Headbangers Open Air 2015 - Brande-Hörnerkirchen

13.08.2015 | 11:11

23.07.2015, Scheune

Der Garten brennt wieder!

Über die Wachmacher des dritten Tages habe ich mich schon bei deren Bekanntmachung im Vorfeld gewundert. AFTERMATH aus Chicago ist für mich immer so ein absoluter Erdlochuntergrundgeheimtipp gewesen. Die Band um den griechisch-stämmigen Sänger Kyriakos Tsiolis hat es mit "Eyes Of Tomorrow" (1994) bislang lediglich auf ein Album und etliche Demos, die vor kurzer Zeit als Compilation-Box-Set erschienen sind, gebracht. Um so überraschter bin ich, dass so viele Frühduscher vor der Bühne stehen, um sich den hektischen Thrash des Quintetts reinzupfeifen. Quintett? Nanünana, wo ist denn der zweite Klampfer? Keine Ahnung, aber die Herrschaften zünden auch als Quartett ein spritziges Feuerwerk. Das kann auch der suboptimale Klang zu Beginn nicht verhindern, denn man sieht den Musikern einfach an, wie viel Freude sie gerade haben. So etwas überträgt sich schnell auf das Publikum. Als Kyriakos dann meint, dies sei der zweite Auftritt in über 20 Jahren, sieht man bei nicht wenigen Anwesenden staunende Gesichter, denn von Unsicherheit merkt man gar nichts. Das teils etwas unbeholfen wirkende Stageacting des Frontmannes entpuppt sich für mich bald zum authentischen Pluspunkt, denn der gute Mann agiert hier wie ein Fan und spielt in den instrumentalen Passagen permanent irgendwelche Luftinstrumente. Herrlich! Musikalisch ist die Band deutlich kratzbürstiger als auf dem mir bekannten Album und serviert hier eine feine Mischung aus technischem Thrash und Hardcore. Eine Nummer mit dem Namen 'Chaos' ist da schon treffend betitelt. Möchte man jetzt denken, dass diese etwas krude Mischung zum ersten Bier des Tages vielleicht etwas anstrengend sein könnte, so sieht das die Fangemeinde deutlich anders, denn der Garten wird zunehmend voller. Für eine Band mit so einem geringen Bekanntheitsgrad ist das eine sehr beachtliche Leistung. Ich für meinen Teil fühle mich auch bestens unterhalten und hoffe, dass die Herrschaften nicht weitere 20 Jahre brauchen, um mal wieder auf einer Bühne zu musizieren. Das können sie nämlich extrem überzeugend. Exzellenter Auftakt bei noch feinem Wetter.

[Holger Andrae]



US Metal steht auf dem Programm und mit SPELLCASTER haben sich die Veranstalter einen eher unbekannten und chronisch unterbewerteten Vertreter der Spielart in den Garten geholt. Der Grund dürfte das neue Album der Herren sein, das bei Hellion Records, dem Label von Mitveranstalter Jürgen Hegewald, erscheint und pünktlich zum HOA fertig geworden ist. Von besagtem Werk gibt es dann auch ein paar Songs, die sich super mit dem bisherigen Material ergänzen. Amerikanischer Power Metal mit kraftvollem Sänger, knackigen Riffs und ordentlichem Härtegrad ist eigentlich immer eine feine Sache. Doch nur eine verhältnismäßig kleine Schar ist nach dem vorangegangenen Abrisskommando AFTERMATH vor der Bühne geblieben. Vermutlich, weil SPELLCASTER nur den Wenigsten bekannt ist. Die Band lässt sich davon nicht beirren, spielt ihre Songs schwungvoll und energisch, bedankt sich bei der begeisterten Schar echter Fans und kann so im Verlauf des Auftritts immer mehr Besucher für sich gewinnen. Doch es wird auch deutlich, warum es SPELLCASTER bisher nicht zu höheren US-Metal-Weihen gebracht hat: Zwischen all den guten Songs fehlt es ohrenscheinlich an ein oder zwei echten Hits, die aus der Masse herausragen und auch neue Hörer direkt am Schlafittchen packen. So hinterlässt die Truppe bei mir einen guten und sympathischen Eindruck. Als echten Fan hat sie mich aber nicht gewonnen.

[Raphael Päbst]



"Boah, ich hab so einen Hals! Die haben ja gar nicht "Fighting For The Earth" gespielt", schimpft ein Blödmannsgehilfe in Hörweite. Nun ja, ich finde, wenn einem so viel an einer Band liegt, dass man sich beim Auftritt einen bestimmten Song wünscht, dann sollte es auch möglich sein, die Musiker bei einer Livesichtung optisch zu identifizieren und im Ernstfall auf den Trichter zu kommen, dass man sich übel auf dem Holzweg befindet. Aber das ist in der heutigen Zeit vielleicht auch einfach nur eine hoch angesetzte Erwartung meinerseits. Trotz solch ulkiger Verwirrungen haben die Briten WARRIOR mit ihrem NWoBHM-Sound, der mit einem Bein wunderbar im Metal und dem anderen im 70er Hard Rock steht, leichtes Spiel beim Publikum. Eben jenes verteilt sich unter allem, was im Garten Schutz vor dem starken Regenschauer bietet, der während des Auftritts über dem Gelände niedergeht. Da das britische Quintett die vorherrschende Wetterlage schon von zu Hause kennt, wie manch einer scherzt, nehmen die gesetzten Herren es sportlich und stecken mit ihrer unumwundenen Spielfreude die allermeisten Zuschauer an. And everybody was singing in the rain.

[Arne Boewig]



Von Großbritannien aus begeben wir uns auf der NWoBHM surfend über den großen Teich hinweg nach Los Angeles, um RUTHLESS und ihren 'Metal Without Mercy' auf den Brettern der HOA-Bühne zu erleben. Soweit, so gut. Der Garten füllt sich nach dem  Regen wieder merklich, man packt seine zu Schirmen umfunktionierten Bistrotische wieder an ihren ursprünglichen Platz und hat wieder die Hände frei zum Fäuste schwingen. Denn genau das ist bei RUTHLESS' schnittigem US Metal, der im mittleren bis oberen Tempo mit angenehm hohem Gesang spielfreudig bei schön wumsigem Sound dargeboten wird, angebracht. Es ist im Grunde alles bereit für einen feinen Gig, doch dem kalifornischen Quintett gelingt statt eines Triumphzugs nur eine sehr solide Nachmittagsunterhaltung der Meute. Wirklich in Wallung geraten leider nur die wenigsten Zuschauer. Das liegt nicht so sehr an der an für sich tadellosen Performance der Band, sondern an der mutigen Setlist. Man geht auf Nummer sicher und verlässt sich zu sehr auf das neue Album "They Rise". Dessen Songs wirken zwar alle sehr gut. Sie haben sich aber im Publikum noch nicht so richtig weit verbreitet, dass sich die LP auf dem Plattenteller schon den entsprechenden Status hätte erdrehen können, der eine solche Prominenz in der Setlist rechtfertigen würde. Folgerichtig monieren viele Leute im Nachhinein nicht nur das Fehlen einiger persönlicher Lieblingssongs, sondern auch die im Allgemeinen unausgewogene Setlist, die klar zu Lasten der Klassiker ging. Starkes neues Material hin oder her, Semilegenden wie RUTHLESS sollten sich und ihrer Zielgruppe den Gefallen tun, bei der Zusammenstellung des Bühnenprogramms Experimente wie das Heutige zu umschiffen. [Man kann es aber auch begrüßen, dass sich eine Band nicht auf ihren Lorbeeren ausruht und auf das neue Material vertraut. R.P.]. Die richtige Mischung hätte hier aus einer sehr soliden Show einen Glanzpunkt des letzten Festivaltages machen können.

[Arne Boewig]



Nanu, wer singt denn da? Diese Frage beantwortet Dan Bryant, der Sänger des zweiten HEXX-Albums, recht schnell. Er ersetzt seinen Vorgänger Dennis Manzo, der noch letztes Jahr auf dem Keep It True die US Metaller anführte. Entsprechend liegt der Schwerpunkt des Sets heute auf "Under The Spell", dem zweiten Album der Band, von dem wir eine ganze Reihe Kracher zu hören bekommen. Doch wirklich gute Stimmung will nicht aufkommen. Schuld daran trägt einerseits Bryant, der mit seinen Ansagen und seinem Auftreten einigermaßen verstrahlt rüberkommt, andererseits die Tatsache, dass Dan Watson seine Gitarre dauernd nachstimmen muss. Und wiederum daran trägt der Flughafen Hamburg und AFTERMATH Schuld. Das Equipment von HEXX ist nämlich unterwegs auf der Strecke geblieben und so hat man sich kurzerhand von den Kollegen die Gitarren geliehen. Die hatten mittags jedoch schon mit verstimmten Klampfen gespielt, was der Sänger mit "Just play it out of tune then" kommentierte. Das haben nun Watson und Bryant zu spüren bekommen, da letzterer nach eigener Auskunft nicht zu einer verstimmten Gitarre singen kann. So werden die einzelnen Lieder immer wieder von Stimmpausen und einigermaßen launigen Ansagen unterbrochen. Zudem fehlt, wie letztes Jahr auch, eine zweite Gitarre, die während der ausgiebigen Soli für ordentlich Druck sorgt. Deshalb klingen die Lieder einigermaßen dünn. Dennoch sind Hits wie 'Under The Spell' aber einfach so gut, dass ich mich trotz der Probleme unterhalten fühle, auch wenn ich den letztjährigen Auftritt mit Manzo am Gesang als besser in Erinnerung habe.

[Raphael Päbst]



Auf den Auftritt von ROCK GODDESS habe ich mich im Vorfeld ganz besonders gefreut. Die beiden Scheiben des Damen-Trios von der britischen Insel liefen bei mir Mitte der 80er rauf und runter. Leider hat es die Band um die beiden Schwestern Julie (dr.) und Jody Turner (gt., voc) nach ihren beiden großartigen ersten beiden Alben aus dem Jahr 1983 nie geschafft, größere Popularität zu erlangen, was eventuell auch am weniger überzeugenden dritten Album "Young & Free" lag. Das ändert natürlich nichts an der Klasse der beiden ersten Scheiben, die auch heute noch ziemlich gern aufgelegt werden. Die bereits im Netz zu sehenden Clips der anderen Auftritte aus diesem Jahr ließen bereits erahnen, dass die Damenmannschaft, deren drittes Mitglied natürlich Tracey Lamb am Bass ist, in guter Form ist. Aber dass es so gut werden würde, hatte sogar ich nicht erwartet. Während das Wetter immer unfreundlicher wird, erhöht sich die Qualität des Klanges auf der Bühne von Band zu Band, sodass die drei Damen mit einer glasklaren Soundwand über den prächtig gefüllten Garten herfallen. Auch wenn ihr Heavy Rock im Verhältnis zu den meisten anderen Bands im Billing eher sanft klingt, ist die Stimmung von Beginn an bestens. Klar, wenn man mit 'Satisfied Then Crucified' gleich mal einen echten Bandklassiker aus der Hüfte schießt. Jody ist bestens bei Stimme und so steht einer formidablen Abfahrt mit erstklassigem NWoBHM nichts im Wege. Das Trio spielt einen tollen Querschnitt aus den ersten beiden Alben und garniert diesen mit ein paar neuen Nummern vom demnächst erscheinenden vierten Album. Ja, richtig gelesen: Es wird eine neue Scheibe geben. Wann und wo scheint noch unklar zu sein, aber wenn man die Qualität solcher Nummern wie 'Two Wrongs Don't Make A Right' hört, ahnt man schon, was für eine Großtat ins Haus steht. Natürlich steigt das eh schon im oberen Bereich anzeigende Stimmungsbarometer vor allem bei den alten Gassenhauern 'My Angel' und dem exzellenten Rausschmeißer 'Heavy Metal Rock'n'Roll' auf einen bisherigen Tageshöchststand. Als die drei Blondinen nach einer guten Stunde die Scheune verlassen, sieht man überall rundum zufriedene Gesichter. Einziger Wermutstropfen für mich ist das jeweilige gemeinsame Anzählen jeder Nummer mit dem Rücken zum Publikum. Das ist wenig kommunikativ und stört für mich ein wenig den Fluss des Konzertes. Betrachtet man alte Livevideos von ROCK GODDESS aus den 80ern, so hat die Band dies wohl immer schon so gemacht. Ein mir bis dahin nicht bekanntes Markenzeichen, aber man lernt ja nie aus. Insgesamt ein toller Auftritt, der mich ganz heiß auf ein neues Album gemacht hat. Top!

[Holger Andrae]



Die STORMWITCH hat den unbequemen Regen vorerst weghexen können und viele angehenden oder altgedienten Zauberlehrlinge haben den Weg vor die Bühne gefunden, um sich eine Lektion in Sachen Metal Magic von der Sturmhexe abzuholen. Dennoch habe ich weder vor noch auf der Bühne einen Hexenbesen ausmachen können, was vermuten lässt, dass Sänger Andy Mück nicht selbst hergeflogen ist. Scheint vernünftig zu sein, denn obwohl er tadellos bei Stimme und die Band sauber eingespielt ist, sieht er mittlerweile (auch dank seines staubig schwarzweißen Rüschenanzugs) der Vampirversion seines eigenen Großvaters erschreckend ähnlich. Aber das gehört bestimmt zur Show. Überhaupt, die Show! Über das Treiben auf der Bühne bei Stormwitch habe ich über die Jahre so viel Desaströses gehört, was den Katastrophentouristen in mir gekitzelt hat, dass ich jetzt bei meinem ersten Konzert der Band beinahe unterwältigt bin, dass es nur zu einem schwäbischen Hausmusikintermezzo mit Flötistin kommt. Leider nimmt diese Aktion völlig den Drive aus der Setlist, denn die Fans kamen gerade trotz des Einstiegsdoppels aus den beiden Post-Reunion-Songs 'Evil Spirit' und 'Dance With The Witches' gerade einigermaßen in Wallung. Danach müssen einige Klassiker wie 'Russia's On Fire' die Kastanien aus dem Feuer holen, bloß damit man mit einem großen Block aktueller Stücke wieder alles umreißt. Das neue Material kommt live zwar bedeutend besser herüber als mit dem zweifelhaften Keksdosensound auf den Studioalben. Dennoch kommt das Klassikerpaket zum Schluss aus 'Priest Of Evil', 'Ravenlord', 'Call Of The Wicked' und der 'Walpurgis Night' gerade fürs normale Publikum einer Erlösung gleich, wohingegen sich Die-Hard-Fans von STORMWITCH über den ganzen Auftritt hinweg gut unterhalten gefühlt haben dürften.

[Arne Boewig]



Nun wird es etwas verwirrend, denn 4/5 von SATAN sind noch nicht gelandet, da ihr Flieger aufgrund des Unwetters nach Frankfurt umgeleitet wurde. Da man bester Hoffnung ist, die Band aber zu späterer Tageszeit doch noch auf den Brettern bewundern zu können, werden kurzer Hand die Spielzeiten der letzten beiden Bands getauscht. Daher fegt nun der kalifornische Todesengel über den Garten. Wer diese Band schon einmal live gesehen hat, weiß, dass die fünf Frisco-Burschen selbst an einem schlechten Tag mehr Energie versprühen als Daniel Düsentrieb. Los geht es mit einer Salve neuer Songs, bei denen aber sofort klar wird, dass die Band heute besonders gut drauf ist. Man sieht drei Klampfenschwinger, die permanent in Aktion sind und sicherlich ein paar Kilometer Wegstrecke innerhalb des Konzertes absolvieren und einen Sänger, der sich von der ihm entgegen gebrachten Euphorie aus dem Publikum sofort anstecken lässt. Die ersten fünf Nummern stammen allesamt von den Scheiben des aktuellen Milleniums, was im Falle von DEATH ANGEL aber wirklich niemanden stört. Ein sehr deutliches Zeichen, dass den Jungs der Spagat zwischen alter Schule und zeitgemäßen Klängen wunderbar gelungen ist. Keine neue Erkenntnis, aber eine, die mich bei jeder Livebegutachtung erneut überkommt. Mark Osegueda singt wie ein junger Gott und Rob Cavestany spielt fast in der Menge. Immer wieder geht er am Bühnenrand auf die Knie und wedelt mit seinem Instrument im Publikum herum. Als DEATH ANGEL dann mit 'Mistress Of Pain' einen Brecher des beinahe 30 Jahre alten Debütalbums auspackt, scheint die Hölle aufzubrechen. Das miese Wetter und die Feuchtigkeit von oben sind längst vergessen. Von nun an regiert der Wahnsinn. Luftgitarrenduelle und schiefe Chorgesänge des textsicheren Mobs beherrschen das Bild. Sichtlich beeindruckt von dieser überschwänglichen Reaktion erzählt Mark, wie froh er ist, endlich vor diesem Publikum, das so sehr mit den alten Traditionen verbunden ist, spielen zu dürfen. Drummer Will Carroll, der ja bereits mit den göttlichen ULYSSES SIREN und WARNING SF zweimal in dieser Scheune spielen durfte, hat seinen jetzigen Bandkollegen wohl schon von der familiären Atmosphäre vorgeschwärmt. Nach so einer Ansage hoffe ich natürlich auf weitere olle Kamellen, bekomme aber erst einmal 'Succubus' und 'Execution - Don't Save Me' und das tolle 'Truce' vor den Latz geballert. Erst hiernach betreten wir erneut den Timetunnel und landen auf dem '3rd Floor'. Während ja schon bei den neueren Nummern der Garten lichterloh in Flammen steht, explodiert bei diesen alten Granaten mal eben ganz Schleswig-Holstein. Mir fällt tatsächlich keine andere Band aus den 80ern ein, die noch so eine Stimmung erzeugen kann. ARMORED SAINT, klar, aber die fünf gepanzerten Heiligen spielen eh in ihrer eigenen Liga. Ganz allein. Die Tatsache, dass ich sie hier überhaupt als Vergleich nenne, ist schon ein riesengroßes Kompliment. Da es gerade so wunderschön
ist, setzen die Todesengel mit 'Seemingly Endless Time' vom Überwerk "Act III" gleich noch einen drauf. Besser geht es kaum noch. Okay 'Discontinued' wäre jetzt natürlich noch die Sahnehaube auf dem Thrashgourmetbuffet, welches hier serviert wird. Trotz der erneuten Bekundung, wie fantastisch es sei, vor so einem traditionell ausgerichteten Völkchen zu spielen, gibt es noch zwei Songs aktuelleren Datums, bevor mit 'Bored' eine weitere handfeste Überraschung aus den Boxen ballert. Dieser schräge Song vom zweiten Album wird erneut abgefeiert wie ein neues WATCHTOWER-Album. Ebenso verhält es sich mit dem Uraltbomber 'Voracious Souls', welcher das reguläre Konzert beendet. Der Fünfer lässt sich aber nicht lange bitten und stimmt die Meute erst mit 'The Ultra-Violence' ein, welches in den finalen Genickschlag 'Throne To The Wolves' übergeht. Dass es sich hierbei um den besten Neuzeitler der Band handelt, scheine nicht nur ich so zu sehen. Die Fanreaktionen sind mit denen auf die 80er-Bolliden vergleichbar. Ein würdiger Abschluss!

Setlist: Left For Dead; Son Of The Morning; Claws In So Deep; Fallen; Buried Alive; Mistress Of Pain; Succubus; Execution - Don't Save Me; Truce; 3rd Floor; Seemingly Endless Time; The Dream Calls For Blood; Caster Of Shame; Bored; Voracious Souls; The Ultra-Violence/Throne To The Wolves

[Holger Andrae]



Manche warten auf's Christkind, andere auf SATAN. Im Regen und Sturm sind allein die glücklich, die es unter das Vordach der Bühne geschafft haben und lediglich in unregelmäßigen Abständen eine Böe samt Dusche in den Nacken bekommen. So harren wir nach DEATH ANGEL aus und beobachten, wie zunächst ein Schlagzeug aufgebaut wird. Ob die Briten noch ankommen, wann und ob sie dann auch noch spielen, ist zu diesem Zeitpunkt völlig offen, aus den nur teilweise verständlichen Anweisungen an die Soundcheck-Crew können wir schließlich heraushören, dass die Band noch nicht auf dem Gelände ist. Stattdessen beginnen einige Fans auf einen zweiten Auftritt von BLITZKRIEG zu spekulieren, da Brian Ross und seine zweite Band ja bereits vor Ort sind. Und in der Tat betritt um kurz vor ein Uhr nachts BLITZKRIEG die Bühne, um uns mit drei Songs zu unterhalten, bis SATAN tatsächlich auftrittsbereit ist. 'Pull The Trigger' und die anderen beiden Nummern werden von den Sturmtruppen vor der Bühne dankbar abgefeiert, denn immerhin passiert mal was auf der Bühne und es sind dann auch gleich verdammt gute Songs. Dennoch sind wir ja eigentlich hier, um SATAN zu huldigen, wozu wir nun, am Ende der Geisterstunde, auch endlich Gelegenheit bekommen. Der Band merkt man ab dem ersten Ton an, wie motiviert sie ist, nach ihrer Odyssee hier noch zu spielen und so wird der volle Set vom eröffnenden 'Trial By Fire' in einem Höllentempo und mit der bekannten Spielfreude in die verbliebene Menge geschleudert. Einzig Brians Stimme hat nach bereits anderthalb Auftritten etwas gelitten und wird im Verlauf des Auftritts immer brüchiger. Nicht nur deshalb holt sich der stolze Papa seinen Sohnemann, der bei BLITZKRIEG inzwischen die Gitarre spielt, auf die Bühne und lässt ihn 'Break Free' intonieren, was auch prima funktioniert. Einmal mehr zeigt sich, dass die Songs vom famosen Comeback "Life Sentence" denen des Klassikers "Court In The Act" in nichts nachstehen. Für jemanden, der mit dem Material nicht vertraut ist, dürfte es schwierig sein, herauszuhören, auf welcher Scheibe welcher Song zu finden ist. Ob 'Blades Of Steel', 'Cenotaph', 'Alone In The Dock' oder das famose 'Testimony': Hier reiht sich Hit an Hit und so vergeht die Show, trotz der späten Stunde, wie im Flug. Dabei leidet die Band durchaus mit den Fans mit, denn der heftige Wind treibt selbst den Musikern immer wieder den Regen ins Gesicht, was der energiegeladenen Performance jedoch keinen Abbruch tut. Zu guter Letzt verabschiedet sich SATAN um Viertel nach zwei in Richtung des Merchandisestands, um noch Autogramme zu geben. Mit so viel Einsatz für die Fans unterstreichen die Briten einmal mehr, warum sie die Band der Stunde in der NWOBHM sind und machen den letzten Auftritt eines tollen Festivals zu einem unvergesslichen Höhepunkt. Trotz widrigster Bedingungen können sich Band und Fans gegenseitig beglückwünschen, die einen für das lange Ausharren im Unwetter, die anderen zu einer gelungenen Show und obersympathischem Auftreten. So verlassen dann auch die letzten glücklich das Gelände in Richtung der sturmumtosten Zelte.

[Raphael Päbst]

Redakteur:
Raphael Päbst

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