HEATHEN ROCK FESTIVAL 2015 - Hamburg-Harburg

16.04.2015 | 08:43

21.02.2015, Rieckhof

Und wieder einmal eröffnet das HEATHEN ROCK FESTIVAL die Festivalsaison in Hamburg!

Das HEATHEN ROCK FESTIVAL im Herzen Hamburg-Harburgs ist mittlerweile in der Hansestadt und Umgebung eine feste Bank im Kalender aller Schwarzshirt-Träger zwischen Dirty Rock'n'Roll, traditionellem Heavy Metal und Black/Folk/Depri-Darkness geworden. Und so machen sich an diesem feucht-kalten Februartag wieder die üblichen Verdächtigen zum inoffiziellen Beginn der Festival-Saison auf den Weg zu fast vierzehn Stunden Metal-Madness from the underground.

Während das POWERMETAL.de-Rollkommando gegen Highnoon erstmal das Ambiente erkundet, eröffnen die Jungspunde PAINTED und die Düsterheimer von FRIGORIS das kleine, aber feine Festival im Harburger Veranstaltungszentrum Rieckhof. Der bereits auf der Warm Up-Party des HEATHEN ROCK im letzten Jahr sehr überzeugende Nachwuchs PAINTED rockt eher traditionell im Metal-Gewand und damit sehr passend zur Frühschoppen-Stimmung daher. Die Melodic Black Metaller aus Essen kühlen danach erstmal wieder runter, machen ihren Job aber auch amtlich. Doch der erste Höhepunkt des Tages soll schon umgehend folgen.

PHALLAX aus dem Schwaben-Ländle hatte ich bisher in der Schublade Melodischer Progressive-Metal oder umgekehrt abgelegt. Die Band sieht sich selbst eher so: "Der Stil der Band bewegt sich irgendwo in den weiten Sphären von melodischem Powermetal, etwas Thrash mit 'rein… und ein kleines bisschen Geschrei." Aber das ist ja eigentlich wurscht, denn was zählt ist bekanntlich, was auf dem Platz passiert, oder in diesem Fall auf der Bühne. Und das ist bei den fünf aus Metal-City Mutlangen wirklich klasse. Songs mit Kraft, Melodie, durchaus auch mal dem Mut zum Schrägen (siehe Gesangslinien bei 'Elder Sanctimonious'), sehr durchdachten Arrangements und immer viel Händchen für absolute Live-Tauglichkeit zeichnen das Programm aus. Da kaum jemand im Saal des Schwäbischen mächtig ist, sind die launigen Ansagen von Frontmann Fabi nicht immer für uns nachvollziehbar. Doch auch das ist egal, wir feiern einfach das Exotische ab und machen mit dieser in jeder Sekunde sympathischen und mitreißenden Band eine Riesenparty, die im 'Run To The Hills'-mäßigen 'Trollinger' Ihren Höhepunkt findet. Da haben CHROME DIVISION ein goldenes Händchen bewiesen, diese Gute-Laune-Fabrik, die heute auch Ihren neuen Silberling erstmals präsentiert, direkt im Anschluss an das HEATHEN ROCK mit auf ihre Tour zu nehmen!

Setlist PHALLAX: Little Things, Hooray Harry, Zacharias, Elder Sanctimonious, One Fine Day, Dead And His Driver, Trollinger

Zum ALETRUN-Auftritt sind wir gerade noch rechtzeitig zurück, um eine durchaus interessante Truppe zu erleben. Ihr Sound ist episch, wuchtig, teils orchestral und bedient sich bei allem, was nach Black, Death, Pagan, aber auch Doom oder Battle Metal klingt. Manchmal wünscht man sich, sie würden nicht alles gleichzeitig unterbringen wollen. Wenn die drei Vokalisten sich dann noch aneinander hochschaukelnd gegenseitig überrollen, überfällt einen schon der Gedanke, das weniger manchmal mehr ist. Hängen bleiben tut auf jeden Fall die tolle Leistung der jungen Chanteuse, die zwischen elfengleichem Clean-Gesang und Hexen-Gekeife das gesamte Spektrum brillant bedient.

Für alle Freunde des guten alten Teutonen-Metal irgendwo zwischen GRAVE DIGGER, REBELLION und PARAGON sind GLORYFUL die Band des Abends. Das Quintett um Frontröhre Johnny La Bomba (was für ein Name!) bieten alle Trademarks, die die dieses Genre braucht: Am Mikro röhrt der Hirsch, die Gitarren glänzen in langen melodischen Parts, die Bass 'n' Drums-Sektion tritt abwechselnd in Hintern und Magengrube und es ist hauptsächlich hohes Tempo angesagt ('All Men To The Arms'!), wobei immer extrem viel Wert auf Mitsing-Refrains gelegt wird. Der Rausschmeißer wird allen IRON MAIDEN-Fans im Saal gewidmet, und das zu recht. 'Warriors Code' brilliert mit zweistimmigen Gitarren-Leads, die den Vorbildern in Nichts nachstehen und reiht sich stilistisch bestens irgendwo zwischen 'Aces High' und 'The Trooper' ein. Klasse Abschluss eines klasse Auftritts!

Setlist GLORYFUL: Ocean Blade, Heavy Metal, Evil Oath, Cradle Of Heroes, Gloryful's Tale, All Men To The Arms, Warriors Code

Derart euphorisch hochgefahren müsste es jetzt mit einer Extra-Portion High Speed weitergehen, doch WALDGEFLÜSTER tritt dermaßen aufs Bremspedal, dass man das Gefühl hat, erstmal kräftig gegen die Wand zu laufen. BAUMBARTH UND DIE ENTS wäre der noch passendere Name für die Zeitlupen-Düsterheimer, bei denen man das beklemmende Gefühl bekommt, Sekunden dehnen sich zu Stunden, wenn nicht zu Tagen... doch irgendwann endet auch dieses Trauma und mit BLACKBIRD heißt es heißt endlich wieder "Rock 'n' Rooooll!"

BLACKBIRD sind ja seit dem formidablen Album "Of Heroes And Enemies" die absoluten Lieblinge des hier wahrlich nicht mehr objektiven  Schreibers, sodass die Vorfreude, diese Bande endlich einmal live zu erleben, schon ans Hysterische grenzt. Irgendwo zwischen AC/DC auf Frischzellenkur und AIRBOURNE feuern die vier aus Zweibrücken (Sorry für das "Saarbrücken", Jungs ;-)) von der ersten Sekunde an ein Gute-Laune-Feuerwerk ab. Mit "Man On A Mission" von Bandkopf Angus Dersims Debutalbum und "I Ain't No Rebel" geht es noch etwas gemäßigter, fast bluesrockmäßig los, aber die junge Truppe versteht es, den Spannungsbogen kontinuierlich nach oben zu schrauben. Der Hammer-Version von AC/DC's "Whole Lotta Rosie" bedarf es eigentlich gar nicht, um zu zeigen wo die Band ihre Messlatte sieht. Und spätesten "Fire Your Guns" lässt AIRBOURNE mit dem Rücken an der Wand stehen! Da es keine Lichttraversen zu erklimmen gibt, stürmt zum Ende des Sets die gesamte Truppe bis auf Schlagzeug-Uhrwerk Fritzi Delli einfach den Saal, um in der Menge zu baden, zu moshen und abzufeiern. Dass die Truppe nicht nur AC/DC-Sound kann, beweisen die Vier zu guter Letzt mit einer famosen Version des GUNS 'N' ROSES-Klassikers "Paradise City", bei dem Rhythmus-Gitarrist Pawel einmal richtig von der Kette gelassen zeigt, dass ein echter Slash in ihm steckt. Diese Truppe hat Hamburg im Sturm genommen!

Setlist BLACKBIRD: Man On A Mission, I Ain't No Rebel, Not About You, It's Only Rock'n'Roll, Whole Lotta Rosie, Got Me Ready, Of Heroes And Enemies, Dusk Till Dawn, Finally Yours, Fire Your Guns, Zugabe: Paradise City

SUIDAKRA ist nach kurzfristigem Band-Ausfall noch eher zufällig aufs Billing des Festivals geraten, aber alles andere als ein Lückenfüller. Das macht allein die Präsenz der vielen SUIDAKRA-Bandshirt-Träger im Saal deutlich. Und der Auftritt weit oben in der Abfolge ist absolut berechtigt. Wuchtiger Pagan-Metal mit leichten Black- und Death-Anleihen und vor allem dem großen Händchen für wahre Hymnen statt nur guten Melodien berechtigen den hohen Stellenwert der Band im Publikum. Wer allein das bombastisch geniale "Stone Of Seven Suns" dieser live absolut überzeugenden Formation um Frontmann Arkadius einmal in die Gehörgänge gebrannt bekam, kommt von dieser Band nicht mehr los!

Mit den letzten beiden Bands als perfekte Vorglüher und dem legendären Ruf der Live-Abrissbirne im Gepäck hat es der Headliner des Tages nicht schwer, dass ihm das Publikum von Null auf Hundert aus der Hand frisst. Die CHROME DIVISION ist der Herr im Ring. Cool, fast arrogant, mit einer dermaßen rüden LMAA-Attitude, dass man nur breit grinsen kann, und einer unglaublichen musikalischen Professionalität zeigt der Fünfer aus dem norwegischen Oslo, wo der "Infernal Rock"-Hammer hängt. Mit Abräumern wie 'Fight', 'Bulldogs Unleashed' oder dem legendären 'Serial Killer' im Gepäck bedarf es absolut nicht noch des völlig überflüssigen 'Whole Lotta Rosie'-Covers, um die Masse zum Durchdrehen zu bringen. Wo CHROME DIVISION drauf steht ist absolute Vollbedienung drin. Noch nie hatte das HEATHEN ROCK einen grandioseren Headliner, so setzt man sich als Veranstalter selbst unter Druck! Wir sind schon gespannt auf das HEATHEN ROCK FESTIVAL 2016...

Redakteur:
Martin Rudolph

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