Keep-It-True-Festival XVII - Lauda-Königshofen

18.05.2014 | 20:46

25.04.2014, Sporthalle

Das Undergroundfestival schlechthin!

Den Samstag musikalisch zu eröffnen, ist auch beim KIT keine leichte Aufgabe. Das Publikum ist zu weiten Teilen noch gezeichnet von einem langen Konzerttag, einer noch längeren Nacht und zu viel Distelhäuser und zu wenig Schlaf. Da braucht es schon einen energischen Auftritt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und aus den Gestalten, die sich zu früher Stunde in die Halle verirrt haben, wieder feiernde Headbanger zu machen. IRON KINGDOM geht diese Aufgabe direkt mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad an, denn die Musik der Kanadier ist alles andere als leicht verdaulich und fordert dem Hörer einiges an Konzentration ab. Wo also im Vorjahr ein paar Belgier mit Vollgas den Kater vertrieben, erwarten uns heuer progressive Klänge von einer jungen Band, die kaum jemand kennt. Doch die äußerst sympathische Truppe lässt sich nicht ins Bockshorn jagen und geht energisch und hochkonzentriert zu Werke, was im Verlauf des Auftritts von immer mehr Leuten zur Kenntnis genommen und mit Applaus bedacht wird. Neben der starken Gitarrenarbeit ist es vor allem der Gesang von Chris Osterman, der aufhorchen lässt und bei den eigenständigen Melodielinien immer wieder an frühe FATES WARNING erinnert. Die Band bringt sogar genug Selbstbewußtsein mit, einen ganz neuen Song ('Ride For Glory') und den Viertelstünder 'Egypt (The End Is Near)' zu spielen, was immerhin ein Drittel der Spielzeit in Anspruch nimmt. Doch die Spannung wird gehalten, die Begeisterung bei mir und ein paar anderen Eingeweihten kennt kaum Grenzen und die euphorische Band berichtet später voller Freude, dass das gesamte Merchandise, inklusive aller CDs verkauft wurde. Die mutige Entscheidung, den Samstag mit komplexer Musik zwischen FATES WARNING und IRON MAIDEN zu beginnen, hat sich voll ausgezahlt und ich verlasse vor NIGHT DEMON zufrieden die Halle für einen Umtrunk und etwas, dringend nötige, Frischluft.

Setlist: Crowned in Iron, Guardian Angel, Ride for Glory, Egypt (The End is Near), Legions of Metal, Voodoo Queen, At Home in the Dark

[Raphael Päbst]

Noch früh am Tag beehrt uns eine dieser typischen KIT-Newcomerbands, die erst wenig Studiomaterial vorzuweisen haben und und dennoch mit ihrer Old-School-Attitüde Hoffnungen in der Szene wecken. Heute auf dem NWoBHM-Buffet: NIGHT DEMON aus den USA. Die selbstbetitelte EP der Jungs macht schon im Wohnzimmer Spaß und wie uns die energetische Performance des Power-Trios gleich von Beginn an beweist, auch auf der Bühne der Tauberfrankenhalle. 'Ritual' weiß schnell mit wieselflinken Gitarren, dem typischen Galopp-Bass und tollen Gesangslinien zu begeistern. Trademarks, die natürlich alles andere als originell sind, hier aber von der Zielgruppe goutiert werden. Und als ob die Band über die Headliner des 2015er KITs bereits Bescheid wusste, folgt mit 'Road Racin' ein Cover von RIOT. Passt 1a ins Set der Amis, das neben der kompletten EP und einem neuen Song ('Satan') noch ein weiteres Cover in Form der DIAMOND HEAD-Nummer 'Lightning To The Nations' enthält. Wie sich nach 45 kurzweiligen Minuten herausstellt, bin ich nicht der Einzige, dem der Auftritt des Trios so richtig gut gefallen hat. An vielen Ständen ist die EP nämlich ausverkauft.

Setlist: Ritual, Road Racin' (RIOT-Cover), Ancient Evil, Satan, Howling Man, Curse Of The Damned, Living Dangerous, The Chalice, Lightning To The Nations (DIAMOND HEAD-Cover), Night Demon

[Nils Macher]

Das rege Interesse des Publikums an jungen, wilden und vor allem frischen Bands hält sich, denn nach IRON KINGDOM und NIGHT DEMON ist die Halle auch bei den Spaniern von IRON CURTAIN gut gefüllt. Die Newcomer schwören selbstredend auf Denim & Leather und überzeugen mit jugendlicher Spielfreude und temperamentvollem Speed Metal an der Schnittstelle zwischen NWOBHM, EXCITER und den flotten Momenten von ACCEPT. In der Dreiviertelstunde ihrer Show kann das Quartett vom Eisernen Vorhang angesichts zweier vollfertiger Alben, einer EP und einiger Splits gut aus den Vollen schöpfen, was dem Abwechslungsreichtum des Sets dann doch merklich zugute kommt. An der Performance selbst gibt es auch nichts zu bemängeln, denn spielerisch tritt die Band so tight auf wie die Röhrenjeans der Musiker eng sind. In der Setlist steht 'Black Fist' exemplarisch für den stets vorhandenen Faustfaktor des musikalischen Treibens und 'Scream and Shout' ist programmatisch für die Action im Publikum. Der 'Jaguar Spirit' kommt hier schließlich nicht von ungefähr, sondern zeigt die klare Beeinflussung durch die NWOBHM nochmal mit einem winkenden Zaunpfahl auf. Der zum Abschluss vorgestellte neue Song namens 'Heavy Metal Nation' überzeugt ebenfalls vom Fleck weg, sodass man IRON CURTAIN insgesamt einen respektablen Auftritt bescheinigen muss.

Setlist: Satan's Race, Black Fist, Rangers Attack, Burning Wheels, Get Out of My Way, Southbangers, Jaguar Spirit, Scream & Shout, Heavy Metal Nation (new song)

[Arne Boewig]

So, da haben wir den Salat. Die Powermetal-Crew wird einfach nicht jünger. Da nehmen wir uns mal eine kleine Auszeit zum Hinsetzen und den Umsatz im schönen Königshöfen erhöhen, und was stellen wir fest? Auch die anderen haben sich kollektiv bei DECEASED eine Pause gegönnt. Deswegen berichten wir an dieser Stelle einfach mal, dass man in dem kleinen Ort wirklich ganz hervorragend essen kann. Empfehlungen gibt es aber nicht, sonst kriegen wir wegen Schleichwerbung noch Ärger mit der Sittenwacht! Aber ihr könnt uns ja 2015 in Königshofen fragen. DECEASED allerdings müssen sich jetzt mit dem traurigen Ruhm abfinden, gegen ein paar Cordon Bleus verloren zu haben.

[Frank Jaeger]

Das britische Urgestein PERSIAN RISK hat mit seinem Reunion-Album "Once A King" bei mir die Pole Position im Jahre 2012 eingenommen. Bis heute hat sich meine Meinung zu dieser Wuchtbrumme von einem Tonträger nicht geändert. Ebenso toll war der Auftritt auf dem Headbangers-Open-Air im Jahr darauf. Entsprechend gespannt bin ich auf den anstehenden Gig beim KIT. Als die Band dann mit dem mir nicht bekannten 'Don't Look Back' etwas unspektakulär in ihren Set einsteigt, der obendrein unter einem extrem matschigen Sound zu leiden hat, bin ich erstmal etwas irritiert. Zum Glück verbessert sich das Klangbild während der nächsten beiden Nummern deutlich und alles wird gut. Spätestens beim megacoolen Hit 'Ridin' High', welches aus etlichen Kehlen mit gesungen wird, scheint mir sogar wieder die Sonne aus dem Popo. Carl Sentance beweist erneut, dass er ein exzellenter Sänger ist, der obendrein seine ganze Bühnenerfahrung vor so einem jubelfreudigen Publikum ausspielen kann. Der Mann ist agil wie ein junger Hüpfer und posiert wie ein ganz Großer. Augenkino galore. Dazu intoniert er sämtliche Songs locker aus der Lungenhüfte und platziert sich damit in meiner Sänger-Topliste des Festivals zusammen mit Chris Cronk, Tom Mallicoat, Erik AK und Mister Munroe. Im weiteren Verlauf des mitreißenden Auftrittes wechseln sich Songs beider Longplayer fröhlich ab, ohne dass man einen Qualitätsunterschied oder einen Stimmungsabfall feststellen kann. Auch der neue Song vom nächsten Album wird von den Zuschauern freudig aufgenommen. Die Nummer, deren Titel wohl 'Who I Am' lautet; macht aber auch Appetit auf den bald erscheinende Silberling.

Als die Herrschaften mit 'Fist Of Fury' dann meinen Favoriten anstimmen, erreicht mein Euphoriebarometer seinen Höchststand und ich zücke kurz die Luftgitarre. Was für ein Killersong! Den können dann zwar die grandiosen Mitsing-Knüller 'Rise Up' und 'Women In Rock' nicht mehr toppen, allerdings bleibt die Klampfe im Anschlag und die Stimmung flacht nicht ab. Als zum Abschluss dann sogar noch der Uralt-Kracher 'Calling For You' aus der Mottenkiste gezogen wird, sehe ich ein breites Grinsen in vielen Gesichtern. Offenbar bin ich nicht allein mit meiner positiven Meinung zu diesem Auftritt.

Setlist: Don't Look back; Dark Tower; Ridin' High; Soul Deceiver; Spirit In My Dreams; Who Am I; Fist Of Fury; Rise Up; Women And Rock; Calling For You

[Holger Andrae]

Für viele KIT-Besucher, die sich im Vorfeld des Festivals die Konzertplakate angeschaut haben, dürfte VARDIS eine eher unbekannte Größe gewesen sein, von der sie nicht genau wussten, was sie davon halten sollten. Das wäre mir nicht anders gegangen, wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, während des Studiums in den 1990ern in einem Second-Hand-Laden äußerst billig über die ganzen alten Vinyls der britischen Veteranen gestolpert zu sein, die ursprünglich von 1973 bis 1986 aktiv waren und einst als STATUS QUO-Coverband anfingen. Auch wenn die Scheiben mich nie wirklich prägen konnten, so waren sie mir doch immer in angenehmer Erinnerung, und die völlig unerwartete Reunion gut siebzehn Jahre nach dem Split war für mich einer der größten Gründe für die Vorfreude auf das "Keep It True XVII". Diese Vorfreude lässt mich dann auch um fünf Uhr abends ganz nach vorne vor die Bühne pilgern, und schon auf den ersten Blick ist erkennbar, dass uns jetzt gleich etwas Spezielles erwarten wird, das doch ein gutes Stück weit vom typischen Sound und Auftreten bei einem True-Metal-Festival abweicht. Zum einen steht das Schlagzeug ganz weit vorne auf der Bühne, sodass Schlagzeuger Gary Pearson eben nicht nur der Rhythmustyp im Hintergrund ist, sondern voll ins Bühnengeschehen integriert wird. So ist auch der dominierende Eindruck des kurzweiligen und gut gelaunten VARDIS-Sets, nämlich dass hier drei ältere Herren nach vielen, vielen Jahren wieder gemeinsam die Freude am Zocken entdeckt haben, und es unheimlich genießen, dass es da noch ein stattliches Häufchen Leute gibt, zum guten Teil gerade mal halb so alt wie die Protagonisten, die sich ihrer erinnern und mit Freude und Enthusiasmus mitgehen. So kommt es dazu, dass der Funke wechselseitig überspringt, und sich die NWoBHM-Recken in einen feinen Spielrausch fiedeln, der einfach nur Spaß macht. Klar, die langen Gniedelsoli und Instrumental-Orgien sind sicher nicht Jedermanns Sache, und manchem Anwesenden wird der boogie- und blueslastige, hardrockige Metal etwas zu altbacken oder nicht heftig genug sein, doch die ganz überwiegende Mehrheit der Leute in der Halle hat ihren Spaß daran, Bandgründer Steve Zodiac (Gitarre & Gesang) und seine langjährigen Mitstreiter Gary Pearson (Drums) und Terry Horbury (Bass) beim entspannten und spielfreudigen Zocken zu bewundern und anzufeuern. In Sachen Setlist legt die Band aus Wakefield einen gewissen Schwerpunkt auf die tolle Live-Scheibe "100 mph", die mit vier Stücken vertreten ist, hat aber auch noch Stücke von "The World's Insane", "Quo Vardis" und dem 1986er-Abschiedsalbum "Vigilante" (von dem es am Merch einen Neuauflage zu erstehen gibt) im Gepäck. Ja, Leute, was soll ich sagen? Das Material knallt live auch richtig. Von wegen STATUS QUO der NWoBHM? Klar, die Boogie-Note ist da, und die Refrains sind mit "prägnant" sehr treffend umschrieben, aber die Performance der älteren Herrschaften ist durch und durch fetzig und auf die Zwölf gespielt. Steve Zodiac ist ein Mann mit dem Feeling der ganz alten Schule der Rock-Gitarristen, mit einer rauen Pubstimme und wirklich toller Bühnenpräsenz, und seine Sidekicks stehen dem nicht nach. VARDIS rockt durch und durch kraftvoll, dynamisch und mitreißend nach vorne. So macht die ganz alte Schule einfach riesig Spaß!

Setlist: Let's Go, Out Of The Way, Gary Glitter Part 1, Love Is Dead, Steamin' Along, The Loser, Radio Rockers, Learn How To Shoot Straight, If I Were King

[Rüdiger Stehle]

Wenigen Auftritten wird an diesem Wochenende so entgegengefiebert wie dem der Szene-Helden ATLANTEAN KODEX. Alleine die Shirt-Dichte und die Diskussionen im Publikum lassen die Erwartungen an die "Annihilation of Königshofen" ins Unermessliche steigen. Wird hier gleich Distelhäuser in Bier verwandelt? Können wir dann alle über Wasser gehen? Glaubt man dem, was zu den Intro-Tönen des Openers 'Enthroned In Clouds And Fire' in den vorderen Reihen abgeht, könnten wir gleich Zeugen sakrosankter Ereignisse werden. Die Oberpfälzer Musiker von ATLANTEAN KODEX wissen, dass Klappern zum Geschäft gehört und starten - das Publikum euphorisierend - gleich mit "woohoo"-Chören und Rockstar-Posen. Wird später wohl die Sonnenbrille, die Gitarrist Trummer gönnerhaft in die Menge wirft, bei Ebay Mondpreise erringen? Wie auch immer, die Songs des letzten Albums werden vom Publikum gesangsstark begleitet, auch der Mittlerweile-Klassiker 'Pilgrim' wird allerortens abgefeiert. In meiner Brust schlagen indes zwei Herzen, denn bei aller Klasse der Songs und der mitreißenden Atmosphäre während der Show, bleibt für mich vor allem der Eindruck einer professionellen Band auf der Strecke, die sich neben den vielen anderen "Hobby"-Bands des KEEP IT TRUEs in Sachen Performance behaupten kann. Was auf Konserve großartig, erhaben und technisch einwandfrei dargeboten wird, erreicht heute leider nicht das erwünschte Niveau. Viele Gesangslinien sind grob neben der Spur, die Saitenfraktion oft nicht tight und bei allem Wohlwollen reisst mich die amateurhafte Darbietung immer wieder aus der Euphorie, die die Musik dieser fantastischen Band während des Auftritts in mir hervorruft. Die Tatsache, dass aber nur eine kleine Minderheit der Zuhörer die Musikerpolizei spielt und der Rest einfach überwältigt vom atlantischen Kodex ist, spricht wohl für die Bayern. Mit der abschließenden Bandhymne 'The Atlantean Kodex' werden wir schließlich alle versöhnt, das muss ich den Herren lassen.

Setlist: Enthroned In Clouds And Fire, Sol Invictus, Pilgrim, From Shores Forsaken, Heresiarch, Twelve Stars and an Azure Gown, The Atlantean Kodex

[Nils Macher]

Ja, wer weiter vorne in der Euphoriezone steht, kann sich dem oberpfälzischen Kodex tatsächlich nicht entziehen. Sogar dann nicht, wenn man der Truppe verhältnismäßig kritisch gegenüber steht. Das Rockstar-Gepose von Manuel Trummer vor der nur auf ihn gerichteten Kamera ist zwar hochnotpeinlich, aber wenn man sich stattdessen auf die sympathische und bodenständige Performance der Restband konzentriert (auf die auch ein Kamera gerichtet ist, dies aber gekonnt ignoriert), macht das doch so viel Spaß, dass man bei 'Sol Invictus', 'Twelve Stars And An Azure Gown' oder dem abschließenden 'The Atlantean Kodex' nicht anders kann als die Faust zumindest auf Hüfthöhe zu heben und leise mitzusingen. Vor allem Nils' Kritik an Markus' Gesang kann ich aus Reihe zehn nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, ich finde, dass Herr Becker viel besser singt als ich es ihm zugetraut hätte, war doch vor allem auf dem Debütalbum seine Stimme für mich ein deutlicher Schwachpunkt. "The White Goddess" hat zwar einen klaren Fortschritt gebracht, dass er es aber auch live so gut hinbekommt, war für mich nicht absehbar. Vielleicht ist es nur die so gegensätzliche Erwartungshaltung, die Nils von meiner Konzertwahrnehmung so deutlich trennt, aber zu diesem Zeitpunkt war ATLANTEAN KODEX die beste Band des Festivals nach FLOTSAM & JETSAM. Es war natürlich klar, dass sich dies anschließend ändern würde, aber so viel Lob muss schon ausgesprochen werden.

[Peter Kubaschk]

Die Aufgabe nach dem Triumphzug von ATLANTEAN KODEX auf die Bühne zu müssen, können derzeit wohl nur sehr wenige Bands selbstbewusst angehen. LETHAL ist offensichtlich eine dieser Bands, denn vom Opener 'Swim Or Drown' an gehen hier die Fans ab wie Schmidts berühmte Katze. Mittendrin - wenn nicht gar allen voran - der Autor dieser Zeilen. Tom Mallicoat singt auch einfach wie ein junger Gott und schafft es spielend, die packenden Melodien von Songs wie 'Programmed', 'Fire In Your Skin' oder 'What They've Done' zu intonieren. Dazu ist die Setlist mit einigen Überraschungen gespickt. Neben den beiden guten neuen Nummern 'Secret Stare' und 'Invention' gibt es mit 'Distortion' und 'Balancing Act' (auch als Bonustrack auf "Your Favorite God" erhältlich) auch noch zwei Songs des 1991-er Demos. Bei allen vier Songs fällt die Stimmung zwar etwas ab, weil sie dem Großteil des Publikums nicht so geläufig sind, dies ändert aber nix an der Klasse der Darbietung. Der Sound ist etwas besser als am Vortag, auch wenn man von Mallicoats Ansagen kaum eine Silbe versteht, dafür ist die Band sympathisch und hat zudem mit 'Obscure The Sky', 'Immune' und 'Killing Machine' Klassiker in petto, die lauthals und gestenreich vom Publikum mitgeschmettert werden. Schon dafür gebührt den Amis von mir der Titel "beste Band des Festival".

Setlist: Swim Or Drown, Programmed, Fire In Your Skin, Secret Stare, What They've Done, Obscure The Sky, Distortion, Balancing Act, Immune, Invention, Killing Machine

[Peter Kubaschk]

Lieferten uns LETHAL bereits eine Sternstunde des anspruchsvoll-melodischen Metal, folgt nun die Königsklasse in Sachen Technik und Komplexität: Mit TOXIK betreten quasi die kleinen Brüder der übermächtigen WATCHTOWER die Bühne, um zu demonstrieren, wie man überaus nervösen, hyperfrickeligen und dabei immer melodischen Techno-Thrash darzubieten hat und sich zum heimlichen Headliner machen kann - zumindest bei einem Teil der Anwesenden. Doch der Reihe nach.

War ich im Vorfeld skeptisch, ob das auf Platte mit viel Verkopftheit und wenig Kopfschütteln behaftete Material dank seiner mehr als anspruchsvollen Instrumental- und vor allem Gesangsorgien nach über 25 Jahren noch würdig aufgeführt werden könnte, werde ich schnell eines besseren belehrt. Schon die ersten Minuten des "World Circus"-Openers 'Heart Attack' lassen nämlich keine Zweifel aufkommen, dass TOXIK zurück sind, und das mehr als nur würdig. Während sich die Jünger krummer Takte die Nacken massieren lassen und aus dutzenden Kehlen die zum Mitjodeln einladenden Refrainshouts kommen, sorgt Sänger Mike Sanders dafür, dass zumindest auf seiner Seite alle Zweifel beseitigt werden können. Und auch im weiteren Verlauf des Konzertes wird überdeutlich, dass Hymnen wie das Namensgebende 'Think This' oder der Vorzeige-Progger 'Spontaneous' auch live fantastisch zum Mitsingen und Mitbangen animieren, während die Instrumentalfraktion ununterbrochen für subterrestrische Maulsperren sorgt. Was die Herren Josh Christian und Jason Bittner an Gitarre respektive Schlagzeug abliefern, ist jedenfalls das Aufregendste, was diese Bühne seit dem 2010er Triumphzug des bereits erwähnten Wachturms gesehen hat.

Für wachsenden Unmut sorgt dagegen die fast zur Hälfte aus Songs des kommenden Albums bestehende Setliste. Bei derart komplexer Musik kein Wunder, dass entsprechend schnell die Luft bei vielen Anwesenden wieder raus ist, der Spagat zwischen Abfeiern und Kennenlernen ist einfach schier unüberwindbar. Die mantraartige Anpreisung eines Download-Codes für drei neue Songs zeigt zudem überdeutlich, dass man scheinbar keine Ahnung hat, auf dem vermutlich regressivsten Festival überhaupt gelandet zu sein und "neue Songs" für den typischen Anwesenden ein fast so großes Fremdwort wie "nichtphysische Demo" ist. Weshalb die Band ihren Auftritt allerdings zu allem Überfluss um fast zehn Minuten zu früh beenden will, bleibt ungeklärt. Glücklicher Weise lässt man sich nicht lange Bitten und schiebt schnell noch den 'World Circus'-Titeltrack als Zugabe nach, bei der es bei Kollege Loga und mir zum kollektiven Luftgitarrenrausch kommt.

Setliste: Heart Attack, Greed, Too Late (New Song), Spontaneous, Door to Hell, No Rest for the Wicked (New Song), False Prophets, Crooked Crosses (New Song), Think This, Inhumanities (New Song), Social Overload, Breaking Class (New Song). Zugabe: World Circus, Think That

[Simon Volz]

Beim letztjährigen Headbangers Open Air wurde der Garten mehr als anständig in Brand gesetzt und auch heute in der Tauber-Franken-Halle gelingt es METAL CHURCH mühelos, einen musikalischen Feuersturm zu entfachen. Auch wenn es ein unerfüllter Traum der Gemeinde bleiben wird, dass Mike Howe noch einmal die Messe leitet, da David Wayne (R.I.P) es nicht mehr kann, sind alle Besucher, die ich im Nachhinein über den Auftritt sprechen höre, mit dem als ewige Notlösung gebrandmarkten Ronny Munroe sehr zufrieden. Womit? Mit Recht! Der Mann hat schließlich mit "Generation Nothing" nicht nur das beste Album seit dem Howe-Klassiker "Hanging in The Balance" eingesungen, sondern haucht auch den zahlreichen Uralt-Hits, die neben einigen neuen Stücken im Mittelpunkt der Show stehen, neues Leben ein. Dabei wird er sowohl dem Vermächtnis David Waynes als auch den großen Fußstapfen, die Mike Howe hinterlassen hat und nicht mehr ausfüllen will, vollauf gerecht.

Doch beginnen wir der Chronologie wegen einfach mal am Anfang: Man startet zackig mit einer Wagenladung Ziegelsteine, die der Meute vor den Latz geknallt wird, um ein Feuer zu entfachen. Im Anschluss wechseln sich Klassiker der Wayne- und der Howe-Ära mit aktuellen Songs ab, wobei die Stimmung im dichten Gewühl vor der Bühne und auf der pickepacke vollen Tribüne natürlich gerade bei 'Watch the Children Pray', 'Fake Healer', 'Badlands', 'Beyond The Black' und der Bandhymne 'Metal Church' so riesig ist, wie meine Stimmbänder nach zwei harten Festivaltagen voller Verausgabung klein. Als Zugabe wird das DEEP PURLE-Cover 'Highway Star' und der Howe-Klassiker 'The Human Factor' serviert und als schließlich Schluss ist, verrät ein Blick auf den Spielplan, dass der metallische Gottesdienst zu spät begonnen und vor dem geplanten Zapfenstreich geendet hat. Man könnte nun empört sein, doch die aller Orten geschundenen Stimmbänder und vor Müdigkeit schmerzenden Gliedmaßen sprechen für sich: Die Messe ist gesungen! Join the Metal Church or die in pain! Niemand dürfte dieses KIT ohne Zugehörigkeit zur einzig wahren Kirche verlassen haben!

Setlist: Ton of Bricks, Start the Fire, Generation Nothing, The Dark, A Light in the Dark, Fake Healer, Badlands, Gods of Wrath, Dead City, Mirror of Lies, Watch the Children Pray, Beyond the Black, Metal Church, Zugabe: Highway Star (Deep Purple Cover), The Human Factor

[Arne Boewig]

Redakteur:
Holger Andrae

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