METALFEST 8 - Friedewald

23.10.2009 | 15:31

23.10.2009, Festhalle

Zum 8. Mal jährt sich das nordhessische Festival METALFEST und diesmal berichten wir live! Regelmäßige Updates zum Festival gibt es ab jetzt.

Vor wenigen Minuten sind wir wieder in der Halle eingetroffen. Georg und Ulrike sind schon etwas länger hier und haben alles aufgebaut. Zu essen gibt's wieder leckeres Chili Con Carne. Die Bilder von gestern sind alle fertig hochgeladen - damit könnt ihr jetzt die Wartezeit bis zum ersten Bericht überbrücken. Die Running Order für heute musste zum Glück (bisher) nicht geändert werden:

15:00 Einlass
16:00 LANE
16:50 LIGHTMARE
17:40 CORONATUS
18:45 INFINITE HORIZON
19:50 SINBREED
20:55 FOR TODAY
22:15 THEOCRACY
23:35 NARZISS
00:55 THY BLEEDING SKIES

Ich kann allerdings noch keine laute Musik von der Bühne her hören, obwohl LANE seit zehn Minuten spielen sollten. Aber welches Festival kommt schon ohne Verzögerungen aus?
[Pia-Kim Schaper]

Der zweite Tag wurde von den Lokalmatadoren LANE eröffent. Die Bad Hersfelder boten melodiösen Hard Rock in der Schnittmenge zwischen SCORPIONS und PINK CREAM 69. Nachdem die anfänglichen Intonationsschwierigkeiten überwunden waren, wussten sie die Anwesenden auch auf ihre Seite zu ziehen. Mit eingestreuten Coverversionen wie 'Walking By Myself' rundete die Band ihr Programm geschickt ab. Ein ruhiger Anfang eines zweiten Tages, der im wesentlichen ein Kontrastrprogramm zum vom Metalcore überfrachteten Freitag bieten wird.
[Georg Weihrauch]

Wow! Was für ein Auftritt. Auch zwölf Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung "The Fool" ist es immer wieder eine Freude die Frankfurter Melodic Speedster LIGHTMARE um TANKARD-Gitarriero Andreas Gutjahr zu sehen. Ganz faul waren sie ja in der Zwischenzeit auch nicht und haben mit 'River Of Life', 'Fear', 'Autumn Of Life' und 'Sense Of Life' vier "neue" Lieder am Start. Nur schade, dass sie noch nicht auf CD vorhanden sind und so das Mitsingen schwer fällt. Ihr letztes Album "The Fool" wurde lediglich mit dem Opener 'Rebellion' und dem Titelsong 'The Fool' bedacht. Und angesichts der Finanzkriese wird einem schlagartig bewusst, wie aktuell die Texte der Band sind. Handelt 'The Fool' doch von dem Narren, der in seinem Leben mehr Geld anhäuft, als er je verbrauchen und nicht mit in den Tod nehmen kann. Andi Gutjahr hat natürlich wieder die komplette Bühne ausgenutzt und wusste seine virtuose Gitarrenarbeit gekonnt in Szene zu setzen.  Es ist schade, dass so eine begnadete Band so früh am Abend auf die Bühne muss - aber aus Veranstaltersicht auch verständlich. Schön dass man sich überhaupt entschied die Hessen zu verpflichten. Und jetzt muss ich mir Eis suchen und meine Nackenschmerzen behandeln lassen. ;)
[Georg Weihrauch]

Der Samstag beginnt für mich mit CORONATUS. Das Gothic-Rock-Gespann watet nicht mit einer, sondern gleich zwei Frontdamen auf - Ada Flechtner ist für die rockigen Parts zuständig, während sich Carmen R. Schäfer in opernhafte Höhen schwingt. Leider ist Carmens Mikro im Vergleich zu ihrer Partnerin viel zu laut eingestellt und übertönt sie hoffnungslos. Soloparts meistern beide Damen wunderbar - wenn sie zusammen singen, reiben sie sich allerdings zu häufig und es klingt schief. Auch das Zuschauen selbst ist anstrengend, weil beide ihren Gesang mit ausholenden Gesten und vielen Bewegungen unterstreichen. Ich möchte CORONATUS hiermit eine einstudierte Choreographie wärmstens ans Herz legen! Dass sie es können, beweisen sie bei 'Fallen': Hier passt endlich mal alles, auch die Performance der beiden Frauen. Ein bisschen albern ist aber das Kreuz, dass sie wenig später hochhalten, nach kurzer Zeit umdrehen und wieder weglegen. Was das soll, steht wohl in den Sternen. Der Sound kommt aber angenehm druckvoll aus den Boxen. Bombast wird hier großgeschrieben. Die Axtmänner bewegen sich im Gegensatz zu ihren Frontdamen wenig (gut so!) und lassen sich gelegentlich von ihnen anflirten. Ein schöner Nebenschauplatz! Alles in allem legen CORONATUS einen durchwachsenen Auftritt hin: Nach anfänglichen Schwierigkeiten fangen sie sich gegen Ende noch und finden ihren Höhepunkt in besagtem 'Fallen'.

Setliste:
Cast My Spell
Silberlicht
Hot And Cold
Fallen
Strahlendster Erster
Exitus
Scream Of The Butterfly
Mein Herz
Der Vierte Reiter

Im Laufe des Nachmittags haben sich weitere Verzögerungen eingeschlichen. Das Programm ist jetzt etwa eine Stunde hinter dem Zeitplan.
[Pia-Kim Schaper]

Wow Nummero zwo. Die Siegener INFINITE HORIZON fahren das erwartete Brett auf und beweisen dabei noch großen Mut: Bis auf den Opener 'Daydreamer' und den obligatorischen Schluss mit 'Reaper' und  'Dark Side Of The Sun' bedachte man lediglich das neue Album "Dominion" und verzichtete auf Bandhymnen wie 'You'. Eigentlich waren INFINITE HORIZON erst für das nächste Jahr geplant, aber durch den Unfall des KING LEORIC-Gitarristen rutschten sie schon dieses Jahr ins Line-Up und konnten somit wenig eigene Fans mitbringen. Doch mit ihrem melodiösen und durchkomponierten Metal und der herrausragenden Gesangsleistung von Mark Lemmler konnten sie schnell das anwesende Publikum auf ihre Seite ziehen. Und nicht nur das Publikum, auch der Rezensent weitete fleissig seine Nackenschmerzen aus, die durch LIGHTMARE hervorgerufen wurden. Was für eine Show der Bombast-Metaller!

Setliste:
Daydreamer
God Of Lies
N.G.S.
Code Of Decadence
Liar
The Reaper
Dark Side Of The Sun
[Georg Weihrauch]

So viele Fotografen auf und vor der Bühne? So viele Leute die sich in die erste Reihe drängen, wie es das ganze Wochenende noch nicht zu sehen war?  Nun, ein kurzer Blick auf die Running Order verrät, dass mit SINBREED das Live-Debüt des neuen Projekts von Frederik Ehmke (BLIND GUARDIAN) und Herbie Langhans (SEVENTH AVENUE) zu sehen sein würde. Dass Herbie ein begnadeter Sänger und ein erstklassiger Anheizer ist, hat er mit SEVENTH AVENUE schon oft bewiesen und natürlich war es bei SINBREED genauso, wie erwartet. Herbie schreit sich die Lunge aus dem Hals und begeistert die Massen, die dagewesen hätten sein sollen um dieses Live-Debüt zu erleben. So aber konnte Herbie mit seinen Mitsingspielchen keinen stimmgewaltigen Chor auf die Beine stellen, was ihn aber auch nicht sonderlich störte. Gespielt wurden die Lieder vom neuen Album welches im nächsten Jahr auf den Markt kommen wird.

Setliste:
Through The Dark
Newborn Tomorrow
Dust To Dust
Arise
Ride On
Room
When Worlds Collide
Book Of Life
[Georg Weihrauch]

FOR TODAY sind extra aus den USA angereist, um mit uns im beschaulichen Friedewald ihre Deutschlandpremiere zu feiern. Stilistisch ordnen sie sich in den Progressiven Metalcore ein - was immer sich dahinter verbirgt, gleich werde ich es erfahren! Laut Sänger Mattie sind sie nur aus einem einzigen Grund gekommen: Um uns zu erzählen, dass Jesus der "King Of Kings" und "Lord Of Lords" ist. Die Ansagen zwischendurch beziehen sich immer auf Gott und den christlichen Glauben. Inzwischen ist verhältnismäßig viel los in der Halle. Kaum erklingen die ersten Akkorde, fängt der gesamte fordere Teil zu tanzen an. Langsam frage ich mich, ob die Violent Dancers einfach nur drauf los kloppen, oder ob da doch irgendein Rhythmus hintersteckt. Mattie steht total unter Strom und dieser Funke springt sofort auf alle über. Die Band ist hier auch nicht unbekannt - die erste Reihe erweist sich als sehr textsicher und darf ab und zu ins Mikro gröhlen. Angesichts der vielen Gigs, die FOR TODAY schon gespielt haben (rund 700) ist es verwunderlich, dass sie zuvor noch nicht in Deutschland aufgetreten sind. Die Erfahrung merkt man dem Fünfer an: Sie haben eine einstudierte Performance, springen gleichzeitig an bestimmten Stellen, headbangen synchron und sind auch sonst perfekt aufeinander eingestimmt. So viel Engagement kommt an: Die Fans feiern die Band ab und scheinen ebenfalls sehr gläubig zu sein - bei einigen Textstellen recken alle die Hände in die Luft und bejubeln die Ansagen. FOR TODAY liefern einen ganz starken Auftritt ab. Privat würde ich sie mir nicht anhören, live aber immer wieder gerne. Diese Show lohnt sich!


Setliste:
Saul Of Tarsus (The Messenger)
Ezekiel (The Visionary)
Joel (The Watchman)
Infantry
Immanuel (The Redeemer)
Words Of Hope
Isaiah (The Willing)
Agape
[Pia-Kim Schaper]

"Laying Europe To Rest" lautet das Tourmotto, mit dem THEOCRACY derzeit auf Tour sind. Doch was will es uns nach diesem durchwachsenen Auftritt sagen? Sie wollen Europa schlafen legen? Ich weiß es nicht. Auch die Ursache für den Auftritt zu finden, fällt schwer. Manchmal war der Sound hervorragend, manchmal katastrophal. Stellenweise verstand man den Sänger, manchmal war er kaum zu vernehmen; schlimmer noch: Diverse Male lag er auch kräftig neben der Spur. Ob das an mangelnden Proben oder schlechten Monitoreinstellungen lag, kann man sich kaum ausmalen. Aber insgesammt konnten THEOCRACY nicht überzeugen. Gerade mit SINBREED, INFINITE HORIZON und LIGHTMARE hatte man heute schon Besseres erlebt. Schade, denn die Amis hatten in ihren Songs einige coole Ideen am Start - aber an der Vermittlung scheiterten sie. Dem Vernehmen nach haben sie sich aber im Vergleich zu ihrem Warm-Up-Gig gestern deutlich gesteigert, so dass für die Besucher der restlichen Tour noch Hoffnung besteht, ein deutlich besseres Konzert als hier auf dem Metalfest zu erleben.

 

Setliste:
Theocracy
Writing In The Sand
Serpertis Kiss / Martyr
Laying The Demon To Rest
New Jerusalem
Nailed
Mirror Of Souls Part III
[Georg Weihrauch]

Der Schlaftrunk von THEOCRACY hat scheinbar gewirkt: Bei NARZISS ist nur noch wenig los. Die Screamos aus Jena singen und kreischen auf Deutsch und erinnern daher stark an die aufstrebenden Metalcoreler CALLEJÓN. Die wenigen verbliebenen Violent Dancer lassen es sich aber nicht nehmen, ihren Eislauf-Tanzstil fortzuführen. Sänger Alexander ist etwas übermotiviert und schmeißt versehentlich sein Mikro durch die Gegend. Amüsant ist jedoch der Metal-Assspin-Contest, den er veranstaltet: Der Fan, der sich am elegantesten auf dem Arsch im Kreis herumdrehen und dabei die Metal-Pommesgabel in die Höhe halten kann, gewinnt ein T-Shirt. Die Hardcoreler haben Spaß daran und führen auch noch ein paar andere Moves vor. Ganz großes Kino! Kurz zuvor holt Alex auch noch etwa zehn Fans auf die Bühne, die sich brav still hinsetzen und mit dem Kopf nicken. Musikalisch läuft es nicht ganz so gut. Alex trifft einige Töne nicht und singt unsauber. Zu dieser späten Stunde fällt das allerdings nur den Wenigsten auf. Darüber hinaus zeigen NARZISS häufig auch ihre melodische (Intros) und rockige Seite, was das Hardcore-Einerlei angenehm auflockert. Die Fünf harmonieren gut und witzeln während der Songs ein bisschen rum und bespritzen bzw. bespucken sich mit Wasser. Von einem Headliner habe ich zwar etwas mehr erwartet, aber wenigstens wurde mir bei dieser Show nicht langweilig.


Setliste:
Tränen
Meine kleine Seele
Ita Est
Beschlagene Gedanken
Und du verblasst
Gott
Maskerade
Asche
Hoffnungslos
Morgen nicht geboren
Das Tier
[Pia-Kim Schaper]

Den krönenden Abschluss machen THY BLEEDING SKIES. Und krönend trifft die Sache gut, denn der Fünfer aus Stuttgart und Helsinki tritt noch mal mächtig Arsch! Mit gleich vier Äxten stehen sie auf der Bühne, dadurch bekommt ihre Musik eine Vielschichtigkeit, die zu keiner Zeit überladen ist. Leider nutzen sie dieses Potenzial zu selten. Neben Songs ihres Debüts "Chapters Of Downfall" spielen sie auch Titel ihres kommenden Albums, das nach eigener Aussage 2028 erscheinen soll. Vor der Bühne ist mehr los, als ich erwartet hätte. Zum Abschluss werden kräftig die Haare geschüttelt - na, da mach ich doch gleich mal mit! Auf der Bühne geht leider nicht so viel: Der Fünfer bewegt sich wenig, spielt dafür aber umso besser.

Setliste:
The Inner Aspect
At The Edge
Memories
Curveball
Insomnia
The Chaos That Comes
Burning Angels
Thy Bleeding Skies

Um halb Drei ist das Metalfest im Friedewald zu Ende. Wir laden noch die letzten Bilder hoch und bauen dann unsere Zelte (oder auch: Technik) ab. Wir blicken auf ein Festival mit Höhen und Tiefen und einem etwas unausgeglichenen Freitag zurück. Leider war die diesjährige Veranstaltung nicht so gut besucht. Die sehensweren Bands hauen aber alles wieder raus. Unterm Strich steht ein gelungenes Festival - und das geglückte Experiment "Liveberichterstattung"!
[Pia-Kim Schaper]

 

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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