INQUISITION, ARCHGOAT, ONDSKAPT, BLACKDEATH - Weinheim

06.03.2015 | 09:46

07.02.2015, Café Central

Es wird schwarz in Weinheim. INQUISITION und ARCHGOAT zerlegen Baden zusammen mit BLACKDEATH und ONDSKAPT.

Es bläst ein kalter Wind in dieser Februar Nacht durch das Grenzgebiet Hessens und Baden-Württembergs. Passend dazu pilgern Legionen von Schwarzmetallern in das rustikale Cafe Central in Weinheim. Bei der Ankunft prangt bereits der Hinweis "Ausverkauft" am Eingang und deutet daraufhin, dass die wenigen Tickets, die es noch an der Abendkasse gegeben hat, längst vergriffen sind. Dementsprechend voll ist es im Inneren. Schon der Raucherbereich vor dem eigentlichen Konzertsaal ist sehr dicht besetzt und die meist in schwarz uniformierten Besucher rauchen, trinken und reden, während sich ein paar Meter weiter die andere Hälfte des Publikums die erste Band des Abends, BLACKDEATH, zu Gemüte führt. Bei den Russen handelt es sich um eine alt eingesessene Kapelle, die bereits seit fast 20 Jahren unter wechselndem Banner gemeinsam musiziert. Interessant ist die Tracklist und trotz der osteuropäischen Herkunft der Mitglieder sind viele Lieder in Deutsch gehalten (was allerdings nur bei einem Blick auf die Tracklist auffällt). So erfreuen sich Songs wie 'Nordwind, Geschenke bringender' oder 'Der Hammer des steinernen Morlochs' breiter, wenn auch verhaltener Zustimmung. Denn auch wenn der Black Metal der Sankt Petersburger sehr solide ist, so ist er eigentlich auch nichts Außergewöhnliches. Die Pharao-artige Kopfbedeckung von Sänger Para Bellum, die er neben einer Unmenge Nieten trägt, fällt wiederum mehr aus dem Rahmen. Trotz der an sich guten Show springt der letzte zwingende Funke nicht über, was auch an der frühen Auftrittszeit liegen mag.


Deutlich leerer im Raucherbereich ist es, als ONDSKAPT loslegt. Das schwedische Abrisskommando hat seine Stärken im Erzeugen von düsteren Atmosphären und beeindruckt vor allem durch seine brachialen Klangwände. Optisch steht Sänger Acerbus seinem Kollegen von BLACKDEATH in Nichts nach. Mit einer Haube auf dem Kopf und behangen mit schweren Ketten und Knochen sorgt der geschminkte Frontmann für ordentlich Stimmung und strengt sich an, eine amtliche Performance abzuliefern. Ansagen gibt es auch hier keine und das Set wird ziemlich konzentriert herunter gezockt. Aber Spaß macht dieser Gig dennoch. Lieder wie 'Feed The Flames' oder 'Lord Of All Unclean Spirits' werden technisch einwandfrei gespielt und auch der Sound ist sehr gut abgemischt. Jedoch macht sich das Platzproblem jetzt immer stärker bemerkbar. Vorne ist es eng und schwül wie in einer Sauna und etwas weiter hinten sieht man nur Köpfe. Das schlägt etwas auf die Laune, aber dass es bei so einem Tourpaket voll werden würde, konnte man sich bereits vorher denken. ONDSKAPT überzeugt in jedem Fall, auch wenn ich mir die Schweden bei Gelegenheit lieber noch mal bei weniger Andrang anschauen wollen würde.


Bei ARCHGOAT wird es kurz drauf nicht besser. Zu erwarten, dass die Bewegungsfreiheit vor der Bühne bei den Göttern des War Metals zunimmt, wäre auch geradezu naiv. Die Finnen sind nun seit 25 Jahren unterwegs und erleben derzeit wohl den höchsten Grad an Aufmerksamkeit, der der Band bis dato zu Teil geworden ist. Verstehen kann man das Phänomen ARCHGOAT nur, wenn man einen Sinn für rohe Gewalt hat, wie sie die Truppe seit ihren Anfängen zelebriert. Instrumental klingen Kompositionen wie 'Nuns, Cunts and Darkness', 'Rise Of The Black Moon' oder 'Hammer Of Satan' wie der gemeinsame Vorfahre von Death und Black Metal, während sich die Stimme von Tieftöner Angelslayer anhört als habe man einen Staubsauger mit einer Flugzeugturbine aufgemotzt. Unglaublich, was dieser Mann für Vocals von sich geben kann. Zur Abwechslung gibt es hier auch vereinzelte Ansagen, die allerdings genauso unverständlich sind wie die Songtexte selbst. Dass aber alle Bands des Abends mit einem Lied gegrüßt werden, kann man gerade so noch mitbekommen. Auch die Reaktionen des Publikums werden auffälliger und so lassen sich immer mehr Schwarzheimer dazu hinreißen, ihre Schädel zu schütteln. Insgesamt ein wirklich starker Auftritt des Trios, das auf der Bühne wie immer eine Bank ist. Auch wenn es vorne so voll ist, dass man von weiter hinten nur dann etwas sehen kann, wenn man sich streckt oder auf die Zehenspitzen stellt (was ziemlich bescheuert aussieht, wenn man auf einem Black-Metal-Konzert ist). Das ist zwar schade, aber weniger Spaß macht der Gig deswegen nicht.


Als der Headliner INQUISITION auf die Stage kommt, scheint es gerade so, als sei es leicht leerer geworden. Überfüllt ist es vorne zwar immer noch, aber gerade weiter hinten lichten sich die Reihen mit voranschreitender Uhrzeit und so mancher Besucher scheint schon den Heimweg angetreten zu haben. Die inzwischen extrem hohe Luftfeuchtigkeit und die verbrauchte Raumluft fordern scheinbar ihren Tribut. Genug Anhänger haben die beiden Exil-Kolumbianer dennoch vor der Bühne, die sich begeistert dem martialischen Black Metal des Acts aus Übersee hingeben. Ich muss gestehen, dass ich mit dem Duo nie so ganz warm geworden bin und die Faszination hinter der Band auch nicht so ganz verstehen konnte. Inzwischen allerdings haben sich meine Gehörgänge mehr für das infernalische Gerumpel erwärmen können, das im Grunde eine sehr ursprüngliche Form des Black Metals verkörpert. Immer wieder muss ich während dem Auftritt an die frühen Demo-Aufnahmen der Norweger MAYHEM denken und begreife langsam die Anziehungskraft von Werken wie 'Dark Mutilation Rites' oder 'Those Of The Night'. Meine Lieblingsband wird INQUISITION zwar nie werden, aber ich bewundere die Urgewalt, die diese Kapelle lediglich mit einer Gitarre, Drums und Vocals entfesseln kann genauso, wie ich auch ihre Fähigkeit bewundere, so viele unterschiedliche Extreme-Metal-Geschmäcker zu vereinen, dass man nach dem Auftritt keine Klagen hört. Am Ende des Konzerts scheinen die meisten Gäste aber ohnehin völlig andere Sorgen zu haben. Nachdem die letzte Note gezockt worden ist und die zwei Inquisitoren von der Bühne verschwunden sind, sind die meisten Besucher einfach nur glücklich, sich wieder frei bewegen und frische Atemluft aufnehmen zu können, während sie sich von den winterlichen Temperaturen vor dem Venue herunterkühlen lassen. Nichtsdestotrotz war dieser Black-Metal-Abend in Weinheim ein voller Erfolg und eine schöne Gelegenheit, die schwarze Szene mal wieder zusammen getrommelt zu bekommen. Wer diesen Abend verpasst hat, darf sich ärgern.

Redakteur:
Adrian Wagner

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