Euroblast-Festival 2014 - Köln

12.10.2014 | 14:16

03.10.2014, Essigfabrik

Das Progressive Metal-Event des Jahres geht in die 10. Runde. POWERMETAL.de ist bei der Mega-Party wieder dabei.

Das Euroblast-Festival ist mittlerweile Garant für drei Tage voller feinster progressiver Musik und feiert mit der 10. Auflage den ersten runden Geburtstag. Feuer und Flamme für euch sind wieder Oliver Paßgang und Jakob Ehmke sowie Yvonne Päbst. Für die Fotos einen Applaus an Felicitas Päbst. Wir konzentrieren uns diesmal auf die Hauptbühne, ergänzt um ein paar Berichte der Nebenbühne.

 

DONNERSTAG

Pünktlich am Donnerstag um 14 Uhr startet PLEDGE of SECRECY.
Ohne große Worte eröffnen die Aachener das diesjährige Euroblast Festival. Vor einigen, wenigen halb wachen Menschen
versuchen sie ihr Möglichstes, um mit Kreischen und SChreien das Publlikum wach zu rütteln. Das bleibt allerdings unbeeindruckt und
steht brav still, den Blick in die Kaffeetasse gesenkt.
Die melodischen instrumental Passagen werden immer wieder von sehr unmelodischem, kaum vertändlichen Gebrülle á la Napalm Death unterbrochen.
Im Laufe des Konzertes füllt sich die leere Halle ein wenig mehr und am Ende der Vorstellung bedankt sich die Band artig, dass so viele früh aufgestanden sind.
Ich gebe zu, es ist nicht das, was ich bei meinem ersten Ausflug in das Prog Metal Genre erwartet habe.
Die Lieder klingen schon technisch sauber, allerdings ebenfalls sehr gleichförmig und meistens zu schnell, um einzelne Parts voneinander unterscheiden zu können.
Drei Tage später erkenne ich leider kein Lied mehr wieder.
Die Band ist jedoch gut eingespielt und musiziert hoch konzentriert, so dass es auch keine nennenswerte Performance auf der Bühne gibt.
Brachial gewaltige Parts wechseln sich mit leicht doomigen Passagen ab und hinterlassen insgesamt einen ordentlichen Eindruck.
Verbeugung und der Vorhang fäll

Pünktlich am Donnerstag um 14 Uhr startet UNDER THE PLEDGE OF SECRECY (Foto links). Ohne große Worte eröffnen die Aachener das diesjährige Euroblast-Festival. Vor einigen, wenigen halb wachen Menschen versuchen sie ihr Möglichstes, um mit Kreischen und Schreien das Publikum wach zu rütteln. Das bleibt allerdings unbeeindruckt und steht brav still, den Blick in die Kaffeetasse gesenkt. Die melodischen instrumentalpassagen werden immer wieder von sehr unmelodischem, kaum verständlichen Gebrülle á NAPALM DEATH unterbrochen. Im Laufe des Konzertes füllt sich die leere Halle ein wenig mehr und am Ende der Vorstellung bedankt sich die Band artig, dass so viele so früh aufgestanden sind. Ich gebe zu, es ist nicht das, was ich bei meinem ersten Ausflug ins Prog-Metal-Genre erwartet habe. Die Lieder klingen schon technisch sauber, allerdings auch sehr gleichförmig und sind meistens zu schnell, um einzelne Parts voneinander unterscheiden zu können. Drei Tage später würde ich leider kein Lied mehr wiedererkennen. Die Band ist jedoch gut eingespielt und musiziert hoch konzentriert, so dass es auch keine nennenswerte Performance auf der Bühne gibt. Brachial gewaltige Parts wechseln sich mit leicht doomigen Passagen ab und hinterlassen insgesamt einen ordentlichen Eindruck. Verbeugung und der Vorhang fällt.

[Yvonne Päbst]

Der melodiöse Progressive Metalcore von BRUTAI kommt nach dem krassen Einstieg in das Festival geradezu entspannt daher. Tonal gibt es zwar noch ein paar Unsicherheiten, doch instrumental ist die rhythmisch vertrackte Kost von hoher Qualität. Gespielt wird die selbstbetitelte EP und mit 'Relapse' gibt es auch einen neuen Song des kommenden Albums geboten. Das Euroblast-Festival ist wie eine Heimkehr nach einjähriger Reise. Ich habe jetzt schon den Eindruck, dass die kommenden drei Tage grandios werden.

[Jakob Ehmke]

Bei den DREWSIF STALIN MUSICAL ENDEAVORS (Foto links) will die Technik nicht wie sie soll (was nicht das letzte Mal den Ablauf aufhalten soll). Sehr djent-affin und mit einer Sängerin, die durch die ganze Halle läuft (kein Witz), zappelt auch der Rest der Band über die Bühne, als ob sie zu viel Koffein zu sich genommen hätte. So richtig will der Funke nicht überspringen, auch die Soundprobleme bestehen halten an und es stellt sich bei mir langsam ein leichtes genervt Sein ein ob des quietschigen Gesangs. Musikalisch passt das irgendwie auch alles nicht wirklich zusammen. Ja, ich hatte mir von dieser angeblichen "Youtube-Sensation" mehr erhofft. Das 'Wrecking Ball'-Cover von MILEY CIRUS kommt immerhin ganz gut.

[Jakob Ehmke]

Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug?

Nein. Es ist eine Gitarre.

FELIX MARTIN (Foto rechts) kann alles auf seinem zweihalsigen Instrument: Ob Rumba, Polka, Jazz, Swing, Metal oder Reggae. Ohne Singsang und ohne Schnickschnack schafft er es die gesamte Menge in seinen Bann zu ziehen. Sinnlich, verträumt, dann wieder dynamisch und kraftvoll. Bass? Drums? Nur Statisten, obwohl sie ihre Aufgabe souverän erledigen. Diese zwei Gitarren in einer zusammengefasst sind ein Meisterstück und der sympathische Musiker weiß vorzüglich damit umzugehen. Verrückt experimentell, wie ein Gewitter und dann klassisch-verspielt, wie ein Frühlingsregen. Zum Hüpfen und Klatschen begeistert FELIX MARTIN auf eine ganz eigene bescheidene und darum so charmante Art. Wer einen geraden Takt sucht, der sucht hier vergeblich. Auch gibt es keinen Einheitsbrei und langweilige Riffs. Abwechslungsreich überrascht er immer wieder aufs Neue und fordert den Zuhörern alles ab. Entspannen is nich! Technisch perfekt verlieren sich die Musiker in ihren Rhythmen. Ganz so, wie auch das Publikum sich darin verlieren kann. Augen zu und genießen.

[Yvonne Päbst]

Aus Neuseeland kommen die HEAVY METAL NINJAS. Um den Auftritt auf dem Euroblast zu ermöglichen, haben sie ihre Fans für ein Crowdfunding mobilisiert. Die Musiker, die passend zum Namen vermummt wie Ninjas auftreten, spielen superben instrumentalen Prog mit fetten Grooves. Kein Scherz. Was der muskulöse Gitarrist an tollen Leads auspackt, ist überraschend feinfühlig. Immer mehr Zuhörer kommen in die Halle, staunen, headbangen oder beides gleichzeitig. Hier kann in Zukunft noch Großes erwartet werden!

[Jakob Ehmke]

Bevor DESTINY POTATO (Foto links) durchstarten kann, müssen kleinere technische Probleme ausgemerzt werden, weshalb sich Veranstalter John spontan ans Schlagzeug begibt und zur Überbrückung eine kleine Jam-Session mit den Saitenhexern der Band hinlegt. Wenn der Herr die Sympathieskala nach oben überhaupt noch ausbauen könnte, er hätte es spätestens in diesem Moment einmal mehr getan. Nach der folgenden obligatorischen Ankündigung des aufspielenden Acts (lustigerweise bereits mit Effekten des Gesangs verzerrt) legt DESTINY POTATO dann endlich los. Was soll man sagen? Die Band klingt in weiten Teilen genau so zuckersüß wie Sängerin Aleksandra aussieht. Das ist Djent mit Pop-Appeal und Wohlfühlcharakter, der aber dank eines tollen Sounds und wirklich voller, starker und präziser Vocals wunderbar funktioniert. Schenkt man kurzzeitig seinen Augen anstelle der Ohren die Aufmerksamkeit, ist es lustig zu beobachten, wie unterschiedlich die Charaktere der Band auf der Bühne sind: Ein Püppchen, ein Riese, ein Wandervogel und ein Metal-Drummer. Die musikalische Harmonie ist im Gegensatz zur optischen voll und ganz gegeben, weshalb auch die (selteneren) harten Passagen überzeugend aus den Boxen schallen. Hängen bleibt von diesem Gig insbesondere 'Addict', dessen Solo einfach unbeschreiblich ist. Den finalen riesigen Jubel hat sich diese sympathische, tolle Band daher mehr als redlich verdient. Stark!

[Oliver Paßgang]

THE SAFETY FIRE bereitet mir insbesondere live immer eine große Freude und für das Euroblast ist die Band mit ihrem quirligen Sound wie geschaffen. Im Publikum ist viel Bewegung, zu 'Huge Hammers' gibt es dann auch den ersten Circle Pit des Festivals. Mir fällt auf, dass die Songs vom Debüt nach wie vor besser gefallen als von "Mouth Of Swords" und auch frenetischer abgefeiert werden. Die Gitarristen haben ihre Instrumente mit gutem Grund auf Brusthöhe, die zahlreichen Noten wollen schließlich gut gespielt werden. Das werden sie auch, allerdings stellt der Gesang Sean McWeeneys heute einen deutlichen Schwachpunkt dar, da er sich kaum über die Band hinwegsetzen kann und leider ziemlich schwachbrüstig tönt. Ich bin ehrlich gesagt diesmal etwas enttäuscht von THE SAFETY FIRE. Die größere Party steigt definitiv zeitgleich bei READ SEAS FIRE auf der Sidestage.

[Jakob Ehmke]

Auf zur Messe von LEPROUS (Foto links) - das Bild kommt mir zu dem priesterlichem Outfit von Einar Solberg und den Chorälen in 'Foe' auf einmal in den Sinn. Und der Gesang Solbergs ist tatsächlich zum niederknien. Die Performance ist einfach fantastisch und musikalisch mal angenehm melodiös und un-djentig. Am meisten freue ich mich, offensichtlich mit einem Großteil des Publikums, auf Songs von "Bilateral", das mit 'Thorn' oder 'Forced Entry' berücksichtigt wird. Der Auftritt der Norweger hat etwas Magisches und ist ein klares Highlight des ersten Tages. Ob TESSERACT das noch steigern kann?

[Jakob Ehmke]

Traut man der reinen Quantität an Merchandise, ist TESSERACT (Foto unten) mit Sicherheit die gefragteste Band des diesjährigen Euroblasts. Die Band, die mit diesem Festival groß, inzwischen sehr groß geworden ist, hat nun die Chance, sich als Headliner zu präsentieren – und erfüllt diese Aufgabe meisterlich. Daniel Tompkins, neuer alter Sänger, führt mit seiner Stimme durch ein Konzert, das den Hörer ganz weit weg trägt. Alleine seinen Tönen zu folgen und nachvollzuvollziehen, wie diese sich in ihrer Intensität und Dauer entfalten, ist bereits eine Freude für sich. Dass seine Hintermannschaft da instrumental weitere sphärische Spielchen einbaut, die einen spätestens in Kombination mit den Vocals vollends auf die Reise schicken, ist die große Stärke dieser Band. Wem bei dieser Gruppe keine Assoziationen gen Kosmos kommen, der funktioniert entweder auf einer anderen Wellenlänge – oder ist gerade mit Headbangen beschäftigt. Denn die (eher) seltenen Möglichkeiten, die TESSERACT heute dazu bietet, kommen so wuchtig und präzise aus den Boxen, dass die Nackenmuskulatur ohne bewusste Entscheidung zu arbeiten beginnt. Neuere Songs wie 'Nocturne' funktionieren mit Tompkins genau so gut wie dessen "eigenes" Material. 'Deception' ist heute beispielsweise ein Zeugnis dessen, dass auch Djent inbrünstig mitgesungen und von einer ganze Halle frenetisch gefeiert werden kann. Der wohl umjubeltste Gig des gesamten Euroblasts. Völlig zurecht.

[Oliver Paßgang]

HIER geht's zum Freitag!

Redakteur:
Jakob Ehmke
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