Grave Digger - Hamburg

03.03.2005 | 12:26

15.02.2005, Markthalle

STORMHAMMER:
Ein sehr gutes Package für Metal-Traditionalisten sollte an einem schaurig kalten Februar-Abend die gut gefüllte Hamburger Markthalle aufheizen. Die süddeutschen STORMHAMMER machten dabei den Anfang. Ihr True Metal konnte dann auch die bislang anwesenden Headbanger, die ich mal grob auf 150-200 schätzen würde, schon leicht in Wallung bringen. Da ich allerdings mit dem Material der Band überhaupt nicht vertraut bin, will ich mich mal auf das Nötigste beschränken. Und das ist die Tatsache, dass STORMHAMMER mit ihrem (optisch) wie ein James Rivera-Klon wirkenden Sänger und ihrem in Tonnen von Leder und Nieten gekleideten Gitarristen über gut eine halbe Stunde den einen oder anderen auf ihre Seite gezogen haben. Das Ganze würde ich mal in den Bereich des handwerklich solide vorgetragenen, allerdings wenig spektakulären True bzw. Power Metal einordnen. Das Stück 'Stormhammer', offensichtlich eine Art Band-Hymne, erntete dann auch den größten Applaus. Die üblichen Soundprobleme der ersten Band an einem Abend verhinderten vielleicht gar noch ein wenig mehr positive Reaktionen...

ASTRAL DOORS:
Dann wurde es merklich voller in der Halle, denn für viele – mich eingeschlossen – stellten die sympathischen Schweden ASTRAL DOORS so etwas wie den heimlichen Headliner der Tour dar. Mit dem grandiosen neuen Album "Evil Is Forever" im Gepäck, das kürzlich dem nicht minder großartigen "Of The Son And The Father" folgte, stellt die kurze Deutschland-Tour mit den Totengräbern quasi die Deutschland-Premiere der Schweden dar. Den zwar genialen, aber grausam schlecht besuchten und bei gefühlten 50 Grad im Schatten in einem Zelt vonstatten gegangenen Premieren-Gig beim Wacken 2004 lassen wir mal außen vor... Diesmal stieg Sänger Patrik ohne Sonnenbrille und vor allem nüchtern (!) auf die Bühne der Markthalle, und schleuderte einen genialen Song nach dem anderen bei wesentlich besserem – wenn auch etwas zu basslastigem – Sound in die Halle. Der 110%ige DIO/RAINBOW-Touch der Band, der natürlich in erster Linie durch die Stimme des Sängers, aber auch durch die Songs selber, sofort auffällt, ist so herrlich anachronistisch, das man sich fast zwanzig Jahre zurückversetzt fühlt. Die Schweden wussten ihre gut fünfunddreißig Minuten Spielzeit geschickt mit Songs der ersten und der neuen, gerade erschienenen, Platte zu füllen. Ob die eingeschränkte Bewegung der Band nun auf ihre relative Unerfahrenheit auf dem Live-Sektor oder den arg begrenzten Platz auf der Bühne zurückzuführen ist, bleibt offen, spielt aber auch bei der zweifelsfrei gebotenen Qualität der Songs keine wichtige Rolle. Egal, ob eher schnellere Nummern wie 'The Bride Of Christ' oder 'Cloudbreaker' oder Mid-Tempo-Hymnen wie 'Time To Rock', ASTRAL DOORS spielen und leben ihre Musik auf der Bühne. Das finale 'Man On The Rock' war meiner Meinung nach schon das Eintrittsgeld wert! Wirklich grandios!
Die Band selbst war von den bislang gespielten Shows (u. a. Berlin), vor allem was die überschwänglichen Reaktionen des Publikums angeht, sehr überrascht und geradezu überwältigt, wie die Schweden im Vorfeld des Konzertes schon recht stolz kundtaten. So berichteten zuverlässige Quellen aus dem Tour-Tross dann auch, das die trinkfreudigen Schweden ihre allabendlichen Eskapaden auf die Zeit nach dem eigenen Gig verlegten. Löblich! Auch Hamburg dürfte aufgrund der mittlerweile ca. 400-500 begeisterten Headbanger mächtig Eindruck hinterlassen haben. So ging dann auch von allen drei Bands der Tour das Merchandise der Schweden wohl am besten weg. Ein klasse Gig, der hoffentlich bald eine würdige Headliner-Tour nach sich zieht...

Setlist ASTRAL DOORS
-----------------------
The Bide Of Christ
Time To Rock
Of The Son And The Father
The Hungry People
Evil Is Forever
Slay The Dragon
Cloudbreaker
Man On The Rock

GRAVE DIGGER:
Ja, und dann gut ein Jahr nach dem letzten Hamburg-Gastspiel kam der Headliner GRAVE DIGGER, der in der saustarken Besetzung "Reaper" Boltendahl (voc.), Manni Schmidt (g., ex-RAGE), Jens Becker (b., ex-RUNNING WILD) und Stefan Arnold (dr.) gewohnt laut, tight, erdig und sicher aufspielte. Der anfangs bei STORMHAMMER bestenfalls als mittelprächtig zu bezeichnende Sound, der bereits bei ASTRAL DOORS besser wurde, erreichte beim Headliner souverän Bundesliga-Niveau. Allerdings waren sich alle Anwesenden einig, das hier wieder mit der Lautstärke übertrieben und mit der Gesundheit der zahlenden Gäste leichtfertig gespielt wurde. Ein Umstand, den man in letzter Zeit immer häufiger antrifft... doch zurück zum Thema:
Vergessen darf man natürlich auch den das ganze Konzert über in eine dunkle Kutte gehüllten Keyboarder Hans Peter Katzenburg nicht, der wie ein bedrohlicher Schatten über dem Drumkit thronte. Mir war schon ohne Kutte höllisch warm... Während es bei den ersten beiden Gruppen trotz der musikalischen Klasse im Publikum noch verhältnismäßig gemäßigt zuging, tobte bei GRAVE DIGGER eigentlich ständig ein mehr oder weniger großer Mosh-Pit vor der Bühne, was aufgrund der Enge in der Markthalle auch das Photographieren nicht gerade einfacher machte.
Schlagartig mit Beginn der Show der deutschen Metal-Urgesteine war die Markthalle dann auch gut gefüllt, denn mittlerweile waren ca. 700-800 Leutchen anwesend. GRAVE DIGGER waren und sind live immer eine Macht, und verstehen es zudem blendend die ohnehin schon sehr gute Stimmung schnell noch weiter in die Höhe zu treiben. Das Feuerwerk an Hits, auf welche die Band setzen kann, ist jedes Mal aufs Neue faszinierend. So wurde (fast) jedes Album der Totengräber berücksichtigt. Auch die neuen Stücke des aktuellen Longplayers "Last Supper" wurden vom Publikum abgefeiert, als wäre dieser Auftritt ein einmaliger Reunion-Gig nach zwanzig Jahren Trennung. In praktisch jeder Pause zwischen einzelnen Songs flammten zudem Sprechchöre auf. Ich habe die Band nun schon fast ein Dutzend Mal live gesehen, aber Stücke wie 'Rebellion – The Clans Are Marching' oder DER Klassiker 'Heavy Metal Breakdown' sind einfach für die Bühne gemacht. Eben diese Stücke wurden natürlich gen Ende des Gigs dargeboten, und obwohl die meisten Fans nach soviel guter Musik schon recht ausgelaugt waren, wurden noch mal alle Reserven mobilisiert. Das Publikum, das Markthallen-typisch bunt gemischt war, sang um sein Leben und so manches Mal schien selbst ein alter Hase wie der "Reaper" ungläubig aus der Wäsche zu schauen. Auffällig war die bereits erwähnte Tatsache, dass die Begeisterung der Fans bei den neuen Stücken kaum geringer war als bei den zahlreichen Klassikern der Band. Das ist ein Umstand, der selten zu beobachten ist, und der daher die große Klasse von GRAVE DIGGER nur unterstreicht. Die Ankündigung der Band, in naher Zukunft eine kleine Live-Pause einzulegen, kommt auch nicht wirklich überraschend, denn zu sehr war GRAVE DIGGER in der letzten Zeit im knappen Album/Tour/Album/Tour-Rhythmus gefangen. Weitere Erkenntnisse dieses geilen Konzert-Abends waren u. a. die Tatsachen, das Manni Schmidt trotz kleinerer Timingfehler einer der besten seines Fachs ist, das "Reaper" Bolthendahl gut bei Stimme ist und souverän mit einzelnen Störenfrieden vor der Bühne umzugehen weiß und – das ist DIE Erkenntnis des Abends – das unser geliebter Metal generell SO was von lebendig ist.

Setlist GRAVE DIGGER
-----------------------
Intro
Last Supper
Golden Cup
The Grave Dancer
Excalibur
The House
Head Banging Man
Morgaine Lefay
Valhalla
The Curse Of Jaques
Black Widow
Knights Of The Cross
Grave In The No Man's Land
Lionheart
The Dark Of The Sun
Twilight Of The Gods
The Grave Digger
-----
Rebellion
Heavy Metal Breakdown
-----
Rheingold

Redakteur:
Martin Stark

Login

Neu registrieren