NACHTSCHADEN - Hamburg

18.11.2016 | 17:24

01.11.2016, Kukuun

NACHTSCHADEN beweist einmal mehr seine Ausnahmestellung in der Szene.

NACHTSCHADEN ist eine sehr interessante Kombo, die mir das erste und letzte Mal 2014 auf der Kampnagel-Bühne in Hamburg begegnet ist (KLICK). Vom Trio aufs Duo geschrumpft präsentiert sich NACHTSCHADEN heute im Rahmen des Eigenarten-Festivals im Hamburger Club Kukuun mit einem 90-minütigen Programm, dass den Zuschauer auf eine vielfältige, düstere Reise mitnimmt.

Gitarrist und Programmierer Noschka und Sängerin Frieda präsentieren heute ein Set, welches experimenteller kaum sein könnte. Electro, Klassik, Metal oder Psychedelic? Warum nicht alles auf einmal? Es erklingen Metal-Riffs genauso wie flirrende Gitarrensoli, tanzbare Electro-Beats und auch sanfte, mittelalterliche Töne mit der Laute - allesamt auf höchstem Niveau von Noschka dargeboten. Der Gesang Friedas ist sehr emotional, mitunter folkloristisch anmutend und durch den oft verwendeten Hall-Effekt nicht immer ganz klar zuzuordnen. Sehr gelungen ist auch die Improvisation Friedas mit sich selbst in 'Totengesang' über einem Loop-Effekt. Das hätte gerne noch weiter ausufern können. Auf jeden Fall hört man wie auch 2014 in jeder Note die Leidenschaft, die allgegenwärtig mitschwingt. Das Spannende ist, dass ein Song wie 'Cure' oder 'Nature Boy' trotz seiner experimentellen Ausrichtung als astreiner Hit durchgeht, quasi als Experimental Alternative Pop-Rock. Yeah!

Auch wenn die Stimmung im Publikum aufgrund der düsteren Atmosphäre der Songs eher bedrückt ist - schließlich werden dunkle Träume vertont -, hört man am Applaus, dass das Gehörte zwar nicht immer verstanden, aber akzeptiert wird. Zusätzlich werden visuelle Effekte im Hintergrund eingesetzt, die aufgrund der hellen Bühnenbeleuchtung nicht immer gänzlich zur Geltung kommen. Das Duo agiert eher introvertiert, was aber zu der ästhetischen, künstlerischen Musik passt. Was mir auffällt ist, dass die Electro-Sounds, die mitunter live produziert werden, teilweise etwas dünn aus den Boxen kommen, was aber auch gewollt sein kann.

Ja, man könnte NACHTSCHADEN sogar eine avantgardistische Ausrichtung attestieren, denn wie hier verschiedenste Einflüsse zu einem großen Ganzen mutieren, ist schon große Kunst. Apropos: Als nächsten Auftrittsort würde ich NACHTSCHADEN gerne auf einer abstrakten Kunstausstellung sehen, das wäre gewiss ein Fest für alle fünf Sinne. Demnächst wird die erste EP veröffentlicht werden, auf die Liebhaber abstrakter Kunst gespannt sein dürfen!

Setlist NACHTSCHADEN: Into The Darkness, Cure, Overcoming, Dream, Totengesang, Hoping, Silent, [Interlude], Behind Glass, Bleak, What It Takes, Nature Boy

Ein Dankeschön an die Fotos geht einmal mehr an Aglaja Brix!

Redakteur:
Jakob Ehmke

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