Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 67 - Leipzig

27.06.2006 | 11:29

17.06.2006, Kulturbundhaus

Es war mal wieder Zeit für die allmonatlich verordnete Schwermetall-Spritze und tatsächlich war hier einfach für jeden Freund des rhythmischen Kopfschüttelns etwas dabei. Die Bands des Abends waren alle aus dem gleichen Weimarer Sündenpfuhl emporgestiegen, was diverse Personalunionen zu Folge hat und bei mir stellenweise für Verwirrung sorgte ("Stand der nicht vorhin schon mal auf der Bühne?!"). So sind die zwei Gitarristen und der Bassist von MY DEMONS DIVERSITY auch gleichzeitig bei DISASTER KFW beschäftigt, welche außerdem noch den ex-Drummer von DIE APOKALYPTISCHEN REITER, Skelleton, in ihren Reihen haben, während deren Drummer auch bei MY DEMONS DIVERSITY trommelt. Sehr kompliziert! Aber nun zum eigentlichen Thema:

MY DEMONS DIVERSITY betraten als erste die Bühne in einem noch nicht ganz so gut gefüllten Kulturbundhaus, was sie allerdings nicht davon abhielt, den Laden schon mal ordentlich anzuheizen. Sie boten einen recht gitarrenlastigen Black Metal mit deutlichen Death-Anleihen dar. Während der Frontmann schreiend und singend über die Bühne sprang, gewitterte das Schlagzeug kräftig von hinten. Ihre kurzen und knackigen Lieder kamen sehr, sehr evil daher, wurden aber von der Frau an den Keys melodisch ausbalanciert. Leider verschwand dieser musikalische Part gegen Ende des Sets immer mehr im Hintergrund. Das wurde aber durch die äußerst präzisen Wechsel zwischen schnellen und schweren Rhythmen durchaus kompensiert. Allerdings hatten MY DEMONS DIVERSITY auch "balladesk" und
"komplex" in ihrem musikalischen Wortschatz. Bei dem Sechser war es alles andere als langweilig, was man nicht nur an dem Zwei-Mann-Mini-Moshpit sehen konnte, sondern auch am wenn gleich dünn besetzten, aber nichtsdestoweniger rockenden Publikum.

Setlist:
Wildest Bunch
Catch Down
Bete nicht
The Insanity Principle
Fragments
Sarah Kane
Any Given Day
Blessed In Black

Auch wenn die Musiker zum Teil die gleichen waren, so ging es bei DISASTER KFW doch ganz schön anders zu. Alles begann mit einem mittelalterlich angehauchten Intro vom Band, was aber nicht lange so bleiben sollte. Das brachiale Geknüppel, was nun auf den geneigten Hörer einprasselte, war quasi "alles"-lastig. Der Shouter growlte, der Bass dröhnte, die Gitarren sägten, das Schlagzeug donnerte. Es wurde viel gepost, aber nie zuviel und immer an den richtigen Stellen. DISASTER KFW bauten viel Druck auf, den sie aber teilweise wieder verschenkten.
Sehr lustig war die Variation des Klassikers 'Popcorn' von Gershon Kingsley (auch besser bekannt als "Digger"-Thema) in einem ihrer Songs. Aber abgesehen von dieser Hommage an die moderne Musikgeschichte und einigen sehr komplexen Schlagzeugrhythmen war für meinen Geschmack zu wenig Abwechslung vorhanden. Das Publikum jedoch hat's herzlich wenig interessiert. Es wurde ordentlich gefeiert, der schon bekannte Mini-Moshpit von MY DEMONS DIVERSITY wuchs ein bisschen und auch ich konnte mich des Dranges zum Headbangen nicht erwehren.

Hiernach war es erstmal Zeit für eine kleine Verschnaufpause mit kostenlosen Erfrischungsgetränken, die von jungen Damen in Orange gereicht wurden. Die so genannten "Jäger-Tourettes" machten Halt im Kulturbundhaus um ein gewisses Getränk anzupreisen. Mit zahlreichen Plaste-Blumenketten verteilten sie nicht nur orangene Farbtupfer im sonst schwarzen Einheitsbild, sondern sorgten auch für Kurzweil während des ausgiebigen Line-Checks vom Haupt-Act, der auch schon bald danach begann.

Ein gewisser Fuchs kam feuerspuckend auf die Bühne und wurde von einem sehr intensiven Instrumental-Konzert-Intro abgelöst, bevor das Set ordentlich losrockte. DIE APOKALYPTISCHEN REITER machten gleich von Anfang an ihrem Namen alle Ehre, was durch den in Leder gewandeten, Peitsche schwingenden Dr. Pest nur noch verstärkt wurde. Nachdem sie sich bei 'Metal Will Never Die' Bühnen-Unterstützung von allen anwesenden Weimarern und einem Teil der Scheddel-Crew holten, ging es mit einem minutenlangen Trommelterzett weiter, an dem das Publikum auf beeindruckende Weise Anteil nahm. Sogar die Bühne selbst wurde zu einem Perkussionsinstrument umfunktioniert. Was die REITER hier ablieferten, war schlicht und ergreifend Reiter-Metal vom Feinsten, gewürzt mit
exzentrischem Entertainment. Zwischen Headbangen in Triolen und weiteren Feuereinlagen gaben sie sich sowohl sehr melodisch als auch sehr monumental. Der Leute rockte homogen und bewiesen nicht nur bei den "Zugabe!"-Rufen große Mitsing-Qualitäten. Die Stimmung war einfach grandios. Nach zwei Zugaben verabschiedeten sich die REITER dann endgültig und ließen eine selige Scheddel-Gemeinde zurück.

Setlist:
Friede sei mit dir
Wahnsinn
Du kleiner Wicht
Barmherzigkeit
Rock'n'Roll
Gone
Metal Will Never Die
Erhelle meine Seele
We Will Never Die
Reitermania
Iron Fist
Die Sonne scheint
Unter der Asche
---
Wenn ich träume
Ghostriders In The Sky

[Maria Voigtländer]

Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787

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