Headbangers Open Air - Brande-Hörnerkirchen

28.08.2003 | 08:17

11.07.2003,

Kontrastreicher hätte es kaum kommen können, denn nach diesem Erdbeben folgte die gemäßigste Truppe des gesamten Festivals: NIGHTSHADE - die Band, die als Fortsetzung der leider viel zu früh aufgelösten Q5 seit zwei Jahrzehnten im Untergrund umherkrebst. Vielleicht wären die Jungs in den 80-ern größer geworden, wenn nicht Gitarrist Floyd Rose zu anderen Ehren gekommen wäre. Immerhin ist er der Erbauer der gleichnamigen Klampfen. Das aber nur am Rande. Ich war sehr gespannt, ob die Amis mit ihrem vermeintlich soften Heavy Metal in das doch eher heftige Programm dieses Festivals passen würde. Und ja, sie wurden regelrecht abgefeiert und zwar nicht erst beim Erklingen alter Q5- Hammersongs wie 'Missing In Action' oder 'When The Mirror Cracks', sondern erfreulicherweise auch schon bei eigenen Kompositionen wie dem überlangen 'Prophecy 1616'. Ich war wirklich positiv überrascht, wie gut diese Formation selbst vor so einem Publikum funktioniert. Mt einem exzellenten Sound ausgestattet – wie im Übrigen auch alle anderen Kapellen! – zogen Klampfer Rick Pierce und vor allem Frontmann Jonathan K. die harten Banger in den ersten Reihen sehr schnell in ihren Bann. Dies zeigt auch die unglaublich positive Atmosphäre auf dem Gelände, denn hier werden problemlos auch obskure Speed- und Thrash-Metal-Kapellen neben melodischen Heavy-Rock-Outfits begeistert aufgenommen. Mein absolutes Tageshighlight erklang dann in Form einer fulminanten Version des Q5- Klassikers 'Steel The Light', welches auch mit über 15 Jahren auf dem Buckel nichts von seinem Glanz eingebüßt hat. Warum diese Nummer nicht zu den Standards einer jeden 80-er Metal Party zählt, wird für mich ein ewiges Rätsel bleiben. Ich kann nur hoffen, dass dieser Gig für NIGHTSHADE der Beginn eines Deutschlanddurchbruches war.

Nach diesem recht gelungenen Auftritt folgte mit SACRED STEEL wieder eine Truppe, die man auch anderswo häufig und gerne begutachten kann. Und da ich dies auch schon oft genug getan habe, außerdem Hunger hatte und auch der Bierstand verlockend grinste, nutzten wir die Zeit ihres lautstark umjubelten Auftritts wieder mal zur Nahrungsaufnahme. Ich kann aus der Distanz nur berichten, dass SACRED STEEL immer besser werden und natürlich auch ihre absolute Berechtigung als Headliner für diesen abwechslungsreichen Tag hatten. Mister Mutz' Stimme wird immer flexibler, was sich in erster Linie anhand der gekonnt eingesetzten Growls ausmachen lässt. Und wer 'Battle Cry' von OMEN im Programm hat, darf sich natürlich einen fetten Bonuspunkt notieren. Den anwesenden Fans gefiel es auf jeden Fall auch sehr gut, sodass SACRED STEEL diesen Auftritt sicherlich als Erfolg verbuchen können.

Zu später Stunde spielten dann noch VICTIMS OF MADNESS, die Band aus dem Wacken-Forum. Wir zogen es vor, vom Senioren Ticket Gebrauch zu machen und die heimatliche Nähe für ein paar Stunden gepflegten Schlaf im eigenen Bett zu verwenden. Eine weise Entscheidung, wie sich am nächsten Tag heraus stellen sollte – man ist ja schließlich nicht mehr 20. Die Jungs sollen mit ihren Covertunes – unter anderem wurden TWISTED SISTER zitiert – aber ganz gut angekommen sein und mit ihrem natürlichen Auftreten diverse Sympathiepunkte geerntet haben.

Pünktlich zum Mittagessen und gut ausgeschlafen trafen wir am nächsten Tag wieder im Elmshorner Auenlande ein, um zu erfahren, dass EMERALD bereits mit einem exquisiten Auftritt den Sonnengott erheitert hatten. Wenn man die danach einsetzende Hitze als Maßstab betrachtet, müssen die Kameraden sehr gut gewesen sein. Für uns begann der Metal-Marathon mit den für mich unbekannten Koblenzern METAL INQUISITIOR. Irgendwie erinnert mich der Bandname sofort an selige PILEDRIVER-Zeiten. (And if you`re not a metalhead you might aswell be dead!) Somit erhoffte ich mir also kauzigen, echten und unbändigen Heavy Metal der alten Schule. Mit den Attributen hatte ich voll ins Schwarze getroffen. Die Jungs aus dem Rheinland versprühten eine Spielfreude, sodass man sofort mitgerissen wurde. Dabei fiel in erster Linie Sänger El Rojo mit seinem superbreiten Dauergrinsen extrem positiv ins Auge. Auch seine unterhaltsamen Ansagen kamen gut an und so zogen METAL INQUISITIOR das Publikum vollkommen auf ihre Seite.

Nun folgten die Schweden CRYONIC TEMPLE, deren einziges Album "Chapter 1" mir etwas zu fröhlich klingt. Als erstes fiel der NOCH bessere Sound auf, der die Truppe wirklich zu großartiger Form auflaufen ließ. Im Gegensatz zum konservierten Eindruck kommen die Fünf livehaftig einen gewaltigen Zacken härter rüber und vor allem Sänger Johan Johansson überzeugte zumindest mich mit seiner kraftvollen Stimme auf ganzer Linie. Aus mir nicht wirklich ersichtlichen Gründen kamen CRYONIC TEMPLE bei den Fans nicht ganz so gut an wie METAL INQUISITOR. Vielleicht fehlte ihnen auch einfach nur ein bisschen Charme, denn an der Songauswahl kann es nicht gelegen haben. Sie spielten nämlich neben bekannten Nummern auch Stücke ihres demnächst erscheinenden Albums, die allesamt mein Interesse an der Band hoch hielten.

Redakteur:
Holger Andrae

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