Knock Out Festival - Karlsruhe

10.02.2008 | 12:49

12.01.2008, Europahalle

Das Knock Out Festival lockte am 12.01.2008 nicht weniger als fast 4.000 Besucher in die Europahalle Karlsruhe. Auf dem Programm standen EPICA, die Hardrocker AXXIS, GAMMA RAY, PARADISE LOST, HELLOWEEN und die Chartstürmer von WITHIN TEMPATION. Ein ausgesprochen appetitliches Billing also. POWERMETAL.de war für euch vor Ort.

Nur einen Tag vor dem Knock Out Festival war eine Meldung auf der EPICA-Website zu lesen, wonach sich Sängerin Simone Simons einen Virusinfekt zugezogen hat und daher viele Konzerte der Band abgesagt werden müssen. Umso mehr freue ich mich darüber, dass der Auftritt in Karlsruhe heute stattfindet. EPICA betreten pünktlich um 17:00 Uhr die Bühne, und die Bandmitglieder werden überaus freundlich vom Publikum empfangen. Leider klingt der Gitarrensound nicht sonderlich differenziert, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut. Frontdame Simone Simons lässt sich in Bezug auf ihren Gesundheitszustand nichts anmerken und liefert eine tolle Darbietung ab. Viele ihrer Ansagen macht sie auf Deutsch, und sie erkundigt sich nach dem Befinden des Publikums: "Geht's euch gut?" - "Mir auch", meint die Sängerin. Unter anderem in der Setlist der Niederländer: 'Sensorium', 'Never Enough' und das ausgesprochen heavy klingende 'The Obsessive Devotion'. Nach vierzig Minuten ist der Auftritt von EPICA leider schon zu Ende, und die vier Herren sowie Simone Simons werden mit ordentlich Applaus verabschiedet.

Als Nächstes liegt es an AXXIS, das Publikum weiter anzuheizen. Und dieses Unterfangen glückt den Hardrockern aus Dortmund ausgesprochen gut. Sänger Bernhard Weiß hat das Publikum fest im Griff und beweist mit lockeren Sprüchen, dass er außer einer kraftvollen Rockröhre auch Entertainment-Qualitäten besitzt. Gesanglich unterstützt wird er durch die rumänische Toursängerin Ana Mladinovici, die ansonsten bei der Melodic-Metal-Band MAGICA hinter dem Mikrofon steht. Bernhard und Ana ergänzen sich stimmlich ausgezeichnet. Egal, ob AXXIS den unglaublich eingängigen Titelsong des aktuellen Albums 'Doom Of Destiny' spielen oder den erdigen Stampfer 'Little War', das Stimmungslevel des Publikums könnte kaum besser sein. Lediglich das doch etwas hampelige Stageacting von Sänger Bernhard Weiß ist reine Geschmackssache - ich finde es auf alle Fälle amüsant. Nach der spielerisch tollen Vorstellung von AXXIS erklingen viele Rufe nach einer Zugabe, denen die Band leider aufgrund des gestrafften zeitlichen Ablaufs des Festivals nicht nachkommen kann. Eines steht jedoch fest: Dieser Auftritt hat Spaß gemacht!

Setlist:
Doom Of Destiny
Tales Of Glory Island
Little War
Take My Hand
Blood Angel
Angel Of Death
Living In A World
Take A Look Back
Kingdom Of The Night

Mit GAMMA RAY kommt nun die Melodic-Power-Metal-Fraktion des Publikums voll auf ihre Kosten. "Wir sind GAMMAY RAY aus Hamburg!", shoutet ein blendend aufgelegter Kai Hansen ins Publikum. Mit 'Heaven Can Wait', das bereits von sehr vielen Headbangern mitgesungen wird, finden die Nordlichter den Einstieg in einen hervorragenden Auftritt, der an Spielfreude kaum zu überbieten ist. Seltsamerweise hat man mit 'From The Ashes', das angenehme Parallelen zu IRON MAIDEN aufweist und super beim Publikum ankommt, nur ein Stück vom aktuellen Studioalbum im Programm, was doch ein wenig verwundert. Bei 'Heavy Metal Universe' baut Kai Hansen ein ausgedehntes Mitsingspielchen ein, das den Festivalbesuchern einiges abverlangt. Und dann geht nach einem kurzen Anspielen des Hauptthemas von Edvard Griegs "In der Halle des Bergkönigs" mit dem Klassiker 'Ride The Sky' amtlich die Post ab. Fäuste fliegen gen Bühne, und gerade in den vorderen Reihen tobt das Publikum vor Begeisterung. Diese Energie ... unbeschreiblich! 'Rebellion In Dreamland' wird nicht minder genial von GAMMA RAY dargeboten. Mit dem kraftvollen und eingängigen 'Send Me A Sign', das frenetisch mitgesungen wird, beschließt die Band einen spielerisch mitreißenden Auftritt, und Kai Hansen springt ein letztes Mal vom recht hohen Schlagzeugpodest auf die Bühne hinab, um sicheren Fußes zu landen. Unter tosendem Applaus verlassen Kai Hansen, Dirk Schlächter, der immer cool wirkende Gitarrero Henjo Richter und Schlagzeuger Dan Zimmermann die Bühne. Ein grandioser Auftritt, der meine Erwartungen voll und ganz erfüllt hat.

Setlist:
Welcome (Intro)
Heaven Can Wait
New World Order
From The Ashes
Fight
Ride The Sky
Rebellion In Dreamland (gekürzt)
Heavy Metal Universe
Somewhere Out In Space
Send Me A Sign

Es ist kaum zu glauben, dass PARADISE LOST in ihren Anfangstagen fast reinrassigen Death Metal spielten. Von dieser früheren Energie ist nicht sonderlich viel zu spüren. Routiniert spult die kommerziell sehr erfolgreiche Band ihren Set runter. Sänger Nick Holmes wirkt außerordentlich kühl während seiner Ansagen. Interaktion zwischen Publikum und Band? Mitsingspielchen? Nicht bei PARADISE LOST. Das Publikum reagiert längst nicht so begeistert wie noch bei GAMMA RAY. Es gelingt PARADISE LOST nicht wirklich, die Menge mitzureißen. Bandklassiker wie 'As I Die' wirken auf mich recht zahnlos und glattgebügelt - kein Vergleich zu der Originalaufnahme diese Stücks aus dem Jahr 1992. Und so ist der PARADISE LOST-Auftritt nett anzuschauen und durchaus tauglich, um mit dem Fuß zu wippen. Mehr aber nicht.

Setlist:
The Enemy
Ash & Debris
Erased
No Celebration
As I Die
Enchantment
Requiem
Unreachable
One Second
Embers Fire
The Last Time
Say Just Words

Noch bevor HELLOWEEN ihren Set eröffnen, sticht zum einen der üppige Bühnenaufbau und zum anderen die Backline ins Auge. Ein hohes Schlagzeug-Podest mit großem HELLOWEEN-Logo und eine überdimensionale Glücksspieler-Figur (die auf dem neuen Album "Gambling With The Devil" zu sehen ist) prägen die Szenerie. Optisch macht das Ganze einiges her. Schon eine Viertelstunde vor Beginn des Auftritts tummelt sich das Publikum dicht an dicht vor der Bühne, und manche Fans stimmen unentwegt "Happy, Happy Halloween!"-Chöre an. Nach einem Intro-Part legen die Kürbisköpfe mit dem über zwölf Minuten langen 'Halloween' hochmotiviert los. Mit 'March Of Time', das Andi Deris als eines seiner Lieblingsstücke bezeichnet, hat die Band eine echte Überraschung parat, hat sie dieses Stück doch seit 1989 nicht mehr live gespielt. Mit Bravour intoniert der einstmals kritisch beäugte Kiske-Nachfolger dieses grandiose Stück. Nachdem sich Andy Deris als in Karlsruhe Geborener zu erkennen gibt, spürt man, dass das Publikum ihm nun noch mehr an Sympathie entgegenbringt.

An 'A Tale That Wasn't Right' schließt sich ein Schlagzeug-Solo mit einer eingestreuten Kasperletheater-Einlage an, bei der die Protagonisten auf Miniaturgitarren 'Smoke On The Water' anspielen. Leider erstreckt sich diese Einlage über insgesamt schätzungsweise sieben bis acht Minuten und ist damit entschieden zu lang geraten. Während dieser Zeit hätten HELLOWEEN blendend das knallige 'The Bells Of The 7 Hells' vom neuen Album sowie 'Sole Survivor' spielen können. Am Ende des Schlagzeug-Solos detonieren noch einige Pyros aus den Schlagzeug-Bestandteilen, die für ordentlich Gestank in der ansonsten rauchfreien Halle sorgen. Mit 'Eagle Fly Free' und dem ordentlich abgefeierten 'Dr. Stein' (was für eine Stimmung!) folgen Klassiker, die das Publikum einfach hören will und die in keiner HELLOWEEN-Setlist fehlen dürfen. Klasse! Mit schickem roten Zylinder und langem roten Umhang kommt Andi Deris schließlich auf die Bühne, um ein ausgiebiges Medley anzustimmen, das in den glorreichen Refrain von 'Keeper Of The Seven Keys' mündet. Damit ist der reguläre Teil der HELLOWEEN-Show vorüber, und das Publikum ist einigermaßen aus dem Häuschen, um es mal gelinde auszudrücken. Zu Recht, würde ich sagen.

Nun folgt die bereits im Internet angekündigte Jam von GAMMA RAY und HELLOWEEN: Die gesamte Klampfen-Abteilung beider Bands wuselt über die Bühne (vier Gitarren, zwei Bassgitarren) und stimmt 'Future World' an. Kai Hansen und Andi Deris teilen sich den Gesang, und die große Spielfreude der beiden Bands auf der Bühne reißt das Publikum noch einmal zu Begeisterungsstürmen hin. Nahezu jede Zeile von 'Future World' wird mitgesungen. Die Halle kocht im wahrsten Sinne des Wortes. Nach 'I Want Out', das mir eine Gänsehaut beschert - so genial wurde dieser Klassiker gezockt -, war dann aber leider Schluss. Was für ein Erlebnis, diese beiden Bands in dieser Form vereint gleichzeitig live erleben zu können!

Setlist:
Walls Of Jericho/Crack The Riddle (Intro-Tape)
Halloween
March Of Time
As Long As I Fall
A Tale That Wasn't Right
Drumsolo
Eagle Fly Free
If I Could Fly
Dr. Stein
---
Medley:
Perfect Gentleman (Intro)
I Can
Where The Rain Grows
Perfect Gentleman
Power
Keeper Of The Seven Keys

GAMMA RAY/HELLOWEEN-Jam:
Future World
I Want Out

Nach dieser grandiosen, energiegeladenen Performance geht es bei WITHIN TEMPTATION gediegener zu. Die Niederländer präsentieren sich heute Abend in hervorragender Verfassung und gerade Frontdame Sharon Den Adel bezaubert durch ihre Bühnenpräsenz. Mit grazilen und anmutigen Hand- und Körperbewegungen visualisiert sie die Stücke und taucht ganz in sie ein. Auch stimmlich ist die Frontlady heute in guter Form. Es reiht sich Hit an Hit. Dennoch setzt ab der Hälfte des Sets eine Wanderbewegung in Richtung Hallenausgang ein. Bis zum Ende des Auftritts hat schätzungsweise ein Viertel der Besucher die Halle verlassen. Am Auftritt von WITHIN TEMPTATION liegt dies gewiss nicht. Es war eben auch ein recht langer Konzertabend. Nach zwei Zugaben und eineinhalb Stunden Spielzeit ist dann aber Schluss, und die Konzertbesucher werden in die Nacht entlassen.

Setlist:
Jillian
The Howling
The Cross
W.H.Y.D.
Hand Of Sorrow
The Heart Of Everything
Forgiven
Our Solemn Hour
Stand My Ground
The Promise
Angels
Mother Earth
The Truth Beneath The Rose
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Zugaben

Alles in allem war das Knock Out Festival eine tolle Veranstaltung mit abwechslungsreichem Billing und zumeist guten bis sehr guten Livedarbietungen bei tollem Sound.

Redakteur:
Martin Loga

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