Keep It True XVI - Königshofen

05.05.2013 | 09:37

19.04.2013, Tauber-Franken-Halle

Das Kultfestival für Traditionalisten geht in die 16. Runde.

Der Samstag bricht an und die Spuren der harten Nacht sind doch so manchen Besuchern in die Gesichter geschrieben. Das Wetter ist schlechter als am Freitag und leichter Nieselregen zieht über den Parkplatz und treibt die verkaterten Gestalten in recht großer Anzahl zu früher Stunde in die Halle. Dort haben die EVIL INVADERS aus Belgien die Aufgabe, die versammelte Meute wieder wachzurütteln. Die Band ist recht kurzfristig für RAZORWYRE eingesprungen und hat bisher nur eine EP herausgebracht, dürfte daher für viele noch recht unbekannt sein. Der Stil passt jedenfalls perfekt zur Uhrzeit und so gibt es Speed Metal im Fahrwasser von EXCITER auf die Ohren, der noch den kaputtesten Banger schnurstracks zum Bierstand und vor die Bühne treibt, wo die schmerzenden Häupter schnell wieder geschüttelt werden, bis Kater, Müdigkeit und ähnliche Beschwerden vertrieben sind. Der Enthusiasmus und die Spielfreude der Band können auch durch einen fliegenden Basswechsel nicht gebremst werden und das eigene Material wird schwungvoll dargeboten. Als Auflockerung gibt es noch ein Cover von EXCITERs 'Violence And Force', das die Halle zum ersten Mal an diesem Tag zum Beben bringt. Das war ein Einstand nach Maß und die Band hat sicher eine Menge neuer Freunde gefunden, was wohl auch ein Ergebnis des Wetters war, das also nicht nur schlechte Seiten hatte.

Setlist: Speed Invasion, Driving Fast, Tortured by the Beast, Alcoholic Maniac, Violence & Force, Siren,
Stairway To Insanity, Victim Of Sacrifice, Evil Invaders


[Raphael Päbst]



Das Gelsenkirchener Gespann ATTIC gehört in die Gruppe der "jungen Wilden", die es beim KIT zu entdecken oder abzufeiern gilt. Da sowohl das Demo als auch die LP "The Invocation" im Underground euphorisch aufgenommen wurden, ist eher Zweiteres der Fall. Auf der Bühne werden noch fix die nötigen Paraphernalia in Form von schwarzen Kerzen installiert, dann ist die Messe angerichtet. Nach einem etwas langen Intro schaltet der Fünfer um auf "Abgeh"-Modus und verwandelt mit 'Funeral In The Woods' nicht nur die ersten Reihen der Tauberfrankenhalle in eine bangende, Fäuste reckende und grölende Meute. An diesem Zustand ändert sich glücklicherweise auch für den Rest des Sets nicht, denn die Songauswahl ist (zum Glück) auf die Stücke des famosen Debüt-Albums begrenzt. Und da die Jungs von ATTIC live genau so klasse sind wie auf Platte, avanciert jeder Song zum Volltreffer. Nach 'Join The Coven' folgt zwar erst einmal ein weiteres Interlude, doch 'Satan's Bride' pustet sämtlichen Staub von den Zuschauern, der sich aufgrund der wunderbaren Hallenluft in Sekunden wie ein Schleier über alles und jeden zieht. Weiter geht der Siegeszug mit 'Edlyn', das live mit seiner doomigen Atmosphäre sogar eine Steigerung zur Aufnahme darstellt. Luftgitarren werden gespielt, imaginäre Drumkits verprügelt und etliche Lippenpaare bewegen sich synchron zu denen von Zeremonienmeister Cagliostro. Jetzt ist es wieder Zeit für ein weiteres Orgel-Zwischenspiel, nämlich das vom Album bekannte 'In The Chapel', das auch live die Überleitung zum Titeltrack 'The Invocation' besorgt. Was soll ich sagen? Die gedoppelten Leads bei diesem Song sind mit das geilste, was es im letzten Jahr zu kaufen gab. Daran ändert sich auch auf der Bühne dieses Festivals nicht. ATTIC ist in Bestform und so wie es sich in der ersten Reihe anfühlt, ist es auch das Publikum. Der Siegeszug endet mit 'Evil Inheritance' und meinem persönlichen Liebling 'The Headless Horseman'. Was für ein Endspurt! Doch zum Glück ist noch Platz für eine Zugabe, die nicht etwa aus 'Ghost Of The Orphanage', dem einzigen verbliebenen Song der LP, sondern dem MERCYFUL FATE-Cover 'Black Funeral' besteht. Die Nummer kann ebenfalls der Großteil in der Halle mitsingen, die Band lässt sich für eine mehr als gelungene Show feiern und spätestens jetzt wünscht man sich, dass die beste Newcomer-Band 2012 zu späterer Stunde bei Dunkelheit gespielt hätte. Chapeau!

Setlist: Funeral In The Woods, Join The Cover, Satan's Bride, Edlyn, In The Chapel, The Invocation, Evil Inheritance, The Headless Horseman, Black Funeral (MERCYFUL FATE Cover) 

[Nils Macher]


Ich mag das "God's Gift" Album von TORANAGA sehr gerne und insbesondere der Hit 'Hammer To The Skull' ist ein herrliches Stück Power Thrash. Voller Vorfreude begebe ich mich also zurück in die Halle, um den Briten zu lauschen, den Kopf zu schütteln und die Band abzufeiern. Es geht auch gleich vielversprechend los, als mit besagtem Song eröffnet wird. Danach ist leider Ernüchterung angesagt. Instrumental ist bei der Band alles in Ordnung und die leicht vertrackten Songs werden mit ordentlich Schwung in die Menge gefeuert. Allein der Gesang will irgendwie nicht richtig passen. Unmelodischer als erwartet, auch irgendwie unmotivierter klingt der Sänger und auch die Ansagen zeugen nicht von großer Lust, das Publikum auf die Seite der Band zu ziehen. Und so zieht sich stattdessen der Auftritt immer länger und länger, mit Liedern die eigentlich gut sind, aber irgendwie hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Das könnte auch am Nachmittagsloch liegen, in das man am zweiten Tag solcher Festivals gerne mal fällt, aber ich befürchte, eine Mitschuld kann man der Band nicht ganz absprechen. Lediglich der neue Song, der schön in den Gesamtsound passt, macht Hoffnung auf das neue Album, da könnte dann ja auch der Gesang wieder passen. Bei einem Festival voller Highlights wird so ein durchwachsener Auftritt zu einer Enttäuschung im Gesamtbild.

Setlist: Hammer To The Skull, Psychotic, Dealers In Death, Sword Of Damocles, Ultimate Act Of Betrayal, Sentenced, The Shrine

[Raphael Päbst]


Dass die MIDNIGHT-Mannen gerade mächtig angesagt sind, ist überdeutlich, denn so voll wird die Halle zumindest tagsüber sonst nur selten. Athenar und seine Schergen wirken ein bisschen wie die bösen Brüder von HIGH SPIRITS: Sie haben sich einem ähnlich puristisch rockenden Heavy-Metal-Sound verschrieben, doch während Chris Black & Co. das Publikum am Vortag mit einer unheimlich positiven Energie begeistern, offenbaren die Jungs von MIDNIGHT Seelen, so schwarz wie ihre Kapuzen. Die Clevelander präsentieren sich räudig, aggressiv und gefährlich (das Opfer von Athenars Flaschenwurf kann ein Lied davon singen). Mit ihrer wüsten, aber gewohnt spielfreudig und mitreißend vorgetragenen Mischung aus frühem Extrem-Metal à la VENOM/HELLHAMMER und straightem US-Stadion-Metal haben sie die Meute immer fest im eisernen Griff. Das Tanzbein schwingen zum gemächlich rockenden "Take You To Hell", die Fäuste in die Luft werfen zur Überhymne "You Can't Stop Steel" und abschädeln zum derben "Unholy And Rotten" - zur Ruhe kommt die Tauberfrankenhalle jedenfalls nie. Für mich ganz klar das Highlight des Festivals.

Setlist: Vomit Queens, Rip This Hell, Lust Filth And Sleaze, All Hail Hell, Take You To Hell, I Am Violator, You Can't Stop Steel, Endless Slut, Satanic Royalty, Black Rock'n'Roll, Unholy And Rotten

[Konstantin Delles]


Und der zweitbeste Auftritt folgt auf dem Fuß, leider vor deutlich ausgedünnter Kulisse, was ich mir eigentlich nur durch die Unwissenheit vieler MIDNIGHT-Fans erklären kann. Vielleicht liegt es aber auch am mangelnden Sexappeal von OCTOBER 31, denn statt geheimnisvollen Maskenmännern gibts hier schüttere Matten, ausgeleierte T-Shirts und Schlabberhosen, mit anderen Worten: die kaputten Metal-Neanderthaler von nebenan. Das wirkt natürlich durchaus anheimelnd authentisch, und genauso klingt die Musik auch: Der nächste Reigen des rohen Heavy Metals aus US-Kerngebiet (in diesem Fall Virginia) ist eröffnet. Unbarmherzig, ungezügelt und gelegentlich mit dezent epischer Note versehen, ballert sich das Quintett durch sein Set. Frontmann King Fowley strahlt einen fast schon kindlichen Enthusiasmus aus und wuchtet seinen massigen Körper bisweilen Derwisch-artig über die Bühne. Bei MIDNIGHT hab ich mich schon fast kaputtgemacht, hier geb ich mir den Rest und schwanke schon voller Vorfreude auf Fowleys andere Band DECEASED im nächsten Jahr davon. Die einzige Enttäuschung folgt beim anschliessenden Gang zum Merchstand: Nichts haben sie dabei, absolut gar nichts! Dabei ist Fowley durchaus auch für gesunden Geschäftssinn bekannt.

Setlist: Visions Of The End, The Warlock, The Chosen One, Commit to Sin, Salem's Curse, Meet Thy Maker, Rivet Rat, Powerhouse, A Million Goodbyes, Power And The Glory

[Konstantin Delles]


Im Anschluss an die Krawall-Kapellen wurden die Briten LEGEND als Kontrast platziert. Nach den beiden vorherigen Bands benötige ich das auch. Ich habe ja durchaus meinen Spaß gehabt, aber ein bisschen ruhiger darf es jetzt doch sein. Dass die Herren allerdings derartig relaxt auf die Bühne kommen würden, habe ich nicht erwartet. Denen fallen entweder die Eiswürfel aus der Tasche, oder die haben den Flachmann Baldrian rumgehen lassen. Oder vielleicht bin das ja nur ich, der Aufgrund der vorhergegangenen musikalischen Panikattacke vom Gegensatz überrascht ist? Einige Worte mit den Kollegen und ich merke, dass dem nicht so ist. Die Jungs Marke "netter Nachbar", ebenfalls ein wohliger Kontrast zum Frontmann von OCTOBER 31, bieten dann auch anfangs eine recht bedächtige Performance, bei der zwar die Songs durchaus wirken, aber die Band noch nicht mitreißen kann. Für das KIT-Publikum sind sie wohl insgesamt auch ein bisschen zu seicht. Aber nach einer Viertelstunde haben sich viele an den Sound nicht nur gewöhnt, sondern wissen ihn zu schätzen. Die anderen haben sowieso mittlerweile den Saal verlassen und gönnen sich eine kleine Pause. Dabei verpassen sie allerdings meiner Ansicht nach eines der Highlights des Tages. Irgendwo zwischen Rock und Hard Rock, mit akzentuiertem Gitarrenspiel und eingängigen Melodien, dargeboten von einem beinahe schon unauffälligen Mike Lezala am Mikrophon, der mich sofort an John Locke aus der Fernsehserie "Lost" erinnert, weiß die Band eine musikalisch entspannende und angenehme Stunde zu füllen, die den Ohren schmeichelt. Die Band aus Jersey hat auch eine neue CD im Gepäck, die sie gerade erst veröffentlicht hat und von der sie gleich mehrere Songs spielt, und mit zwei Tracks davon beendet sie auch ihren Gig. Ungewöhnlich ist das schon, aber im Gegensatz zu anderen Heroen der New Wave of British Heavy Metal hat sie eben keinen Überhit und spielt für viele der Anwesenden eh nichts Bekanntes. Die Auswahl aber mit dem eingängigen 'Too Late To Be A Hero' und vor allem dem Titelsong des neuen Werkes 'The Dark Place', der durch die Stop-And-Go-Rhythmik live sogar noch außergewöhnlicher wirkt als auf der CD, ist clever, denn einige gehen durchaus gleich danach zum Merch-Stand und tüten das Album ein. Ich übrigens auch.

Setlist: Hiroshima, Burn With Your Demons, Taste Of Life, Death In The Nursery, Red, Why Don't You Kill Me, Prisoner, The Watcher, Buried Alive, In The Dark Place, Too Late To Be A Hero

[Frank Jaeger]


Nachdem Franks Highlight LEGEND mir zwar ganz gut gefallen hat, ich aber offenbar doch zu jenen gehöre, denen deren Sound etwas zu beschaulich aus den Amps gekrochen kam, freute ich mich während der Umbaupause riesig auf Jack Starr's BURNING STARR, denn schon im Vorfeld rechnete ich fest damit, dass dies mein Festival-Highlight werden würde. Und obwohl mich das ganze Wochenende über eine gewisse melancholische Lethargie geplagt hatte, die Begeisterung nur schwer aufkeimen ließ, ist es nun endlich soweit, dass die Dämme brechen. Gitarrenhexer Jack Starr, heute unterstützt von Marta Gabriel an der zweiten Klampfe, und seine Truppe zaubern nämlich eine feurige US-Heavy-Metal-Salve in die Halle, die sich von und zu schreibt. Da qualmen die Saiten, ohne dass sich Meister Jack in selbstgefällige Dudeleien verrennen würde, und da wird vor allem songdienlich und eingängig eine Hymne an die andere gereiht. Auch in Sachen Begleitband, ist diese neue Inkarnation von BURNING STARR eine echte Wundertüte. Schlagzeuger Rhino beweist eindrucksvoll, dass er nicht umsonst mit MANOWAR einst von einer der größten traditionellen Metalbands überhaupt rekrutiert worden war, und kann überdies mit seiner sehr sympathischen Ausstrahlung, und auf und vor der Bühne mit toller Kommunikation mit dem Publikum punkten. Dazu kommt mit Todd Michael Hall eine Frontsirene der Extraklasse, die zwar durch den neuen Kurzhaarschnitt ein wenig von der metallischen Optik verloren hat, die aber die tollen Hooklines der Songs völlig zielsicher setzt und jeden Song zum Volltreffer werden lässt. Dass mit Ned Meloni, der Jack Starr bereits seit 1985 immer wieder zur Seite stand, zudem ein Basser der Extraklasse das heute zum Quintett angewachsene Quartett vervollständigt, macht die Freude komplett. Tight, treffsicher und mitreißend, mehr fällt mir zur Performance dieser Truppe einfach nicht ein. Zu guter Letzt stimmt dann auch noch die Songauswahl, die sich je zur Hälfte der Achtziger-Ära (hier schwerpunktmäßig "No Turning Back!" und "Blaze Of Glory") und der Post-2000er-Phase widmet, und dabei auch das 2003er GUARDIANS OF THE FLAME-Album "Under A Savage Sky" nicht auslässt. Für mich bleibt ein rundum perfekter, aufgrund der Position im Billing allenfalls etwas zu kurzer Auftritt, der seinen Höhepunkt für mich unbelehrbaren Manowarrior letztlich darin findet, dass es sich Rhino nicht nehmen lässt, am Ende, als das Publikum die Band noch länger richtig ausgiebig feiert, von der Bühne herab mit dem "Sign Of The Hammer" zu grüßen. Eine nette Geste für die verbliebenen Getreuen, die nach all dem Theater um das Magic-Circle-Label, von dem auch BURNING STARR sicher nicht unberührt blieb, keineswegs selbstverständlich erscheint. Daher geht all mein Respekt an diese sympathische und musikalisch bärenstarke Truppe, die für mich das unangefochtene Highlight des KIT XVI ist und bleiben wird.

Setlist: Go Down Fighting, The Flame That Never Dies, Blaze Of Glory, Guitar Solo, Land Of The Dead, Day Of The Reaper, No Turning Back!, Sands Of Time, Conspiratos Sanctos, Burning Starr, Evil Never Sleeps

[Rüdiger Stehle]


Ich gestehe: STEEL PROPHET habe ich vor der Ankündigung ihres KIT-Auftrittes mehrere Jahre nicht angehört. Ein typischer Fall von "aus den Augen verloren". Und das, obwohl ich vor allem die Alben aus der Phase 1999-2001 völlig genial finde. Vom unschlagbaren 'Inner Ascendance"-Demo will ich gar nicht erst reden. Eines der besten Demos aller Zeiten. Zwei Dinge hatte ich im Vorfeld gar nicht mitbekommen und so war ich bannig überrascht als ich sah, in welcher Besetzung und in welcher körperlichen Verfassung das Quintett die Bühne entert. Neben Sänger Rick Mythiasin und Hauptklampfer Steve Kachinsky sehe ich Basser Vince Dennis, Gitarrist John Paget und Drummer John Tarascio. Die Besetzung des besagten Demos! Unfassbar. Mythiasin sitzt allerdings im Rollstuhl, was mich irritiert. Der Grund hierfür wird leider während des Konzertes nicht geklärt. Allerdings übersieht man dieses Manko schnell, denn Rick singt wie ein junger Gott und strotzt vor Energie. Immer wieder zieht er sich am Mikroständer hoch und man hat den Eindruck als wolle er jeden Moment mit seinen ebenfalls extrem spielfreudigen Kollegen abrocken. Über die musikalische Qualität muss ich eigentlich kaum ein Wort verlieren, denn die Band jongliert sich geschickt durch die Highlights des hochwertigen Backkataloges. Dabei fallen auch Nummern aktuellerer Alben wie 'One Way Out' nicht negativ auf. Während Bassmonster Vince wie ein Irrer seine Mähne rotieren lässt und barfuß über die Bretter spurtet, ist vor allem Steve die ganze Zeit in Bewegung. Der Bandleader, der mitten im Set eine warme Dankesrede an die deutschen Fans hält, springt und hüpft über die Bühne als hätte er sich vorher absichtlich in einen Ameisenhaufen gesetzt. Völlig grandios! Im Verlauf des gigantischen Auftrittes schaffen die Herrschaften zwei magische Momente des Festivalwochenendes: Bei der Halbballade 'Earth And Sky' scheint die halbe Halle mit Taschentüchern in Händen ergriffen mitzusingen und beim fantastischen QUEEN-Cover 'Bohemian Rhapsody' singen wirklich alle Anwesenden mit. Der schiere Wahnsinn. Nicht nur emotional, sondern auch spieltechnisch. Der Mut, so eine Nummer zu covern, hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. So verlässt die Band als eindeutiger Tagessieger die Bühne und ich alter Nörgelheini vermisse mal wieder einen Song. In diesem Fall hört dieser auf den Titel 'Life'. Aber ich denke, wir werden STEEL PROPHET bald wieder zu sehen bekommen. Wehe nicht!

Setlist: The Ides Of March, Montag, Sleep Of Despair, When Six Was Nine, One Way Out,
Trickery Of The Scourge, Penance Of Guilt, Earth And Sky, Death, Bohemian Rhapsody, Strange Encounter


[Holger Andrae]


Nach den Stahlpropheten freue ich mich wie ein kleines Kind auf meine Helden von ANGEL WITCH. Da mich die Band erst vor wenigen Wochen in Hamburg vollständig begeistert hat, gehe ich heute von einem erstklassigen Gig mit einigen Überraschungen aus. Aber schon die ersten drei Nummern sind identisch mit der Setlist der regulären Tour. Obendrein ist Kevin Heybourne noch introvertierter als vor ein paar Wochen. Ansagen sind Mangelware und auch sein Stageacting ist nicht besonders mitreißend. Das machen seine beiden Sidekicks aber locker wieder gut, denn sowohl Gitarrist Bill Steer als auch Bassist Will Palmer verausgaben sich total. Sehr sympathisch. Der Sound ist leider suboptimal, weil irgendwer anscheinend mal alle Regler weiter nach rechts gedreht hat. Laut ist gar kein Ausdruck. Undifferenziert und dröhnend trifft es leider besser. Und dass es guten Sound in der Halle geben kann, haben andere Bands bewiesen. Somit wird der ANGEL-WITCH-Auftritt nicht der erhoffte Triumphzug, kann mich allerdings trotzdem sehr gut bei Laune halten. Kein Wunder, wenn man solche Granaten, wie 'Angel Of Death', 'White Witch' oder das extrem coole Instrumental 'Dr. Phibes' im Gepäck hat. Vom tollen, aktuellen Album kommt wieder nur noch 'Guillotine', welches aber bekanntlich unter 'Rendezvous With The Blade' bereits aus frühen Tagen stammt. Warum gibt es kein 'The Horla' oder 'Gebura'? Hat man so wenig Selbstvertrauen, dass man sich auf die alten Klassiker beschränkt? Ich kann es kaum glauben! Natürlich steht beim abschließenden 'Angel Witch' die Halle komplett Kopf. Klar. Aber da wäre mehr drin gewesen.

Setlist: Atlantis, Confused, Dead Sea Scrolls, White Witch, Sorceress, Gorgon, Guillotine,
Free Man, Dr. Phibes, Angel Of Death, Baphomet, Angel Witch


[Holger Andrae]

 

Als die Kunde laut ward, dass Meisterepiker Bill Tsamis seine alte Kultkapelle WARLORD ein zweites Mal reformieren würde, war schon sehr rasch relativ klar, dass sich das "Keep It True" um eine Verpflichtung der Band als Headliner bemühen würde. Doch selten waren im Vorfeld eines solchen lange erhofften Auftritts einer reanimierten Legende Skepsis und Diskussion um die Band so groß. Wo viele bereits den letzten Comeback-Versuch mit Joacim Cans als gescheitert betrachteten, der die Band 2002 auf die ganz große Bühne nach Wacken geführt hatte, da waren anderen von den im Vorfeld bekannt gewordenen getragenen und extrem tastenlastigen Samples zum neuen Album "The Holy Empire" und von des Meisters zahlreichen und wortgewaltigen Ankündigungen im weltweiten Netz etwas irritiert. Entsprechend pompös lässt sich auch heute die Vorbereitung zum Headliner-Auftritt an. Die Umbaupause wird gnadenlos überzogen, die Meute wird ungeduldig, und immerzu huscht der Betreuer der Band über die Bühne und verbessert noch hier und da Details. Folgerichtig ist der Sound, als mit 'Deliver Us From Evil' der Auftritt mit einer knappen halben Stunde Verspätung endlich beginnt, auch richtig mies. Die Gitarre ist kaum zu hören, Gesang und Tastentöne decken alles zu. Doch der Mischer bekommt das Problem relativ zügig in den Griff, so dass spätestens nach dem dritten Song ein sehr akzeptables Klangbild bei der Meute ankommt. 'Child Of The Damned' wird dann auch dementsprechend abgefeiert, ebenso die folgenden Klassiker - es wird gleich einmal die "Deliver Us"-EP zum Einstieg komplett gezockt, bis auf den Song, den man sich auf den Schluss aufgehoben hat. Es folgt die 12"-Single und 'Soliloquy' von den Kanonen der Zerstörung, bevor sich die Band neueren Werken widmet. Zunächst wird mit 'City Walls Of Troy' der erste neue Song vom aktuellen Album eingestreut, der aufgrund seiner ausladenden Arrangements und der relativen Behäbigkeit doch das Stimmungsniveau etwas abkühlen lässt. Dieses kleine Tief gleicht das eingängige und intensive 'Kill Zone' wieder aus, womit die Band beweist, dass auch das neue Werk Ohrwurmqualitäten hat. Die beiden folgenden, ebenfalls neuen Stücke fallen dann allerdings wieder etwas ab, was vermutlich daran liegen dürfte, dass der ganz überwiegende Teil des Publikums sie noch nicht kennt, und daran, dass es eben in Sachen Tempo kaum Ausbrüche gibt, welche das Eintreten einer leichten Lethargie vermeiden könnten. Das Finale hat es dann allerdings wieder in sich, zeigt es doch mit Hämmern wie 'Winds Of Thor' und 'War In Heaven', dass auch das Cans-Album viel besser ist als sein Ruf. Zur Band ist zu sagen, dass die beiden Bandgründer Tsamis und Zonder natürlich absolute Ausnahmekönner sind, und dass sie ihre Truppe mit Bandkameraden bestückt haben, die nichts anbrennen lassen. Auch Sänger Giles Lavery, der auf dem neuen Album nur einen Song übernommen hat, aber dennoch für den etatmäßigen Leadsänger Richard Anderson antreten darf, bringt die Songs sehr gekonnt und treffsicher ins Ziel, wirkt allerdings auf der Bühne nicht allzu charismatisch. Auch Tsamis selbst gibt sich gewohnt introvertiert und zurückhaltend, was manchen Zuschauer zu stören scheint. Aber hey, WARLORD ist nicht die Muppetshow und erst recht keine Partyband. Etwas zurückhaltende Würde steht der Band und ihrer Musik sehr gut zu Gesicht, und so findet der Gig mit den beiden Epen 'Lucifer's Hammer' und 'Achilles' Revenge' dann doch noch ein sehr erhabenes Ende. Da meine Bindung an WARLORD nicht ganz so intensiv ist, wie dies bei manchen früheren Headlinern der Fall war, reicht es zwar nicht für eine wohlige Gänsehaut, aber auf jeden Fall für ein sehr schönes Erlebnis mit tollen Musikern und herrlichen Songs, sodass ich sehr hoffe, dass "WARLORD 2013" nicht eine ebenso kurze Episode wird, wie "WARLORD 2002".

Setlist: Deliver Us From Evil, Winter Tears, Child Of The Damned, Penny For Poor Man, Black Mass, Mrs. Victoria, Lost And Lonely Days, Aliens, Soliloquy, City Walls Of Troy, Kill Zone, Father, Glory, War In Heaven, Winds Of Thor, Lucifer's Hammer, Achilles' Revenge

[Rüdiger Stehle]


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Redakteur:
Rüdiger Stehle

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