Miroque-Festival 2007 - Osterburken

26.09.2007 | 22:55

01.09.2007, Histotainmentpark Adventon

Das Miroque-Team hatte sich nach den bisherigen drei Events im Jahre 2004 etwas Zeit gelassen und präsentierte vor stimmiger Kulisse im Histotainmentpark Adventon die Bands VERSENGOLD, VEITSTANZ, OMNIA, ESTAMPIE zusammen mit L'Ham de Foc, CULTUS FEROX und CORVUS CORAX.

Das Miroque-Team hatte sich nach den bisherigen drei Events im Jahre 2004 etwas Zeit gelassen und präsentierte vor stimmiger Kulisse im Histotainmentpark Adventon die Bands VERSENGOLD, VEITSTANZ, OMNIA, ESTAMPIE zusammen mit L'Ham de Foc, CULTUS FEROX und CORVUS CORAX.

Beim Histotainment Park Adventon handelt es sich um ein ähnlich gelagertes Projekt wie die Burg Guédelon in Frankreich. Doch anstelle einer Burg soll in der Nähe des süddeutschen Heilbronn ein mittelalterliches Dorf bzw. eine mittelalterliche Stadt entstehen - natürlich auf traditionelle Bauweise, ganz ohne Presslufthammer, Zementmischer und Hilti Bohrmeißel. Aktuell präsentieren sich allerdings nur eine Handvoll Gebäude in den unterschiedlichsten Fertigstellungsstufen auf dem weitläufigen Gelände um einen großen Gutshof. Aber auch Rom wurde bekanntlicherweise nicht an einem Tag erbaut, und so haben die Väter und Mütter des ambitionierten Projektes einen weiten Blick in die Zukunft. Aber auch das Hier und Jetzt vergessen die Macher nicht und bieten Workshops, diverse Veranstaltungen wie z. B. ein Wikingerlager, oder eben Konzerte wie das Miroque-Festival an. Wer sich für die mannigfaltigen Events interessiert, findet einen aktuellen Terminkalender in der digitalen Niederlassung des Adventon.

Umrahmt wurde das Miroque-Festival von einem kleineren Mittelaltermarkt, der mit den üblichen Verdächtigen gefüllt war: Schmuckhändler, Metstand, Schmiedewaren, Lager von diversen Mittelaltergruppen, Handwerker, Essensstände usw. Soweit also nichts Neues, wenn man mal davon absieht, dass einem durchaus mal ein Schwein oder ein Huhn über den Weg laufen bzw. flattern konnte. Das Festival selber fand in einem abgetrennten Bereich stand, so dass sich ein Besuch auch nur auf den Markt beschränken konnte. Im Anbetracht der doch etwas ruppigen 37 Euro, die an der Abendkasse für das Festival erhoben wurden, war dies durchaus eine Option.

Unter einem wolkenverhangenen, grauen Himmel eröffnete dann gegen 15 Uhr die Gruppe VERSENGOLD. Nachdem diese bisher nur auf diversen Märkten aufgetreten waren, war dies das erste Festival für das Quartett. Von Lampenfieber war auf jeden Fall nichts zu merken, zudem haben die Vier mit Sängerin Sirkka eine sehr starke Vokalistin an Bord. Absolutes Highlight war der auf elbisch (Sindarin) gesungene Song 'Náre' vom aktuellen Album 'Allgebraeu'.

Wer glaubt das unsere eidgenössischen Nachbarn nur mit Alphorn und Kuhglocke umgehen können, wurde mit VEITSTANZ rasch eines Besseren belehrt. Ausgestattet mit dem typischen Waffenarsenal einer Mittelaltercombo wie Sackpfeife und Davul, lieferten die Schweizer einen ganz manierlichen Auftritt ab, der zwar technisch einwandfrei, aber sonst nicht weiter memorabel war. Von ekstatischen Zuständen war vor der Bühnen zumindest nichts zu sehen, wohl auch deswegen weil Mutterkorn (ein Getreidepilz, der im Mittelalter oft halluzinogene Zustände, eben den Veitstanz, auslöste) auf dem Gelände etwas rar war.

Mit OMNIA hatte sich danach ein heimlicher Headliner auf dem Miroque-Festival eingefunden. Die Pagan-Folk-Truppe aus den Niederlanden punkte ganz klar mit ihrem äußerst charismatischen Sänger Sic und dem Einsatz von Digerdoo und Slideridoo. Obwohl die "Verkehrssprache" mit dem Publikum Englisch war, durften auch die üblichen "Holländer-versucht-Deutsch-zu-sprechen"-Versuche nicht fehlen. Neu und überraschend war aber an dieser Stelle, dass als Sprachlehrer RAMMSTEIN genannt wurden. Neben lustigen Sprüchen hatte der Hollandvierer aber auch einiges an hervorragendem Songmaterial dabei, u. a. das neunminütige Stück 'The Raven' nach dem gleichnamigen Gedicht von Edgar Allan Poe. Beide Daumen hoch für die lustige Truppe aus den Niederlanden.

ESTAMPIE zusammen mit L'Ham de Foc, die danach spielten, sorgten für einen Bruch im Billing. Beileibe nicht qualitativ, handelt es sich bei der Truppe mit dem ehemaligen DEINE LAKAIEN-Mitglied Michael Popp und QNTAL-Frontfrau Sigrid "Syrah" Hausen um absolute Vollblutmusiker. Nein, irgendwie hinterließ der Auftritt den gleichen Eindruck, als würde man einen Physiker auf einem "Counterstrike"-Clantreffen über Schusswinkel und Aufprallenergie dozieren lassen. ESTAMPIE wollten mit den Spaniern L'Ham de Foc einfach nicht so in das Gefüge der anderen Bands passen, ungeachtet davon, dass das präsentierte Kollaborationsmaterial der beiden Truppen hervorragend war.

Dementsprechend wirkte die bunte und aufgedrehte Show der Berliner Piraten CULTUS FEROX danach wie ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht. Mittelalter-Rock, fast schon Metal, präsentierte die vielköpfige Truppe aus der Hauptstadt, passend zum jüngst gepflegten Image im Piratenoutfit. Wer CULTUS FEROX schon auf einer (Rock-)Liveshow gesehen hat, weiß, was dann fast eineinhalb Stunden auf das Publikum wartete. Wer das noch nicht erlebt hat, sollte diese Lücke schleunigst schließen, insbesondere wenn schon CDs von SALTATIO MORTIS und SCHELMISH im heimischen CD-Regal stehen.

Ungeachtet des Intervallregens ballte sich zum Headliner CORVUS CORAX noch einmal das Publikum vor der Bühne. Der Funke sprang auch sehr bald über, hatte die Gallionsfigur der traditionellen Mittelaltermusik überragend gute Laune mitgebracht. Insbesondere Teufel grinste sich ständig einen und bezog auch schon mal eine Grabensecurity mit in die Show ein. Ein mehr als würdiger Abschluss für ein kleines, aber feines Festival.

Es bleibt zu hoffen, das das Miroque-Team im kommenden Jahr wieder eine gleichartige Veranstaltung mit einem etwas nach unten korrigierten Preis auf die Beine stellt. Gelände und Ambiente haben auf jeden Fall schon einmal hervorragend gepasst.

Festival-Homepage

Redakteur:
Stef Thiel

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