GHOST - Köln

22.01.2016 | 08:09

05.11.2015, Live Music Hall

Nahezu vor ausverkauftem Haus spielt einer der größten Metal-Hypes der Stunde: GHOST bringt eine erstklassige Show in europäische Hallen.

Ein GHOST-Konzert ist kein normales Konzert. Eher gleich es einer Messe. Auf der letzten Tour 2013 wurden sakrale Gesänge in der Umbaupause gespielt und die gesamte Halle roch nach Weihrauch. Zwei Jahre später hat sich das Szenario nicht groß geändert. Allerdings ist das Publikum in der Kölner Live Music Hall heute breiter gefächert: Wo früher meist Metalheads in der Halle standen, kann man nun ebenfalls Indie Rocker, HEAVEN SHALL BURN-Shirts oder "Normalos" sehen. GHOST ist nun einmal ein Phenomen, welches viele verschiedene Kreise anspricht und nicht mehr nur auf den Metal beschränkt ist. Das dritte Album "Meloria", das auf dieser Tour erstmals live vorgestellt wird, ist der beste Beweis dafür.

Zunächst ist allerdings das schwedische Trio DEAD SOUL an der Reihe. Drums vom Band, die Gitarren klingen sehr verzerrt und der Gesang ist düster-monoton. Musikalisch erinnert man irgendwie an COLD CAVE mit mehr Gitarren und einer klassisch rockigen Note. Schlecht ist der bandeigene Sound aber nicht. Das scheinen die Kölner ähnlich zu sehen und schenken der wohl dem Großteil unbekannten Band ordentlich Applaus zwischen den Songs. Etwas mehr Show hätte während des halbstündigen Sets allerdings schon sein können. Der Sänger steht eigentlich nur vor seinem Mikroständer und die beiden Mitstreiter switchen zwischen Gitarre und Keyboards, verzichten dabei aber wilde Posen. Dennoch sollte man DEAD SOUL wohl auf dem Schirm behalten.

Dann betreten die Nameless Ghouls von GHOST endlich die Bühne und legen nach einem kurzen Intro mit 'Spirit', dem Opener des neuen Werks "Meloria", galant los. Die Stimmung auf Seiten der Fans kommt schnell zum Überkochen, als Papa Emeritus III die Bühne betritt, um seine Messe zu beginnen. Live kommt besonders das aktuelle Material der Schweden um einiges ruppiger rüber als auf der wirklich gut, wenn auch genauso glatt produzierten LP rüber. Ein weiteres Beispiel für diese These ist das darauf folgende 'From The Pinacle To The Pit'. Dem teuflisch guten Refrain steht der härtere Livesound sehr gut.

Das Publikum frisst den adrett in Frack gekleideten Rockern aus der Hand. Egal, ob altes Material wie 'Ritual', Songs des viel beachteten "Infestissuman" wie 'Body and Blood' oder natürlich 'Year Zero', welches auch heute wieder lautes Mitsingen des Intros erfordert - GHOST kann bei der Setlist eigentlich nicht viel falsch machen. Die Show ist zudem bis ins Detail perfektioniert: Nebel und Licht harmonieren, wie ich es selten zuvor erlebt habe, die Kölner Sisters of Sin (zwei weibliche Fans im Nonnen-Kostüm) servieren den ersten Reihen Shots, Papa Emeritus legt zur Mitte des Sets seine Kutte ab und tritt ebenfalls in einem Frack auf, was ihn wie einen jugendlichen King Diamond im 18. Jahrhundert erscheinen lässt, und zudem überrascht der Frontmann mit extrem witzigen Ansagen, die gar nicht so recht zu den stets finster dreinblickenden Fotos von ihm passen wollen. Ganz fantastisch ist ebenfalls die Akustikversion von 'Jigolo Har Megiddo' - die könnte die Band ruhig einmal so aufnehmen.

Nachdem 'If You Have Ghost' das reguläre Set beendet, betreten die Musiker nach ein paar Augenblicken erneut die Bühne für eine Zugabe. Diese erfolgt in Form des üblichen Schlusssongs 'Monstrance Clock', der die Stimmen des Publikums noch einmal vollends fordert. Nach etwa 80 Minuten ist endgültig Schluss mit einem Konzert, welches nicht eine Sekunde über auch nur ansatzweise langweilig war. Ganz großes Kino und eine der besten Shows des Jahres!

Redakteur:
Sebastian Berning

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