Hammerfall/ Virgin Steele - München

12.02.2001 | 05:10

11.02.2001, Babylon

Intro:
Recht herzlichen Dank an meinen Redaktionskollegen Monsieur Rainer, daß er mich
a) zu dem Konzert begleitet hat
b) beim Erstellen der Setlists unterstützt hat
c) zuguterletzt auch noch nach Hause gefahren hat!
Dafür durfte er auch ein paar Zwischenbemerkungen einfügen :-)
Thanx and mighty hail to ya, brotha!
(Immer wieder gerne, Kumpel! War mir eine Ehre und ein Vergnügen *g* - Rainer)

Erst einmal gibt es ein dickes Lob an den Tourveranstalter. Grund dafür ist der niedrige Eintrittspreis von 39 DM an der Abendkasse. In Anbetracht dessen, daß es sich um 3 wirklich hochrangige Metalacts handelte, ein Preis, an dem sich andere Bands ein Beispiel nehmen sollten. Auch am Merchandising Stand waren die Preise noch normal. Ein HAMMERFALL Shirt für 35.-, das Longsleeve für 55.-. Da haben uns IRON MAIDEN, AC/DC usw. schon mit ganz anderen Preisen \"verwöhnt\".
Nun gut, kommen wir zum Ereignis des heutigen Abends.

FREEDOM CALL stehen für Power und Melodie in absoluter Perfektion, pausenlos rotierende Doublebass und ausgefeilte Soli. Und haargenau das boten sie den gut 1000 Anwesenden. Um 19.55 eröffnete Schlagwerker Dan Zimmerman (GAMMA RAY) feuerspuckend den Set. Mit \"We Are One\" ging es auch gleich mächtig zur Sache. Ohne Unterlaß hämmerte Dan auf sein Drumkit ein, daß es eine wahre Freude war
(Jawollja! Da ist sogar mein Death Metaller-Herz vor Freude gehüpft! - Rainer).
Bassist Ilker und Sechssaiter Sascha gaben dem sehr gut ausbalancierten, aber nicht zu lauten Sound
(Das war endlich mal eine Lautstärke für uns älteren Semsester *g* - Rainer)
(HA! ER redet von ALT ;-)- Alex)
die nötige Power. Gastkeyboarder Michael Kötzner fiel eigentlich nicht übermässig auf, was wiederum davon zeugt, daß er sich nahtlos ins Bandgefüge integriert hat. Einzig Sänger Chris Bay hatte in den höheren Tonlagen leichte stimmliche Probleme, die aber auf eine sich im Anfangsstadium befindliche Erkältung zurück zu führen sind. Jedenfalls wurden die Power Metaller von Anfang an frenetisch gefeiert. Das Publikum klatschte, grölte und bangte ohne Unterlaß, was das Zeug hielt. Ein Grund für die hervorragende Stimmung war mit Sicherheit auch die Spiellaune, die FREEDOM CALL vermittelten. Teilweise überschwänglich, aber wie ich finde vollkommen zu Recht. Das Münchner Publikum, eh ziemlich vernachlässigt in Sachen Metal, sog jede Note in sich auf. Als sich FREEDOM CALL nach knapp 45 Minuten Spielzeit verabschiedeten, wollten die Zugaberufe nicht mehr verstummen.
Jawoll, meine Herren, so soll Metal sein!!
(Wenn schon Pathos und Bombast, dann bitte immer mit soviel Stil wie bei FREEDOM CALL - der angenehm überraschte Kollege Rainer)!

Setlist FREEDOM CALL:
The King Of The Crystal Empire (Intro)
We Are One
Freedom Call
Shine On
The Quest
Farewell
Rise Up
Hymn To The Brave


Nach 20 Minuten Umbaupause war es Zeit für den zweiten Einheizer des Abends, die Bühne zu stürmen: VIRGIN STEELE, seit Urzeiten im Metalgeschäft tätig und -zu meinem ziemlichen Unverständnis- allzu oft mit MANOWAR verglichen. Doch, ich darf es vorweg nehmen, was David DeFeis und seine Mannen boten, war mehr als kläglich. Selbst eingeschworene VS-Shirtträger schüttelten teilweise verständnislos den Kopf. Doch alles der Reihe nach.
Nach einem knapp dreiminütigen Intro hüpfte das Quartett auf die Bühne und begann mit \"The Whine Of Violence\" ihren Set. Natürlich war klar, daß ein Großteil der Songs von den beiden \"House of Atreus\"-Scheiben stammen würde, wie z.B. \"Great Sword Of Flame\", selbstverständlich mit einem brennenden Schwert eingeleitet! Posing vom Feinsten :-)
Allerdings gibt es zu erörtern, wieso Gitarrist Ed Pursino Playback sang bzw. schrie? Irgendwie war es schon recht komisch zu hören, wie DeFeis\'s, nennen wir es einmal Geheul, aus den Boxen drang, aber weder der Mainman noch der Axeman die Lippen bewegten! Spätestens nach Song Numero 3 wirkte das Ganze wie frisch aus der Mini-Playbackshow.
(Immerhin, bei der Mini-Playbackshow gab es keine Spielzeugschwerter *lach* - Rainer)
(Na, da kennt sich aber einer recht gut aus *g* -Alex)
Der Bassist hatte sich scheinbar eine Gesichtsmuskellähmung zugezogen, weil er unablässig grinste wie ein Honigkuchenpferd. Warum und wieso, das bleibt bis heute ein Rätsel.
Spielerisch war das Quartett zwar recht ordentlich, aber wie schon erwähnt, Davids Gejaule war einfach zu viel des Guten. Selbst bei Songs wie \"Invictus\" oder der Zugabe \"Noble Savage\" konnte es DeFeis nicht lassen, die Songs mit hochgezogenen Tönen zu verunstalten. Schade, schade, hatte ich noch einen wirklich göttlichen Auftritt von VIRGIN STEELE beim BYH 2000 in Erinnerung.

Setlist VIRGIN STEELE:
Coil Of The Serpent (Intro)
Invictus
The Whine of Violence
Flames Of The Black Star
Great Sword Of Flame
Kingdom Of Fearless
Live Among The Ruins
Twillight Of The Gods
------------------------------
Noble Savage


Weitere 35 (!) Minuten später war es nun an der Zeit für den Headliner. Düstere Stimmung, dezente Keyboards im Hintergrund und ein Darth Vader Verschnitt mit leuchtend roten Augen
(Wirklich beeindruckend, dieser \"Templar\" mit seinem übergroßen Spielzeughammer *lol* - Rainer)
betrat die Szenerie, nämlich ein burgartiges Bühnenbild von enormen Dimensionen. Er war es dann auch, der die verantwortungsvolle Aufgabe übernahm, 4 Fackeln an der Burgkulisse (je 2 links und rechts an den Türmen) zu entzünden. Die Zugbrücke wurde herabgelassen und es erschienen die Herren Dronjak, Johansson und Elmgren. Langsam stimmten sie die Leute auf den Opener \"Templars Of Steel\" ein, der daraufhin mit einigen Pyroeffekten loskrachte. Der Mob jubelte, endlich hörte man wieder einen einigermaßen guten Gesang, obwohl -Ironie am Rande- Frontmann Joacim Cans stimmlich absolut nicht auf der Höhe war. So ließ er nach dem dritten Song verlauten, daß ihm eigentlich der Arzt aufgrund einer massiven Erkältung für heute Auftrittsverbot erteilt habe. Doch als er heroisch verkündete, daß er seine Metalheads nicht im Stich lassen wolle, hatte er die Sympathien schon auf seiner Seite. Nebenbei sei bemerkt, daß er gar nicht mal so schlecht gesungen hat. Eine Tonlage tiefer und unter soweit möglich tunlicher Vermeidung der hohen Stellen, das verlieh seiner Stimme viel mehr Druck und Power, als ich es bislang gewohnt war. Auch spielerisch kann man den Schweden nichts nachsagen. Allerdings können es HAMMERFALL nach wie vor nicht lassen, nach bestem klischeebewußten Wissen und Gewissen zu posen. So hatte sich Oscar \"Ich-sollte-doch-ab-und-an-was-essen\" Dronjak in ein mit Metallplatten gespicktes Kettenhemd gesteckt, natürlich mit Schulterpolster ausgestattet. Ein bodenlanger schwarzer Umhang tat sein Übriges, um den Gitarristen wie den sprichwörtlichen Spargeltarzan aussehen zu lassen; dazu das abgekupferte ACCEPT-Posing (alle 3 Axemen rissen fleissig die Gitarrenhälse hoch und beim break wieder nach vorne) und zuguterletzt ein Drummer, der ständig und pausenlos seine Zunge rausstreckte. Frontmann Joacim wiederholte desöfteren, daß er sich heute anhören würde wie JOE COCKER,
(Schön wär´s gewesen... dann hätte die kleine Nachtigall wenigstens mal ordentlich Dampf in der Lunge gehabt *g* - Rainer)
hatte aber dennoch genügend Muße, das Publikum mit einem Phonometer zu Höchstleistungen anzutreiben. Die Halle mußte so laut brüllen, bis die gewünschten 125 Dezibel erreicht wurden
(Jaja... ulkige kleine Singalong-Spielchen waren das... wie in den 80ern bei einem HELLOWEEN-Konzert *gähn* - Rainer).
Beim Song \"Let The Hammer Fall\" wurde ein Schaumgummihämmerchen auf die Bühne geworfen und damit spielte Cans ein wenig Thor. Das absolute Highlight allerdings war, als während des Drumsolos eine nicht unbedeutende Menge lauthals TWISTED SISTERs \"Where Not Gonna Take It\" intonierte. Grund hierfür waren vermutlich die beiden brennenden Zusatz-Becken am Drumkit, welche Anders allerdings kein einziges mal spielte. Nebenbei erwähnt rang mir das Drumsolo auch nicht mehr als ein müdes Lächeln ab.
Nun gut, wie dem auch sei, dem Großteil der knapp 1000 Fans hat die Show gefallen. Auch kann man feststellen, daß sich HAMMERFALL durchaus positiv weiterentwickelt haben, sowohl spielerisch, als auch im Showbereich. Letzteres vor allem deswegen, weil sich Goldkehlchen Joacim mittlerweile zu einem souveränen Frontmann gemausert hat. Wenn sie es nun auch noch schaffen würden, einen wirklich würdigen Nachfolger des sensationellen \"Glory To The Brave\"-Debüts zu produzieren, dann würde auch ich den Hype um diese Band nachvollziehen können.
Wie auch immer, München wurde jedenfalls endlich mal wieder ein wenig in seinen Grundmauern erschüttert, dank HAMMERFALL und vor allem FREEDOM CALL!
(Hell yeah! Und HAMMERFALL haben sogar mir gefallen, das will was heissen *g* - Rainer)

Setlist HAMMERFALL:
Templars Of Steel
The Metal Age
Stronger Than All
A Legend Reborn
Steel Meets Steel
At The End Of The Rainbow
Let The Hammer Fall
Drumsolo
Raise The Hammer
The Way Of The Warrior
Heeding The Call
Legacy Of Kings
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Renegade
Hammerfall


Redakteur:
Alex Kragl

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