KNORKATOR - Bremen

20.04.2014 | 11:22

13.03.2014, Schlachthof

Wo könnte eine übliche KNORKATOR'sche Zerstörungsparty besser stattfinden als im mehr als passend betitelten Bremer "Schlachthof".

Der ein oder andere Bremer erinnert sich sicherlich noch an das letzte Gastspiel der Witzbolde aus Berlin. Am 11.11.2011 waren die Berliner zuletzt im Schlachthof zu Besuch und zerlegten das anwesende Publikum zu Brei. Doch nicht nur die Zuschauerschaft litt an jenem Abend. Sänger und Hüpfzwerg Stumpen verletzte sich böse bei Sprüngen in die Zuschauermenge und in die Arme seiner Bandkollegen. Um ähnliche Peinlichkeiten zu umgehen, wurde besagter Sprung in die Arme der aufgestellten Knorkatorenschaft dieses Mal schon direkt an den Anfang gestellt. Testlauf bestanden - die Show kann beginnen.

Gewohnt ohne Vorband betreten die Herren um Mastermind Alf Ator, der sich für diese Tournee einen Keyboard-Wagen gebastelt hat, mit dem er auf der Bühne hin und her wandern kann, die Bretter im sehr gut gefüllten Schlachthof. Die Band erfreut sich spätestens seit der Reunion vor drei Jahren größter Beliebtheit und füllt auch wegen vieler Festivalauftritte die Hallen der Republik restlos. So eben auch in Bremen. Einen passenderen Show-Opener als 'Hymne' vom diesjährigen Dreher "We Want Mohr" hat wohl noch keine Band geschrieben. Doch wer jetzt gedacht hat, die Jungs wären vielleicht etwas altersmilde geworden, muss sich direkt im Anschluss eines Besseren belehren lassen. 'Schwanzlich Willkommen', 'Ding inne Schnauze', 'Schüchtern' - ein Anarcho-Brecher folgt dem vorherigen, es wird getanzt, gegrölt, gelacht. Auch neuere Songs wie 'Du bist Schuld', 'Zoo' oder auch 'Fortschritt', bei dem ein Klemmbrett mit dem ausufernden Songtext zum Mitsingen auf die Bühne gestellt wird, kommen äußerst gut beim Bremer Publikum an.

Als größte Überraschung in der Setlist gestaltet sich das ewig nicht gespielte 'Wenn mir Einer was will', das durch den groovig-vertrackten Rhythmus, den mehrstimmigen Gesang und den feinfühligen Text als Liveversion nochmal ordentlich dazugewinnt. Das in meiner Rezension zum neuen Album als Live-Hit des Jahres auserkorene 'L' feuert die Meute vor der Bühne immer weiter an. Die wenigen ruhigeren Momente, wie das wundervolle JUDAS PRIEST-Cover 'Breaking The Law' und das Balladen-Highlight 'Weg nach unten' bieten, reichen kaum zum Durchatmen. Und dennoch, das Trio, mittlerweile verstärkt durch Bassist Rajko Gohlke und Trommler Sebastian Meyer, lässt sich nichts davon anmerken. Buzz Dee würde ich sogar als coolsten Gitarristen Deutschlands bezeichnen. Der raucht eine Zigarrette nach der anderen, teilt diese sogar mit einer darbenden Dame in der ersten Reihe, und zockt seine Riffs runter wie der Gott der Gelassenheit.

Auch abseits der Musik hat sich die Combo mal wieder etwas einfallen lassen. Neben erwähntem Keyboard-Wagen gibt es noch einen menschlichen Kokon, Federball-Duelle, reichlich Witze, viele improvisierte Instrumental-Teile, vertontes altes, deutsches Liedgut. Und zu guter Letzt noch einen Heiratsantrag eines Fans. Ob er seiner Zukünftigen damit einen Traum erfüllt hat, inmitten von verschwitzten, stinkenden Männern? Nach den 23 Songs des Hauptteils lassen es sich die Berliner Knorkatoren natürlich nicht nehmen, noch einen Zugabenblock hinterher zu schieben. Nachdem 'Absolution' erteilt wurde, hat Alf noch seinen üblichen großen Auftritt als das 'Böse' höchstpersönlich. Diese Persiflage auf sämtliche Extrem-Metal-Bands hat seit seiner Schöpfung 1999 tatsächlich nichts von seiner treffenden Bissigkeit verloren. Nach dem anschließenden 'Für meine Fans' folgt noch das berühmt-berüchtigte Cover des BONEY M.-Gassenhauers 'Ma Baker', bevor Fans und Musiker erschöpft das Schlachthaus verlassen. Das Fazit des Abends lautet: KNORKATOR wird einfach nie langweilig. Und alt? Alt erst recht nicht!

Setliste: Hymne, Schwanzlich Willkommen, Ding inne Schnauze, Schüchtern, Du bist Schuld, Mich verfolgt meine eigene Scheiße, Zoo, Fortschritt, Geld, Wenn mir Einer was will, Alter Mann, Refräng, Du nich, Ich hasse Musik, L, Konrad, Breaking The Law, Schmutzfink, Der Werwurm, Eigentum, Der ultimative Mann, Weg nach unten, Wir werden alle sterben; Zugabe: Absolution, Böse, Für meine Fans, Ma Baker

 

Redakteur:
Marius Luehring

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