Massacre - Adelsheim

19.11.2007 | 09:49

01.11.2007, Live Factory

Unter dem Motto "Re-Animated And Back From The Dead" tourte bis vor kurzem die Death-Metal-Legende MASSACRE durch Europa. Für die europäischen Fans wollte man noch einmal richtig Gas geben und Material des legendären "From Beyond"-Albums (1991) abfeuern. Es soll die erste und letzte Reunion-Tour der Band um Kam Lee (Ex-MANTAS) und Rick Rozz (Ex-DEATH) gewesen sein. Ein recht exklusives Event also. MASSACRE machten unter anderem im nordbadischen Adelsheim Station, wo die Franzosen ASHURA, die belgische Band EXTERMINATOR sowie DENIAL FIEND (die neue Band der MASSACRE-Mitglieder) als Support-Acts fungierten.

Nach langer Wartezeit - das Konzert sollte ursprünglich schon um 18:30 Uhr beginnen - obliegt es den Franzosen ASHURA gegen 20:00 Uhr, das Publikum anzuheizen. Die Band spielt facettenreiche Musik, die hauptsächlich im Death Metal verwurzelt ist. Neben krachigen Riffs sind die Lieder der Band auch oft mit ausgesprochen melodischen Soli durchsetzt. Auf der anderen Seite gibt es auch knallige Blastbeat-Parts und nette Grunts. Mit der Einmarsch-Walze 'The Cursed Seal' legen ASHURA motiviert und musikalisch durchaus versiert los. Etliche Titel des gerade erschienenen Albums "Legacy Of Hatred" spielt die Band an diesem Abend, darunter 'My Cold Fury', 'The Legacy Of Hatred', 'Eye Of The D.R.E.A.D.' und 'Might Is Right'. Die Reaktionen des Publikums sind wohlwollend, aber ziemlich zurückhaltend. Es gibt sparsam dosierten Applaus. Insgesamt können die Franzosen leider nicht viel beim Publikum in der Live Factory, die noch sehr spärlich gefüllt ist, reißen. ASHURA sind aus meiner jedoch Sicht eine gutklassige Opener-Band, die Fans von abwechslungsreicher Mucke jenseits von Dauerblastbeat-Sperrfeuer beobachten sollten.
[Martin Loga]

Nee, also tut mir leid, ich kann mit diesem merkwürdigen Mix aus modernem Death Metal und Metalcore (soll wohl grindig sein, dafür aber viel zu brav) nichts anfangen. Ordentlich klingt's in den Doublebass-unterlegten, groovigeren Momenten, die sind aber leider äußerst rar gesät. Als dann auch noch die "hochmelodiösen" Intermezzi ausgepackt werden, ist's bei mir ganz aus. Nach den Vorschusslorbeeren meines Kollegen sind ASHURA für mich die Enttäuschung des Abends.
[Thorsten Seyfried - Gastautor]

Weiter geht es mit DENIAL FIEND. Die Band besteht, wie eingangs schon erwähnt, zu vier Fünfteln aus dem Personal der später noch aufspielenden MASSACRE. Shouter Kam Lee wuselt zunächst mit einer billigen Supermarkt-Gruselmaske und Skelettmuster-Handschuhen über die Bühne, die er jedoch recht schnell ablegt. Die Band startet mit 'They Rise' in ihren Set. Abgesehen von einigen Fotografen steht der Großteil des Publikums circa fünf Meter von der Bühne entfernt. Die Resonanzen auf den soliden, aber nicht unbedingt prickelnden Death Metal, den DENIAL FIEND anzubieten haben, fallen mager und auf alle Fälle sogar schlechter als beim Auftritt von ASHURA aus. Kam Lee wirkt etwas ungehalten und lässt neben unfreiwilliger Komik ("This song is about eating flesh. It is called 'Flesh-Eater'") auch etwas sarkastisch/selbstironische Sprüche ab. Kostprobe gefällig? Nach einem kurzen, mageren Zwischenapplaus gibt er ein trotziges "Thank you. All five of you" von sich. Das Publikum rührt sich nicht die Bohne und Kam Lee und Co. können einem fast schon leid tun. Nach einer knappen halben Stunde kündigt Kam noch einen alten Track aus frühen MANTAS-Demotagen an. In dieser Band spielte auch ein gewisser Chuck Schuldiner als Teenager, bevor man sich in DEATH umbenannte. 'Legion Of Doom' knallt gewaltig und erzeugt die mit großem Abstand besten Publikumsreaktionen. Wenn das nicht bezeichnend ist, das eine Coverversion die bei weitem beste Resonanz erzeugt, dann weiß ich auch nicht mehr. Es gibt jedenfalls nur sehr wenige Konzertbesucher, die nach dem Auftritt mit den farblich ausgesprochen hässlich gestalteten DENIAL FIENDS-Tourshirts herumlaufen. Wer lässt sich eigentlich solche beschissenen Designs einfallen?
[Martin Loga]

Setlist:
They Rise
Tombs Of The Cursed
Flesh-Eater
Cover Me In Blood
Frankenstein
Let The Blood Flow
Legions Of Doom (MANTAS-Cover)

Nach den eher bescheidenen Auftritten der ersten beiden Bands kommen jetzt also EXTERMINATOR. Gerüchten zu Folge (kann mich echt nicht mehr daran erinnern) sollen die mir auf der "Masters of Death"-Tour schon nicht gefallen haben [genauso war's! - ML]. Es kommt wirklich knüppeldick ... aber siehe da! Entweder haben mich DENIAL FIEND und vor allem ASHURA so sehr enttäuscht, dass ich EXTERMINATOR jetzt aus Prinzip gut finde oder sie haben sich erheblich gesteigert. Gehen wir einfach mal von Letzterem aus, bekommt man hier eine zwar überraschungsfreie, aber grundsolide Darbietung in Sachen Thrash mit leichten Death-Metal-Anleihen. So muss der Auftritt einer Support-Band klingen. Roh, konsequent und sympathisch prügeln sich die Jungs aus dem "Chönen, kleinen Pelgien" (O-Ton) durch ihr knapp 35-minütiges Set. Dass die Band, die mittlerweile schon die vierte Scheibe am Start hat, noch immer keinen Plattenvertrag hat, verwundert da schon ein bisschen. Enttäuschend sind allerdings einmal mehr die Publikumsreaktionen. Die Wenigen, die gekommen sind, verteilen sich über die ganze Halle, was der Stimmung nicht gerade zuträglich ist (Wenn ich schon 20 € Eintritt zahle, kann ich mich doch auch vor zur Bühne bequemen und nicht im letzten Eck rumgammeln. Man muss ja nicht gleich abgehen wie Sau, aber ein bisschen Interesse zeigen ist den Bands gegenüber nur fair.). Mich haben die Jungs um Sänger und Gitarrist Jacky jedenfalls überrascht.
[Thorsten Seyfried - Gastautor]

Setlist:
Church of Chaos
Black Dominion
Hysteron Proteron
Opaque Ordeal
Road Crash Rebellion
Fragments Of An Agony Deranged
Circle Of Violence
Tragedy ... Rejoice

Gegen 22:40 Uhr ist es dann endlich so weit. Zu unheiligen Introklängen des mächtigen 'Dawn Of Eternity' betreten MASSACRE die Bühne. Das Publikum schädelt gewaltig ab. Der Sound ballert massiv und kristallklar aus den Boxen. Endlich wird der Sicherheitsabstand zur Bühne massiv verkleinert und MASSACRE demonstrieren mit Songmaterial des "From Beyond"-Albums und einem Track der "Inhuman Condition"-EP, was eine Harke ist. Egal ob MASSACRE den brutalen Titeltrack 'From Beyond', das endgeile 'Biohazard' oder auch das schnelle 'Succubus' ins Publikum pusten: hier fliegt die Kuh! Kam Lee hat sichtlich mehr Spaß als an der Performance mit DENIAL FIEND und peitscht seine Band gehörig an. Am frenetischsten wird gegen Ende des Sets dann 'Corpsegrinder' mitgebrüllt. Das Publikum in den ersten vier oder fünf Reihen steht regelrecht unter Strom, während die dahinter stehenden drei Viertel des Publikums sich nicht die Bohne rühren. Seltsam! Nach 55 intensiven Minuten ist dann aber auch schon Schicht im Schacht. Nachdem sich die Band beim Publikum verabschiedet hat, werden bereits die ersten Abbauarbeiten des Equipments angeleiert. Trotz der starken Publikumsreaktionen in den ersten Reihen werden kurioserweise nicht einmal Zugabe-Rufe angestimmt. Vielleicht auch wegen des Umstands, dass sofort nach Auftrittsende Konservenmusik eingespielt wird und die Bandmitglieder ihre Instrument wegpacken.
[Martin Loga]

Setlist:
Dawn Of Eternity
Cryptic Realms
Biohazard
Chamber Of Ages
From Beyond
Defeat Remains
Succubus
Corpse Grinder
Provoked Accuser

Festzuhalten bleibt, dass der Auftritt von MASSACRE wirklich ein Knaller war. Auch der Sound war hervorragend. Schön, diese Legende noch einmal live erlebt haben. Aber die Spielzeit des Auftritts von Kam Lee und Co.? 55 Minuten sind für meine Begriffe etwas mager - auch wenn Kam Lee natürlich noch mit bei DENIAL FIEND singt und dadurch eine Doppelbelastung hat. Wie dem auch sein: MASSACRE rulten dennoch gehörig. Leute: ihr habt was verpasst!

Redakteur:
Martin Loga

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