Falconer/Doomsword - Berlin

18.01.2004 | 04:13

16.01.2004, Knaack

Es gab ein wenig Aufregung um dieses Package in Berlin. Ursprünglich sollten die drei Bands im Halford halt machen, doch das wurde vor wenigen Tagen von der Polizei geschlossen. Glücklicherweise sprang das Knaack kurzfristig ein und einem wirklich truen Metalabend stand nichts mehr im Wege.

Das Knaack ist im Grunde genommen genau der richtige Club für einen Underground-Gig mit Kultfaktor. Der kleine Schuppen mag vielleicht 300 Nasen fassen, wenn diese sich dicht drängen. Dann würde zwar eine Schar hinter dem zentral vor der Bühne befindlichen Pfeiler stehen und genau nix sehen, aber um dieses Problem kam man am Freitag angesichts der vielleicht 100 Anwesenden locker herum. Bei einem fairen Preis von elf Euro im VVK und 14 an der Abendkasse, hätten es durchaus ein paar mehr werden dürfen. Aber das Wetter war schlecht und außerdem sind wir in Berlin.

Den Anfang machten um kurz nach 21 Uhr die Schweden von AXENSTAR, die Kollege Holg bei seinem CD-Review ziemlich abgefeiert hatte. Und das Quintett machte auf der kleinen Bühne auch eine gute Figur. Der melodische, meistens aber ziemlich harte Power Metal typisch europäischer Schule konnte dank einiger Ohrwurmmelodien und einem gut aufgelegten Magnus Winterwild am Mikro durchaus überzeugen. Die ab und zu etwas omnipräsenten Keyboards machen zwar die Verwandschaft zu Acts wie STRATOVARIUS, LABYRINTH oder auch HAMMERFALL deutlich, aber nicht mal Verächter dieser Bands waren von AXENSTAR genervt, sondern schüttelten dezent die Matte oder wippten wenigstens mit den Füßen. Und auch wenn ich dreimal den Kommentar "ganz nett, aber würde ich mir nicht kaufen" gehört habe, bin ich sicher, dass Songs wie 'Blind Leading The Blind' den ein oder anderen an den Merch-Stand getrieben hat, um sich den aktuellen Longplayer "Far From Heaven" unter den Nagel zu reißen. Ein gelungener Auftakt.

Was dann kam, kann man nur mit den Worten 'pure fucking viking metal' beschreiben. Bei DOOMSWORD war von den ersten Takten des Openers 'Sacred Metal' klar, wer hier der wirkliche Headliner sein würde. Die Hütte brodelte und von Beginn an waren sämtliche Fäuste in der Höhe. Der Deathmaster ist nicht nur stimmlich absolut auf der Höhe, sondern ein echter Blickfang. Er post, was die kleine Bühne hergibt, trinkt aus seinem Horn das ein oder andere Bierchen, gießt sich selbiges über die Birne und hat einfach Charisma. Zudem ist die Songauswahl absolut perfekt. Egal, ob 'Heathen's Assault', 'Onward Into Battle' oder 'In The Battlefield'. Die Fans gehen ab wie Schmidt's Katze und brüllen sich bei jedem Song die Seele aus dem Leib. Völlig schnurz, ob nun 'Burn' oder 'March'. Aber nicht nur der Frontmann ist ein guter. Drummer Wrathlord verprügelt sein Drumkit mit beängstigender Präzision und ist der Hauptgrund dafür, dass die Songs noch deutlich härter durch die Boxen gedonnert kommen als auf den Alben. The Forger und der neu zur Band gestossene Sacred Heart sind zudem gerne mal auf der kleinen Bühne unterwegs und schütteln ihr Haar für die Fans. Den Abschluss bildete das Doppel 'Resound The Horn: Odin' Hail' und das begeistert mitgegrölte 'The DoomSword' und dann war nach knapp 50 Minuten auch schon wieder Schluss. Wrathlord versuchte sich noch mit einem Dive ins Publikum und hatte Glück, dass ihn ganze drei Fans auffingen. Das Publikum hatte noch lange nicht genug, doch die Schreie nach einer Zugabe blieben leider ungehört.

Danach geht die Stimmungskurve definitiv nach unten. Logisch, FALCONER haben ihren eigenen Stil und drei gute Alben veröffentlicht, aber schon nach wenigen Minuten wird klar, dass Gitarrist Stefan Weinerhall und seine Band einfach nicht der Headlinerrolle nach den übermächtigen DOOMSWORD gerecht werden können. Dafür sind die Jungs einfach nicht kultig genug. Zwar haben sie mit Bassist Peder Johannsson einen echten Blickfang in der Band, aber das doch eher im humoristischen Sinne. Nicht nur ich finde das eher einer Nu-Metal-Band gerecht werdende Outfit des Bassisten zum kringeln. Sein schwarzes Satin-Shirt mit silbern glänzenden Barcodes sind hier zumindest völlig fehl am Platz. Der hünenhafte neue Fronter Kristoffer Göbel macht seine Sache zwar stimmlich gut, wirkt aber trotz seiner riesigen Erscheinung eher blass und Stefan Weinerhall ist auch eher introvertiert. Zwar gibt sich die Band von Beginn an alle Mühe, spielt eine abwechslungsreiche Setlist, die alle Alben ausreichend bedient, doch das erste Mal echte Stimmung kommt beim abschließenden 'The Sceptre Of Deception' auf, als der Deathmaster und Magnus Winterwald die Band tatkräftig unterstützt. Auffällig dabei ist, dass der Deathmaster sogar bei der kurzen Performance leidenschaftlicher wirkt als Herr Göbel. Als dann Schluss ist, kommen aber nicht die üblichen Zugaberufe, sondern wird einmal mehr nach DOOMSWORD verlangt. Das hält FALCONER natürlich nicht davon ab noch mal auf die Bühne zu kommen. Erst mal kommt nur Kristoffer, mit einer Gitarre bewaffnet, und intoniert das schwedische 'En Kungens Men'. Zwar nett, aber an dieser Stelle nicht wirklich gewinnbringend. Dann kamen noch die stürmisch verlangten 'Mindtraveller' und 'The Clarion Call', wo die Stimmung definitiv am Besten war und ich das einzige Mal das Gefühl hatte, hier doch den Headliner zu sehen.

Das war es dann. Und damit war auch gut. AXENSTAR haben einen gelungenen Auftritt hingelegt, der zwar nicht wirklich ins Package passte, aber durchaus positiv aufgenommen wurde. FALCONER wären als Vorband für DOOMSWORD optimal gewesen. Und DOOMSWORD waren genau das, was diese Band nun mal ist: Kult.


Setlist DOOMSWORD
=================
Sacred Metal
Heathen's Assault
Onward Into Battle (On The March Again)
Into The Battlefield
Resound The Horn: Odin's Hail
The DoomSword

Setlist FALCONER
================
Upon the Grave of Guilt
Enter the Glade
The Coronation
Ravenhair
Royal Gallery
A Quest for the Crown
Decadence of Dignety
Lord of the Blacksmiths
The Sceptre of Deception

En Kungens Man
Mindtraveller
The Clairion Call

Redakteur:
Peter Kubaschk

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