MANOWAR - Ludwigshafen

21.02.2010 | 14:15

21.01.2010, Friedrich-Ebert-Halle

Tourstation in Ludwigshafen – die Kings of Metal haben gerufen.

Leider sind an diesem Donnerstag nicht so viele Fans in die Friedrich-Ebert-Halle gekommen wie bei sämtlichen Konzerten von MANOWAR seit Anfang der Neunziger in derselben Halle. Mit geschätzten 1.500 Leuten ist sie nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Das mag mit den Ticketpreisen, die mit knapp siebzig Euro für viele einfach zu hoch sein dürften, oder mit der Tatsache, dass MANOWAR am folgenden Wochenende auch noch Offenbach einen Besuch abstatten, oder einfach mit dem allgemein satten Publikum zusammenhängen. Allerdings sind circa 1.500 Leute immerhin eine Marke, die andere Bands erst einmal erreichen müssen.

Beim Einlaufen in die Halle fällt auf, dass MANOWAR scheinbar an ihren berüchtigten Speaker-Türmen gespart haben, die normalerweise hinter den Drums die Sicht auf die jeweilige Hallenwand verbauen. Allerdings steht zu beiden Seiten des Drumsets eine Boxenarmada, die zwar für MANOWAR-Verhältnisse niedlich ausfällt, aber noch nicht als normal bezeichnet werden kann.

Hinter dem Drumriser hängt eine Leinwand, die erahnen lässt, dass MANOWAR das Medium Video nicht nur mit unzähligen DVD-Veröffentlichungen für sich nutzen, sondern auch noch in der Live-Situation verstärkt einsetzen wollen. Doch spätestens nach dem zweiten Abspielen von derselben Werbung in eigener Sache, die dann noch mehrere Male zwischen den Bands folgen soll, wird klar, woher der Wind weht. So wird z. B. das Magic Circle Festival, das diesmal im Anschluss an das Metal Camp in Slovenien stattfindet, mit dem Hinweis angepriesen, sich schnellstens Karten am Merchandise-Stand zu holen. Dieser Stand ist diesmal in der Halle selbst aufgebaut. Der Größenvergleich mit der Bühne zeigt, dass sich die Verkaufsartikel mittlerweile einen ähnlichen Stellenwert wie das Konzert selbst erkämpft haben.

MetalforceBevor jedoch meine Fragen beantwortet werden, ob MANOWAR dieses Mal wirklich auf sämtliche Klassiker verzichten wollen, Eric Adams noch seinen übermenschlichen Gesang hinbekommt und das Motto des Abends mal wieder lautet "Other bands play, MANOWAR talk and bass solo", starten erstmal MAJES ..., äh, METALFORCE pünktlich um 20.00 Uhr ihren Set.

Auch wenn METALFORCE als deutsche MANOWAR-Nachahmer von vielen nicht ernst genommen werden, muss man dem Sänger und Songschreiber Tarek zugestehen, dass er seit Jahren in gleichgültiger Gnadenlosigkeit sein Ding durchzieht. So steht dieses Mal wieder eine völlig neue Truppe um ihn auf der Bühne herum, bei der besonders der Leadgitarrist durch seine zwar nicht innovativen, aber dafür gut gespielten nicht ganz einfachen Soli hervorsticht.

Tarek bringt die ersten Reihen mit seinen nicht sonderlich schwer zu merkenden Refrains zum Mitmachen. Dabei greift er natürlich auch auf MAJESTY-Gassenhauer wie 'Into The Stadium', 'Metal Law' und das aufgefrischte 'Faster, Louder, Metalforce' zurück. Für den Livegebrauch, gerade vor dem Original MANOWAR, machen METALFORCE ihre Sache wirklich ordentlich. Das Publikum ist dankbar, nichts schwer Verdauliches angedreht zu bekommen. So vergehen die dreißig Minuten ohne Längen.

Holy HellNach einer kurzen Werbepause, in der eine Keyboardburg sowie ein fast headlinerverdächtiges Drumset auf die Bühne gefahren werden, legen dann HOLY HELL los. Obwohl hier musikalisch im Vergleich zu METALFORCE noch mal ein paar Schippen draufgelegt werden, können HOLY HELL das Publikum mit ihrer Musik nicht so mitreißen wie METALFORCE. Zwar ist Rhino ohne Zweifel ein Groover mit einem Mordspunch, Joe Stump ein vielseitiger Gitarrist, und die anderen stehen ihnen in nichts nach, aber das Songmaterial ist zu sehr auf Eingängigkeit angelegt, die dann aber u. a. aufgrund der Gesangslinien nicht ganz erreicht wird. Obwohl mit solchen Musikern mehr drin wäre, kann die Musik leider nicht fesseln.

Die Stimme von Sängerin Maria Breon hat eine Klangfarbe, die mich noch am ehesten an Doro erinnert, jedoch kann sie sowohl hinsichtlich der Gesangslinien als auch der Ausstrahlung auf der Bühne da noch nicht mithalten. Da die Songs durch ihre einfache Struktur sehr auf den Gesang zugeschnitten sind, wird er in den Mittelpunkt gestellt, wenn nicht gerade von Gitarre oder Keyboard Kabinettstückchen vollbracht werden.

HOLY HELL legen einen guten Auftritt hin, der zwar nicht mitreißt, aber zumindest auch niemanden wirklich stören kann.

Die folgende Pause wird ausnahmsweise nicht mit WAGNER, sondern mit LOREENA MCKENNITT vom Band gestartet, damit sich die Fans mit dieser Ruhe schon etwas auf die kommende Lautstärke einstellen können.

Um 22.15 Uhr legen MANOWAR dann los, und nach den ersten Takten stelle ich zu meiner Überraschung fest, dass man dieses Mal fast keinen Gehörschutz benötigt. Zwar sind sie immer noch lauter als viele andere Metalbands, aber sämtliche MANOWAR-Konzerte in den Jahren zuvor waren definitiv viel lauter. Das ist gerade vor dem Hintergrund positiv zu bewerten, dass der Sound sehr differenziert und druckvoll ist, so dass außer für unbelehrbare Lautstärkepuristen keine Wünsche offen bleiben.

Dass MANOWAR nicht mit ihrem namensgebenden Song anfangen, ist zu verkraften, nachdem sie das nun wirklich oft genug während der letzten Jahrzehnte praktiziert haben. Gerade 'Call To Arms' gehört zu den besseren neueren Stücken. Auch das folgende 'Hand Of Doom' fällt in diese Kategorie, und mit 'Kings Of Metal' reißt die Band dann das vorhandene Publikum endgültig auf ihre Seite.

Während bei den ersten Songs noch nicht ganz klar wird, ob Eric Adams wirklich topfit ist, so singt er spätestens bei der Ballade 'Swords In The Wind' wie ein junger Gott. Er ist zweifelsohne das Aushängeschild der Band. Ohne ihn wäre der Erfolg in dieser Form wohl nicht möglich gewesen. Allerdings beschränken sich MANOWAR fast ausschließlich auf Songs neueren Datums. Wenn diese die Seele und die Qualität der alten Platten hätten, könnte man sich damit zufriedengeben. Da dies jedoch nicht der Fall ist, kann ein Konzert mit vielen Nullachtfünfzehn-Songs nicht mehr so richtig gut sein, auch wenn die Begleitumstände ansonsten passen.

ManowarGerade mit dem Drummer der ersten Stunde, Donnie Hamzik, der technisch den anderen zwei MANOWAR-Drummern meiner Meinung nach überlegen ist, hätten MANOWAR ein paar alte vergessene Nummern oder zumindest 'Battle Hymn' mit dem prägnanten, von anderen nicht nachspielbaren Break aus dem Ärmel schütteln können. Daher gilt auch für MANOWAR, was für HOLY HELL in vergleichbarer Form galt: Gute Musiker spielen durchschnittliche bis belanglose Songs. Schade!

Das Basssolo lässt sich Joey DeMaio wie immer genau so wenig nehmen wie die Frech- bzw. Freiheit, ein diesmal sehr ansehnliches Mädel auf die Bühne zu bitten, um als Trophäe für den zuvor ausgerufenen Gitarrenposing-Wettbewerb herzuhalten.

ManowarDer aus dem Publikum kommende MANOWAR-Fan, der ganz passabel ein paar MANOWAR-Schinken zum Besten gibt, scheint die "Trophäe" aber scheinbar herzlich wenig zu interessieren, so dass sich Joey DeMaio nach seinem berüchtigten Biersturztrunk während 'The Gods Made Heavy Metal' an dem nicht sehr abgeneigten Mädel zu schaffen macht. Man kann dazu stehen, wie man will, aber unterhaltsam ist es allemal. Wenn so etwas dann aber als Höhepunkt eines Konzerts herhalten muss, sagt das schon einiges über die neueren Songs aus – mal davon abgesehen, dass diese circa zehnminütige Showeinlage nun in gleicher Form seit 1997 zelebriert wird.

Positiv erwähnt werden müssen noch die Deutschkenntnisse von Herrn DeMaio. Der Mann scheint auf seine alten Tage wirklich noch Deutsch zu lernen, auch wenn er von sich selbst mit amerikanischem Akzent behauptet: "Mein Deutsch ist das schlechteste Deutsch der Welt." So viele deutsche Sätze hat er auf seinen bisherigen Touren noch nie auf der Bühne über die Lippen gebracht. Gerade wenn man die linguistische Begabung vieler Amerikaner kennt, bleibt einem nichts anderes übrig, als ihm hier Respekt zu zollen.

Gegen Ende wird dann noch vor der Zugabe mit 'Warriors Of The World United' der größte Hit neueren Datums gespielt, der auch entsprechend frenetisch abgefeiert wird. Mit 'Black Wind, Fire And Steel' wird dann der älteste Song des Abends zum Ende präsentiert, bevor das übliche Outro 'The Crown And The Ring' die Fans beim Verlassen der Halle begleitet.

Manowar

Warum die wirklich hervorragenden Songs ihrer Karriere, die noch wahre Emotionen transportieren, einfach weggelassen werden, weiß vermutlich nur Odin. Vielleicht ist es aber auch Joey DeMaios Berechnung, damit sein alter Bandmitstreiter und MANOWAR-Ex-Mitglied Ross The Boss mit seiner Band, die u. a. die alten MANOWAR-Klassiker nicht verschmähen, die Zielgruppe der Altfans befriedigen darf. Den Drummer von ROSS THE BOSS, der an diesem Abend als Fan zugegen ist, würde das vermutlich nicht stören.

Setlist:
Call To Arms
Hand Of Doom
Kings Of Metal
God Or Man
Swords In The Wind
Die For Metal
Die With Honor
Let The Gods Decide
The Sons Of Odin
The Gods Made Heavy Metal
Sleipnir
Loki God Of Fire
Thunder In The Sky
Warriors Of The World United
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15. House Of Death
16. Black Wind, Fire And Steel
17. The Crown And The Ring
[Tilmann Ruby]

Redakteur:
Frank Hameister
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