucht werden, denn in dieser Verfassung wird sich jeder in den Allerwertesten beißen, falls er die Rocker auf der "Howlinwood"-Tour verpassen sollte.

Redakteur:
Marcel Rapp

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