GRAVE DIGGER - Bochum

02.02.2016 | 11:09

28.12.2015, Zeche

Heavy Metal Breakdown!

Zum Abschluss des Konzertjahres 2015 trottet noch einmal eine beachtliche Menge Schwermetaller in die schmucke Bochumer Zeche, um sich am Quasi-Heimspiel der Gladbecker Stahlschmiede GRAVE DIGGER zu erfreuen. So weit, so gut. Doch diesmal sind Chris Boltendahl und Co. sehr nostalgisch unterwegs und zelebrieren mit "Exhumation – The Early Years" und entsprechenden Special-Shows die gute, alte Zeit. Nicht nur auf Platte, sondern generell bei diesen GRAVE DIGGER-Shows Ende des Jahres 2015 steht also die Frühphase der Band im Fokus: Alben wie "Heavy Metal Breakdown" oder "Witch Hunter" bekommen durch die Neueinspielungen wieder jene Aufmerksamkeit, die sie verdienen, und GRAVE DIGGER-Fans tanzen im Dreieck, wenn sie langsam zur Gewissheit kommen, das längst vergessene Perlen heute durch die Bochumer Zeche geschossen werden.

Doch bevor es zur Zeitreise kommt, stürmen die Österreicher von GARAGEDAYS die Bühne und präsentieren sich heute in guter Form. Der Vierer um Fronter Marco Kern hat einige Hits im Gepäck, der Sound erweist sich als drückend und heavy und das anwesende Publikum klatscht und grölt nach kurzer Abtastphase die Songs von GARAGEDAYS fleißig mit. Mit 'Paradise Lost' gibt es sogar eine Geschmacksprobe vom bald erscheinenden Album zu hören, ehe die Ösis mit schwerem Riffing und 'Piece Of Shit' wieder von dannen ziehen. Als Anheizer hat sich die Band jedenfalls bezahlt gemacht.

Doch nun darf gefeiert werden, denn keiner kennt das Bochumer Publikum in der Zeche wahrscheinlich so gut wie die Burschen von GRAVE DIGGER. Sie wissen genau, wie sie die Meute zu animieren haben, damit aus dem Abend eine runde Sache wird. Es ist schön, wenn man sich in der heutigen, schnelllebigen Zeit auf gewisse Sachen immer noch felsenfest verlassen kann. Eine GRAVE DIGGER-Party in der Zeche gehört da definitiv dazu. 'Headbanging Man' ertönt und Chris erscheint in Spandexhose und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Ab der ersten Sekunde merkt man nicht nur ihm, sondern auch Axel, Jens und Stefan die große Freude an, heute wie auch in den Tagen zuvor die alten Schinken spielen zu können. Die Zeche erweist sich bei 'Witch Hunter' sehr textsicher, bekommt mit 'Enola Gay (Drop The Bomb)' einen "War Games"-Appetithappen und darf sich an einer typischen GRAVE DIGGER-Version vom damals so poppigen 'Stand Up And Rock' erfreuen. Die Band hat Bochum im Griff, der sympathische Fronter ist wieder sehr gut bei Stimme und bei Uralt-Rohdiamanten wie 'Shoot Her Down', 'We Wanna Rock You' oder 'Yesterday' kann man auch eigentlich nichts verkehrt machen. Der Großteil vom "Exhumation"-Album wird durchgezockt, ehe der bandeigene Klassiker 'Heavy Metal Breakdown' das reguläre Set beendet. Fakt ist, dass GRAVE DIGGER nicht die schlechteste Idee hatte, mit den alten, neu eingespielten Songs noch einmal auf kleine Tour zu gehen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause kenne zumindest ich kein Halten mehr, wird mit 'The Reaper' doch mein so einst innig geliebter Favorit zum Besten gegeben, die Zeche bebt, der Sound ist auch heute einmal mehr eine Wucht. GRAVE DIGGER springt danach in der Zeit noch ein wenig nach vorne, 'Excalibur' wird aus dem Repertoire-Stein gezogen, ehe mit 'Tattooed Rider' ein Lichtblick des immernoch aktuellen "Return Of The Reaper"-Albums zelebriert wird. Mit 'Highland Farewell' und dem krönenden 'Rebellion (The Clans Are Marching)'-Abschluss ist dann jedoch endgültig Schluss für heute. Glücklich und zufrieden bedanken und verabschieden sich die vier Recken von ihrer Wahlheimat, die sich wiederum bei der Band mit Sprechchören, reichlich Applaus und dem einen oder anderen Teufelshorn bedankt.

Jeder scheint zufrieden, jeder scheint glücklich und in Anbetracht des gewohnt guten Auftritts der heutigen Edelstahl-Kapelle kann man auch entsprechend auf die vergangenen zwölf Monate zurückblicken. Denn mit IN FLAMES, LAMB OF GOD, DANKO JONES, SAGA oder eben GRAVE DIGGER hatte die Zeche im Herzen des Ruhrgebiets einmal mehr ein tolles, ausgewogenes Konzertjahr zu präsentieren.

Redakteur:
Marcel Rapp

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